- Alcina
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Werkdaten Titel: Alcina Originaltitel: Alcina Form: Oper Musik: Georg Friedrich Händel Libretto: Antonio Marchi Literarische Vorlage: nach Ariost Uraufführung: 1735 Ort der Uraufführung: London Ort und Zeit der Handlung: Zauberland, während der Kreuzzüge in Palästina Personen - Alcina, eine morgenländische Zauberin (Sopran)
- Morgana, Alcinas Schwester (Sopran)
- Ruggiero, ein junger Held (Mezzosopran-Kastrat)
- Bradamante, Ruggieros Braut (Alt)
- Oronte, Feldhauptmann Alcinas (Tenor)
- Melisso, der Begleiter Bradamantes (Bass)
- Oberto, Sohn des Paladins Astolfo (Knabensopran)
- Ritter, Krieger, Geister, Volk (Chor)
Alcina (HWV 34) ist eine Oper in drei Akten von Georg Friedrich Händel, die am 16. April 1735 ihre Uraufführung hatte.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Normalerweise pflegte Händel die Opern für eine Saison jeweils im vorhergehenden Sommer zu komponieren. Bei Alcina dagegen liegt eine recht kurze Zeitspanne zwischen Fertigstellung und Aufführung. Er begann im Frühjahr 1735 mit der Komposition und beendete sie am 8. April. Gut eine Woche später, am 16. April fand die Uraufführung im Theatre Royal in Covent Garden statt. Das Werk wurde in den folgenden beiden Jahren wiederaufgenommen. Für 1738 ist noch eine Aufführung der Alcina in Braunschweig dokumentiert, danach verschwand das Werk wie alle anderen Händelopern von der Bildfläche, bis es 1928 in Leipzig wiederbelebt wurde.
Nach Ariodante war Alcina die zweite Oper, die nicht mehr für das Theater am Haymarket bestimmt war. Ebenso wie diese ist es eine Ballettoper, denn in Covent Garden stand Händel eine Ballettruppe zur Verfügung, die allerdings nach der Saison von 1735 abreiste.
Zusammen mit Ariodante und dem Orlando von 1733 bildet Alcina gewissermaßen einen Zyklus von Werken über Ariostos Epos Orlando furioso. Im hier verwendeten 6. und 7. Gesang geht es um die Liebe des Ritters Ruggiero (dt. Rüdiger) zu Alcina, von der er verzaubert worden ist. Der Librettist der Oper ist unbekannt, aber es ist eine Bearbeitung eines von Riccardo Broschi vertonten Textbuches L'Isola d'Alcina von 1728.
Personen
Die Besetzung wurde bei der Uraufführung von folgenden Sängern gesungen:
- Alcina, eine Zauberin: Anna Maria Strada (Sopran)
- Ruggiero, ein Ritter: Giovanni Carestini, genannt „Cusanino“ (Mezzosopran-Kastrat)
- Morgana, Alcinas Schwester: Cecilia Young (Sopran)
- Bradamante, Ruggieros Angetraute: Maria Caterina Negri (Alt)
- Oronte, Heerführer: John Beard (Tenor)
- Melisso, Bradamantes Vertrauter: Gustavus Waltz (Bass)
- Oberto, Sohn des Paladins: William Savage (Knabensopran)
Das Orchester ist besetzt mit Violine I/II, Viola, Piccoloflöte, Blockflöte I/II, Oboe I/II, Fagott, Horn I/II, B.c., Solovioline, Solovioloncello
Handlung
Die Zauberin Alcina lockt Ritter auf ihre Insel, um sie in wilde Tiere, Steine und Wellen zu verwandeln. Sie hat sich in Ruggiero verliebt, der nicht von ihr loskommt. Seine Verlobte Bradamante ist – als ihr eigener Bruder Ricciardo verkleidet – auf der Suche nach ihm und landet auf Alcinas Zauberinsel.
Erster Akt
Ein von steilen Bergen umrahmter Ort. Bradamante und Melisso sind auf der Suche nach Alcinas Schloss und begegnen deren Schwester Morgana, die sich unmittelbar in Bradamante (die als Mann verkleidet ist) verliebt („O s'apre al riso“). Alcinas prächtiger Palast erscheint. Sie führt die beiden zum Palast, wo Ruggiero an der Seite Alcinas sitzt, umgeben von Rittern und Frauen, die die Ankömmlinge als Chor begrüßen („Questo è il cielo de' contenti“). Sie bitten darum, bleiben zu dürfen, bis sich das Meer beruhigt hat. Alcina erlaubt es und bittet Ruggiero, von ihrer Liebe zu erzählen („Di', cor mio, quanto t'amai“).
