Fürst Igor

Fürst Igor
Werkdaten
Titel: Fürst Igor
Originaltitel: Князь Игорь
(Knjas Igor)
Form: Durchkomponiert
Originalsprache: Russisch
Musik: Alexander Borodin
Libretto: Alexander Borodin
Literarische Vorlage: Mittelalterliches „Igorlied“
Uraufführung: 4. November 1890
Ort der Uraufführung: Sankt Petersburg
Spieldauer: etwa drei Stunden
Ort und Zeit der Handlung: In der Stadt Putiwl und im Lager der Polowetzer 1185
Personen
  • Fürst Igor (Bariton)
  • Fürstin Jaroslawna, dessen Gattin in zweiter Ehe (Sopran)
  • Wladimir, Igors Sohn aus erster Ehe (Tenor)
  • Fürst Galitzki, Bruder der Fürstin Jaroslawna (Bass)
  • Kontschak, Khan der Polowetzer (Bass)
  • Kontschakowna, dessen Tochter (Mezzosopran oder Alt)
  • Gzak, ein weiterer Polowetzer Khan (stumme Rolle)
  • Owlur, ein getaufter Polowetzer (Tenor)
  • Skula, Gudokspieler (Bass)
  • Jerosch, Gudokspieler (Tenor)
  • Fürsten, Fürstinnen, Bojaren, die Ältesten, russische Krieger, Mädchen, Volk, Polowetzer Khane, Freundinnen der Kontschakowna, Sklavinnen Kontschaks, russische Gefangene, Polowetzer Wachen. (Chor, Ballett und Statisterie)

Fürst Igor ist eine Oper in vier Akten mit einem Prolog von Alexander Porfirjewitsch Borodin. Der Komponist war auch sein eigener Librettist. Das Textbuch basiert auf dem mittelalterlichen Igorlied. Das Werk erlebte seine Uraufführung am 4. November 1890 in der Hofoper von Sankt Petersburg. Die Angaben zum Tag der Uraufführung sind in der Literatur nicht einheitlich, was darauf zurückzuführen sein dürfte, dass damals in Russland noch der julianische Kalender galt.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

1869 regte der Kunstkritiker und Historiker Wladimir Wassiljewitsch Stassow Alexander Borodin an, ein von ihm entworfenes Szenario nach dem mittelalterlichen Lied des Igor zu einer Oper auszubauen. Borodin war von der Vorlage so angetan, dass er sich gleich an die Arbeit machte. Er blieb aber nicht beharrlich bei der Sache, sondern legte immer wieder größere Pausen ein, um Werke für den Konzertsaal zu komponieren. Hinderlich an der Arbeit waren auch seine Hauptberufe als Arzt und Chemieprofessor, die viel seiner Zeit in Anspruch nahmen. Als Borodin am 15. Februar 1887 an einem Herzinfarkt starb, waren 18 Jahre vergangen, und die Oper war immer noch nicht fertig. Dass wir sie heute dennoch in ihrer Gänze hören können, ist Borodins Freund Nikolai Rimski-Korsakow und dessen Schüler Alexander Konstantinowitsch Glasunow zu verdanken. Sie vollendeten in zweijähriger Arbeit das Werk ganz im Sinne des Verstorbenen.

Orchester

Piccoloflöte, 2 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, Bassklarinette, 2 Fagotte; 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba; Pauke, Schlagzeug, Klavier ad libitum, Harfe; Streicher. Bühnenmusik: 2 Kornette, 2 Althörner, 2 Tenorhörner, Baritonhorn, Tuba, kleine Trommel.

Handlung

Prolog

Bild: Platz in Putiwl

Die russische Grenzstadt Putiwl wird immer wieder von marodierenden Polowzern aus der Steppe heimgesucht, worunter die Bevölkerung heftig zu leiden hat. Igor, der regierende Fürst, will sich dies nicht länger bieten lassen und stellt mit seinem Sohn Wladimir ein Heer zusammen, das gegen die Polowzer in den Kampf ziehen soll, um den Feind in seine Schranken zu weisen. Für die Dauer der Abwesenheit gibt er sein Land und seine junge Frau Jaroslawna, mit der er in zweiter Ehe verheiratet ist, in die Obhut des Fürsten von Galitsch, seinem Schwager.

