- Georgskirche (Horkheim)
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Die Georgskirche ist eine erstmals im 14. Jahrhundert erwähnte Pfarrkirche in Horkheim, einem Stadtteil von Heilbronn in Baden-Württemberg. In und an der Kirche, die ihre Gestalt im Wesentlichen durch Neubau 1610/11 erhielt, sind historische Grabplatten der Patrizierfamilie Lemlin erhalten.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Kirche in Horkheim wird urkundlich erstmals im Jahr 1330 erwähnt.[1] Georg wird als Kirchenheiliger 1360 genannt. Die Kirche gehörte zum Landkapitel Weinsberg des Bistums Würzburg. 1389 kam das Patronatsrecht an den Deutschen Orden.
Gegen den Widerstand des Deutschen Ordens führte Herzog Ulrich von Württemberg die Reformation in Horkheim durch, indem er „gewaltiglich“ einen evangelischen Pfarrer einsetzte. Nach dem Tod des evangelischen Pfarrers im Jahre 1545 wollte der Deutschordens-Komtur den Vikar aus dem Stift zu Sinsheim, nämlich Johann Diettenhofer, als Pfarrer nach Horkheim bringen. Herzog Ulrich lehnte dies jedoch ab und setzte den evangelischen Pfarrer Ivo Heintzelmann aus Stuttgart in Horkheim ein. Der Komtur reagierte daraufhin mit der mangelnden Entlohnung des Pfarrers, was aber Herzog Ulrich nachträglich ausglich. 1551 konnte die St. Georgskirche zu Horkheim einen Pfarrer Weys (Weiss) anzeigen, der mit der Witwe des Seifrids von Holtz verheiratet war. 1553 kam das Patronatsrecht schließlich formell an den württembergischen Herzog, der im Gegenzug die Baulast der Kirche übernahm, während der Deutsche Orden als Gegenleistung für den ihm verbliebenen großen Zehnten auch weiterhin den Turm der Kirche zu unterhalten hatte. Von 1555 bis 1605 waren folgende evangelische Pfarrer in Horkheim: Binder, Sartor, Kantengiesser, Prätor, Rau, Molitor, Isenmann, Körner.
1563 ließ der Ortsherr Volmar Lemlin eine Grabkapelle für seine Familie an die Kirche angrenzend errichten. Diese Kapelle ist bis ins 18. Jahrhundert belegt und wurde danach abgebrochen. Die Lemlin hatten auf der heutigen Orgelempore rechts vom Chorbogen der Kirche einst auch ihren Adelsstuhl.
Im Jahr 1575 reklamierte Herzog Ludwig dem Komtur Baken von Bönen die Baufälligkeit des Turms. 1610/11 wurde das Langhaus durch Heinrich Schickhardt neu erbaut und der Turm um zwei Geschosse erhöht. Aus dieser Zeit datieren noch die Kanzel in der nordöstlichen Ecke und das Kruzifix.
An der Südseite befindet sich eine Steintafel, deren Inschrift an die Renovierung 1610 erinnert:
- Anno 1610 hat Herzog Johann Friedrich
- diese Kirch von Grund aufbauen lassen
- und durch Herrich Schickart Baumeister
- als im Amt war Baier, Keller, Johann Broll Pfarrer.
Orgel und Taufstein wurden erst im frühen 18. Jahrhundert beschafft. Der Taufstein trägt die Jahreszahl 1725. 1746 wurde eine neue Sakristei über der alten errichtet. 1884 erhielt der Turm eine Turmuhr. 1897 wurde das Gebäude renoviert, wobei die Emporenbestuhlung und die Chorfenster erneuert wurden. Im 20. Jahrhundert schlossen sich weitere Renovierungen an.
Beschreibung
Architektur und Ausstattung
In die Kirche führen drei Türen, die Seitenwände haben jeweils drei Fenster. Die Kirche ist innen weiß gestrichen und trägt eine flache Decke. Ein gotischer spitzgiebeliger Chorbogen führt zum nach Osten ausgerichteten Altarraum. Im Chorbogen ist über dem Altar ein Kruzifix aus dem 17. Jahrhundert aufgehängt. Im Chorraum befindet sich ein Gemälde mit der Darstellung der Erscheinung der Heiligen Dreieinigkeit am Tag des Jüngsten Gerichts, gemalt von dem Horkheimer Maler Ernst Bader. Links vom Chorbogen befindet sich die Kanzel mit bemaltem Schalldeckel. Rechts vom Chorbogen befindet sich eine kleine Orgelempore, die bis 1723 Patronatsempore war und seitdem die Orgel der Kirche trägt. Die Orgel wurde 1965 unter Verwendung des alten Orgelgehäuses von 1851 erneuert. An der westlichen Stirnseite der Kirche ist eine einstöckige hölzerne Empore.
Das Buntglasfenster an der Kanzelseite des Kirchenschiffs wurde 1988 von Josef de Ponte gestaltet und zeigt die Berufung und die Aussendung der Jünger Jesu. Das gegenüberliegende Fenster wurde 1997 von Raphael Seitz gestaltet und zeigt die Rückkehr der Jünger von Emmaus. Das Fenster im Chor stammt ebenfalls von Raphael Seitz und aus dem Jahr 1997.
Lemlin-Epitaphe
Zwei historische Lemlin-Grabplatten wurden in der Kirche aufgestellt. Eines der Epitaphe im Chor der Kirche trägt folgende Inschrift:
- Anno dmni 1596 uf den 22. dag
- decembris starb der edel und vest
- Philipp Christoph Lamblin (Lämmlin) von Th
- alheim zu Horkeim
Ein weiteres Epitaph im Chor stammt von 1605. Ebenfalls erhalten ist ein Inschriftenstein, der an den Bau der Grabkapelle der Lemlin im Jahr 1563 erinnert. An der Außenwand der Kirche ist außerdem die stark verwitterte Grabplatte der Agnes Lemlin geb. von Bach aus der Zeit um 1474 erhalten.
Pfarrhaus
Südlich der Kirche befindet sich das historische zugehörige Pfarrhaus, das 1769/70 anstelle eines 1642 abgebrannten und 1662/66 wiedererrichteten Vorgängerbauwerks erbaut wurde. Das zweigeschossige Haus mit Krüppelwalmdach weist eine als „deutsche Diele“ ausgebildete Durchfahrt auf, was bei Pfarrhäusern als Seltenheit gilt.
Einzelnachweise
- ↑ Knupfer, Urkundenbuch der Stadt Heilbronn, S. 57
Literatur
- Martin Schüz: Die Georgskirche in Horkheim. In: Matthias Treiber (Hrsg.): Die evangelischen Kirchen im Kirchenbezirk Heilbronn. Evangelischer Kirchenbezirk Heilbronn, Heilbronn 2005, S. 40–41
- Eugen Knupfer (Bearb.): Urkundenbuch der Stadt Heilbronn. Kohlhammer, Stuttgart 1904 (Württembergische Geschichtsquellen. N. F. 5)
- Beschreibung des Oberamts Heilbronn. Kohlhammer, Stuttgart 1901/1903
Weblinks
49.1153444444449.166425Koordinaten: 49° 6′ 55,2″ N, 9° 9′ 59,1″ OKategorien:- Kirchengebäude in Heilbronn
- Georgskirche
- Kirchengebäude der Evangelischen Landeskirche in Württemberg
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