Oberto, der sich in Alcinas Gefolge befindet, fragt die beiden, ob sie von seinem Vater gehört haben. Zusammen mit ihm ist er an der Insel gestrandet, findet ihn aber nicht wieder („Chi m'insegna il caro padre?“). Bradamante fragt Ruggiero, ob er sie erkenne. Er sieht eine Ähnlichkeit mit Ricciardo, bestreitet aber, dass er eine Verpflichtung gegenüber seiner Verlobten Bradamante habe. Er liebt Alcina und verspottet Bradamante („Di te mi rido“).
Morganas Liebhaber Oronte wirft „Ricciardo“ vor, ihm seine Geliebte weggenommen zu haben. Morgana kommt hinzu und stellt sich auf Bradamantes Seite. Bradamante erklärt ihm, dass er von Eifersucht gequält werde, und ihr, dass sie die Kraft der Liebe spüre; Gefühle, von denen sie selbst bewegt sei („È gelosia, forza è d'amore“).
Vorzimmer von Alcinas Gemächern. Oronte, vom Betrug Morganas desillusioniert, versucht nun auch Ruggiero zu überzeugen, dass Alcinas Liebe nur Heuchelei sei. Er warnt ihn, der Frau nicht zu vertrauen („Semplicetto! A donna credi?“).
Als Alcina auf Ruggiero trifft, macht er ihr Vorwürfe, dass sie Ricciardos wegen treulos sei. Sie beschwört ihre Treue („Sì, son quella“). Bradamante offenbart Ruggiero ihre wahre Identität, doch er glaubt ihr nicht und nimmt – von Orontes Warnung irritiert – an, dass Ricciardo es auf Alcina abgesehen habe („La bocca vaga, quell'occhio nero“).
Morgana warnt Bradamante, dass Alcina Ricciardo auf Drängen des eifersüchtigen Ruggiero in ein Tier verwandeln wolle. Bradamante schwört Morgana aus taktischen Gründen ihre Liebe, und Morgana erklärt ihrerseits ihre Liebe („Tornami a vagheggiar“).
Zweiter Akt
Ein prunkvoller Saal in Alcinas Palast. Ruggiero besingt seine Liebe zu Alcina („Col celarvi a chi v'ama un momento“). Melisso (in der Gestalt Atlantes, des Erziehers Ruggieros) beschimpft Ruggiero als verweichlicht. Er gibt ihm einen Ring und bannt damit Alcinas Zauber über Ruggiero. Der Saal verwandelt sich in einen hässlichen Ort und Melisso in seine eigentliche Gestalt zurück. Ruggiero kommt zur Vernunft („Qual portento mi richiama“). Melisso erklärt ihm seinen Plan: er soll gegenüber Alcina nichts verraten, auf die Jagd gehen und dabei fliehen. Melisso mahnt Ruggiero, an Bradamante zu denken, die an verletzter Liebe leidet („Pensa a chi geme d'amor piagata“).
Ruggiero bittet Bradamante um Vergebung, hält sie aber immer noch für Ricciardo. Er glaubt, das Ricciardo nur durch einen erneuten Zauber Alcinas wie Bradamante aussieht. Bradamante möchte sich für seine Grausamkeit rächen („Vorrei vendicarmi“). Ruggiero ist verunsichert, weil er nicht weiß, ob er eine Täuschung oder tatsächlich seine Geliebte sieht („Mi lunsinga il dolce affetto“).
Ein offener Raum mit den Gärten im Hintergrund. Alcina will Ricciardo in ein Tier verwandeln, wird jedoch von Morgana aufgehalten. Morgana versichert, dass Ricciardo sie liebe und kein Rivale für Ruggiero sei („Ama, sospira“). Ruggiero teilt Alcina mit, dass er auf die Jagd gehen wolle. Sie lässt es zu, aber mit einem unguten Gefühle. Ruggiero erklärt, dass er seiner Geliebten treu sei – meint damit aber in Wirklichkeit Bradamante („Mio bel tesoro“).
