Georg Rickhey

Georg Rickhey
Haftbogenfoto von Georg Rickhey. Aufnahme vom Juni 1947.

Georg Johannes Rickhey (* 25. August 1898 in Hildesheim; † 1966) war ein deutscher Ingenieur und Generaldirektor der Mittelwerk GmbH in Dora-Mittelbau.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Rickhey, promovierter Ingenieur, war ab Oktober 1931 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 664.050). Ab 1940 leitete er das Gauamt Technik in Essen und war ab Anfang 1942 im Reichsrüstungsministerium beschäftigt. Von dort wurde er im Verlauf des Jahres 1942 zur Demag AG, einem Maschinenbauunternehmen, das während des Zweiten Weltkrieges auch Panzer produzierte, versetzt und war dort als Manager tätig.[1]

Ab April 1944 fungierte er als Generaldirektor der Mittelwerk GmbH in Dora-Mittelbau, wo unterirdisch die V1- und V2-Raketen produziert wurden. Gleichzeitig löste er Otto Förschner als Betriebsführer ab, der wiederum zum Abwehrbeauftragten berufen wurde.[2] Gemeinsam mit Walter Dornberger und Wernher von Braun erhielt Rickhey das Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz aufgrund der „Verdienste“ um die Produktion der Vergeltungswaffen.[3]

Nach seiner Festnahme im Mai 1945 durch die US-Army wurde Rickhey im Rahmen der Operation Paperclip nach Wright Field, Ohio, verbracht.[1] Aufgrund seiner Anklage im Nordhausen-Hauptprozess, der im Rahmen der Dachauer Prozesse vom 7. August 1947 bis zum 30. Dezember 1947 stattfand, wurde Rickhey wieder nach Deutschland überstellt. Rickhey war mit 18 weiteren Beschuldigten aufgrund der Konzentrationslagerverbrechen in Dora-Mittelbau angeklagt. Ihm wurde vorgeworfen für die katastrophalen Zustände im Lager mit verantwortlich zu sein, mit SS und Gestapo eng kooperiert und Hinrichtungen beigewohnt zu haben. Rickhey wurde schließlich mangels Beweisen freigesprochen.[4] Sein Freispruch war im Wesentlichen aufgrund entlastender Aussagen seitens Wernher von Brauns und Arthur Rudolph erfolgt. Zudem gehörte er zu den Wissenschaftlern, die seitens der USA für eigene Zwecke rekrutiert werden sollten. Rickhey kehrte nach Prozessende auf die Luftwaffenbasis Wright Field zurück.[1] Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt.

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8
  • Jens-Christian Wagner: Produktion des Todes: Das KZ Mittelbau-Dora, Wallstein Verlag, Göttingen 2001, ISBN 3892444390

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945., Frankfurt am Main 2007, S. 496.
  2. Jens-Christian Wagner: Produktion des Todes: Das KZ Mittelbau-Dora, Göttingen 2001, S.198f.
  3. www.peenemunde.de/History/jahr1944
  4. Vgl. Robert Sigel: Im Interesse der Gerechtigkeit. Die Dachauer Kriegsverbrecherprozesse 1945-48., Frankfurt am Main 1992, S. 16 ff., S. 99f.

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