Achämenidenreich

Achämenidenreich
Das Perserreich um 500 v. Chr.

Das Achämenidenreich (auch als Altpersisches Reich bezeichnet) war das erste persische Großreich. Es erstreckte sich vom späten 6. Jahrhundert v. Chr. bis ins späte 4. Jahrhundert v. Chr. über die Gebiete der heutigen Staaten Iran, Irak, Afghanistan, Usbekistan, Türkei, Zypern, Syrien, Libanon, Israel und Ägypten. Das Achämenidenreich expandierte erstmals 550 v. Chr. unter Kyros II. durch die Annexion des Mederreiches. Unter den Nachfolgern erfolgte die Fortsetzung bis zur späteren größten Ausdehnung, die ihren Höhepunkt um 500 v. Chr. erreichte und zu dieser Zeit auch Teile der Staaten Libyen, Griechenland, Bulgarien, Pakistan sowie Gebiete im Kaukasus, Sudan und Zentralasien umfasste. Im Jahr 330 v. Chr. beendete Alexander der Große die Herrschaft der Achämeniden.

Der Name des Reiches leitet sich von der altpersischen Dynastie der Achämeniden ab. Diese ist nach dem Stammvater Achaimenes benannt, der die Perser von einem Siedlungsbereich in der Gegend um den Urmia-See in das später nach ihnen benannte Land Persis (heute Fars) geführt haben soll. Der Name Achaimenes ist die griechische Form des Namens Hachamanisch.

Das Achämenidenreich tritt in der westlichen Geschichtsbetrachtung vor allem als Gegenspieler der Griechen auf. Als Eckdaten gelten 490 bzw. 480 v. Chr. (Schlachten bei Marathon und Salamis) und die Jahre 334 bis 330 v. Chr. (Eroberungszug durch Alexander den Großen). Von dieser Perspektive aus wurde die herausragende Rolle des Reiches im Hinblick auf die Geschichte des Vorderen Orients, und, wie sich in der neueren Forschung herausstellt, auch auf die Entwicklung des antiken Griechenlands, weitgehend verkannt. In der Bibel ist das Bild der Perser positiv; hier erscheinen sie als Befreier der Juden und Förderer ihrer religiösen und kulturellen Bedürfnisse. Die historische Rolle, die dem Achämenidenreich in den 220 Jahren seiner Geschichte zukommt, ist jedoch viel bedeutender. So war in dieser Zeit zum ersten und einzigen Mal in der Geschichte der gesamte Vordere Orient unter einer Herrschaft vereint (vom Zwischenspiel des Alexanderreichs um 325 v. Chr. und der kurzlebigen sassanidischen Expansion um 620 n. Chr. einmal abgesehen). Kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche Errungenschaften prägten das Innere des Reiches in einem viel stärkeren Maße als die Kriege mit den Griechen oder Aufstände in den einzelnen Provinzen.

Inhaltsverzeichnis

Historische Quellen

Die Quellenvielfalt über das Achämenidenreich ist begrenzt. Sie lässt sich grob in drei Hauptgruppen gliedern: Archäologische Zeugnisse, epigraphische Zeugnisse und die Überlieferung der griechischen Geschichtsschreibung. Dabei liegen die archäologischen und epigraphischen Zeugnisse nah beieinander, da viele Texte und Inschriften erst durch Ausgrabungen zu Tage kamen. Die archäologische Erfassung beschränkt sich mit einigen Ausnahmen auf die großen Königsresidenzen Susa, Persepolis und Pasargadai; Ekbatana ist größtenteils vom heutigen Hamadan überbaut. Vereinzelt gibt es auch Funde aus Kleinasien, Mesopotamien, Ägypten und den östlichen Reichsteilen. Hier sind an erster Stelle die Palastanlagen zu nennen, die größtenteils erschlossen sind, sowie zahlreiche kleine Gegenstände.

Die epigraphischen Quellen sind in ihrer Aussagekraft begrenzt, da es sich hauptsächlich um formelhafte Königsinschriften handelt, die sich zum Teil gleichen. Die einzige Abhebung ist die Behistun-Inschrift, die ein detaillierter Tatenbericht des Dareios I. ist. Daneben gibt es noch die Verwaltungsaufzeichnungen aus Persepolis, die einen lebendigen Eindruck des wirtschaftlichen und alltäglichen Lebens in der Persis selbst geben, aber noch nicht vollständig erschlossen sind.

Die mit Abstand am besten erfasste und bekannteste Quellengruppe ist die der griechischen Geschichtsschreiber. Hier ist an erster Stelle Herodot zu nennen, der in seinen Historien eine umfassende Beschreibung von Gestalt und Geschichte des Achämenidenreiches bis ins frühe 5. Jahrhundert v. Chr. gibt, dessen Informationen aber teilweise mit einer gewissen Vorsicht zu genießen sind. Daneben sind unter anderem Xenophon (Anabasis, Hellenika und Kyroupaideia), Plutarch (Vita Artaxerxes II.), die Alexanderhistoriker (vor allem Quintus Curtius Rufus und Arrian) sowie die Universalgeschichten des Junianus Justinus (ein Auszug aus dem Werk des Pompeius Trogus) und Diodors von Bedeutung. Auch Strabon verdanken wir einige Details über das Innere des Reiches. Daneben taucht das Achämenidenreich noch in vielen Texten anderer Schriftsteller auf (siehe auch die Zitate bei Athenaios). Mehrere Werke, die sich explizit mit dem Achämenidenreich beschäftigten (Persika), wie die Persika des Ktesias von Knidos (allerdings wenig zuverlässig), des Herakleides von Kyme (der wichtige Informationen zum Leben am Hof überliefert hat) und des Dinon von Kolophon, sind uns aber nur als Fragmente erhalten, wenngleich sie mehreren der bereits genannten Autoren als Quelle gedient haben.

Vor der umfassenden archäologischen Erschließung des Achämenidenreiches im 19. und vor allem im 20. Jahrhundert waren die griechischen Texte, zusammen mit der Bibel, die einzige bekannte Quellengattung. Durch umfassende Forschungen hat sich vieles, was von den Geschichtsschreibern beschrieben wurde, als verzerrt oder falsch herausgestellt, so dass es heute nicht mehr möglich ist, die griechischen Texte ohne Abgleich mit den „neuen“ persischen Quellen auszuwerten. Ähnliches gilt auch für die Bibel, die vor allem in den Büchern Daniel, Esra und Esther von den Persern spricht.

Geschichte

Der Aufstieg

Das Grab Kyros’ II. in Pasargadai.

