Galberg und Krahnberg

Galberg und Krahnberg

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Galberg und Krahnberg
Höhe 429 m (Krahnberg)
Lage Gotha, Thüringen (Deutschland)
Geographische Lage 50° 57′ 11″ N, 10° 41′ 19″ O50.95300277777810.688708333333429Koordinaten: 50° 57′ 11″ N, 10° 41′ 19″ O
Galberg und Krahnberg (Thüringen)
DEC
Galberg und Krahnberg
Typ Muschelkalkauffaltungen
Gestein Muschelkalk und Keuper

Der Galberg mit einer Höhe von 386 Meter und der Krahnberg mit einer Höhe von 429 Meter, liegen nordwestlich von Gotha und sind seit etwa 100 Jahren mit wechselnder Geschichte ein historisches Naherholungsgebiet für Natur- und Wanderfreunde. Beide Berge gehören zusammen und sind für die Gothaer ein beliebtes Ausflugsziel. Schulen führen in diesem Gebiet regelmäßig Exkursionen durch.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung von Galberg und Krahnberg

Der Galberg und der Krahnberg sind im Zuge der „Eichenberg–Gotha–Arnstadt–Saalfelder Verwerfungslinie“ als Muschelkalkauffaltungen entstanden. Der Galberg ist ein schmaler Kamm, der bis ins Stadtgebiet Gotha hineinreicht. Der Krahnberg stellt einen typischen Breitsattel mit flachen Hängen dar. Aus dem tonig verwitternden Ceratitenkalk sind verschiedene Rippen des Trochitenkalks herausgehoben. Auf dem Galberg und im Bereich des Hundsrückens ist auch der Mittlere Muschelkalk an der Oberfläche.

Zitat von Karl Kohlstock: „Die prachtvolle Doppelfalte der quer zu Nord–West–Südost gerichteten Faltenachse zeigt den Trochitenkalk vom Oolith ab bis zu den unteren Nodosenschichten. Ersterer ist scharf dachförmig gebogen, die untersten Tonplatten daneben noch schön gewellt. Die äußersten Flügel erscheinen durch Aufbrechung der beiden Sättel als steil aufgerichtete Schichten. Die Stärke des ganzen gefalteten Schichtkomplexes beträgt etwa 20 Meter.“[1]

Diese Strukturen sind heute noch deutlich zu erkennen. Durch Auflösungserscheinungen kleiner Salzlager im Mittleren Muschelkalk kam es an mehreren Stellen zu Erdfällen. Dadurch entstanden nordwestlich des Krahnberges muldenförmige Senken – die „Violeteiche“ (Flächennaturdenkmal) und die „Saulache“. Westlich des Krahnberges bedecken flachgründige Lößschleier das Gestein. Mehrere Erosionstäler strukturieren das Gelände. Hervorzuheben ist der Steingraben – auch als Schorntal bezeichnet.

Geschichte des Krahnberges

Der heutige Krahnberg wurde 1409 als „Brandenburger Holz am Kraynberge“ erstmals erwähnt und darauf folgend als „Kromberg“, „Krompergk“ und „Krambergk“ bezeichnet. Im Mittelalter verlief über den Krahnberg eine Straße von Eisenach nach Gotha. Das Gebiet um den Krahnberg war durch die schlechte Bodenbeschaffenheit (Muschelkalk- und Keuperböden) zur Ansiedlung ungeeignet.[2]

Als bevorzugtes Gebiet diente es 1567 als Armeelager den kaiserlich/herzoglichen Truppen während der Gothaer Belagerung und später den Schweden und Franzosen. Kaiserliche und später Wehrmachtstruppen nutzten das Gebiet als Übungsplatz.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der gesamte Krahnberg durch die Rote Armee mit ihren Übungsplatz zum Sperrgebiet. Noch heute findet man Spuren dieser Vergangenheit.

