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Leberblümchen Leberblümchen (Anemone hepatica)
Systematik Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales) Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) Unterfamilie: Ranunculoideae Tribus: Anemoneae Gattung: Windröschen (Anemone) Art: Leberblümchen Wissenschaftlicher Name Anemone hepatica L. Das Leberblümchen (Anemone hepatica) gehört zur Gattung der Windröschen (Anemone) innerhalb der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Früher wurde es als Hepatica nobilis zur Gattung Hepatica gestellt. Sein Artepitheton "hepatica" wie auch der deutsche Trivialname beziehen sich auf die Gestalt der Blätter. Die Blätter erinnern im Umriss an die Form der menschlichen Leber und begründeten früher nach der Signaturenlehre den Glauben an die Heilkraft bei Leberleiden. Das Leberblümchen gehört zu den im Frühjahr am frühesten blühenden Arten. Typischerweise wächst es auf kalkreichem Boden in lichten Eichen- und Buchenwäldern.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Das Leberblümchen ist eine überwinternd grüne, ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 10 und 25 cm erreicht. Es übersteht den Winter mit Überdauerungsknospen, die sich unmittelbar an der Erdoberfläche befinden und gehört deshalb zu den wintergrünen Hemikryptophyten. Es besitzt ein kurzes, schräg im Boden liegendes, dunkelbraunes Rhizom, das mit schuppenförmigen Niederblättern besetzt ist. Die Wurzeln des Leberblümchens reichen bis zu 30 Zentimeter tief ins Erdreich. Deshalb wird das Leberblümchen zu den Tiefwurzlern gezählt.
Dem Rhizom entspringen nach der Blüte oder gegen Ende der Blütezeit die neu angelegten, grundständigen Laubblätter. Die langen Blattstiele weisen bei jungen Blättern noch eine dicht glänzende, weiße und weiche Behaarung auf. Die Blattspreite ist in drei Lappen geteilt und erinnert im Umriss an die menschliche Leber, worauf nach der Signaturenlehre der deutsche Trivialnamen basiert. Die Lappen besitzen abgerundete oder leicht zugespitzte Blattzipfel und können bis zur Hälfte der Spreite eingeschnitten sein. Die Blattoberseite der leicht ledrigen Blätter ist dunkelgrün gefärbt; die Blattunterseite ist dagegen purpur-violett getönt.
Generative Merkmale
Die behaarten, rötlich-braunen Blütenstandsschäfte wachsen aufrecht. Beinahe direkt über den drei kelchartigen, grünen Hochblättern (Involucrum), die die Blütenknospen schützend umhüllen und damit die Schutzfunktion des fehlenden Kelchs übernehmen[1], sitzen die langgestielten Blüten. Die endständigen Blüten sind zwittrig, radiärsymmetrisch und besitzen einen Durchmesser von 15 bis 30 mm. Die sechs bis neun gleich gestalteten Blütenhüllblättern sind blau bis blauviolett gefärbt, selten kommen Exemplare mit weißer oder purpurfarbener Blütenhülle vor. Ein Kreis weißlicher Staubblätter umgibt das Blütenzentrum. Im Zentrum der Blüte befinden sich zahlreiche freie Fruchtblätter. Sie sind grün gefärbt, länglich geformt und besitzen eine kopfige Narbe.
Die Blütezeit erstreckt sich von März bis April, womit das Leberblümchen zu den im Frühling am frühesten blühenden Pflanzen gehört. Bei Regenwetter und am Abend schließen sich die Blüten. Die häufige Öffnung erfolgt durch Wachstumsbewegungen der Blütenhüllblätter, wodurch diese sich täglich etwas verlängern und während der Gesamtblütezeit auf etwa das Doppelte der ursprünglichen Größe anwachsen.
In einer Sammelfrucht stehen mehrere Achänen zusammen.
Ökologie
Das Leberblümchen gehört zu den ersten Frühjahrsblühern. Die Blütezeit der einzelnen Pflanzenexemplare beträgt nur etwa eine Woche. Während dieser Zeit verdoppelt sich die Länge der Blütenhüllblätter.
