- Gemeine Teichmuschel
-
Gemeine Teichmuschel Gemeine Teichmuschel (Anodonta anatina)
Systematik Ordnung: Unionoida Überfamilie: Flussmuschelähnliche (Unionoidea) Familie: Flussmuscheln (Unionidae) Unterfamilie: Teichmuscheln (Anodontinae) Gattung: Anodonta Art: Gemeine Teichmuschel Wissenschaftlicher Name Anodonta anatina (Linnaeus, 1758) Die Gemeine Teichmuschel (Anodonta anatina) gehört zur Familie der Flussmuscheln (Unionidae). Sie kommt in Nord- und Mitteleuropa im sandigen Boden leicht fließender Süßgewässer vor. Durch zunehmende Gewässerverschmutzung ist sie gefährdet und steht deswegen, wie auch alle andere Arten der Ordnung Unionoida, unter Naturschutz.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Die Schale ist breit bis eiförmig, dünnrandig, gelblich bis dunkelbraun. Die Gemeine Teichmuschel wird etwa 8–10 cm lang. Sie verfügt über keine Schlosszähne, daher ihr wissenschaftlicher Name Anodonta, die „Unbezahnte“. Die Innenseite der Schale glänzt nur matt perlmuttfarben, was sie von der stark perlmuttglänzenden Innenseite der Schale von Großen Teichmuschel Anodonta cygnea unterscheidet. Weitere Unterscheidungsmerkmale der beiden Anodonta-Arten sind das bei Anodonta anatina stärker ausgeprägte dreieckige Schild und das kürzere, aber breitere Schlossband.
Lebensweise
Die Teichmuschel ist ein Bodentier und verankert sich mit ihrem Fuß im weichen oder sandigen Boden. Mithilfe des Fußes kann sie sich auch langsam fortbewegen. Sie wühlt den Bodengrund auf und saugt den hochgewirbelten Bodensatz auf, um Nahrung auszufiltrieren. Die Nahrung besteht aus Detritus und Plankton, aber vor allem aus bodenlebenden Organismen wie zum Beispiel kleinen Algen (Vaucheria, Ulothrix, Diatomeen), Cyanobakterien (Oscillatoria) und anderen Kleinstlebewesen. Als Filtrierer reinigen sie so das Wasser und stellen einen wichtigen Faktor im Ökosystem der Gewässer dar. Pro Tag kann Anodonta anatina dabei etwa 40 l Wasser filtern.
Die Gemeine Teichmuschel war früher sehr häufig, worauf ihr deutschsprachiger Artname „gemein“ im Sinne von „allgemein“, „gewöhnlich“ hinweist. Die Muschel wurde bei Bachbegradigungen in großen Mengen vom Ufersubstrat entfernt und an Enten verfüttert.
Fortpflanzung und Entwicklung
Die Arten aus der Familie der Flussmuscheln haben eine Spezialisierung entwickelt, die andere Süßwassermuscheln nicht zeigen. Ihr Entwicklungszyklus ist auf ein Zwischenstadium an einem Wirtsfisch angewiesen, an dem die Larven an der Haut oder an den Kiemen parasitieren.
Die Gemeinen Teichmuscheln sind Zwitter. Nach der Befruchtung im Spätsommer überwintern die Eier im Kiemenraum der Muschel und wachsen zu zweiklappigen Glochidium-Larven heran. Diese Glochidien werden im Frühjahr ausgestoßen, wenn ein Wirtsfisch in der Nähe ist. Der Ausstoß der 0,2 mm großen Glochidien wird dabei wahrscheinlich durch einen chemischen Reiz ausgelöst. Im Gegensatz zur Großen Flussmuschel, die auf die Bachforelle (Salmo trutta fario) als Wirtsfisch angewiesen ist, kommen für die Gemeine Teichmuschel verschiedene Fischarten in Frage, darunter der Flussbarsch (Perca fluviatilis), Güster (Blicca bjoerkna), Stint (Osmerus eperlanus), Schleie (Tinca tinca), Rotauge (Rutilus rutilus) und Gründling (Gobio gobio) sowie Stichlinge (Gasterosteidae).[1] Die Glochidien können sich am gesamten Körper des Wirtsfisches, bevorzugt an den Flossen, mit einem Faden anheften. nach einigen Monaten Entwicklungszeit fallen die Glochidien vom Wirtsfisch ab und verbergen sich einige Jahre lang im Sandlückensystem des Gewässergrunds, wo sie vor Fressfeinden geschützt sind. Sie werden nach etwa 4 bis 5 Jahre geschlechtsreif und können bis 15 Jahre alt werden, bei guten Bedingungen auch älter.
Gefährdung
Wegen der Vielzahl an Wirtsfischen, an denen sich die Glochidienlarve der Gemeinen Teichmuschel weiterentwickeln kann, ist sie weniger stark gefährdet als die Große Flussmuschel, deren Wirt, die Bachforelle, vielfach durch die zunehmend eingesetzte Regenbogenforelle verdrängt wurde. Dennoch stellt der komplizierte Entwicklungszyklus einen Nachteil gegenüber der als Neozoon über die Flusssysteme verbreiteten Wandermuschel (Dreissena polymorpha) dar, deren Larvenstadien sich über das freie Wasser verbreiten können. Die Wandermuschel wandert in die Verbreitungsgebiete der Teichmuscheln ein und überwuchert in großer Zahl ihre Standorte und sogar die Teichmuscheln selbst. Bei Ausräumungsarbeiten von Gewässerufern zur Beseitigung der Wandermuscheln werden auch die Lebensräume der Teichmuscheln vernichtet.
Weblinks
Literatur
- Rosina Fechter und Gerhard Falkner: Weichtiere. 287 S., Mosaik-Verlag, München 1990 (Steinbachs Naturführer 10), ISBN 3-570-03414-3
- C. Wesenberg-Lund: Biologie der Süßwassertiere. Wirbellose Tiere. Julius Springer, Wien, 1939
- Michael L. Zettler et al.: Die Land- und Süßwassermollusken Mecklenburg-Vorpommerns. 318 S., Obotritendruck, Schwerin 2006 ISBN 3-933781-52-3
Einzelnachweise
- ↑ Eine Liste der für die Gemeine Teichmuschel in Frage kommenden Fischarten siehe: Jürgen Geist Christine Schmidt: Besatzmaßnahmen mit Muscheln. In: Bayerns Fischerei + Gewässer 3/2004, Weihenstephan, 2004 Online-Fassung
Wikimedia Foundation.