- Ganj Nameh
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Gandj Nameh oder Ganj Nameh, auch Ganjnameh oder Jangnameh (persisch گنجنامه „Schatzbuch“ oder جنگنامه „Kriegsbuch“), ist der Name für zwei Keilschrifttafeln aus achämenidischer Zeit, die in einen Felsen des Alvand-Gebirges, nahe bei Hamadan (Iran), gemeißelt sind.
Inhaltsverzeichnis
Ort der Inschriften
Gandj Nameh liegt 12 km südwestlich des Zentrums von Hamadan, 5 km vom Stadtrand entfernt, im oberen Bereich eines beliebten Naherholungsgebiets von Hamadan, dem Abbas-Abad-Tal. In der Nähe der Inschriften befindet sich auch ein Wasserfall und die Talstation einer Bergbahn. Die linke der beiden Inschriften bezieht sich auf Darius I. (549 - 486 v. Chr.), die rechte auf Xerxes I. (519 – 465 v. Chr.). Zur Zeit der Achämeniden war das alte medische Ekbatana, das heutige Hamadan, Sommerresidenz der Monarchen, und Gandj Nameh lag daher am nördlichen Zweig der alten persischen Königsstraße nach Mesopotamien.
Weitere, ältere Namen für den Ort der Inschriften: Sang Nebeshteh, Nebesht-e-Khodayan, Dahmehan, Tabanar, Katibe-ha-ye Alvand [1].
Entdeckungsgeschichte
Als die Keilschrifttexte von Gandj Nameh nicht mehr gelesen werden konnten, wurden sie nach Vermutungen benannt, dass die Inschriften einen Hinweis auf einen verborgenen Schatz enthielten (Schatzbuch) oder an einen Krieg erinnern sollten (Kriegsbuch). Ihre Wiederentdeckung für die Nachwelt begann mit Eugène Flandin, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Pascal Coste den Iran bereiste und diese Gebirgsschlucht des Elvand-Gebirges skizzierte. Er vermerkte, dass hier Inschriftenfelder in Keilschrift existieren [2]. Henry Rawlinson, der entscheidend zur Entzifferung der Keilschrift beitrug, kannte und nutzte diese Inschriften. Nach seiner Meinung wurden sie anlässlich einer der Reisen erstellt, welche jeder der beiden Monarchen jährlich zwischen Ekbatana nach Babylon durchführte [3].
Textanalyse
Wie seit Darius I. bei den Achämenidischen Inschriften üblich, sind die Schrifttafeln in drei Sprachen abgefasst. Der linke der drei 20-zeiligen Textblöcke ist in Altpersisch geschrieben, dann folgt in der Mitte die neuelamische und rechts die neubabylonische Textversion.
Die altpersische Keilschrift ist das jüngste der drei Schriftsysteme und kommt mit 34 Zeichen aus; das neuelamische benötigt rund 200 und das neubabylonische ca. 600 Zeichen. Die Entzifferung der altpersischen Inschriften war daher am einfachsten, zumal es sich um eine Buchstabenschrift handelt (von links nach rechts zu lesen) und zur besseren Lesbarkeit Worttrennzeichen (nach links geneigter Keil) verwendet wurden. Ein Blick auf den Umfang der drei Textblöcke der beiden Inschriften bestätigt, dass eine Buchstabenschrift mehr Platz als eine Silbenschrift benötigt.
Der altpersischen Texte sind auf Informationstafeln des Hamadan Cultural Heritage and Tourism Organization (CHTO) ins Persische und Englische jeweils transliteriert und übersetzt. In dem hier wiedergegebenen photographischen Ausschnitt aus der Schautafel für die Xerxes-Inschrift wurden einige Stellen hervorgehoben: Zeile 12 enthält den Namen „Xerxes“, in den Zeilen 7/8 tritt er im Zeilenumbruch nochmals auf und hat eine Akkusativ-Endung, und Zeile 19 enthält den Namen „Darius“.
Auf Deutsch lautet die Xerxes-Inschrift: „Der große Gott ist Ahura Mazda, der größte der Götter, der diese Erde geschaffen hat, der jenen Himmel geschaffen hat, der den Menschen geschaffen hat, der die Freude geschaffen hat für den Menschen, der Xerxes zum König gemacht hat, einen von vielen zum König, einen von vielen zum Herrscher. Ich bin Xerxes, der Großkönig, König der Könige, König der Länder vieler Völker, König dieser großen Erde auch fernhin, Sohn des Darius, ein Achämenide.“
Die Darius-Inschrift lautet: „Der große Gott ist Ahura Mazda, der diese Erde geschaffen hat, der jenen Himmel geschaffen hat, der den Menschen geschaffen hat, der die Freude geschaffen hat für den Menschen, der Darius zum König gemacht hat, einen von vielen zum König, einen von vielen zum Herrscher. Ich bin Darius, der Großkönig, König der Könige, König der Länder vieler Völker, König dieser großen Erde auch fernhin, Sohn des Hystaspes, ein Achämenide.“
Der Text der Xerxes-Inschrift ist praktisch identisch mit der ersten Hälfte einer Inschrift, die in Persepolis im Palast der Darius – wieder in drei Sprachen - gleich dreimal vorkommt[4]. Er enthält aber sowohl gegenüber diesen Palasttexten als auch gegenüber dem hier betrachteten Darius-Text ein zusätzliches Prädikat von Ahura Mazda: „der größte der Götter“.
Einzelnachweise
- ↑ Informationstafeln des Hamadan Cultural Heritage and Tourism Organization (CHTO)
- ↑ NYPL Digital Gallery: image ID 1543017
- ↑ W.S.W. Vaux, Persia, Seite 97 – 99
- ↑ Heidemarie Koch, Persepolis, S. 45/46
Literatur
- Walther Hinz: Darius und die Perser. Eine Kulturgeschichte der Achämeniden, Holle-Verlag, Baden-Baden 1976, ISBN 3-87355-165-9
- Heidemarie Koch: Persepolis. Glänzende Hauptstadt des Perserreichs, Zabern-Verlag, Mainz 2001, ISBN 3-8053-2813-3
- Andrew Robinson: Die Geschichte der Schrift, Albatros-Verlag, Düsseldorf 2004, ISBN 3-491-96129-7
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