Der genaue Ursprung des persischen Volkes ist bis heute ungeklärt. Es wird angenommen, dass sie im Zuge einer größeren Wanderungsbewegung iranischer Völker, zu denen unter anderem auch die Meder und Baktrer gehörten, im 2. Jahrtausend v. Chr. in das iranische Hochland eingewandert sind. Die Annahme, dass das Volk der Parsua in der Gegend des Urmia-Sees, das durch eine assyrische Inschrift bezeugt ist, mit dem persischen identisch ist, wird in der modernen Forschung nur noch selten bestritten, da die Existenz von zwei Staaten gleichen Namens und gleicher politischer Prägung innerhalb derselben Epoche den meisten Forschern als sehr unwahrscheinlich gilt und die Wanderungsbewegungen chronologisch gut nachvollzogen werden können. Mit Sicherheit jedenfalls können die Perser in der Persis im 7. Jahrhundert v. Chr. durch elamitische Aufzeichnungen lokalisiert werden. Dass es sich dabei um ein einheitliches persisches Königreich handelte, ist unwahrscheinlich. Viel eher wurde das Gebiet von persischen Bergstämmen bewohnt, die teils unter elamitischer, teils unter medischer Oberherrschaft standen.

Das medische Reich – nach Ansicht vieler Forscher eher eine locker gefügte Konföderation – erstreckte sich von einer fließenden Grenze im Osten des iranischen Hochlandes bis an die Grenzen Mesopotamiens, und an den Halys (heute Kızılırmak), wo seit 580 v. Chr. eine offizielle Grenze zu dem Reich der Lyder bestand. Unter Kambyses I. scheint so etwas wie eine lokale Vorherrschaft der Perser entstanden zu sein, auf der Kyros II. aufbaute, als er ab 553 v. Chr. offen gegen die Meder aktiv wurde. In einer Schlacht bei Pasargadai wurden die Meder von den Persern geschlagen. 550 v. Chr. nahm Kyros, der sich selbst nicht als Achämenide, sondern als Teispide bezeichnete, die medische Hauptstadt Ekbatana ein, wo er sich in Personalunion mit dem persischen Königstitel zum König der Meder proklamierte.

Die regionalen Regenten des lydischen Königs Kroisos wurden von Kyros aufgefordert, sich seinem Land zu unterstellen, was jedoch mehrheitlich abgelehnt wurde. Kroisos, der offenbar vom Zusammenbruch der medischen Herrschaft profitieren wollte, überschritt mit seiner Armee den Halys und kämpfte in der nachfolgenden Schlacht bei Pteria gegen den Perserkönig. Da diese Auseinandersetzung keine Entscheidung brachte und der Winter sich ankündigte, zog Kroisos zurück in die Hauptstadt Sardes, die von den Persern kurze Zeit später überraschend belagert und (wahrscheinlich) 541 v. Chr. (oder bereits 546) eingenommen wurde. Das Schicksal des Kroisos ist ungewiss, bei den griechischen Geschichtsschreibern finden sich widersprüchliche Darstellungen. Wahrscheinlich fand er den Tod, und spätere Berichte, Kyros habe ihn begnadigt, sind Erfindungen von Gelehrten.

Zum Herrschaftsbereich der Lyder gehörten damals auch die griechischen Siedlungen an der Westküste Kleinasiens, unter denen Milet eine Vorrangstellung einnahm. Diese „Ionischen“ Städte hatten unter den Lydern eine privilegierte Stellung eingenommen, was sich nicht zuletzt auch darin widerspiegelte, dass sich die lydische Zivilisation der griechischen annäherte. So hatte Kroisos laut Herodot im Vorfeld seines Feldzuges gegen die Perser das Orakel von Delphi konsultiert (diese Nachricht mag im Kern zutreffen, auch wenn die Geschichte in der Form, in der sie Herodot gut 100 Jahre später niederschrieb, kaum glaubwürdig ist). Als das Lyderreich dann von den Persern zerstört wurde, sahen die Griechen diese besondere Stellung in Gefahr und widersetzten sich, mit Ausnahme Milets, vielfach den Persern. Der Übermacht waren sie aber nicht gewachsen und die einzelnen Städte fielen entweder durch Belagerung oder Bestechung an die Perser, die dort oft Griechen ihres Vertrauens als Tyrannen einsetzten.

Nachdem so binnen weniger Jahre Kleinasien für die Perser gesichert war, richtete Kyros sein Hauptaugenmerk auf das babylonische Reich. Kyros beschloss 539 v. Chr., nun auch gegen die Babylonier zu Felde zu ziehen. Der herrschende König Nabu-na'id (Nabonid) fiel den Intrigen der ihm feindlich gesinnten Mardukpriesterschaft zum Opfer, die ihrerseits Verbindungen zu Kyros aufgenommen hatte. So kam es nicht überraschend, dass Kyros nur bei Opis auf militärischen Widerstand stieß. Die Erwartungen der Priesterschaft erfüllte er, indem er sich offiziell zur von Nabu-na'id abgesetzten Führungsgottheit Marduk bekannte und sich anschließend zum König von Babylon krönen ließ. Der Perserkönig verband das babylonische Reich in Personalunion mit denen der Meder und Perser. Der Rest des Reiches schloss sich zunächst ohne Widerstand an, da das babylonische Heer nicht mehr existent war.

An der Ostgrenze des Reiches blieben die Saken, wie schon in medischer Zeit, eine ständige Bedrohung. Wie weit der Herrschaftsbereich der Meder nach Osten hin reichte ist unbekannt. Unter Kyros wurde der Jaxartes (Syrdarja) zur Nordgrenze, die mit einer Reihe von Grenzfestungen gesichert wurde. Trotz dieser massiven Erfolge wurde Kyros im Jahr 530 v. Chr. bei einer Schlacht gegen diese Steppenvölker getötet.

Kambyses II. und die Krise des Reiches

Sein Sohn Kambyses II. übte vermutlich kurz darauf Rache und sicherte den nordöstlichen Teil des Reiches. Der gesamte östliche Reichsteil wurde schon von Kyros der Obhut von Kambyses’ Bruder Bardiya übergegeben. Als Kambyses im Jahr 526/25 v. Chr. einen Feldzug gegen Ägypten unternahm, wurde vermutlich die gesamte Reichsverwaltung in dessen Hände gegeben. Der spätere Großkönig Dareios I. ließ jedoch nach dem Tod des Kambyses verkünden, dass dieser Bardiya heimlich ermordet habe und die Reichsverwaltung einem Mager namens Gaumata übertragen habe, der das Aussehen Bardiyas angenommen und den Hof getäuscht habe. Diese Geschichte ist in der neueren Forschung vermehrt angezweifelt worden. Ein Hauptargument dieser Forscher ist, dass Bardiya eine zentrale Machtposition besaß, seine Ermordung aber dennoch unbemerkt geblieben sein soll; zudem hatte Dareios selbst nur einen schwachen oder gar keinen Anspruch auf den Thron und hätte daher als Usurpator guten Grund gehabt, den von ihm ermordeten Prinzen zu einem Hochstapler zu erklären (s. u.).

