Aldebert I. (La Marche)

Aldebert I. (La Marche)

Aldebert I. (auch Adalbert; † 997 vor Gençay) war seit etwa 975 ein Graf von La Marche aus dem Haus Périgord. Er folgte seinem Vater, Boson I. dem Alten, um das Jahr 974/975 in dessen Besitzungen in der Grenzlandschaft (franz: la Marche) des Limousin zum Berry nach und trug als erster der Familie dafür auch den Grafentitel (comitis Marchiæ).

Kurz nach dem Tod des Vaters wurden Aldebert und sein älterer Bruder, Graf Elias I. von Périgord, von dem Vizegrafen Guido I. von Limoges gefangen genommen, mit dessen Sippe die ihre verfeindet war. Während Elias noch im selben Jahr aus dem Kerker fliehen konnte, musste Aldebert der Überlieferung nach eine sehr lange Haft erdulden. Durch den baldigen Tod seines Bruders wurde er auch zum Grafen des Périgord. Vermutlich im Jahr 989 schloss er einen Frieden mit dem Vizegrafen indem er dessen Schwester heiratete, möglich das er zu diesem Anlass nun auch als Graf des Grenzlandes (franz: comte de la Marche) anerkannt wurde.[1] Der Frieden ermöglichte am 1. Juni 989 die Einberufung eines Konzils des aquitanischen Klerus in der Abtei von Charroux, als deren Schutzherren (advocati) die Söhne Bosos des Alten gelten. Dieses Konzil befasste sich erstmals mit der Einführung des Gottesfriedens im aquitanischen Raum, um den Zustand des feudalen Anarchismus entgegenzuwirken. Dieses Friedenskonzil wurde im Jahr 994 in Limoges ein zweites Mal einberaumt.

Ungeachtet dessen befehdeten Aldebert und sein jüngerer Bruder Boson II. anschließend den Herzog Wilhelm V. von Aquitanien, der eigentlich ihr Lehnsherr war. Gegen ihn verbündeten sie sich zur Jahreswende 995/996 mit dem mächtigen Grafen Fulko III. Nerra von Anjou. Aldebert griff zuerst Gençay an und zerstörte es um darauf gegen Poitiers zu ziehen, wo er auf dem Weg ein Heer des Herzogs besiegte, das sich ihm entgegengestellt hatte.[2] Danach vereinte er seine Kräfte mit denen von Anjou und gemeinsam eroberten sie im März 996 Tours. Dies provozierte im Frühjahr 997 eine Reaktion König Roberts II., der im Bunde mit dem Herzog von Aquitanien und dem Grafen von Blois eine Gegenoffensive startete und Fulko und Aldebert aus Tours vertrieb. Bei dieser Gelegenheit soll der König eine Frage an Aldebert adressiert haben, wer ihn den überhaupt zum Grafen ernannt hätte. Aldebert soll mit der Gegenfrage reagiert haben, wer den Robert II. zum König gemacht habe. Eine Anspielung auf die mangelnde Anerkennung der noch jungen Königsdynastie der Kapetinger unter den aquitanischen Großen.

Aldebert und sein Bruder führten den Kampf fort. Dabei griff er im Sommer 997 erneut das wieder aufgebaute Gençay an, wurde dabei aber von einem Pfeil tödlich verwundet. Er wurde in der Abtei von Charroux bestattet.[3]

Er war verheiratet mit einer Tochter des Vizegrafen Gerald von Limoges. Mit ihr hatte er einen Sohn, Bernard I., der ihm allerdings wegen Unmündigkeit nicht direkt nachfolgte. Stattdessen übernahm Boson II. die Grafschaften La Marche und Périgord.

