Orlando (Händel)

Orlando (Händel)
Werkdaten
Titel: Orlando
Originalsprache: italienisch
Musik: Georg Friedrich Händel
Literarische Vorlage: Der rasende Roland von Ludovico Ariosto
Uraufführung: 27. Januar 1733
Ort der Uraufführung: London
Spieldauer: ca. 2½ Stunden
Personen
  • Orlando (Alt oder Countertenor)
  • Angelica, Königin von Carthay (Sopran)
  • Medoro, afrikanischer Prinz (Alt)
  • Dorinda, eine Schäferin (Sopran)
  • Zoroastro, ein Zauberer (Bass)

Orlando (HWV 31) ist eine Oper in drei Akten von Georg Friedrich Händel.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Der Librettist des Werks ist nicht bekannt, aber er stützte sich auf Carlo Sigismondo Capeces Libretto L'Orlando, overo La gelosa pazzia, das Domenico Scarlatti 1717 für Rom vertont hatte. Dieses wiederum basiert auf dem Epos Orlando furioso von Ludovico Ariosto von 1532, das auch den Stoff für Händels spätere Opern Ariodante und Alcina lieferte.

Händel komponierte das Werk von Anfang Oktober bis zum 20. November 1732. Die Uraufführung fand am 27. Januar 1733 im King's Theatre am Londoner Haymarket statt. In diesem Jahr kam die Oper auf zehn Aufführungen.

Handlung

Erster Akt

Nachts auf dem Land. Zoroastro beobachtet die Bewegungen der Planeten und sinnt darüber nach, wie geheimnisvoll sie für den menschlichen Verstand seien. Er glaubt zu erkennen, dass der Held Orlando wieder ruhmreiche Taten vollbringen wird. Orlando tritt auf, gleichermaßen erregt von der Liebe und vom Ruhm, und wird von Zoroastro aufgefordert, die Liebe und Amor zu vergessen und dem Kriegsgott Mars zu folgen („Lascia Amore“). Orlando ist geneigt, dem Tadel beizugeben („Imagini funeste“), erinnert sich aber, dass auch Herkules und Achill nicht verweichlichten, als sie sich den Frauen widmeten („Non fu già men forte“).

Ein Hain mit Schäferhütten. Dorinda erinnert sich an die Vergnügungen, die die Natur mit ihren Schönheiten ihr immer bereitet hat, fühlt sich nun aber von Unruhe erfüllt, die sie als Verliebtheit deutet („Quanto diletto avea tra questi boschi“). Orlando erscheint mit einer Prinzessin, die er gerade gerettet hat, verschwindet aber sogleich wieder („Itene pur fremendo“). Dorinda meint, dass auch er wohl für die Liebe lebe, und denkt über ihre eigene Unsicherheit nach („Ho un certo rossore“).

Angelica gesteht sich, dass sie sich in Medoro verliebt hat, während sie seine Wunden pflegte („Ritornava al suo bel viso“). Medoro, der ihr zunächst abseits zugehört hat, erklärt ihr seine Liebe, fühlt sich aber ihrer nicht wert. Sie beteuert, dass jemand, der ihr Herz besitze, sich auch König nennen dürfe („Chi possessore è del mio core“).

Dorinda hat festgestellt, dass es Medoro ist, in den sie sich verliebt hat. Er hat offenbar Angelica als seine Verwandte ausgegeben, um sie nicht zu enttäuschen. Nun versichert er ihr, dass er sie nie vergessen werde („Se il cor mai ti dirà“). Sie weiß, dass er lügt, und doch lässt sie sich von seinen Worten und Blicken täuschen („O care parolette“).

Zoroastro wirft Angelica ihre Liebe zu Medoro vor und warnt sie vor der Rache Orlandos, dem sie verpflichtet sei. Angelica, auf Medoro wartend, mit dem sie abreisen will, begegnet Orlando und stellt sich eifersüchtig auf die Prinzessin, die er gerettet hat. Er beteuert, dass er nur Angelica liebe, woraufhin sie ihn ermahnt, seine Treue unter Beweis zu stellen („Se fedel vuoi“). Orlando erklärt, dass er mit Ungeheuern und Riesen kämpfen wolle, um seine Liebe zu beweisen („Fammi combattere“).

Medoro will von Angelica wissen, mit wem sie gesprochen hat. Sie sagt, dass es Orlando gewesen sei, und warnt ihn, sich mit solch einem Rivalen anzulegen. Als sie sich zum Abschied umarmen, kommt Dorinda hinzu und muss ihre Enttäuschung einsehen. Sie wird von Angelica und Medoro getröstet („Consolati o bella“).

Zweiter Akt

In einem Wald. Dorinda meint, dass der Gesang der Nachtigall einen angemessenen Hintergrund für ihren Liebesschmerz sei („Quando spieghi i tuoi tormenti“). Orlando erscheint und fragt sie, warum sie den Leuten erzähle, dass Orlando Isabella liebe. Sie entgegnet, dass sie von Angelica gesprochen habe, die nun mit ihrem Geliebten Medoro abgereist sei. Dorinda erklärt, dass auch sie Medoro liebe und von ihm ein Juwel geschenkt bekommen habe (tatsächlich hat Angelica es ihr gegeben). Orlando erkennt darin das Armband, das er Angelica geschenkt hat, und zieht den Schluss, dass Angelica ihn betrogen habe. Dorinda erzählt ihm, dass Medoro sein Rivale sei, den sie in jeder Blume sehe und der für sie in jeder Naturerscheinung anwesend sei („Se mi rivolgo al prato“). Orlando ist erzürnt: er wolle Angelica bis in die Unterwelt verfolgen und sich dafür sogar das Leben nehmen („Cielo! Se tu il consenti“).