Kambyses' Feldzug gegen Ägypten jedenfalls war vermutlich schon unter Kyros geplant worden. Zu seiner Begründung ist zu sagen, dass Ägypten das letzte unabhängige Reich des alten Orients war und aufgrund seines Reichtums von den Persern vermutlich einerseits als begehrenswert, andererseits als potentielle Gefahrenquelle betrachtet wurde. Zu dieser Zeit herrschten in Ägypten Thronwirren, die den persischen Unternehmungen sehr gelegen kamen; nur bei Pelusium gab es nennenswerten Widerstand. In Memphis wurde Pharao Psammetich III. gefangengenommen und Kambyses zum rechtmäßigen Nachfolger des Amasis ernannt und zum Pharao gekrönt. Die benachbarten Wüstenvölker unterwarfen sich ohne Widerstand. Ein Feldzug nach Nubien scheint Herodot zufolge erfolglos verlaufen zu sein, doch deuten archäologische Funde darauf hin, dass die Perser wenigstens im nördlichen Nubien einige Erfolge verbuchen konnten.[1] Ein Feldzug gegen Karthago kam indes nicht zustande, angeblich, da sich die phönizische Flotte weigerte, daran teilzunehmen. Währenddessen hatte sich im Kernland des Reiches Bardiya mit Unterstützung der Bevölkerung gegen Kambyses erhoben. Dies lag möglicherweise vor allem daran, dass der Feldzug in Ägypten viel zu hohe Anforderungen an Menschen und Material stellte. Kambyses beschloss umgehend, diese Usurpation niederzuschlagen. Auf dem Rückzug starb er jedoch in Syrien.

Dareios, der Kambyses als Lanzenträger nach Ägypten begleitet hatte, entstammte dem persischen Adel und sah sich daher vielleicht verpflichtet, den Verrat an Kambyses zu rächen. Seiner Rechtfertigung in der Behistun-Inschrift zufolge hatte Kambyses Bardiya, wie erwähnt, ohnehin schon vor längerer Zeit ermorden lassen. Der Magier Gaumata habe den Thron usurpiert und behauptet, Bardiya zu sein. Dareios ermordete ihn zusammen mit sechs Mitverschwörern und bestieg dann selbst den Thron.

Diese Version der Ereignisse wird heute, wie gesagt, vielfach bezweifelt. Vieles deutet darauf hin, dass in Wahrheit Dareios der erste Achämenide auf dem Perserthron war, während sich seine beiden Vorgänger selbst stets nur als Teispiden bezeichnet hatten (Inschriften, in denen sich Kyros scheinbar als Achämenide bezeichnet, sind eindeutige Fälschungen aus der Zeit des Dareios). Andere Gelehrte nehmen an, Gaumata habe es wirklich gegeben, er sei der Anführer einer religiös motivierten Bewegung gewesen; doch ist diese These sehr umstritten. In jedem Fall nutzten viele Völker des Reiches die Zeit der Wirren, um sich erneut ihre Unabhängigkeit zu erkämpfen, während andere Gruppen Dareios offensichtlich nicht als neuen Großkönig akzeptieren wollten. Dieser Widerstand konnte von Dareios nur mit äußerster Härte gebrochen werden.

Dareios I. und seine Nachfolger

Nachdem Ende 521 v. Chr. der Frieden im Reich wieder hergestellt war, widmete sich Dareios I. vor allem der inneren Erneuerung des Reiches, vor allem um eine solche Situation wie die gerade durchstandene in Zukunft auszuschließen. Das Reich wurde in einheitliche Provinzen, so genannte Satrapien eingeteilt, die sich kaum an den vorher eingegliederten Reichen orientierten, sondern vor allem auf die individuellen Völker zugeschnitten waren. Daneben wurden zahlreiche weitere Reformen in Verwaltung, Wirtschaft, Gesellschaft und Heerwesen durchgeführt.

Die Nordgrenze des Reiches war weiterhin durch die Saken bedroht. Nachdem mehrere größer angelegte Militäraktionen in Zentralasien keine Entscheidung brachten, wurde ein Feldzug gegen die an der Schwarzmeerküste lebenden Skythen begonnen, der vielleicht das Ziel hatte, den zentralasiatischen Saken in den Rücken zu fallen.

Obwohl der Skythenkrieg ein Fehlschlag war, konnte eine neue Satrapie – Thrakien – in Europa gewonnen werden und die Grenze des Reiches bis an die Donau vorgeschoben werden. Dies brachte das Reich in die direkte Nachbarschaft mit den europäischen Griechen. Besonders die persischen Vorstöße im Mittelmeer und der Ägäis und die Unterwerfung Makedoniens dürften in Griechenland Besorgnis ausgelöst haben. Ein Bündnisangebot Athens im Jahr 507 v. Chr. wurde von den Persern als formelle Unterwerfung des Stadtstaats aufgefasst. Im Jahr 499 v. Chr. schließlich brach ein Aufstand in den griechischen Gebieten Kleinasiens gegen die persische Herrschaft aus, die von Athen und Eretria, wenn auch nur mit geringen Mitteln, unterstützt wurde. Griechische Rebellen nahmen im Jahr 498 v. Chr. sogar Sardes ein und äscherten die Stadt ein. Dieser Ionische Aufstand, der sich zeitweilig bis nach Zypern ausdehnte, und auch den Abfall Thrakiens bewirkte, wurde 494 v. Chr. niedergeschlagen, und die führende Stadt, Milet, wurde zerstört. In den Folgejahren kam es zu zwei persischen Strafexpeditionen im Ägäisbereich (Beginn der so genannten Perserkriege). 492 v. Chr. wurde Thrakien erneut unterworfen. 490 v. Chr. wurde die mit Athen verbündete Stadt Eretria eingenommen und zerstört; ein persisches Heer landete schließlich in Attika mit der Absicht, Athen einzunehmen. Dies wurde aber durch die Schlacht bei Marathon, wobei das Unternehmen der Perser eher als Strafexpedition denn als regelrechte Invasion zu beurteilen ist, und anschließende athenische Militäroperationen vereitelt. Griechischen Quellen zufolge war für die Jahre 486/85 v. Chr. ein erneuter Feldzug gegen Griechenland geplant, der jedoch wegen eines Aufstandes in Ägypten und des Todes des Dareios nicht zustande kam.