Heute ist der Krahnberg wieder ein Naherholungsgebiet der Stadt Gotha und seiner Anliegergemeinden. Die vielfältige Natur, die von großen Laubmischwäldern bis hin zu Offenlandbereichen mit Tümpeln geht, ist ein Rückzugsgebiet für Amphibien und Pflanzen.

Vegetation

Der Krahnberg bietet geeignete Standorte für thermophile Gewächse – wie der geschützten Silberdistel auf Halbtrockenrasen. In den Senken und Mulden entwickelten sich Feuchtbiotope und in den Kesseln mit hohen Anteilen von Feinerde und Humus findet man unter anderem geschützte krautige Gewächse wie Märzbecher und Gelber Eisenhut. Im Erosionstal des Steingrabens sind unter anderem der Bärlauch, Gefleckter Aronstab und Hohler Lerchensporn verbreitet. Vereinzelt findet man die besonders geschützten Leberblümchen, Seidelbaststräucher und Türkenbund–Lilien. Am Gipfel sind vorwiegend durch Aufforstung die Gemeine Fichte und am Nord- und Westhang naturnahe Laubmischwälder bestehend aus Rot-Buche, Sommer-Linde, Winter-Linde, Berg-Ahorn, Gemeine Esche, Stiel-Eiche, Hainbuche, Trauben-Eiche und Berg-Ulme.

Tierarten

Am Krahnberg sind wertvolle Laichbiotope vorhanden. Der Laubfrosch, Teichmolch, Kammmolch, Grasfrosch, die Kreuzkröte und Erdkröte sind hier weit verbreitet. Der Krahnberg ist ein Rückzugsgebiet für Füchse, Dachse, Kaninchen, Hasen und Rehe. [3]

Hauptwege auf dem Krahnberg

Berggartenweg, Herrenweg, Mittelleitenweg, Wolfsgrund, Zietzmannweg, Freundweg, Kniebrechsweg, Schießmauer, Steingraben, Mehliser Stieg und Krahnbergweg.

Sehenswürdigkeiten

Berggarten

Auf dem „Galgenberg“,[4] dem heutigen Galberg erwarb 1794 Ernst Friedrich Arnoldi einen großen Garten, der seiner Erholung dienen sollte. Dieser Garten wurde mit verschiedenen Gehölzen parkähnlich bepflanzt. In den weiteren Jahren wurden im Auftrag von Ernst Friedrich Arnoldi verschiedene Bauwerke wie das steinerne Gartenhaus, der Arnolditurm und das Sandsteindenkmal erbaut. Die Familie Arnoldi übergab 1872 den Berggarten der Stadt Gotha. Daraufhin wurde vom „Verschönerungsverein der Stadt Gotha“ der Berggarten neu gestaltet und ein Gastwirtschaftsgebäude erbaut. Ab dem 10. Mai 1874 war der Berggarten auch für die Öffentlichkeit zugänglich und es folgte der Bau einer Musikhalle. Die Gaststätte „Berggarten“ mit Gartenbetrieb ist heute ein beliebtes Ausflugsziel für Natur- und Wanderfreunde.

Arnolditurm

Der Arnolditurm war mit einer Höhe von 25 Meter ein Wahrzeichen der Stadt Gotha. Er wurde im Biedermeierstil 1829/30 erbaut. Nach der Übergabe an die Stadt Gotha konnte der Turm ab 1874 als Aussichtsturm öffentlich genutzt werden. Nach 1945 verfiel der Turm und wurde Mitte der 60er Jahre abgerissen. Heute noch kann man die Reste vom Fundament sehen. Die Stadt Gotha war 1872 die Verpflichtung eingegangen, den Turm und einen Teil des Berggartens zu pflegen, welche sie jedoch nicht einhielt. Im Jahr 1998 gründete eine private Initiative von Bürgern und Unternehmen der Stadt Gotha einen Verein, welcher den Neubau eines Aussichtsturmes zum Ziel hatte. Mit zahlreichen Spendenmitteln konnte der Bau eines etwa 30 Meter hohen Stahlgestellturmes, "Bürgerturm" genannt, am Standort oberhalb des Berggartens im Jahr 2009 fertig gestellt werden.

