Gemeine Flussmuschel

Gemeine Flussmuschel
Bachmuschel

Bachmuschel (Unio crassus)

Systematik
Überordnung: Palaeoheterodonta
Ordnung: Unionoida
Überfamilie: Flussmuschelähnliche (Unionoidea)
Familie: Flussmuscheln (Unionidae)
Gattung: Unio
Art: Bachmuschel
Wissenschaftlicher Name
Unio crassus
(Philippson, 1788)

Die Bachmuschel, auch Gemeine Flussmuschel (Unio crassus) ist eine im Süßwasser, selten auch im Brackwasser lebende Muschel. Der Name "Bachmuschel" ist gebräuchlich geworden als in den 1980er Jahren deutlich wurde, dass diese Art fast nur noch in den Oberläufen der Gewässer anzutreffen war. Allerdings ist die Art ursprünglich auch bis in die großen Flusssysteme von Elbe, Rhein und Donau hinein verbreitet gewesen und ist in Nordeuropa auch immer noch in großen Strömen anzutreffen. Daher wird der Name "Bachmuschel" von manchen Spezialisten als irreführend bezeichnet. In Deutschland beschränken sich jedoch Nachweise von vitalen und reproduzierenden Populationen dieser Art derzeit (2009) noch auf kleinere Flußsysteme und Bäche.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Sie lebt mit Ausnahme der Britischen Inseln in fast ganz Nord- und Mitteleuropa, ebenso in Osteuropa, aber nicht östlich des Ural bzw. Kleinasiens. In den Zuflüssen des Mittelmeers lebt sie normal nicht, es ist allerdings unklar, ob sie auf der Iberischen Halbinsel zu finden ist. Sie lebt manchmal in Gebieten, die höher als 600 Meter liegen.

Körperbau

Wie alle Muscheln besitzt die Bachmuschel eine Schale mit zwei Klappen und einem kräftigen Schließmuskel. Die Schale kann bis zu 10 cm lang sein. Die Kiemen dienen der Atmung und der Aufnahme kleiner Schwebestoffen im Wasser. Bei Weibchen befinden sich in den Kiemen sogenannte Marsupien, Bruträume für Laich bzw. Larven. Der Fuß der Bachmuschel ist relativ kräftig, er dient zur Fortbewegung und zum Eingraben. Bei der eingegrabenen Bachmuschel ragt die Atemöffnung jedoch immer aus dem Boden.

Fortpflanzung

Mit 3-4 Jahren[1] (nach anderen Autoren 4 bis 5 Jahren[2]) sind Bachmuscheln geschlechtsreif und bleiben fast während Ihres gesamten Lebens fortpflanzungsfähig. Allerdings nimmt die Fruchtbarkeit in alten Populationen stark ab; es sind kaum noch junge Muscheln zu finden[3]. Frühjahr bis Anfang Sommer ist Fortpflanzungszeit. Die Männchen geben das Sperma ins Wasser ab, wo es von den Weibchen durch die Kiemen aufgenommen wird. Der Laich des Weibchens befindet sich in so genannten Marsupien, die ebenfalls in den Kiemen liegen. Die Entwicklung der Larven kann, je nach Wassertemperatur, zwischen 3 und 6 Wochen variieren. Zwischen April und spätestens Anfang August, normal Ende Juli, werden die Larven einzeln oder in Gruppen aus den Kiemen herausgelassen, dann setzen sie sich als Glochidien in den Kiemen bestimmter Fischarten als Parasiten fest und entwickeln sich dort zu fertigen Jungmuscheln.

Gefährdung

Bis in den Anfang des 20. Jahrhunderts war die Bachmuschel eine sehr häufige Art, ging jedoch dann sehr schnell zurück. Ursachen sind neben den natürlichen, wie z.B. der Bisamratte (die übrigens auch vom Menschen eingebürgert wurde) vor allem künstliche Düngemittel, die z.B. über Drainagen in die Gewässer eingeleitet werden. So wurden in manchen Bundesländern um die 90 % des Bestandes ausgerottet. Die übrigen Populationen bestehen oft überwiegend oder sogar vollständig aus älteren Tieren (im Vergleich zum erreichbaren Lebensalter der jeweiligen Population). Dagegen fehlen junge Muscheln zum Teil fast vollständig in diesen Beständen und daher werden Verluste durch Mortalität nicht mehr oder nur ungenügend ausgeglichen. Die Nachzucht in Gefangenschaft gelingt, weshalb man immer wieder Jungtiere oder Fische mit Larven in den Kiemen aussetzt. Allerdings lässt sich der Erfolg dieser Maßnahmen nur schwer überprüfen.

Die Bachmuschel ist eine Art nach Anhang II der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie 92/43/EWG (FFH) und steht damit in der gesamten EU unter Schutz. Sie ist nach dem Bundesartenschutzgesetz eine besonders und streng geschützte Art und unterliegt gleichzeitig den Landesfischereigesetzen, die eine ganzjährige Schonzeit festlegen.

Systematik

Taxonomisch ist die Art nur ungenügend bearbeitet. Alleine in Deutschland werden jedoch mindestens drei Unterarten unterschieden, als diagnostische Merkmale dienen Schalenkennzeichen und geographische Verbreitung.

  • Unio crassus crassus
  • Unio crassus riparius
  • Unio crassus cythera

Ebenfalls in aktueller Literatur noch erwähnt werden Unio crassus nanus und Unio crassus forma maximus. Möglicherweise existieren noch weitere Unterarten als Lokalformen.

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. [2]
  3. Christoph Dümpelmann: "In Bayern und Hessen büßte die Art im 20. Jahrhundert ca. 90% ihrer Bestände ein, die verbliebenen Populationen sind oft überaltert und seit Jahren ohne Nachwuchs." PDF

Weblinks


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