Georg Golser

Georg Golser

Georg Golser (* in Gols, Salzburg; † 1488) war katholischer Bischof der Diözese Brixen.

Der Sohn eines Bauern wurde entsprechend einer alten Tradition am 9. September 1464 vom Domkapitel als Nachfolger des Nikolaus Cusanus auf dem Bischofssitz von Brixen gewählt. Infolge der Streitigkeiten um das Konzil von Basel, in das auch seine Vorgänger Georg von Stubai und Nikolaus Cusanus verwickelt waren, wollte Papst Paul II. die Wahl nicht anerkennen. Sowohl der Papst als auch der Kaiser Friedrich III. wollten ihre eigenen Kandidaten durchsetzen.

1485 kam Heinrich Institor mit der Hexenbulle des Papstes Innozenz VIII. von Rom nach Brixen und überzeugte dort vor dem Domkapitel von der Suche nach schädigender Zauberei. In einem Zirkularschreiben beauftragte Golser die Unterstützung des Inquisitors, der sich daraufhin nach Innsbruck begab und dort gegen das Zauberwesen predigte, Denunziationen sammelte und schließlich mehrere Frauen festnehmen ließ. Der Prozess stand unter dem Schutz Bischof Golsers und Erzherzog Sigmunds von Tirol ("der Münzreiche").

Institor gestaltete den Prozess gegen die Frauen nach seinem Gutdünken, stellte schließlich auch Fragen zur Sexualität, sodass einer der Anwesenden, der von Golser an seiner statt zum Prozess beordert worden war, entrüstet zu verstehen gab, wenn es in diesem Ton weiterging, werde er die Gerichtssitzung verlassen. In einer der letzten Gerichtssitzungen äußerte sich ein beiwohnender Jurist kritisch über die Vorgehensart und wurde zum Verteidiger der angeklagten Frauen. Er wies darauf hin, dass der Prozess nicht den rechtlichen Normen entsprach und plädierte für die Freilassung der Angeklagten, womit er Erfolg hatte.

Bischof Georg Golser erklärte daraufhin die Arbeit des Inquisitors für beendet und verwies ihn des Bistums; dem kam Institor erst nach mehreren Aufrufen im Frühjahr 1486 nach. Die Kosten des gesamten Prozesses übernahm Erzherzog Sigmund. Das Scheitern des Inquisitors in Innsbruck dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit ein entscheidender Ausschlag für das Verfassen des "Malleus maleficarum" (Hexenhammer; 1486) gewesen sein.

Dass Golser erst gegen Institor vorging, als seine eigene Schwester von der Inquisition verfolgt wurde, gehört ins Reich der Legenden. Von einer als Hexe verbrannten Schwester Bischof Golsers ist bislang nichts bekannt, die Original-Akten zum sog. „Innsbrucker Hexenprozess“ liefern keinen Hinweis.

Literatur

  • Josef Gelmi, Kirchengeschichte Tirols, Innsbruck 1986
  • Hansjörg Rabanser, Die Hexenverfolgungen in Tirol. Verlauf - Prozessbiographien - Interpretation, phil. Diss. Innsbruck 2005
  • Hansjörg Rabanser, Hexenwahn. Schicksale und Hintergründe. Die Tiroler Hexenprozesse, Haymon-Verlag, Innsbruck 2006

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Nikolaus von Kues Bischof von Brixen
14641488
Melchior von Meckau

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