- Geoengineering
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Der Begriff Geo-Engineering bezeichnet Überlegungen, auf technischem Weg in geochemische oder biogeochemische Kreisläufe einzugreifen, etwa um die Klimaerwärmung oder die Versauerung der Meere zu bremsen.
Inhaltsverzeichnis
Geo-Engineering im Detail
Es sind sehr unterschiedliche Überlegungen, die im Begriff „Geo-Engineering“ zusammenfasst werden, wie etwa
- den Vorschlag des Chemie-Nobelpreisträgers Paul Crutzen, mithilfe von Schwefelpartikeln die Wolkenbildung in der Stratosphäre zu fördern. Da dadurch mehr Sonnenstrahlung ins All reflektiert würde, soll dies einen Kühlungseffekt auf die Erde haben.[1][2]
- den Vorschlag des Pentagon-Physikers Lowell Wood, weltraumtaugliche Sonnensegel zwischen Sonne und Erde zu installieren, um die Erde zu beschatten.[3]
- die Idee von Roger Angel von der University of Arizona, 16 Billionen transparenter Scheiben in die Erdumlaufbahn zu schicken, um Teile der Sonnenstrahlung zu reflektieren.[2][4]
- die Idee des Ingenieurs Stephen Salter, mithilfe von Spezialschiffen Meerwasser in die Atmosphäre zu sprühen und dadurch die Wolkenbildung zu fördern.[2][3]
- den Vorschlag des Geochemikers James Lovelock, die oberen Ozeanschichten aufzuwirbeln. Dadurch gelangten Nährstoffe an die Meeresoberfläche und das Algenwachstum werde stimuliert. Die Algen wiederum nehmen Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und würden so den Treibhauseffekt reduzieren.[5]
- Mit Hilfe von Meeresdüngung das Algenwachstum anzuregen; absterbende Algen sinken zum Meeresboden und entziehen damit das gebundene CO2 dem Meer und damit indirekt auch der Atmosphäre. Versuche des Alfred-Wegener-Instituts im Frühjahr 2009 haben allerdings ergeben, dass der Effekt nur sehr gering ist, da die Algen vor dem Absterben fast vollständig von tierischen Organismen gefressen werden, die das CO22 dann wieder ausatmen.[6]
- Überlegungen, der Versauerung der Meere durch Kalkung zu begegnen.
- die Sequestrierung von Kohlendioxid, bei der das Treibhausgas bereits bei der Verbrennung von fossilen Kraftstoffen abgefangen und anschließend unter der Erdoberfläche versenkt wird.
- Konzepte, Kohlendioxid mithilfe von Natronlauge aus der Atmosphäre auszuwaschen.[2]
Geo-Engineering in der Diskussion
Vorschläge zum Geo-Engineering kommen derzeit zumeist aus den USA. Sie werden vor allem damit begründet, dass die klassischen Klimaschutzmaßnahmen nicht mehr genügen werden, um den Klimawandel in einem begrenzten Rahmen zu halten. Insbesondere Ken Caldeira, Geochemiker am Carnegie-Institut in Stanford, hat hier eine führende Rolle übernommen und 2006 in Palo Alto eine erste internationale Konferenz zu dem Thema organisiert. Dies hat dazu beigetragen, dass in der wissenschaftlichen Gemeinschaft Geo-Engineering einen zunehmend größeren Stellenwert bekommt und die verschiedenen Vorschläge ernsthaft diskutiert werden. Caldeira selbst beurteilt in Interviews jedoch die meisten Vorschläge skeptisch.
Auch in der Öffentlichkeit, vor allem in Europa, stößt Geoengineering auf große Skepsis. Vielfach werden die Vorschläge als Versuch gewertet, von einschneidenden Klimaschutz-Programmen abzulenken. Das Hauptargument gegen Geo-Engineering sind die nicht vorhersehbaren (Neben-)Wirkungen. Eine wissenschaftlich begründete Kritik steht jedoch noch am Anfang. [7]
Siehe auch
Literatur
- Paul J. Crutzen: An Example of Geo-Engineering - Cooling Down Earth’s Climate by Sulfur Emissions in the Stratosphere. in Werner Arber; Predictability in science: accuracy and limitations. Pontifical Acad. of Sciences, Vatican City 2008, S 83-97 ISBN 978-88-7761-094-2
Einzelnachweise
- ↑ Spiegel Online: Schwefel in der Stratosphäre - Giftkur fürs Klima
- ↑ a b c d seinerseits blog: http://www.seinerseits.de/wissenschaft-technik/5-wege-die-welt-zu-retten/ 5 Wege die Welt zu retten]
- ↑ a b ORF ON SCIENCE: Wie „Mega-Technik“ die Erderwärmung aufhalten soll
- ↑ Angel, Roger: Feasibility of cooling the Earth with a cloud of small spacecraft near the inner Lagrange Point (L1), in: Proceedings of the National Academy of Sciences
- ↑ Berliner Zeitung: Algen sollen das Klima retten
- ↑ so AWI-Forscher Ulrich Bathmann in einer Diskussion in SWR2 zum Geo-Engineering
- ↑ ETC Group: Geoengineering (engl., span.)
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