Limoges

Limoges
Limoges
Wappen von Limoges
Limoges (Frankreich)
Limoges
Region Limousin (Präfektur)
Département Haute-Vienne
Arrondissement Limoges
Kanton Chef-lieu von 16 Kantonen
Koordinaten 45° 50′ N, 1° 16′ O45.8344444444441.2616666666667267Koordinaten: 45° 50′ N, 1° 16′ O
Höhe 267 m (209–431 m)
Fläche 78,03 km²
Einwohner 140.138 (1. Jan. 2008)
Bevölkerungsdichte 1.796 Einw./km²
Postleitzahl 87000
INSEE-Code
Website http://www.ville-limoges.fr/

Blick auf die Kathedrale von der Vienne aus
Klimadiagramm von Limoges.

Limoges [liˈmoʒ] (okzitanisch Limòtges) ist eine Stadt in Frankreich mit 140.138 Einwohnern (Stand 1. Januar 2008), gelegen am Fluss Vienne im nordwestlichen Zentralmassiv, Hauptstadt des Départements Haute-Vienne und der Region Limousin.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In vorrömischer Zeit war die Gegend von den keltischen Lemoviken besiedelt. Nach der Eroberung Galliens durch die Römer gründeten diese um 10 v. Chr. die Stadt als Augustoritum auf einer Anhöhe über der Vienne an der Stelle, wo sich die Straßen von Orléans nach Agen bzw. von Saintes nach Lugdunum (Lyon) kreuzten. In der Stadt entstanden zahlreiche Bauten, die sich zum Teil bis heute erhalten haben, so ein Amphitheater (136 x 115 Meter), ein Theater, die Thermen und das Forum (im Hof der heutigen Stadtverwaltung). Der Tempel befand sich an der Stelle der späteren Kathedrale. Limoges wurde in der Spätantike Bischofssitz (später dem Erzbistum Bourges zugeordnet). Während der Völkerwanderung entstand auf dem Puy Saint-Étienne eine befestigte Rückzugssiedlung, die spätere Cité; ein weiterer Siedlungskern legte sich um eine Nekropole im Nordwesten von Augustoritum , in welcher sich das Grab des Heiligen Martial befand und dann später die Burg Saint-Martial gebaut wurde. In der unmittelbaren Nachbarschaft von Saint-Martial wurde in der Folgezeit die Residenz des Vizegrafen der Gegend angelegt, die bald mit Saint-Martial zusammenwuchs.

In La Cité, der Bischofsstadt, wurde im Hochmittelalter die Kathedrale Saint-Étienne erbaut. Stadt und Grafschaft kamen 1152 an die Anjous und wurden damit Teil des Angevinischen Reichs; die englischen Besitzungen im Südwesten Frankreichs gelangten allerdings rund 50 Jahre später wieder weitgehend an Frankreich. Im Hundertjährigen Krieg erneuerten die Engländer ihre Ansprüche auf das alte Herzogtum Guyenne, zu dem die Grafschaft Limousin gehörte. Nach dem Sieg von Maupertuis 1356 und dem Frieden von Bretigny 1360 wurde ihnen dann tatsächlich alles Land südlich von Loire und Vienne zugestanden, einschließlich der Stadt Limoges, die dadurch in eine prekäre Grenzlage geriet. Die Einwohner versuchten, die englische Oberherrschaft abzuschütteln. Daraufhin kam der Schwarze Prinz Edward of Woodstock als Landesherr mit seinen Leuten in die Stadt, die er in einer sechstägigen Strafaktion plündern ließ; 3.000 Einwohner kamen dabei ums Leben. Diese vom Historiker Jean Froissart überlieferte Zahl der Todesopfer steht jedoch in Frage, man geht in neuerer Zeit nur von etwa 300 Getöteten aus.[1] Auch wenn die Bischofsstadt bald darauf wieder französisch wurde, erholte sie sich von diesem Schlag lange nicht, stattdessen stieg die von 12 Meter hohen Mauern umgebene gräfliche Siedlung Saint-Martial auf. In ihrem Umfeld entstanden neue Vororte, in denen sich auch Franziskaner und Dominikaner niederließen.

Seit 1771 ist die Stadt für die Herstellung von Porzellan bekannt, da die Gegend reich an Kaolinvorkommen ist: Limoges belieferte bis ins 19. Jahrhundert unter anderem den Hof in Paris. Noch heute kommt mehr als die Hälfte des französischen Porzellans aus den ehemals königlichen Manufakturen. 1792 wurden die beiden Siedlungen Cité und Château Saint-Martial vereinigt und bilden seither die Stadt Limoges. Hier fand die Revolution begeisterte Anhänger, da die Kirchenherrschaft besonders verhasst war: Die Zerstörung der Abtei Saint-Martial ist ein deutlicher Beleg für diese Haltung.