Die violette Farbgebung der Blütenhüllblätter basiert auf dem Farbstoff Anthocyan. Dieser hat die Fähigkeit, Licht in Wärme umzuwandeln und schützt das Leberblümchen vor den schädlichen Folgen harter Fröste.
Blütenökologisch handelt es sich bei den Blüten des Leberblümchens um einfach gestaltete Scheibenblumen. Das Leberblümchen bietet keinen Nektar an, ist aber ein wichtiger Pollenlieferant für Bienen, Käfer und Schwebfliegen.
Die Samen, behaarte Nüsschen mit Elaiosom, werden von Ameisen aufgesucht und durch diese verbreitet.
Vorkommen
Das Areal des Leberblümchens ist durch große Verbreitungslücken gekennzeichnet (disjunktes Areal). Sein Verbreitungsschwerpunkt liegt in den Laubwäldern der Nordhalbkugel. In Europa, Ostasien und Nordamerika bildet es unterschiedliche geographische Rassen aus. Als Standorte werden lichte Buchen- und Eichenwälder mit kalkhaltigen, basenreichen Lehmböden bevorzugt. In den Alpen steigt es bis auf Höhenlagen von 2200 Metern[2].
Systematik
Das Leberblümchen wurde früher als Hepatica nobilis zur Gattung Hepatica gestellt, die sechs Arten umfasste. Außer Hepatica nobilis, Hepatica transsilvanica aus Rumänien und vier Arten aus eng umgrenzten Arealen in Ostasien, Hepatica falconeri, Hepatica henryi, Hepatica maxima und Hepatica yamatutai. Sie werden nach aktuellem taxonomischen Stand in die Gattung Anemone eingegliedert. [3] [4] [5]
Inhaltsstoffe
Aufgrund des in der frischen Pflanze enthaltenen Protoanemonin kann das Leberblümchen als schwach giftig bezeichnet werden. Bei Kontakt mit Haut oder Schleimhäuten entfaltet das Protoanemonin seine reizende Wirkung und kann zu Rötungen, Juckreiz oder auch Blasenbildung führen. Beim Trocknen wird das Protoanemonin in Anemonin und Anemoninsäure umgewandelt, die praktisch ungiftig sind.[6]
Gefährdung und Schutz
Das Leberblümchen ist nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) „besonders geschützt“. Es darf weder gepflückt noch ausgegraben werden.
Quellen
Literatur
- Eva Dreyer, Wolfgang Dreyer: Der Kosmos-Waldführer, Franck-Kosmos-Verlag, ISBN 3-440-05981-2
- Angelika Lüttig: Hagebutte & CO, Fauna-Verlag, ISBN 3-935980-90-6
- Bertram Münker: Wildblumen Mitteleuropas, Mosaik-Verlag, ISBN 3-570-01141-0
- Dankwart Seidel: Foto-Pflanzenfüher, BLV-Verlag, ISBN 3-405-13087-5
- Hans Simon, Leo Jelitto & Wilhelm Schacht: Die Freiland-Schmuckstauden, Band 1, Verlag Eugen Ulmer, ISBN 3-8001-3265-6
- H. Dietrich, W. Heinrich: Frühblüher um Jena, EchinoMedia-Verlag, ISBN 978-3-937107-15-8
Einzelnachweise
- ↑ Angelika Lüttich, Juliane Kasten: Hagebutte & Co", Seite 290
- ↑ H. Dietrich, W. Heinrich: Frühblüher um Jena, S. 103ff.
- ↑ Sara B. Hoot, Anton A. Reznicek, Jeffrey D. Palmer: Phylogenetic Relationships in Anemone (Ranunculaceae) Based on Morphology and Chloroplast DNA., In: Systematic Botany, 19 (1), S. 169–200. 1994.
- ↑ Otto Schmeil & Jost Fitschen: Flora von Deutschland und angrenzender Länder. 94. Aufl. 2009
- ↑ Anemone hepatica in der Schweiz
- ↑ Hunnius, Pharmazeutisches Wörterbuch, 8. Aufl., Walter de Gruyter Verlag, ISBN 3-11-015793-4
Weiterführende Literatur
- Michael Alexander Commichau: Hepatica: Aktueller Überblick über die Gattung. Eigenverlag, Suhl, ergänzte Auflage 2007
Weblinks
Commons: Leberblümchen – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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