Finanzintermediär

Finanzintermediär

Ein Finanzintermediär ist eine Finanzinstitution, die indirekt (direkt siehe Finanzmarkt) Geld von Subjekten mit einem Kapitalüberschuss an Subjekte mit Kapitalbedarf vermitteln.

Typischerweise besitzen Privathaushalte einen Kapitalüberschuss und stellen damit den Großteil der Einlagen (Spareinlage) eines Finanzintermediärs (meist Kreditinstitute), während Unternehmen typischerweise Kapitalbedarf aufweisen und damit als Kreditnehmer auftreten. Finanzintermediäre sind somit Mittler zwischen Kapitalangebot und -nachfrage.

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Man kann zwischen Finanzintermediären im engeren und weiteren Sinn unterscheiden:

Der Finanzintermediär im engeren Sinn bezeichnet eine Institution, die Kapital von Anlegern entgegen nimmt und dieses an die Kapitalnehmer weitergibt. Eine Bank nimmt Depositen auf und vergibt Kredite. Zu den Finanzintermediären im engeren Sinn gehören folgende Geschäftsmodelle:

Finanzintermediäre im weiteren Sinn sind Institutionen, welche den Handel zwischen Kapitalgebern und -nehmern ermöglichen oder erleichtern, oder überhaupt jedermann, der berufsmässig hilft, Vermögenswerte von Dritten zu übertragen. Dazu gehören Finanzmakler, Börsendienste sowie Rating-Agenturen.

In seiner Aufgabe als effizienter Vermittler von Geldkapital übernimmt der Finanzintermediär auch die Umgestaltung des Faktors Kapital in dreierlei Hinsicht (wie auch der Finanzmarkt):

Die Bank als Finanzintermediär

Die allgemeine Definition eines Finanzintermediärs sieht dessen Tätigkeit in der Produktion, dem Handel und der Vermittlung von Finanzverträgen und von Finanzdienstleistungen.

Kreditgeber Kreditnehmer
Realvermögen Eigenkapital Anlagevermögen Eigenkapital
Finanzvermögen Umlaufvermögen Fremdkapital

Die Transformationsleistung ist die "Verarbeitung" von Inputfaktoren in Form von Einlagen zu Krediten, dem Output.

Bank als Finanzintermediär
A: Mittelverwendung P: Mittelherkunft
Kredite an Kreditnehmer Spar- und Termineinlagen
Anlagen (Finanz- u. Sach-) Anleihen

Losgrößentransformation

Einzelne Einlagen und Kredite müssen nicht der Höhe nach übereinstimmen. Es findet keine Zuordnung von einzelnen Einlagen zu individuellen Krediten statt. Die Summen der Einlagen und der Kredite wird gepoolt. Über diese Poolbildung erreicht die Bank die Losgrößentransformation.

Fristentransformation

Die Fristigkeitsstruktur auf der Aktivseite (Struktur der Forderungen) stimmt nicht mit der Struktur der Passivseite überein. Die Bank übernimmt dieses Risiko aus der Fristentransformation.

Rechtliche Fristen (z.B. Kündigungsfrist bei Krediten und Einlagen) weichen oft von den tatsächlichen Fristen ab, wie etwa beim Überziehungskredit.

Liquiditätsprobleme entstehen, wenn die Bank zurückgeforderte Einlagen nicht zurückzahlen kann.

Ertragsprobleme ergeben sich aus dem Zinsänderungsrisiko; Kredite müssen etwa billiger als geplant vergeben werden und für Einlagen ist mehr als geplant zu zahlen.

Bei langfristigen Forderungen und formal kurzfristigen Einlagen besteht die Gefahr eines Bank Run. Ein Einlageabzug kann zum Schrumpfen der liquiden Einlagen (Bilanzverkürzung) führen.

Risikotransformation

Die Bank transformiert unsichere Kredite in (beinahe) sichere Einlagen.

Diese Leistung wird erreicht mit folgenden Maßnahmen:

  • Portfoliobildung (Diversifikation)
  • Überwachung der Kredite (Monitoring)
  • Haftung durch Eigenkapital
  • Vertragsgestaltung mit Sparern und Kreditnehmern.

Dabei übernimmt die Bank das Kreditausfallrisiko.

Informationstransformation

Die Bank vermittelt Informationen durch:

  • Reputationsaufbau
  • Standardisierung
  • Gütestempelung

Kapitalmarkt versus Finanzintermediär

Hier steht die Frage im Mittelpunkt, warum nicht einzelne Sparer sich direkt an Kreditnehmer wenden. Grund kann sein, dass sie die Dienstleistungen Losgrößen-, Risiko- und Laufzeittransformation konsumieren. Außerdem gibt es Marktzugangsbeschränkungen. Das Ausfallrisiko mag auch eine Rolle spielen.

Finanzintermediäre verringern die Kosten, die aus Informationsasymmetrien zwischen Vertragsparteien entstehen. Siehe auch: Banktheorie

Siehe auch


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