Der Nachfolger des Dareios, Xerxes I. (486 bis 465 v. Chr.), vernachlässigte zunächst die griechische Westgrenze, entschloss sich jedoch dann in den Jahren 481/80 v. Chr. einen erneuten Feldzug zu unternehmen. Nach anfänglichen Erfolgen – das von den Bewohnern geräumte Athen wurde eingenommen, die Akropolis wurde als Racheakt für in Sardes zerstörte Heiligtümer zerstört – scheiterte auch dieses Unternehmen in den Schlachten von Salamis (480 v. Chr.) und Plataiai (479 v. Chr.). Die Griechen unter Führung der Athener gingen nun selbst in die Offensive und befreiten in den folgenden Jahrzehnten fast alle griechischen Städte im Reichsgebiet (also vor allem an der Westküste Kleinasiens) von der persischen Herrschaft; Sparta, bis dahin die griechische Führungsmacht im Perserkrieg, war an Operationen in Kleinasien nicht interessiert, sodass Athen nun die alleinige Führungsrolle im Kampf gegen die Perser zufiel. Athen organisierte schließlich ein regelrechtes Bündnissystem, welches sich bald darauf aber in ein Instrument zur Bewahrung der athenischen Hegemonie verwandelte: der so genannte attische Seebund. Die Perser selbst blieben defensiv und beschränkten sich darauf, zu versuchen, die Griechen aus dem Gebiet des Reiches fernzuhalten. Erst 449 v. Chr. wurde ein Frieden mit Athen geschlossen, der so genannte Kalliasfrieden (ob es wirklich einen regelrechten Vertrag gab, ist in der Forschung seit langem umstritten).

Im Reich selbst blieb es unter Xerxes und seinem Nachfolger Artaxerxes I. (465 bis 424 v. Chr.) weitgehend ruhig. Nennenswerte Aufstände gab es lediglich in Babylon, das 479 v. Chr. großen Zerstörungen ausgesetzt war. Zudem zeigte sich unter Artaxerxes allmählich eine breite Unzufriedenheit der Ägypter mit der persischen Herrschaft, die Athen in den fünfziger Jahren des fünften Jahrhunderts v. Chr. auszunutzen versuchte um das Land unter seinen Einfluss zu bringen. Diese Versuche schlugen fehl, Ägypten blieb unter persischer Herrschaft. Nach dem Tod Artaxerxes’ I. kam es zu Streitigkeiten um den Thron. Sein Nachfolger Xerxes II. wurde nach kurzer Zeit von seinem Halbbruder Sogdianos ermordet, der den Thron an sich riss, kurze Zeit später aber selbst von Dareios II. ermordet wurde. Unter Dareios II. betrat das Reich erneut die griechische Welt, indem es auf der Seite Spartas in den Peloponnesischen Krieg (431 bis 404 v. Chr.) eintrat, hier aber nur passiv mitwirkte. Als Gegenleistung für die persischen Subsidien sollten die griechischen Städte an der Westküste Kleinasiens wieder an Persien fallen, was Sparta nach Kriegsende aber verweigerte, woraufhin es zum Krieg kam.

Die späteren Achämeniden und der Untergang des Reiches

Im Jahr 404 v. Chr. starb Dareios II., und der Thron ging an Artaxerxes II. (404 bis 359 v. Chr.) über. 402 v. Chr. fiel Ägypten vom Reich ab. Kurz darauf erhob sich Artaxerxes’ jüngerer Bruder Kyros gegen ihn, wobei Kyros von Sparta unterstützt wurde. Der Aufstand schlug fehl, nachdem Kyros in der Schlacht von Kunaxa getötet wurde; der Feldzug, den Xenophon in seiner Anabasis literarisch festhielt, zeigte aber auch, wie anfällig das Perserreich für Angriffe durch ein gut geschultes und straff geführtes Heer war. Im Korinthischen Krieg (399 bis 386 v. Chr.) trat das Perserreich auf Seiten Athens und Thebens ein. Der Krieg endete 386 v. Chr. mit einem Sieg der anti-spartanischen Koalition. In dem Königsfrieden wurde festgelegt, dass die kleinasiatischen Griechenstädte dem Perserreich gehören und dass alle anderen griechischen Städte unabhängig sein sollten. Als Garant hierfür trat der persische Großkönig ein. Somit hatten die Perser formell die Oberherrschaft über Griechenland gewonnen; faktisch ging die Hegemonie jedoch an Sparta über, das die Einhaltung der Bedingungen des Königsfriedens im Auftrag des Großkönigs überwachte.

In den sechziger Jahren des 4. Jahrhunderts v. Chr. brachen in Kleinasien mehrere Aufstände aus, die früher als „Großer Satrapenaufstand“ bezeichnet, und als für die Existenz des Reiches unmittelbar bedrohlich angesehen wurden. Dies hat sich jedoch in der neueren Forschung als unrichtig herausgestellt. Es handelte sich um keinen koordinierten Aufstand einer Satrapenkoalition, sondern um voneinander unabhängige und vermutlich zeitlich auseinanderliegende Revolten. Dennoch bewirkte dies, dass die Perser zeitweilig keine oder kaum reelle Macht über bestimmte Gebiete im Westen des Reiches besaßen; so gelangten örtliche Herrscher wie der Karier Maussollos zu beträchtlicher Macht. Diese Unruhen prägten die letzten Jahre der Herrschaft Artaxerxes’ II. und konnten erst unter seinem Nachfolger Artaxerxes III. (359–338 v. Chr.) wieder unter Kontrolle gebracht werden.

Felsgräber achämenidischer Großkönige in Naqsh-i Rustam

Die Situation im Osten des Reiches ist zu dieser Zeit weitgehend unbekannt. Das unter Dareios I. unterworfene Industal löste sich von der persischen Herrschaft, ebenso wie sakische Gebiete in Zentralasien. Im Reichsinneren kam es ebenfalls vereinzelt zu Aufständen, von denen der der Kadusier wohl der bekannteste ist.

Artaxerxes III. führte eine härtere Politik ein, die vor allem auf die Restauration der persischen Macht in verlorengegangenen oder gefährdeten Gebieten abzielte. Nachdem die persische Vormachtstellung in Kleinasien wiederhergestellt wurde, kam es zu einem Feldzug gegen Ägypten, in dessen Verlauf das Land mit äußerster Härte unterworfen wurde (343 v. Chr.). Bevor Artaxerxes jedoch weitere Ziele in Angriff nehmen konnte, wurde er von dem Eunuchen Bagoas ermordet, der seinen Günstling Arses zum Großkönig erhob, diesen aber kurz darauf ebenfalls ermordete. Dessen Nachfolger wurde Dareios III. (336 bis 330 v. Chr.). In seine Regierungszeit fiel die Invasion Alexanders des Großen, in dessen Verlauf das Königtum der Achämeniden bis 330 vernichtet wurde. Alexander trat zwar als Achämenidenherrscher auf, aber es ist unzweifelhaft, dass spätestens mit der Ermordung des Dareios durch den Satrapen Bessos (330 v. Chr.) das Achämenidenreich sein Ende gefunden hatte.