Erster Akt

Bild: Am Hofe Galitzkis

Fürst von Galitsch hält sich nicht an den Auftrag, den ihm Fürst Igor vor seiner Abreise erteilt hatte. Am liebsten sähe er sich selbst als regierender Fürst. Mit seinen zahlreichen Kumpanen veranstaltet er Saufgelage zu Lasten der Staatskasse. Er bedrängt die Bauern und schändet die Mädchen.

Verwandlung – Bild: Gemach Jaroslawnas

Jaroslawna ist betrübt, weil schon viele Wochen vergangen sind und sie immer noch nichts von ihrem Gatten gehört hat. Als sie von dem schändlichen Verhalten ihres Bruders erfährt und ihn deshalb zur Rede stellt, fordert dieser von ihr, zum Nachfolger Igors eingesetzt zu werden; aber Jaroslawa verweigert ihm diesen Wunsch.

Endlich trifft eine Nachricht aus dem Feindesland ein. Sie enthält aber nicht die ersehnte frohe Botschaft; vielmehr wird der Fürstin mitgeteilt, die russischen Truppen seien von den Polowzern vernichtend geschlagen worden und Igor friste ein Leben als Gefangener.

Zweiter Akt

Szene aus dem zweiten Akt auf einer ungarischen Briefmarke (1967)

Bild: Feldlager

Im Lager der Polowzer lernt Kontschakowna, die Tochter des großen Khans, Igors Sohn Wladimir kennen und fühlt sich gleich zu ihm hingezogen. Auch Wladimir ist von der jungen Schönheit sehr angetan, sodass es nicht lange dauert, bis sich beide gegenseitig ihre Liebe gestehen und sich ewige Treue schwören.

Der getaufte Polowzer Owlur verhülfe Fürst Igor gerne zur Flucht, doch dieser schlägt das Angebot aus, weil er dem Khan versprochen hat, dass er nicht fliehen werde. Auch der Khan wäre bereit, Igor ziehen zu lassen, wenn er ihm verspräche, nie mehr gegen ihn zu Felde zu ziehen. Igor kann dies jedoch nicht mit seinem Gewissen vereinbaren.

Dritter Akt

Bild: Grenzwall des Feldlagers

Immer wieder kehren neue polowzische Truppen aus Putiwl mit gefangenen Russen, darunter auch Frauen und Kinder, ins heimische Feldlager zurück. Jetzt entschließt sich Igor, sein Versprechen, das er dem Khan gab, zu brechen; denn die Sorge um das Elend in seiner Heimat wiegt stärker. Als Kontschakowna von dem Fluchtplan erfährt, fleht sie Wladimir an, sie mitzunehmen. Ihr Geliebter aber zaudert. Daraufhin läutet sie die Sturmglocken. In dem nun entstehenden Durcheinander gelingt Igor mit Hilfe Ownurs die Flucht. Wladimir aber muss zurückbleiben. Khan Kontschak zeigt sich edelmütig und befiehlt seinen Truppen, den russischen Fürsten nicht zu verfolgen. Seiner Tochter gestattet er, mit Wladimir die Ehe einzugehen.

Vierter Akt

Bild: In Putiwl

Die Fürstin Jaroslawna klagt vor den zerstörten Mauern Putiwls ihr Leid und blickt traurig in die Ferne. Da sieht sie zwei Reiter nahen, in denen sie bald ihren Mann und dessen Retter Owlur erkennt. Erlöst fallen sich die beiden Gatten in die Arme. Das Volk strömt herbei und jubelt seinem Fürsten zu. Die Glocken der Stadt verkünden das freudige Ereignis.

Musik

In der Oper nehmen die Chöre und das Ballett einen breiten Raum ein. Letzteres hat seine bedeutendste Aufgabe am Ende des zweiten Aktes bei den berühmten Polowetzer Tänzen, die auch oft von Balletttruppen – losgelöst vom eigentlichen Werk – aufgeführt werden. In den Akten zwei und drei, die bei den Polowetzern handeln, ist die Musik stark orientalisch gefärbt, während in den übrigen Akten deutliche Anklänge an die russische Kirchenmusik nicht zu überhören sind.

Weblinks

 Commons: Prince Igor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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