Führung von vorne

Führung von vorne

Führung von vorne ist ursprünglich ein taktisches Konzept der Kriegsführung, welches eng mit dem Prinzip des Gefechts der verbundenen Waffen einher geht. Heute wird darunter auch eine Wirtschaftsstrategie verstanden.

Führung von vorne bedeutet, dass ein Befehlshaber seine Truppen direkt an der Front befehligt und nicht in einem Stab hinter der Front. So kann er taktische Entscheidungen schneller und effizienter treffen. Außerdem kann er das Gefecht der verbundenen Waffen durch eine bessere Übersicht der Sachlage besser einschätzen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Führung von vorne ist die älteste aller Führungsformen, ein Befehlshaber nimmt passiv oder aktiv an den Kämpfen an der Front teil und gibt seine Befehle direkt an die ihm unterstellten Personen weiter.

Erst ab dem 17. Jahrhundert setzte sich eine Form der Führung durch, bei der der höhere Befehlshaber ab Bataillonsebene sich mit seinem Stab hinter der Front befand und seine Befehle per Melder an die ihm unterstellten Einheiten weitergab. Vorher waren die höheren Befehlshaber, wenn nicht direkt bei den Truppen, dann doch sehr nahe hinter ihnen.

Im Ersten Weltkrieg war die Führung von hinter der Front zur üblichen Vorgehensweise geworden. Höhere Kommandeure waren nie oder selten direkt bei der Front, sondern beobachteten allenfalls aus rückwärtigen Beobachtungsstellungen das Kampfgeschehen, auch, weil es an den nötigen Kommunikationsmitteln fehlte.

Zwischen den Weltkriegen

In der Zwischenkriegszeit wurde dieser von der Front entfernte Führungsstil besonders in der deutschen Reichswehr und später in der Wehrmacht einer scharfen Analyse unterzogen und von den Taktikern Erwin Rommel, Heinz Guderian und Erich von Manstein scharf kritisiert. Sie waren der Meinung, dass ein Befehlshaber, insbesondere von schnellen Einheiten in Bataillons- bis zur Divisionsstärke, zusammen mit der Auftragstaktik und der Einführung des Systems des Gefechts des Verbundes aller Waffen seine Truppen besser von der Front aus kommandieren könnte. Er könnte nur dort einen guten Eindruck von den taktischen Erfordernissen des Kampfes erhalten.

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg führten Guderian und Rommel mit dieser Taktik sehr erfolgreich ihre Einheiten durch den Polen- und Frankreichfeldzug. Danach wurde diese Taktik bei der Wehrmacht von allen schnellen Panzer-Einheiten und der motorisierten Infanterie übernommen.

Bei der langsamen Infanterie blieb es weiterhin bei der Gefechtsführung von hinter der Front. Dabei traten aber auch vermehrt die Schwachstellen dieses Führungsstils zutage. So kam es vor, dass Befehlshaber oft stundenlang von ihren Stäben abgeschnitten waren und somit nicht zur Führung ihres gesamten Verbandes zur Verfügung standen, so z. B. Rommel vor Tobruk. Auch war grundsätzlich die Verfügbarkeit von Führungsmitteln in Frontnähe geringer als in rückwärtigen Befehlsstellen, Führen von vorn war also prinzipiell erst möglich durch die breite Verfügbarkeit von Funkgeräten.

Eine weitere Gefahr war, dass der Befehlshaber über den unmittelbaren taktischen Eindrücken das Gesamtbild verlor und sich im Kleinkrieg verzettelte. Problematisch ist außerdem die Bevormundung der untergeordneten Führung durch den vor Ort befindlichen Befehlshaber, so dass deren Initiative und Autorität leiden kann.

Gegenwart

Heute wird das System von allen modernen Armeen mit Panzereinheiten bis zur Bataillonsstärke benutzt, da das größte Manko der Führung von vorne, die Kommunikation und der Informationsaustausch, durch moderne Führungssysteme größtenteils ausgeglichen werden kann.

Literatur

  • Erwin Rommel: Infanterie greift an
  • Heinz Guderian: Achtung - Panzer! 1937, ISBN 0-304-35285-3 (Englisch)

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