Zum Zeitpunkt seiner Vernichtung durch Alexander war das Achämenidenreich noch ein vollkommen intakter Staatskörper. Die von Dareios I. eingeführten Verwaltungsstrukturen bestanden noch und hatten sich bis zu diesem Zeitpunkt immer wieder bewährt. Der leichte Sieg Alexanders über die Perser lässt sich viel mehr durch das militärische Geschick Alexanders und seiner Generäle sowie durch die bessere Ausbildung und Schlagkraft des makedonischen Heeres erklären. Das perserfreundliche Auftreten Alexanders und später des Statthalters der Persis, Peukestas, garantierten hingegen, dass es zu keinem Restaurationsversuch des Achämenidenreiches kam.

Innerer Aufbau

Königtum und Verwaltung

Unter Kyros II. und Kambyses II. war das Reich ein Gebilde, das auf der Personalunion des Perserkönigs mit der Krone anderer Königreiche (Medien, Babylon, später Ägypten) fußte. In anderen Reichsgebieten (z. B. Lydien) wurde das Königtum abgeschafft, die Strukturen blieben jedoch erhalten, und an Stelle der Herrscher trat ein persischer Statthalter. So kann kaum von einem einheitlichen Reich, sondern eher von einer Art Föderation altorientalischer Staaten gesprochen werden. Dies führte nach dem vorzeitigen Tod des Kambyses bzw. der Ermordung des Bardiya dazu, dass in Gebieten wie Babylonien Usurpatoren auftraten, die das örtliche Königtum, nicht aber die Herrschaft über das gesamte Perserreich beanspruchten. Dareios I. reagierte darauf mit der Maßnahme, diese einzelnen Reiche aufzusplittern und in einheitlicher Form in das gesamte Perserreich zu integrieren. Dies wurde durch die Schaffung neuer Provinzen, so genannter Satrapien, erreicht, die sich nur noch selten an historische Grenzen hielten. An der Spitze jeder Satrapie stand ein Statthalter (Satrap), der vom Großkönig selbst ernannt wurde und häufig aus dessen Familie stammte. Dennoch wurden manche Traditionen beibehalten. So kam der Titel des Königs von Babylon erst allmählich außer Gebrauch, die Titel des Königs von Medien und Pharaos von Ägypten wurden von allen Großkönigen weiter getragen. Außerdem blieben in kleineren Gebieten örtliche Herrscher weiterhin im Amt, und Dynastien wurden fortgeführt. Auf diese Weise stellten sich die Achämenidenherrscher stets in die Tradition örtlicher Staaten.

Die Verwaltungsstrukturen wurden gestützt von einer beispiellosen Infrastruktur, deren bekanntester Vertreter die Königsstraße ist. Die wichtigsten Verkehrswege wurden in ein festes Straßennetz ausgebaut, welches das gesamte Reich umspannte und auch die entlegensten Provinzen miteinander verband. Exemplarisch hierfür steht die Straße, die von Sardes nach Susa (eigentlich von Ephesos nach Persepolis) führte, und von dem griechischen Historiker Herodot ausführlich beschrieben wurde. Das Straßennetz war besonders für den Briefverkehr und den Handel förderlich. Entlang der Straßen gab es Herbergen, die für Boten auch frische Pferde bereitstellten. Darüber hinaus gab es in regelmäßigen Abständen Garnisonen, die die Sicherheit entlang des gesamten Straßennetzes gewährleisteten Seit Dareios I. gab es auch eine einheitliche Währung, den Dareikos. Die Kanzleisprache des Reiches war bis in die Zeit Artaxerxes’ I. Elamitisch, wurde dann aber durch das viel verbreitetere Aramäisch ersetzt. Dies war auch eine Erleichterung für den Schriftverkehr, da Aramäisch auf Papyrus geschrieben werden konnte, während die elamitische Keilschrift nur auf Tontäfelchen verwendet werden konnte.

Brief Dareios I. an einen Satrapen. Griechische Kopie aus römischer Zeit.

Obwohl mit den Satrapien und deren Verwaltung ein weitgehend dezentrales Regierungssystem bestand, war der Großkönig ein Despot, der die absolute Macht über alles im Reich hatte. Er ernannte Satrapen und konnte diese auch wieder absetzen. Im Ernstfall hatte er den Oberbefehl über das Heer, bzw. er konnte diesen vergeben. Dennoch besaßen die Satrapen weitgehend eigene Freiheiten, so dass sie, häufig im Einvernehmen mit dem Großkönig, wie örtliche Könige oder Vasallen des Großkönigs herrschten. In königlichen Inschriften bezeichnete sich der Großkönig als „König der Könige“ und vertrat einen universellen Herrschaftsanspruch, indem er sich als „König der Länder und Völker“ bezeichnete. Dieser Anspruch wurde jedoch, besonders in den Grabinschriften, wieder relativiert, indem die Völkerschaften des Reiches genannt wurden. Diese Aufzählung änderte sich seit Dareios I. nicht, so dass naheliegt, dass die späteren Großkönige ihren Herrschaftsanspruch über die Gebiete des Reiches unter Dareios I., nicht aber über weitere Gebiete aussprachen.

Für Thronwirren sorgte wiederholt das Recht der Purpurgeburt. Es war persische Sitte, dass das Königtum an den Sohn des Herrschers überging, der als erster in der Regierungszeit geboren wurde, und alle vorher geborenen Söhne missachtet wurden. Tatsächlich wurde dieses Recht nach Gründung des Großreiches nur einmal explizit angewandt, bei Xerxes I. Andere Königssöhne, namentlich Bardiya und Kyros der Jüngere, versuchten vergeblich dieses Recht geltend zu machen und erhoben sich in der Folgezeit gegen ihre Brüder. Artaxerxes III. eliminierte diese Ansprüche von vornherein, indem er seine Geschwister ermordete.

Kultur und Gesellschaft

Goldschale aus achämenidischer Zeit.