Eine Gegend mit Lorbeerbäumen auf der einen und einer Grotte auf der anderen Seite. Zoroastro warnt Angelica und Medoro vor der Rache Orlandos. Er verspricht, ihnen bei der Flucht zu helfen und erklärt, dass unser Geist im Nebel umherirre, wenn er von einem blinden Gott und nicht vom Verstand geleitet werde („Tra caligini profonde“).

Angelica bittet Medoro, die Pferde zu satteln, während sie warte. Medoro schnitzt ihre Namen in einen Baum und geht („Verdi allori, sempre unito“). Angelica sieht ein, dass sie sich gegenüber Orlando, der ihr Leben gerettet hat, als undankbar erwiesen hat. Aber gegen Amors Pfeil konnte sie sich nicht wehren („Non potrà dirmi ingrata“).

Orlando ist auf der Suche nach dem Liebespaar und findet ihre Namen in der Baumrinde eingeritzt. Er betritt die Grotte, um sie dort zu suchen.

Angelica nimmt Abschied von den Reizen der Natur („Verdi piante, erbette liete“). Da erscheint Orlando wieder, und sie flieht. Medoro sieht beide und folgt ihnen. Als Angelica wieder auf die Szene tritt, wird sie von einer Wolke umfangen und von vier Genien in die Lüfte getragen. Orlando verfällt nun dem Wahnsinn. Als Schatten will er in die Unterwelt gehen, um Angelica zu verfolgen. Er hört den Höllenhund Zerberus kläffen und sieht Medoro in den Armen Proserpinas („Ah! Stigie larve!“). Er will ihn ihr entreißen, wird aber von Proserpinas Weinen zunächst gerührt, entbrennt dann jedoch wieder in Wut („Vaghe pupille“). Er läuft in die Grotte, die auseinanderbricht. Zoroastro fährt auf seinem Wagen mit Orlando in den Armen hinweg in die Lüfte.

Dritter Akt

Ein Ort mit Palmen. Medoro ist auf Angelicas Wunsch zu Dorindas Haus zurückgekehrt. Sie bietet ihm an, sich dort zu verstecken, er gibt ihr aber zu verstehen, dass er sie nicht lieben könne („Vorrei poterti amar“). Dorinda ist froh, dass er jetzt die Wahrheit sagt.

Orlando trifft auf Dorinda und erklärt ihr seine Liebe („Unisca amor in noi“). Dorinda möchte darauf eingehen, ist aber irritiert. Schließlich stellt sich heraus, dass Orlando immer noch Wahnvorstellungen hat: er sieht in ihr Argalia, den Bruder seiner Geliebten, der von Ferrauto getötet worden ist. Mit dem imaginären Ferrauto liefert er sich einen Faustkampf („Già lo stringo, già l'abbraccio“).

Angelica kommt zu Dorinda und erfährt, dass Orlando wahnsinnig geworden ist. Sie hat Mitleid, hofft aber, dass er sich selbst besiegen wird („Così giusta è questa speme“). Dorinda bleibt zurück und beschreibt die Liebe als einen Wind, der neben kurzem Vergnügen lange Trauer bringt („Amor è qual vento“).

Zoroastro erklärt Orlando als Beispiel, dass der Liebende oft den Verstand verliert. Er verwandelt den Hain in eine Höhle und will den Helden vom Wahnsinn heilen („Sorge infausta una procella“).

Inzwischen berichtet Dorinda Angelica, dass Orlando ihr Haus zerstört und Medoro unter den Trümmern begraben habe. Sie geht ab, und Orlando kommt herbei. Er hält Angelica für Falerina und will sie töten. Angelica kann nicht mehr ihr eigenes Schicksal betrauern, weil sie über Medoro weint („Finché prendi ancora il sangue“). Orlando ergreift sie und wirft sie – wie er glaubt – in den Abgrund, tatsächlich in eine Höhle, die sich in einen Marstempel verwandelt. Er fällt in den Schlaf („Già l'ebro mio ciglio“).

Nun ist Zoroastros Zeit gekommen: vom Himmel erbittet er einen Trunk, um Orlando zu heilen („Tu, che del gran tonante“). Ein Adler bringt eine Vase, die Zoroastro über Orlandos Gesicht ausschüttet. Orlando erwacht und ist beschämt, dass er Angelica und Medoro getötet haben soll. Er will sich in den Abgrund stürzen („Per far, mia diletta“), wird aber von Angelica aufgehalten. Zoroastro hat sie und Medoro gerettet. Es kommt zur Versöhnung, und Orlando ist stolz, über sich selbst und die Liebe gesiegt zu haben („Vinse in canti“). Das Quintett findet sich zum Schlusschor zusammen („Trionfa oggi'l mio cor“).

Literatur

Aufnahmen/Tonträger

Weblinks


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