Futschi

Futschi

Futschi, auch Fudschi, ist ein Longdrink, der aus Cola und Weinbrand gemischt wird.[1] Futschi wird hauptsächlich in Kneipen in Berlin angeboten. Bis zur Wiedervereinigung galt Futschi als typisch West-Berliner Getränk.

Der Name leitet sich vermutlich von umgangssprachlich futschi kato für kaputt her. Während der Zeit des Nationalsozialismus kursierten in Berlin verschiedene Witze nach dem Schema „Wie heißt Winterhilfswerk auf Chinesisch? – pinke pinke futschi futschi“. Auch hier stand futschi für kaputt, zerstört, nicht mehr vorhanden.[2]

Im literarischen Kontext wird Futschi typischerweise erwähnt, um beim Leser das Bild einer proletarischen Berliner Kneipenszene heraufzubeschwören. So zum Beispiel in einem im „Kursbuch“ 1978 veröffentlichten Text, in dem es heißt: „Da biste irgendwo in ’ner Disko … kommste rin, setzt dich hin, trinkst deinen Futschi oder wat“[3], oder in einem Roman aus dem Jahr 1996: „Ich bin ungern mit rüber, bestelle mir einen Tee. Kein Bier, kein Futschi, keinen Sekt, einen Tee.“[4], oder „Ihr Gesicht wirkte blass und reflektierte das blaurote Neonlicht der Reklamebeleuchtung hinter dem Tresen. ‚’N Futschi, Klaus‘, sagte sie, und kramte in den Taschen ihrer Lederjacke herum“ aus dem Roman Und willst du nicht mein Bruder sein.[5][6]

Auf dem Album "Urlaub fürs Gehirn" von K.I.Z. In "Der durch die Scheibeboxxxer", wird es ebenfalls erwähnt: "Ey.ey du hast hier noch n bisschen wat auffe Uhr, n paar Futschi sind hier noch offen!"; "Futschi 1.50? Wat kost' hier der Hektoliter?"

Ironisch-komische Stadtführungen durch die „Bronx von Berlin“ – gemeint sind Berliner Stadtteile wie Neukölln oder Schöneberg – kehren „stilecht“ zum Futschi ein oder werden gleich als „Futschi-Tour“ bezeichnet.[7][8] Symbolträchtig ist ein Bericht über die Gentrifizierung von Prenzlauer Berg mit „Der letzte Futschi“ überschrieben.[9]

Nach einer Liste der Süddeutschen Zeitung ist Futschi einer von 100 Gründen, die „für Berlin sprechen“.[10]

Einzelnachweise

  1. Carmen Böker, Silvia Meixner: Wie werde ich ein Berliner?: In 55 Schritten zum Hauptstädter. 2002, S. 163; für die Schreibweise Fudschi siehe der Roman Der Haschischraucher: Ein Mann im Abseits von Sadhu van Hemp, 2004, S. 115, 116; zur Kennzeichnung in Speisekarten siehe Merkblatt des Bezirksamtes Tempelhof-Schöneberg zur Kennzeichnungspflicht von Getränken, April 2005
  2. John Mayer: Geflüstertes: Die Hitlerei im Volksmund; Vox populi. 1946, S. 115; Götz Aly: Volkes Stimme: Skepsis und Führervertrauen im Nationalsozialismus. 2006, S. 79.
  3. Kursbuch/Rotbuch Verlag, 1978, S.93
  4. Richard Wagner: Lisas geheimes Buch. 1996, S. 114
  5. H. P. Dannenberg: Und willst du nicht mein Bruder sein. O. J.
  6. Weitere Beispiele in den Romanen: Ralf Rothmann, Hitze, 2003, S. 88; Wiglaf Droste, Gerhard Henschel, Ernst Kahl, Der Mullah von Bullerbü, Hamburg, 2000, S. 31; Ariane Damerow: Operation „sweety“: Eine Liebe im Schatten der Mauer. 2003, S. 97 oder der Kurzgeschichte Futschi
  7. Uta Eisenhardt: Futschi-Buletten-Empfang vor dem Estrel, Berliner Zeitung, 2. Mai 2008
  8. Futschi-Tour durch Neukölln, Der Tagesspiegel, 3. Mai 2008
  9. Susanne Lenz: Der letzte Futschi, Berliner Zeitung, 30. Januar 2003
  10. SZ: 100 Gründe, die für Berlin sprechen, Süddeutsche Zeitung, 20. Juli 2002

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