In den einzelnen Reichsteilen wurden die kulturellen Traditionen der Zeit vor der persischen Eroberung gewahrt. Die vorachämenidischen Strukturen blieben intakt, und die Ausübung örtlicher Traditionen, wie beispielsweise religiöse Kulthandlungen, wurden toleriert und zum Teil auch gefördert. Die bekanntesten Beispiele hierfür sind die Berichte aus der Bibel, die die Perser als milde und tolerante Herrscher auftreten lassen. In Babylon scheint eine größere persische Bevölkerung angesiedelt worden zu sein; des Weiteren fanden – vor allem nach Aufständen – größere Umsiedlungsaktionen statt, von denen insbesondere Herodot, aber auch die Alexanderhistoriker zu berichten wissen. Zwar wurden bestenfalls die obersten Schichten der Gesellschaft persisch geprägt, diese aber auch nachhaltig. So existierten nach dem Zusammenbruch des Alexanderreiches in manchen Gebieten wie z. B. Atropatene lokale Fürstentümer fort, die weiterhin achämenidisch-persische Traditionen pflegten.

Die Gesellschaftsordnung war allgemein in der Tradition orientalischer Despotien streng hierarchisch, allerdings war zumindest formal eine größere Vermischung der einzelnen Gesellschaftsschichten möglich. Während die Sklavenwirtschaft weiter anhielt, scheint zumindest zeitweilig eine Betonung auf Beschäftigung freier und bezahlter Arbeiter zu liegen. So sind die Paläste von Persepolis demonstrativ von freien Fachkräften aus allen Reichsteilen geschaffen worden, wohl auch um den Propagandaeffekt einer Reichseinheit zu erzielen. Erwähnenswert ist hier auch die Stellung der Frau, die im Achämenidenreich über weitgreifende Rechte verfügte. Ob es sich dabei um eine totale Gleichberechtigung handelt, wie Teile der modernen Forschung glauben, ist zweifelhaft. Sicher ist aber, dass zumindest in den Gebieten des Reiches, die unmittelbar der Gewalt des Großkönigs unterstanden, Frauen in hohen Positionen bei gleicher Entlohnung wie bei Männern standen.

Kunst

Relief eines geflügelten Sphinx aus glasierten Ziegeln aus dem Palast des Dareios I. in Susa, heute im Louvre

In diesem Zusammenhang ist auch die Entwicklung der persischen Kunst jener Zeit zu verstehen. Als ursprünglich nomadisches Gebirgsvolk hatten die Perser keine eigens entwickelten künstlerischen Traditionen. In der Frühzeit bedienten sie sich vor allem elamitischer Vorbilder; nach der Expansion des Reiches kamen mesopotamische, kleinasiatische, griechische und ägyptische Einflüsse hinzu. So zeigen sich die Paläste aus der Zeit von und nach Dareios I. als Vermischung der verschiedenen Kunstformen des Reiches. Reliefs und Skulpturen sind stark mesopotamisch und ägyptisch beeinflusst, die Architektur bedient sich vor allem ägyptischer und griechischer Vorbilder.

Das Relief ist die bekannteste Kunstform des Achämenidenreiches. Dennoch ist die Verbreitung auf das Kernland des Reiches, und hier insbesondere auf Palastanlagen und Königsgräber beschränkt. Dargestellt werden in der Regel Szenen und Personen des königlichen Hofes oder mythologische Figuren und Szenen. Die Reliefs dienten vor allem der Darstellung der Macht des Großkönigs. Daher tauchen häufig in seinem Gefolge Vertreter der wichtigsten Völkerschaften des Reiches auf. In diesen Darstellungen leisten sie dem Großkönig entweder Tribut, oder sie erscheinen als Träger des Königs auf dem Thron. In anderen Darstellungen bezwingt der Großkönig eigenhändig Löwen oder menschliche Feinde. Zum Inbegriff dieser Verherrlichung des Großkönigs gelten Relief und Inschrift von Behistun, in welcher Dareios I. die Siege über seine Feinde darstellt.

Die Reliefs wurden häufig mit kostbarem Material wie etwa Lapislazuli veredelt und farbig bemalt. Bei den Palästen in Susa wurden sie, wohl nach babylonischen Vorbild, aus glasierten Ziegeln hergestellt, so dass die ursprüngliche Bemalung erhalten geblieben ist.

Persisches Goldarmband

Weit verbreitet war auch die Kunstform der Plastik. Dabei sind vor allem kleinere Arbeiten aus wertvollem Material wie Elfenbein, Lapislazuli oder Gold bekannt. Sie kennzeichnen sich, ebenso wie Schmuck, Geschirr und andere kleinere Gegenstände, durch äußerst aufwändige und detaillierte Verarbeitung und Verzierung. Dargestellt werden in der Plastik meistens adelige Personen, Tiere oder Fabelwesen. Andere Gegenstände verzichten meistens auf konkrete Darstellungen und sind mit Ornamenten verziert. Unbekannt ist, wie weit verbreitet die Teppichknüpferei zu jener Zeit war. Auf den Reliefs finden sich vereinzelte Darstellungen von Teppichen mit aufwändigen Mustern. Solche Teppiche wurden wegen der begrenzten Haltbarkeit des Materials jedoch kaum gefunden.

Die Architektur ist vor allem durch die Palastbauten in Persepolis, Susa und Pasargadai bekannt. Es handelt sich um monumentale Anlagen, in denen sich viele architektonische und künstlerische Elemente aus allen Bereichen des Achämenidenreiches wiederfinden. So erinnern die großen Säulenhallen an ägyptische Bauten[2] oder die Reliefkunst an Mesopotamien. Die plastische Bildhauerei mag griechische Einflüsse zeigen. Diese Bauten wurden vor allem zum Zweck der Machtdemonstration errichtet, es wurden hier Gesandtschaften aus vielen Ländern innerhalb und außerhalb des achämenidischen Herrschaftsbereiches empfangen.

Erwähnenswert sind in diesem Bereich die Felsgräber der Großkönige, die zunächst in Naqsh-i Rustam, später in Persepolis entstanden. Ähnliche Felsgräber sind vor allem aus Kleinasien bekannt.

Religion

Es gab im frühen Achämenidenreich keine einheitliche Religion. Vielmehr wurden die verschiedenen Religionen und Kulte der diversen Völker grundsätzlich toleriert, schon um deren Integration in das Reich zu erleichtern. Nur im Konfliktfall änderte sich dies mitunter, wie etwa die Zerstörung der Tempel auf der Akropolis von Athen durch Xerxes 480 v. Chr. bezeugt. Die Großkönige ab Dareios I. hingen dem Zarathustrismus oder einer diesem verwandten Religion an: Auf den Inschriften der Großkönige ab 522 v. Chr. wird stets Ahura Mazda als oberste Gottheit angerufen. Es ist bekannt, dass auch andere Gottheiten wie Anahita und Mithras ebenso von den Königen verehrt wurden. Sicher ist, dass Ahura Mazda schon in vorzarathustrischer Zeit als eine Gottheit unter mehreren verehrt wurde, weshalb die in der älteren Forschung lange als gesichert geltende Annahme, die Großkönige seien Zarathustrier gewesen, heute von vielen Gelehrten bezweifelt wird.