Durch den Porzellan- und Emaillehandel kam es insbesondere mit den USA zu engen Kontakten, sodass in dieser Provinzstadt des 19. Jh. sogar ein US-amerikanisches Konsulat eingerichtet wurde. 1832 entsteht der Pont Neuf über die Vienne. Seit 1856 hat Limoges einen Bahnanschluss. Die Stadt wuchs durch die Industrialisierung rasch, sodass die alten Stadtbefestigungen abgerissen wurden. Das heutige Rathaus wurde 1883 errichtet, der Pont de la Révolution 1885. Zugleich wuchs die Bedeutung der Arbeiterbewegung: Bereits 1830 kam es zu einem mehrmonatigen Streik, von April bis Mai 1848 bestand sogar eine regelrechte Arbeiter-Stadtverwaltung, sodass Limoges als „Rom des Sozialismus“ galt. So wundert es nicht, dass die französische Gewerkschaft CGT 1895 in dieser Stadt gegründet wurde. 1905 kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Streikenden und Sicherheitskräften, die ein Todesopfer forderten. 1929 wurde der alte Gare des Bénédictins, der zu klein geworden war, durch einen größeren Bahnhof ersetzt. 1942 wurde Limoges von den Deutschen besetzt; die Befreiung erfolgte durch Kräfte der Résistance unter Georges Guingouin am 21. August 1944. 1968 erhielt Limoges eine Universität. Limoges ist u. a. Partnerstadt von Fürth.

Sehenswürdigkeiten

Cathédrale Saint-Étienne
Brücke Saint Martial mit Fachwerkhäusern

Sehenswert ist neben dem Porzellanmuseum der Stadt vor allem die Kathedrale Saint-Étienne (Baubeginn 13. Jahrhundert), sowie die Krypta Saint-Martial, der Karmeliterkonvent, das gallorömische Amphitheater, der Pavillon du Verdurier (20. Jahrhundert), die im Mittelalter angelegten unterirdischen Gänge unter der Stadt, die Chapelle Saint-Aurélien, das Château de Beauvais (18. Jahrhundert), das Château des Essarts (17. Jahrhundert), die Brücken Pont Saint-Martial und Pont Saint-Étienne, die Kirche Saint-Michel-des-Lions (14. Jahrhundert), die Kirche Saint-Pierre-des-Queyroix (13. Jahrhundert), die Kirche Beaune-les-Mines, der Bischofspalast (18. Jahrhundert), die Fontaine des Barres (17. Jahrhundert), die Halles Centrales (Markthallen), das pittoresque mittelalterliche Village de la Boucherie, das Hôtel Estienne de la Rivière, das Hôtel Maledent de Savignac de Feytiat, das Rathaus (19. Jahrhundert), das Gymnasium Gay-Lussac (früher Jesuitenschule), das Musée Adrian Dubouché (19. Jahrhundert) und das Gebäude der Präfektur (20. Jahrhundert).

Wirtschaft

Bis heute dominierend sind die Emaille- und Porzellanmanufakturen, die das Kaolin aus dem nahen Saint-Yrieix-de-la-Perche beziehen. Daneben spielen die elektromechanische Industrie (Renault und Legrand haben einen Firmenstandort in der Stadt) und die Chemieindustrie eine Rolle. Die Stadt besitzt im Norden eine Uranmine, die ganz Europa mit Uran zur Stromerzeugung beliefert.

Bildung

An der seit 1968 bestehenden Universität studieren rund 15.000 Studenten. Daneben verfügt die Stadt über 20 Gymnasien, 46 weitere Ober- und 40 Grundschulen.

Politik

Gegenwärtiger Bürgermeister im traditionell „roten Limoges“ ist der Sozialist Alain Rodet.

Verkehr

Trolleybusnetz 1994

In Limoges besteht im Nahverkehr ein Trolleybusnetz, das, wie die übrigen Buslinien, von der S.T.C.L. betrieben wird. Der Eisenbahnverkehr wird über die Bahnhöfe Gare des Bénédictins und Gare Montjovis abgewickelt. Es bestehen Verbindungen nach Poitiers, Vierzon(-Paris), Toulouse, Périgeux und Angoulême. Nordwestlich der Stadt befindet sich der Flughafen Limoges. Limoges liegt an der Autobahn A20 ("L'Occitane") Vierzon-Montauban sowie an mehreren Nationalstraßen.

Sport

Der mit Abstand erfolgreichste Sportverein der Stadt war CSP Limoges, der 1993 den Landesmeisterpokal im Basketball gewann und in den 1980er- und 1990er-Jahren insgesamt neun französische Meisterschaften sowie fünf Europapokale gewann. Ihre Heimstätte Palais des sports de Beaublanc war auch Austragungsort bei der Basketball-Europameisterschaft 1983. Profisport wurde oder wird daneben durch die Vereine USA Limoges (Rugby Union) und FC Limoges (Fußball) betrieben.

Limoges war bisher 13 Mal Etappenort der Tour de France.[2]

Persönlichkeiten

Töchter und Söhne:

Personen mit Bezug zur Stadt:

  • Raoul Hausmann (1886 Wien–1. Februar 1971 Limoges), Maler und Dadaist (Mitglied der Dadabewegung Berlin), lebte seit 1944 in Limoges wo er 1971 verstarb

Städtepartnerschaften

Weblinks

 Commons: Limoges – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. David Green: Edward the Black Prince: Power in medieval Europe, Seite 92. Harlow 2007. ISBN 0-582-78481-6, abgefragt am 18. September 2010
  2. http://www.letour.fr/2009/TDF/LIVE/de/1000/etape_par_etape.html

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