Oberto kommt zu Alcina und bittet sie, ihn zu seinem Vater zu führen. Sie verspricht es ihm. Er schwankt zwischen Hoffnung und Furcht („Tra speme e timore“). Oronte erzählt Alcina, dass sie verraten ist und Ruggiero seine Flucht vorbereitet. Alcina ist verzweifelt darüber, verlassen zu werden („Ah! mio cor! schernito sei!“).
Oronte versucht auch Morgana zu überzeugen, dass sie verraten sei, doch sie glaubt ihm nicht und geht davon. Oronte schmäht sie („È un folle, è un vile affetto“).
Ruggiero bittet Bradamante um Vergebung. Sie umarmen sich, wobei sie von Morgana belauscht werden. Sie ist empört und warnt sie, dass sie von Alcina bestraft würden. Ruggiero besingt die Schönheiten der Natur, die bald wieder verschwinden werden, wenn der Zauber von Alcinas Insel gebannt ist („Verdi prati, selve almene“).
Kellerraum für die Zauberei. Alcina ist verzweifelt darüber, dass Ruggiero ihr seine Liebe nur vorgespielt hat, vor allem, weil sie ihn selbst noch liebt. Auch ihre Zauberkräfte sind dahingeschwunden („Ombre pallide“).
Dritter Akt
Vorhalle des Palastes. Morgana, die nun die wahre Identität Bradamantes kennt, versucht Orontes Gunst wiederzugewinnen, indem sie ihn an seinen Treueschwur erinnert. Der aber gibt vor, sie nicht mehr zu lieben. Morgana bittet ihn um Vergebung („Credete al mio dolore“). Als Oronte allein ist, gesteht er sich seine Liebe zu ihr ein („Un momento di contento“).
Alcina stellt Ruggiero zur Rede, und dieser gibt nun offen zu, dass er mit seiner Braut Bradamante gehen will. Sie droht ihm und gibt doch zu, dass sie ihm nichts antun kann, weil sie ihn liebt („Ma quando tornerai“).
Melisso und Bradamante kommen zu Ruggiero und teilen ihm mit, dass die Insel von Zaubertieren und bewaffneten Truppen umgeben sei. Ruggiero muss in den Kampf ziehen, hat aber gleichzeitig Angst, Bradamante allein zu lassen („Sta nell'Ircana“).
Unterdessen will Bradamante den Zauber lösen, der über der Insel liegt, und allen das Leben wiedergeben („All'alma fedel“).
Oronte berichtet Alcina, dass Ruggiero den Kampf gewonnen hat und nun die Insel bedrohe. Alcina trauert („Mi restano le lagrime“).
Man sieht Alcinas Palast und die Urne, die Alcinas Zauberkraft enthält. Oberto glaubt, dass er schon bald seinen Vater wiedersehen wird. Alcina hat ihn belauscht und lässt einen zahmen Löwen aus einem Käfig, der sich vor Oberto niederlegt. Sie gibt Oberto einen Speer und fordert ihn auf, den Löwen zu töten, doch Oberto erkennt in ihm seinen Vater. Als Alcina selbst das Tier töten will, richtet er den Speer auf sie („Barbara! Io ben lo so“).
Ein letztes Mal treffen Bradamante und Ruggiero auf Alcina. Alcina bittet und droht ihm, zu bleiben, doch ihre Zauberkräfte sind dahin („Non è amor, nè gelosia“). Ruggiero geht auf die Urne zu, um sie mit seinem Zauberring zu zerstören. Alcina versucht ihn zu hindern, woraufhin Bradamante es versucht. Morgana bittet sie einzuhalten. Als noch Melisso und Oronte dazukommen, sind Alcina und Morgana verloren. Ruggiero zerbricht die Urne, und die ganze Szene bricht zusammen. Die verzauberten Menschen verwandeln sich zurück und versammeln sich zum Chor („Dall'orror di notte cieca“). Nach einem Ballett wird der Schlusschor angestimmt („Dopo tante amare pene“).
Literatur
- Silke Leopold: Händel. Die Opern. Bärenreiter 2009, ISBN 978-3-7618-1991-3.
- Albert Scheibler: Sämtliche 53 Bühnenwerke des Georg Friedrich Händel. 1995, ISBN 3-928010-05-0.
Weblinks
- Partitur von Alcina (Händel-Werkausgabe, hrsg. v. Friedrich Chrysander, Leipzig 1868)
- Handlung von Alcina (Händel-Haus London)
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