Goldfischteich

Der Goldfischteich liegt unterhalb des Lüderitzbrunnen und ist ein angelegter Weiher. Das Wasser kommt zum größtenteil vom Lüderitzbrunnen. Nach erfolgten Verdichtungsarbeiten wurden Fische im Weiher gezüchtet. Heute ist es ein Verweilplatz neben dem Berggartenweg zur Gaststätte „Berggarten“.[5]

Müller–Tempel

Der Müller–Tempel wurde 1902 als offener eiserner achteckiger Pavillon mit zwiebelförmiger Kuppel und Wetterfahne erbaut. Er befindet sich bis heute in diesen Zustand und ist ein beliebter Aussichtspunkt auf dem Weg vom Galberg zum Krahnberg. Eine Eisentafel mit goldenen Buchstaben ist Ernst Adolf Müller[6] für seine gemeinnützige Tätigkeit gewidmet.

Lüderitzbrunnen

Der Lüderitzbrunnen liegt direkt am Berggartenweg und nach Überlieferungen hieß der Brunnen einmal Kreuzbrunnen. Noch heute ist dieser Ort ein Ruhepunkt für Wanderer.[7]

Galgenplatz

Hier fanden die Hinrichtungen der Stadt Gotha durch den Galgen statt. Die Galgenstelle wurde 1829 völlig entfernt und heute erinnern 5 Linden und 1 Kastanie an die schreckliche Geschichte dieses Platzes. Zitat von Peter Mylius aus dem Jahr 1402: „Es liegt ein Hügel nahe bei der Stadt, auf dem man große Hopfengärten angelegt hat und auch etliche Weinberge. Auf diesem Hügel, welcher der Galberg heißt, steht der Galgen, und die Raben halten dort oft eine gräßliche Mahlzeit.“[8]

Wolfsgrund

Der Wolfsgrund liegt am Nordwesthang des Krahnberges und ist ein Erosionstal. Im Mittelalter wurde es von den Dörfern Remstädt und Alschleben als Schaftrift genutzt. Der Herrenweg teilt die Wolfsgrundschlucht, wo sich heute Obstbäume auf Halbtrockenrasen befinden.

Alschleben

Alschleben wurde 1109 erstmals erwähnt und ist im Dreißigjährigen Krieg untergegangen. Die Brunnenanlage „Alschleber Brunnen“ ist heute noch sichtbar. Wo ehemals die Kirche gestanden hat, wurde 1830 vom damaligen Flurschütz Meyer ein Gedenkstein aufgestellt. Dieser Gedenkstein befindet sich heute im Museum für Regionalgeschichte und Volkskunde Gotha.

Mühlsteinbrunnen

Am Wolfsgrund gelegen ist er Teil einer Quelle, der mit Mühlsteinen eingefasst ist.

Fahner–Blick–Hütte

Die Fahner-Blick-Hütte, 1992 erbaut, liegt am Herrenweg und ist eine Schutzhütte mit Ausblick zur Fahnerschen Höhe.

Frank–Tempel

Der Frank-Tempel wurde zu Ehren des Gothaer Senators Bernhard Frank 1911 eingeweiht und befindet sich auf der damaligen „Kahlen Beule“. Heute sind nur noch die Seitenwände und die Treppe vorhanden.

Grazer Steinbruch

Der Grazer Steinbruch ist ein Kalksteinbruch im oberen Wolfsgrund und es wurden bis 1914 Kalksteine des Oberen Muschelkalkes abgebaut. Das heutige geologische Naturdenkmal zeigt an der Bruchwand deutlich die festen Kalksteinplatten und weicheren Ton–Mergelsteine.

