Siegmund (Österreich-Tirol)

Siegmund (Österreich-Tirol)
Siegmund von Österreich (Kupferstich 1623)

Si(e)gmund oder Sigismund genannt der Münzreiche (* 26. Oktober 1427 in Innsbruck; † 4. März 1496 in Innsbruck) war Titularerzherzog von Österreich und Regent von Oberösterreich (Tirol und Vorderösterreich).

Wahlspruch:

Um einen mit eingelegter Lanze rechts einsprengenden gepanzerten Reiter die Devise: Laudanda est voluntas.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Siegmund gehörte der Leopoldinischen Linie der Habsburger an. Er war der Sohn des Herzogs Friedrich IV. und dessen zweiter Ehefrau der Prinzessin Anna von Braunschweig-Göttingen (1390-1432), Tochter des Herzog Friedrich und dessen Ehefrau Prinzessin Anna von Sachsen.

Als sein Vater starb, war Sigmund gerade einmal zwölf Jahre alt. Friedrich III., dessen Vetter er war, wurde zu seinem Vormund bestellt. Um den Einfluss gegen Westen auszuweiten, sollte Siegmund die französische Königstochter Radegunde, die Älteste des Karl VII. des Siegreichen, ehelichen, diese verstarb aber vor der Eheschließung im Jahre 1445. Da Tirol eine lukrative Einnahmequelle für Friedrich war, hielt er Sigmund bis zu seinem 19. Lebensjahr praktisch gefangen. Erst als die Tiroler Stände ihm mit Krieg drohten, ließ er den jungen Sigmund ziehen.

1446 nahm Sigmund seine Regentschaft über Tirol und Vorderösterreich auf, sein Regierungssitz wurde Innsbruck. Er hatte, bis zu dessen Tod, einen Konflikt mit Nikolaus Cusanus, dem damaligen Bischof von Brixen, um die Gebiete des Inn-, Eisack- und Pustertales. Am 12. Februar 1449 in Innsbruck heiratete Sigismund in erster Ehe Prinzessin Eleonore von Schottland (1431-1480), Tochter des Königs Jakob I. von Schottland und dessen Ehefrau Joan Beaufort. Sie starb bei der Geburt ihres ersten Kindes, Wolfgang (*/† 20. November 1480), im Wochenbett.

1451 erwarb er die (halbe)[2] Grafschaft Bregenz von Elisabeth von Hochberg, der Erbtochter des Wilhelm VII. von Montfort († 1422), dem letzten Derer von Montfort-Bregenz. 1453 gewann er auch Tannberg und Mittelberg (Großes und Kleines Walsertal), und setzt seine Gemahlin Eleonore als Herrscherin ein.[3] Am 10. Mai 1458 erhielt er im Erbstreit Habsburgisch-Schwaben von Herzog Albrecht IV. von Bayern, das er jedoch 1461 wieder an diesen abtrat.

Der Konflikt mit dem inzwischen zum Kardinal gekürten Nikolaus Cusanus, ein Streit, der sich an besitzrechtlichen Problemen entzündete, wuchs sich zu einem Grundsatzstreit zwischen kirchlicher und weltlicher Gewalt aus und hatte für Sigmund 1460 den Kirchenbann durch Papst Pius II. zur Folge[4].

Prinzessin Katharina von Sachsen

Da er wegen seines ausschweifenden und zügellosen Lebensstils eine große Menge an Schulden anhäufte, verkaufte er 1469 Karl dem Kühnen (dem Herzog von Burgund) die Grafschaft Pfirt (das Erbe seiner Urgroßmutter), die Landgrafschaft Elsaß, den Breisgau und einige weitere Städte, behielt aber den Sundgau und für sich das Recht auf Rückkauf. Dafür erwarb er 1474 mit der Grafschaft Sonnenberg, die er Eberhard I. von Waldburg-Sonnenberg abkaufte, weiteres Gebiet im späteren Vorarlberg.[3]

1477 wurde Sigmund von Kaiser Friedrich (gemeinsam mit ihm selbst und den anderen Habsburgerherzögen) offiziell zum Erzherzog erhoben. Am 24. Februar 1484 heiratete er in Innsbruck in zweiter Ehe die 16-jährige Prinzessin Katharina von Sachsen (1468-1524), Tochter des Herzog Albrecht des Beherzten von Sachsen und dessen Ehefrau Prinzessin Sidonie von Böhmen. Die Ehe blieb kinderlos. Allerdings soll Siegmund eine große Zahl unehelicher Kinder gehabt haben. Diese Kinder begannen - zu Ehren ihres Großvaters - seinen Kosenamen zu führen. Daraus entwickelte sich der heute im süddeutschen Raum weitverbreitete Familienname Friedel.

