- Gender Bias
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Als Gender Bias oder Geschlechtsbezogenen Verzerrungseffekt bezeichnet man in der Forschung eine Verzerrung der Wirklichkeit in Darstellungen durch Formulierungen und gedankliche Annahmen, durch die Hörer oder Leser dazu bewegt werden, an nur ein Geschlecht zu denken, bzw. durch die geschlechtsspezifische Verhältnisse ignoriert oder Geschlechtern fälschlich tradierte Geschlechterrollen zugeschrieben werden. Ein Gender Bias kann gezielt erzeugt werden, aber auch unbeabsichtigt entstehen.
Auslösung eines Bias durch missverständliche Formulierungen
Viele natürliche Sprachen benutzen für Aussagen über Menschen und über Männer dieselben Formulierungen: So kann das Wort „der Leser“ sowohl als generisches als auch als spezifisches Maskulinum benutzt werden. Im Falle eines generischen Maskulinums sind Leserinnen mitgemeint, im Fall eines spezifischen Maskulinums nicht. Ein Gender Bias entsteht in vielen Fällen im Deutschen dadurch, dass eine als generisches Maskulinum intendierte Formulierung vom Leser oder Hörer als spezifisches Maskulinum interpretiert wird.
In vielen anderen Sprachen besteht ein Problem darin, dass es nur ein Wort für die beiden deutschen Wörter „Mensch“ und „Mann“ gibt.
Gender Bias als Ausdruck falschen Bewusstseins
In patriarchalen Gesellschaften wird der Mann in vielen nicht zwingenden Zusammenhängen (meist unbewusst und selbstverständlich) als Norm gesehen, sodass es zu einer androzentrischen Betrachtungsweise kommt. Durch die oben angeführte traditionelle Formgleichheit von Aussagen über Menschen und über Männer wird diese Haltung unterstützt.
Andererseits kann eine Geschlechterinsensibilität häufig sogar positiv als Geschlechterneutralität beabsichtigt sein und tatsächliche Unterschiede bei den sozialen bzw. biologischen Geschlechtern ignorieren. Beispielsweise unterschlägt der Begriff „Normalarbeitszeit“, dass es für die Mehrheit der Frauen mit Kindern in vielen Ländern eben nicht „normal“ ist, einer Vollzeiterwerbstätigkeit nachzugehen.
Zu Verzerrungen kann auch die Zuschreibung von Geschlechterstereotypen führen, deren Geltung im Einzelfall nicht überprüft wird, weil sie als naturgegeben betrachtet werden.
Siehe auch: Feministische Linguistik
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