Russenbrunnen

Der Russenbrunnen befindet sich am südwestlichen Ende des Wolfsgrundes und wurde von den damaligen sowjetischen Streitkräften angelegt. Heute kann man in unmittelbarer Nähe einen ehemaligen Mannöverschlafplatz besichtigen.

Schwedenschanze

Die Schwedenschanze befindet sich auf der Höhe der alten Schießstände und wurde in den Jahren 1689 bis 1691 vom Gothaer Herzog als Signalstation zwischen dem Schloss Friedenstein und Schloss Friedrichswerth genutzt.

Freunds Ruhe

Freunds Ruhe ist ein künstlich angelegter Hügel und der höchste Punkt des Hundrückens. Heute ist noch eine halbrunde Tuffsteinwand und eine Linde an dieser Stelle.

Liebetrauhütte

Die Liebetrauhütte wurde 1925 als Dank der Stadt Gotha an Otto Liebetrau für seine Anpflanzungen auf dem Galberg als nordisches Blockhaus erbaut. In unmittelbarer Nähe wurde 1992 eine Schutzhütte für Wanderer erbaut, die an die Original-Liebetrauhütte erinnert.

Freundwarte

Direkt an der Eisenacher Straße befindet sich die Freundwarte. Sie wurde nach dem Vorbild eines römischen Grenzwachturms 1913/14 zu Ehren des Gothaer Senators Johann Ehrenfried Freund erbaut. Der 16 Meter hohe Ausblicks-Turm und die anliegende Gaststätte mit Gartenbetrieb war damals ein beliebtes Ausflugsziel der Gothaer.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Zitat von Karl Kohlstock aus: „Entdeckungsreisen in der Heimat“ (Heft 12)
  2. Es deuten Flurnamen wie „Roda“ und „Alschleben“ auf die Ansiedlungsversuche hin.
  3. Nach Überlieferungen wurde 1923 ein Sechser–Kolbenhirsch erlegt und in den Kriegsjahren ein Auerhahn geschossen.
  4. Der Name kommt daher, da hier die Hinrichtungen der Stadt Gotha stattfanden. Die letzte Hinrichtung war am 8. April 1735.
  5. Als Ansichtskarte von 1911 ist der Goldfischteich mit Blick zu Schloss Friedenstein als Gotha „Stadtpark West“ bezeichnet.
  6. Der Müller–Tempel wurde nach Ernst Adolf Müller benannt.
  7. Nach einer Überlieferung hat der Schlossermeister Lüderitz den Brunnen ausgebaut.
  8. Landratsamt Gotha Abteilung 6, Umwelt (Hrsg.): Der Krahnberg im Wandel der Zeit. 1. Auflage. Gotha Druck, Gotha 1994, S. 19 (Peter Mylius, das fahrende Schülerlein, schrieb 1402). 

Literaturverzeichnis

Primärliteratur

  • Karl Kohlstock: Entdeckungsreisen in der Heimat; Nordostseite des Galbergs, Krahnberg. 2. vermehrte Auflage. Selbstverlag des Verfassers Karl Kohlstock, Gotha, Reyherstraße 9, Gotha 1926, S. 1–18 (Druck der Stollbergschen Buchdruckerei Gotha, Heft 12). 

Sekundärliteratur

  • Landratsamt Gotha Abteilung 6, Umwelt (Hrsg.): Der Krahnberg im Wandel der Zeit. 1. Auflage. Gotha Druck, Gotha 1994, S. 1–48. 
  • Dr. Wolfgang Klug; Landratsamt Gotha Bildstelle/Medienzentrum (Hrsg.): Streifzüge durch die Heimatliche Natur. (Krahnberg und Galberg – Einheit von Urwüchsigkeit und gelungener Landschaftsgestaltung). 

Weiterhin wurden Angaben aus folgender Publikation (Faltblatt) entnommen:

  • Landratsamt Gotha (Hrsg.): Grüne Oase Krahnberg. (Wanderrouten, Naturschönheiten, historische Wanderziele, Idyllische Plätze). 

Weblinks


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