Literatur

  • Georges Thomas: Les comtes de la Marche de la maison de Charroux, in: Mémoires de la Société des sciences naturelles et archéologiques de la Creuze 23 (1927), S. 561-700
  • Robert-Henri Bautier: Les origines du comté de la Marche, in: Mélanges d’archéologie et d’histoire offerts à M. Henri Hemmer par ses collègues et ses amis (1979), S. 10-19
  • Thomas Head: The Development of the Peace of God in Aquitaine (970-1005), in: Speculum Vol. 74 (1999), S. 663-666, 668, 677-678

Quelle

  1. Ademar von Chabannes, Chronicon III §25, hrsg. von Jules Chavanon (1897), S. 147-148
  2. Aimon von Fleury, Miracula s. Benedicti III §7, hrsg. von Eugène de Certain (1858), S. 147-148; Ademar von Chabannes, Chronicon III §34, hrsg. von Jules Chavanon (1897), S. 156
  3. Ademar von Chabannes, Chronicon III §34, hrsg. von Jules Chavanon (1897), S. 156


Vorgänger Amt Nachfolger
Boson I. der Alte Graf von La Marche
974/975–997
Boson II.
Elias I. Graf von Périgord
975–997

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Aldebert IV. (La Marche) — Aldebert IV. (auch Adalbert; † 1178/1180) war ein Graf von La Marche aus dem Haus Montgommery. Er war ein Sohn des Grafen Aldebert III., dem er zu einem unbekannten Zeitpunkt als Graf gefolgt war. Aldebert hatte mindestens zwei Kinder, die aber… …   Deutsch Wikipedia

  • Marche [3] — Marche (spr. Mahrsch, Mark). M. hatte seinen Namen, weil es die Grenze zwischen Poitou u. Berri machte, u. hieß auch M. Limosine, weil sie vor der Mitte des 10. Jahrh. einen Theil von Limousin bildete. Der erste bekannte Graf ist Boso I. der Alte …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Marche (Frankreich) — Die Marche ist eine historische Landschaft in Mittelfrankreich, ungefähr mit dem Département Creuse identisch. Man unterscheidet die Haute Marche um Guéret und die Basse Marche um Bellac. Die Grafschaft war im Besitz des Hauses Lusignan, bevor… …   Deutsch Wikipedia

  • Aldebert Ier — Pour les articles homonymes, voir Aldebert. Aldebert Ier (mort en 995) est un des quatre comtes de la Marche portant le nom Aldebert, et qui tous vécurent du Xe au XIe siècle. Il s empara de Poitiers et de Tours, vers 990. Sa réponse à… …   Wikipédia en Français

  • Aldebert (homonymie) — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Aldebert est une variante allemande du prénom germanique Albert  Aldebert Ier, comte de la Marche, X …   Wikipédia en Français

  • Graf von La Marche — Die Marche ist eine historische Landschaft in Mittelfrankreich, ungefähr mit dem Département Creuse identisch. Man unterscheidet die Haute Marche um Guéret und die Basse Marche um Bellac. Die Grafschaft war im Besitz des Hauses Lusignan, bevor… …   Deutsch Wikipedia

  • Grafschaft La Marche — Die Marche ist eine historische Landschaft in Mittelfrankreich, ungefähr mit dem Département Creuse identisch. Man unterscheidet die Haute Marche um Guéret und die Basse Marche um Bellac. Die Grafschaft war im Besitz des Hauses Lusignan, bevor… …   Deutsch Wikipedia

  • Comte de la Marche — Liste des comtes de la Marche Le comté de la Marche[1] apparaît à la fin du Xe siècle et dure jusqu à la Révolution française. Il passe entre les mains de différentes familles avant d être controlé par la famille royale après 1525. Sommaire… …   Wikipédia en Français

  • Liste Des Comtes De La Marche — Le comté de la Marche[1] apparaît à la fin du Xe siècle et dure jusqu à la Révolution française. Il passe entre les mains de différentes familles avant d être controlé par la famille royale après 1525. Sommaire 1 Premiers comtes[2] …   Wikipédia en Français

  • Liste des comtes de la marche — Le comté de la Marche[1] apparaît à la fin du Xe siècle et dure jusqu à la Révolution française. Il passe entre les mains de différentes familles avant d être controlé par la famille royale après 1525. Sommaire 1 Premiers comtes[2] …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”