Genogram

Genogram

Genogramm ist die Bezeichnung für eine piktografische Darstellung, die in der systemischen Familientherapie verwendet wird, um Familienbeziehungen, wiederkehrende Konstellationen und medizinische Vorgeschichte darzustellen. Dabei geht es inhaltlich weit über einen Familienstammbaum hinaus. Mit einem Genogramm sollen Verhaltensmuster, beziehungsstörende psychologische Faktoren und sich innerhalb einer Familie wiederholende Verhaltensweisen visualisiert und anschließend analysiert werden.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Wegweisend für die heutige Genogrammarbeit waren Monica McGoldrick und Randy Gerson, die das Buch „Genograms: Assessment and Intervention“ (1985) veröffentlichten. Heutzutage werden Genogramme in der Familienforschung, in der Medizin, in der Psychologie, bei der Psychiatrie, in der Bildung, und in der Sozialpädagogik angewandt. Außerdem benutzen einige Familienberater Genogramme, um ihren Klienten Probleme besser darstellen zu können.

Der Ursprung der Genogrammarbeit reicht aber weiter zurück als in der einschlägigen Literatur benannt. So stellte das Deutsche Hygienemuseum Dresden im Dezember 2006 Genogramme mit der einschlägig bekannten Symbolik, im Rahmen einer Sonderausstellung, aus. Diese Genogramme fanden im 3. Reich Anwendung bei "Rassefragen", vermeintlich vererbten Charaktereigenschaften, Behinderungen oder Suchtmittelabhängigkeit. Eine unreflektierte Nutzung dieser darstellenden Technik ist ethisch und moralisch fragwürdig. Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Aspekt fehlt bisher.

Darstellung

Symbole in Genogrammen

Genogramme bestehen aus einfachen Symbolen, die wie ein Familienstammbaum angeordnet sind. Ein Symbol steht dabei für ein Familienmitglied. Die Symbole zeigen das Geschlecht und, mit verschiedenen Linien, die Beziehung zu der Familie. Beispielsweise haben adoptierte Kinder und Haustiere eine gestrichelte Linie, Pflegekinder eine gepunktete Linie. Für gewöhnlich steht über dem Symbol das Geburtsdatum (und gegebenenfalls das Todesdatum), darunter der Name. Im Inneren des Symbols steht das Alter oder verschiedene Zeichen, die zum Beispiel Erbkrankheiten, eheähnliche Gemeinschaften, Totgeburten, Schwangerschaftsabbrüche oder plötzlichen Säuglingstod aufzeigen.

Inhalt

In einem Genogramm werden nicht nur Namen und Geburtsdaten festgehalten, sondern auch, wie diese zueinander stehen. So können beispielsweise Karrieredaten, innerfamiliäre Konflikte, Krankheiten und Gewohnheiten dargestellt werden.

Ein Vorteil ist, dass in Genogrammen verschiedene Beziehungsarten mit verschiedenen Farben dargestellt werden können. So können verheiratete, geschiedene, getrennt lebende, zusammen lebende und verlobte Paare dargestellt werden.

Normalerweise enthalten Genogramme auch Darstellungen von Gefühlen füreinander. Zwei parallele, horizontale grüne Linien zwischen zwei Menschen stehen beispielsweise für Freundschaft, zwei grüne, ineinandergreifende Kreise bedeuten Liebe. Rote Linien stehen meistens für negative Beziehungen wie Hass, Misstrauen und Ablehnung.

Um auch Leute wie Nachbarn, Mitarbeiter bzw. Mitschüler, Vorgesetzte bzw. Lehrer, Pfarrer oder ähnliches einzubeziehen, werden manchmal auch diese ins Genogramm eingebaut. So können Genogramme beispielsweise auch für Firmen erstellt werden.

Anwendung

In der Familienforschung werden Genogramme benutzt, um das Leben der Familienmitglieder aufzuzeichnen. So können sehr komplexe Familienstammbäume entstehen, die Heiraten und Scheidungen, Adoptionen und andere Familienstrukturen zeigen. Dadurch können Familienforscher interessante Fakten wie Namenshäufungen, Geschwisterrivalitäten oder gar historische Ereignisse wie Migrationen analysieren.

In der Medizin können mit Hilfe von Genogrammen gesundheitliche Zusammenhänge, wie zum Beispiel Krebsrisiko und vor allem Erbkrankheiten, aufgezeigt werden. Mit diesem Wissen können genauere medizinische Analysen erstellt werden. Außerdem können so Gesundheitsrisiken entdeckt werden.

Psychologen wenden Genogramme an, um essentielle Informationen zu erlangen und so den Patienten besser beraten beziehungsweise therapieren zu können. Sie können so beispielsweise Konflikte schnell erkennen und auf dieser Basis das Verhalten des Patienten bewerten.

Sozialarbeiter können mithilfe von Genogrammen emotionale Bindungen zwischen Familienmitgliedern und anderen Menschen aus dem sozialen Umfeld erkennen und bewerten. Dadurch zeigt sich beispielsweise der Zusammenhalt der Familie.

Mit Hilfe von Genogrammen können Forscher Abläufe zwischen vielen Generationen aufzeigen und verstehen. Dabei werden Genogramme auch für Pflanzen- und Tierspezies entwickelt. Außerdem können so verschiedene Mechanismen und Taktiken, beispielsweise zum Überleben oder Jagen, erkannt werden. Außerdem können Sozialstrukturen innerhalb von Herden erforscht werden.

In der Bildung werden Genogramme zur Diskussion von Büchern oder zur Darstellung von Familien berühmter Leute angewendet. Durch Genogramme können auch spezielle Details herausgearbeitet werden.

Literatur

  • Monica McGoldrick u.a.: Genogramme in der Familienberatung, Verlag Hans Huber, Bern, 3. Aufl. 2009, ISBN 978-3-456-84647-7

Weblinks


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