Es finden sich vereinzelte Tempelanlagen, die Feueraltare, wie sie aus späterer Zeit bekannt sind, enthalten. Am bekanntesten ist die Anlage in Pasargadai, das vermutlich den Rang einer zeremoniellen und religiösen Hauptstadt des Reiches innehatte. Auch auf den Reliefs der Königsgräber sind kleinere Feueraltare abgebildet. Allgegenwärtig ist auch die Figur des häufig (und vermutlich fälschlicherweise) mit Ahura Mazda identifizierten Faravahar, der möglicherweise die Ahnen des Großkönigs oder den „Glücksglanz“ des Herrschers darstellt und diesem die Macht in Form eines Ringes übergibt.

Wirtschaft

Da der größte Teil des Achämenidenreiches noch ländlich geprägt war, war wie zu jedem Zeitpunkt im Altertum die Landwirtschaft die Grundlage der Wirtschaft. Es sind auch aus trockenen Gebieten Agrargebiete bekannt, die mit so genannten Qanaten bewässert wurden. In den Randzonen des Reiches, insbesondere in Zentralasien, war jedoch vor allem die nomadische Lebensweise, die auf Viehzucht aufbaute, maßgebend. Die relativ einheitlichen Wirtschaftsregelungen erleichterten auch den Handelsverkehr, der von allen Seiten in das Reich ein- und ausströmte. Vermutlich hat auch schon die Seidenstraße existiert. Griechische Quellen sprechen von der „persischen Frucht“, dem Pfirsich, der jedoch aus China stammt. Daneben wird spekuliert, ob die um 500 v. Chr. in China schlagartig einsetzende Eisenverarbeitung vom vorderen Orient ausging.

Handelszentren waren wie in vorachämenidischer Zeit die großen Städte wie Babylon, Susa oder Tyros. In Babylon ist reges kommerzielles Treiben durch mehrere Bankhäuser nachgewiesen. Hier wurden auch Wissenschaften wie Astronomie und Mathematik betrieben. Tyros fungierte als Tor zum Mittelmeer, besonders durch den regen Kontakt zu den phönizischen Kolonien. Das wirtschaftliche Leben wurde genau aufgezeichnet und lässt sich zum Teil aus den Tausenden von Tontäfelchen, die in Persepolis gefunden wurden, rekonstruieren. Daneben geben auch die Darstellungen der Tributbringer in Persepolis Aufschluss über wirtschaftliche Besonderheiten der einzelnen Reichsteile.

Militärwesen

Die „Unsterblichen“. Relief aus Susa.

Bis zu Zeiten Dareios’ I. war das persische Heer vor allem ein Milizheer. Es führte noch alte nomadische Traditionen fort und hatte seinen Schwerpunkt in Infanterie und Bogenschützen. Unter Dareios I. wurde eine Art stehendes Heer eingeführt, das in Garnisonen durch das ganze Reich verteilt war. Es gliederte sich in Streitwagen-, Kamel- und Pferdereiter-, Lanzenträger- und Bogenschützenverbände. Bekannt ist, dass es sowohl eine leichte als auch eine schwer gepanzerte Kavallerie gab. Im Fall größerer kriegerischer Auseinandersetzungen, wie etwa der Griechenlandinvasion des Xerxes oder den Widerstand gegen Alexander, wurde ein so genanntes Reichsaufgebot ausgehoben, welches aus Einheiten der einzelnen Völkerschaften des Reiches mit ihrer typischen Bewaffnung bestand. Die griechischen Geschichtsschreiber sprechen meistens von Heeren in Millionengröße, doch hat die moderne Forschung erwiesen, dass diese Berichte sehr stark übertrieben sind. Dennoch handelte es sich um die größten Truppenverbände ihrer Zeit.

Die wohl bekannteste Einheit der Achämenidenzeit waren die sogenannten Unsterblichen, ein Verband von zehntausend Mann, von denen eintausend als königliche Leibgarde dienten. Diese Truppe rekrutierte sich ausschließlich aus Persern, die dem Großkönig treu ergeben waren. Herodot zufolge rührt der Name von der Tatsache, dass wenn ein Krieger fiel, stets ein neuer zur Stelle war, der dessen Platz einnahm.

Die Kampfstrategie war stets von den nomadischen Ursprüngen geprägt. Es wurde auf eine Überwältigung des Gegners mit Geschosssalven der Bogenschützen und Schleuderer gesetzt. Die dadurch verunsicherten Gegner wurden anschließend mit der Kavallerie aufgerieben. Gegen die schwer gepanzerten griechischen Truppen war diese Strategie weniger erfolgreich. Daher wurden in späterer Zeit auch zunehmend griechische Söldner verpflichtet, die meist an vorderster Front eingesetzt wurden.

Chronologie und Stammbaum der Achämeniden

(siehe Hauptartikel Liste der achämenidischen Könige)

Die Forschung ist sich heute weitestgehend darüber einig, dass die Könige (außer Achaimenes) vor Dareios keine Achämeniden waren: Sie waren Teispiden, die mit den Achämeniden höchstens weitläufig verwandt waren. Dareios, der faktisch als Usurpator auf den Thron gelangte, konstruierte dann eine fiktive Genealogie, die Kyros und Kambyses scheinbar zu seinen Verwandten machte, und heiratete überdies zwei Töchter des Kyros: Ziel war, seine Herrschaft durch Anschluss an die Vorgängerdynastie zu legitimieren. Obwohl die ersten beiden Herrscher des altpersischen Großreichs also keine Achämeniden waren, spricht man dennoch meist vom Achämenidenreich.

Nachwirkungen der Achämeniden

Die Ruinen von Persepolis.

Das Achämenidenreich war der erste politische Körper, der den gesamten Vorderen Orient umfasste. Trotz vereinzelter Aufstände wurde dieser Bereich im großen und ganzen friedlich zusammengehalten, wenn auch nicht vereint. Die Verwaltungsstruktur der Satrapien war noch Jahrhunderte später maßgebend und ist möglicherweise auch in die römische eingeflossen. Eine tatsächliche kulturelle Nachwirkung des Achämenidenreiches auf die von ihm beherrschten Gebiete gab es, wenn überhaupt, nur sehr bedingt. Davon sind einige Nachfolgestaaten, die sich der Eroberung durch Alexander widersetzten, auszunehmen, hiervon ist vor allem Atropatene erwähnenswert.