Noch im gleichen Jahr verlegte er die Tiroler landesfürstliche Münzprägestätte von Meran nach Hall in Tirol, wodurch er für diese Stadt - als damaliges Zentrum des Tiroler Salzhandels und westliche Kopfstation der Innschifffahrt - den Aufstieg zur wichtigsten Handelsstadt des Landes einleitete. Der Münzreiche gilt somit auch als Vater des in Hall 1486 erstmals geprägten, berühmten Guldiners, der ein Vorbild für die gesamte Europäische Talerprägung (16.–18. Jahrhundert) wurde.[5]

Sigmund begann 1487 einen Angriffskrieg gegen Venedig, der jedoch beiden Seiten keinen Gebietsgewinn brachte. 1490 musste er auf massives Drängen der Tiroler Stände hin die Regierungsangelegenheiten an König Maximilian I. übergeben, und das ganze Habsburgerreich kam wieder in gemeinsame Hand.

Als Erzherzog Sigmund 1496 starb, erlosch die Tiroler Nebenlinie der Leopoldinischen Linie. Er wurde in der Fürstengruft in Stift Stams beigesetzt.

Genealogie

Vorfahren

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Albrecht der Weise/Lahme (1298–1358), Herzog von Österreich
Haus Habsburg
 
 
 
 
 
 
 
Leopold der Gerechte (1351–1386), Herzog von Österreich, dann Herzog von Innerösterreich
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johanna von Pfirt (1300–1351)
Haus Scarponnois
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich mit der leeren Tasche (1382–1439), Herzog in Oberösterreich
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Bernabò Visconti (1323–1385), Herr von Mailand
Haus Visconti
 
 
 
 
 
 
 
Viridis Visconti (1350–1414)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Beatrice della Scala († 1384)
Familie der Scaliger
 
 
 
 
 
 
 
Siegmund der Münzreiche (1427––1496), Erzherzog in Oberösterreich
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Magnus II. Torquatus (1324–1373), Herzog zu Braunschweig-Lüneburg
Haus der Welfen
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich I. (1357/8–1400), Herzog zu Braunschweig und Lüneburg
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Katharina von Anhalt-Bernburg
 
 
 
 
 
 
 
Anna von Braunschweig (1390–1432)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wenzel I. (1337–1388), Herzog von Sachsen-Wittenberg
Haus der Askanier
 
 
 
 
 
 
 
Anna von Sachsen-Wittenberg († 1426)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Cäcilia von Carrara
 
 
 
 
 
 

Nachkommen

Aus erster Ehe 1449 mit Prinzessin Eleonore (1431–1480), Tochter des Königs Jakob I. von Schottland und dessen Ehefrau Joan Beaufort

  1. Wolfgang (*/† 20. November 1480)

Aus zweiter Ehe mit 1484 Prinzessin Katharina (1468-1524), Tochter des Herzog Albrecht des Beherzten von Sachsen und dessen Ehefrau Prinzessin Sidonie von Böhmen keine Nachkommen

Mit Sigismund endet die Tiroler Nebenlinie der Habsburgischen Leopoldiner

Literatur

Weblinks

 Commons: Siegmund, Erzherzog von Österreich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Übersetzt nach Fugger: „Der Will' hat Lob/Auch ohne Prob'.“ Jakob Fugger: Spiegel der Ehren des Hochlöblich Kaiser- und Königlichen Erzhauses Oesterreich. Nürnberg, 1668. S.o.A., zitiert nach Lit. Wurzbach: Biographisches Lexikon I., S. 262 Friedrich IV.
  2. Die andere Hälfte kaufte Ferdinand I. 1523 von Hugo, dem letzten Grafen von Montfort der Bregenzer Linie.
  3. a b Manfred Scheuch: Österreich – Provinz, Weltreich, Republik. Ein historischer Atlas. Verlag Das Beste, Wien 1994, ISBN 3-87070-588-4, Das Werden Vorarlbergs, S. 46 f.
    Den Titel der Grafen von Bregenz und Sonnenberg führen die Habsburger bis 1918 im Großen Titel
  4. Oswald Stimpfl: Südtirol, S. 55. Verlag Karl Baedeker, Ostfildern
  5. Gerald Aichner: Hall in Tirol und die Salzregion. Berenkamp, ISBN 3-85093-043-2
Vorgänger Amt Nachfolger
Friedrich IV. Graf von Tirol
Graf von Feldkirch
Markgraf von Burgau
Graf von Kyburg
etc.
(Vorderösterreich)

14391490
Maximilian I.
Graf von Pfirt
Landgraf im Elsaß
(Vorderösterreich)

14391469
Karl der Kühne
Elisabeth von Hochberg Graf von Bregenz
14511490
Maximilian I.
Eberhard I. von Waldburg-Sonnenberg Graf von Sonnenberg
14741490

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