- Für unser Land
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„Für unser Land“ war ein Aufruf, der am 26. November 1989 und auf einer Pressekonferenz am 28. November in Ost-Berlin veröffentlicht wurde. Initiatoren und Autoren des Aufrufes waren 31 DDR-Bürger. Sie wandten sich gegen die Wiedervereinigung mit der Bundesrepublik Deutschland und plädierten für den Erhalt einer sozialistischen DDR.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Anfangs zielte die Opposition in der DDR überwiegend auf innere Reformen, nicht aber auf eine Vereinigung mit der Bundesrepublik Deutschland ab. Erstmals am 13. November 1989 wurde bei der Montagsdemonstration in Leipzig ein vereinigtes Deutschland gefordert. Auch von einigen Intellektuellen wie dem damaligen Rektor der Akademie für Gesellschaftswissenschaften Otto Reinhold wurde die Existenzberechtigung einer kapitalistischen DDR neben einer eben solchen Bundesrepublik in Frage gestellt.[1] [2]
Den Anstoß zum Aufruf „Für unser Land“ gab der niederländische evangelisch-reformierte Theologe Dick Boer. An der Formulierung des Aufrufs beteiligten sich Personen aus beiden genannten Gruppen. Unter diesen waren etwa Stefan Heym und Friedrich Schorlemmer. Die Endfassung wurde von der Schriftstellerin Christa Wolf formuliert und auf der Pressekonferenz von Stefan Heym verlesen und begründet.
Inhalt
Der Aufruf enthielt die Aufforderung, sich gegen eine Wiedervereinigung und für die Beibehaltung der Eigenständigkeit der DDR einzusetzen. Der Aufruf betonte Werte und Ziele wie Frieden, soziale Gerechtigkeit, Freizügigkeit und Schutz der Umwelt. Bei einer Wiedervereinigung befürchtete man „den Ausverkauf unserer moralischen und materiellen Werte“ und die Vereinnahmung der DDR durch die Bundesrepublik. Unter Rückgriff auf den „antifaschistischen Gründungsmythos der DDR“ wurden weitreichende innere Reformen bei gleichzeitiger Eigenstaatlichkeit der DDR gefordert. „Noch haben wir die Chance, in gleichberechtigter Nachbarschaft zu den Staaten Europas eine sozialistische Alternative zur Bundesrepublik zu entwickeln. Noch können wir uns besinnen auf die antifaschistischen und humanistischen Ideale, von denen wir einst ausgegangen sind.“[3]
Folgen
200.000 Personen unterzeichneten diesen Aufruf innerhalb der ersten zwei Wochen, nach Beendigung im Januar 1990 wurden über 1,1 Million zustimmende Unterzeichnungen gezählt, darunter Egon Krenz. Insgesamt hatte er in der Bevölkerung wenig Resonanz, da die Mehrheit eine Lösung der schwierigen Lage im Beitritt zur Bundesrepublik sah.
Dieser Sicht entsprach eher das ebenfalls am 28. November 1989 veröffentlichte Zehn-Punkte-Programm zur Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas von Bundeskanzler Helmut Kohl.
Einzelnachweise
- ↑ Michael Richter: Die friedliche Revolution: Aufbruch zur Demokratie in Sachsen 1989/90 S. 143
- ↑ Walter Süß: Staatssicherheit am Ende. Berlin 1999, S. 176
- ↑ Aufruf „Für unser Land“
Literatur
- Dietrich Staritz: Geschichte der DDR 1949–1990. Frankfurt am Main 1996, S. 390
- Herfried Münkler: Die Deutschen und ihre Mythen. Berlin 2009, S. 453
- Konstanze Borchert, Volker Steinke, Carola Wuttke (Hrsg.): "Für unser Land" - Eine Aufrufaktion im letzten Jahr der DDR. Frankfurt am Main 1994
Kategorien:- Politik 1989
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