Für die Griechen blieb das Achämenidenreich ein Symbol der Bedrohung, und der endgültige Sieg über die Perser durch Alexander war stets ein Ruhmesblatt für das griechische Selbstbewusstsein. Dabei flossen auch in die griechische Kultur persische Elemente ein. So gibt es z. B. Spekulationen, dass die Reliefs des Athener Parthenon persische Vorbilder hatten. Auch meinen manche Altphilologen, Platons Atlantis-Erzählung spiele auf das Perserreich an. Auch in anderen Ländern, die außerhalb des achämenidischen Machtbereiches standen, sind persische Einflüsse nachweisbar. So werden als Vorbilder für manche indische Palastanlagen die persischen Residenzen genannt.[3]

Die größten Auswirkungen hatte das Achämenidenreich aber natürlich für die Perser selbst. Noch Jahrhunderte später erinnerte man sich, dass es einst ein großes persisches Reich gegeben hatte, auch wenn genaueres Wissen darüber verloren gegangen war. So fügten die Sassaniden an bedeutenden achämenidischen Plätzen wie Behistun und Naqsh-i Rustam eigene Felsreliefs hinzu, um sich in die Tradition der Achämeniden zu stellen. Später ging das Wissen über das Achämenidenreich im Iran selbst wieder verloren und wurde erst durch westliche Forschungen und Ausgrabungen wieder geweckt. Der letzte Schah, Mohammad Reza Pahlavi, sah sich in der Tradition des Achämenidenreiches und lenkte die iranische Geschichtsbetrachtung ganz bewusst auf diesen Höhepunkt persischer Machtentfaltung. Auch heute noch verweisen viele iranische Nationalisten auf das Achämenidenreich. So wird etwa Persepolis, dessen tatsächliche Rolle im Achämenidenreich nicht bedeutender war als die von Susa oder Ekbatana, als Symbol der iranischen Nation verklärt.

Anmerkungen

  1. Pierre Briant: From Cyrus to Alexander. Winona Lake 2002, S. 54f.
  2. Vgl. z. B. Gerd Gropp: Beobachtungen in Persepolis. In: Archäologische Mitteilungen aus Iran. Bd. 4 (Sonderdruck). Herausgegeben vom Deutschen Archäologischen Institut Abteilung Teheran. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1971.
  3. Vgl. z. B. Romila Thapar: A History of India. Volume 1. Penguin, London 1966, ISBN 0-14-013835-8.

Literatur

Quellen

  • Amélie Kuhrt (Hrsg.): The Persian Empire: A Corpus of Sources of the Achaemenid Period. Routledge, New York 2007 [Paperback 2009] (zahlreiche Quellenauszüge in englischer Übersetzung mit Einleitung und Kommentar).
  • Hans-Wilhelm Haussig: Herodot – Historien. Kröner, Stuttgart 1971, ISBN 3-520-22404-6.
  • Helmut Vretska: Xenophon – Anabasis. Reclam, Stuttgart 1958, ISBN 3-15-001184-1.
  • Gerhard Wirth, Oskar von Hinüber: Arrian. Der Alexanderzug – Indische Geschichte. Artemis, München 1985, ISBN 3-7608-1649-5.

Sekundärliteratur

  • Pierre Briant: Histoire de l’empire perse. De Cyrus à Alexandre. Fayard, Paris 1996, ISBN 2-213-59667-0. Auch in englischer Übersetzung verfügbar: From Cyrus to Alexander. A history of the Persian Empire. Eisenbrauns, Winona Lake 2002, ISBN 1-57506-031-0. (Hervorragende und umfassende Darstellung der Achämenidenzeit. Gilt international als grundlegendes Standardwerk.)
  • Pierre Briant: Darius. Les Perses et l’Empire. Decouvertes Gallimard, Paris 1992, ISBN 2-07-053166-X. (Grundlegendes Werk über das Leben des Dareios und den Aufbau seines Reiches. Aufwändig illustriert, auch für Leser mit schwachen Französischkenntnissen empfehlenswert)
  • Pierre Briant, Amélie Kuhrt, Margaret C. Root, Heleen Sancisi-Weerdenburg, Josef Wiesehöfer (Hrsg.): Achaemenid History. Bd. 1 ff., Leiden 1987 ff. (Wichtige Aufsatzsammlung)
  • Maria Brosius: The Persians. Routledge, London 2006. (Neueste, knappe Überblicksdarstellung zum vorislamischen Persien.)
  • John M. Cook: The Persian Empire. New York u.a. 1983.
  • Vesta S. Curtis, Sarah Stewart: Birth of the Persian Empire. London-Middle-East-Institute at SOAS and British Museum. Tauris, London 2005, ISBN 1-84511-062-5. (U.a. Kyros II. und das Königreich Anschan, Die Achämeniden und das Avesta, Historische Idee zur Gründung von Iran.)
  • Muhammad A. Dandamaev: A Political History of the Achaemenid Empire. Übersetzt von W. J. Vogelsang. Brill, Leiden 1989.
  • Walther Hinz: Darius und die Perser. Eine Kulturgeschichte der Achämeniden. 2 Bde. Holle, Baden-Baden 1976. (Standardwerk. Von Bedeutung ist insbesonderes die Auswertung der elamitischen Tontafeln.)
  • Bruno Jacobs, Robert Rollinger (Hrsg.): Der Achämenidenhof / The Achaemenid Court. Harrassowitz, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-447-06159-9.
  • Heidemarie Koch: Es kündet Dareios der König. Vom Leben im persischen Großreich. Philipp von Zabern, Mainz 1992. ISBN 3-8053-1347-0 (Umfassende, aber umstrittene Darstellung zum achaimenidischen Perserreich mit Hauptaugenmerk auf die Zeit Dareios’ I. und zahlreichen Illustrationen.)
  • R. Schmitt: Achaemenid Dynasty. In: Ehsan Yarshater (Hrsg.): Encyclopædia Iranica, Band 1(4), Abs. a109, Stand: 15. Dezember 1983, eingesehen am 14. Juni 2011 (englisch, inkl. Literaturangaben)
  • Leo Trümpelmann: Zwischen Persepolis und Firuzabad. Sonderband zur Antiken Welt. Philipp von Zabern, Mainz 1992, ISBN 3-8053-1414-0
  • Josef Wiesehöfer: Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr. Albatros, Düsseldorf 2005, ISBN 3-491-96151-3. (Eingängig geschriebenes deutsches Standardwerk zur Geschichte des alten Persiens.)

Weblinks

 Commons: Achämeniden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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