Burg Horkheim

Burg Horkheim

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Burg Horkheim
Blick von der Schlossgasse in den Innenhof

Blick von der Schlossgasse in den Innenhof

Entstehungszeit: erwähnt 1344, ausgebaut im 16. Jahrhundert
Burgentyp: Niederungsburg, Wasserburg
Erhaltungszustand: vielfach umgebaut, wesentliche Teile erhalten
Ort: Horkheim
Geographische Lage 49° 6′ 56,9″ N, 9° 9′ 57,6″ O49.11589.166Koordinaten: 49° 6′ 56,9″ N, 9° 9′ 57,6″ O
Burg Horkheim (Baden-Württemberg)
Burg Horkheim

Die Burg Horkheim ist eine bereits im 14. Jahrhundert bestehende Wasserburg im heutigen Heilbronner Stadtteil Horkheim, in der vom 17. bis zum 19. Jahrhundert die Wohnstatt und Synagoge der Juden des Ortes lag.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Burg Horkheim wurde bereits 1344 erwähnt. Die Burg, die ebenso wie die benachbarte Georgskirche am westlichen Rand des Ortes liegt, war Eigentum von Eberhards II. von Württemberg und als Lehen an mehrere Niederadlige aufgeteilt. 1389 veräußerte Eberhard die Burg an die Heilbronner Komturei des Deutschen Ordens, der die Burg an die Heilbronner Patrizierfamilie Lemlin weiterveräußerte. Die Lemlin stellten die Burg 1461 unter die Oberlehensherrschaft der Kurpfalz, während das Dorf Horkheim dagegen 1504 an Württemberg kam. Zur Burg, die im 16. Jahrhundert mehrfach ausgebaut wurde, gehörten die umliegenden Weingärten und Wirtschaftsgebäude im Schlossgarten, der sich nach Osten im Bereich der Schlossgasse bis zur Kelter erstreckte, aber keine weiteren Ländereien, so dass die Versorgung weitgehend von außerhalb geschehen musste.

Im frühen 17. Jahrhundert kam die Burg an die Familie Seibold, danach an andere Lehensnehmer, die gegen den Widerwillen Württembergs ab dem 17. Jahrhundert verstärkt Juden in der Burg aufnahmen, nachdem im Ort bereits 1595 einzelne Juden gelebt hatten. Die Schutzjuden der Burgherrschaft richteten im Wohnturm der Burg eine 1725 erstmals erwähnte Synagoge ein, die bis ins 19. Jahrhundert genutzt wurde. 1749 sind bereits die Namen von 17 im Burgbereich lebenden jüdischen Familien (rund 90 Personen) verzeichnet. Die meisten Juden lebten schutzgeldfrei in der Burganlage, da sie dort neue Wohnungen errichtet oder verkommene Burggebäude renoviert hatten. Die Horkheimer Juden hatten ihren Friedhof in Sontheim. Die Schlossgasse soll einst Judengasse geheißen haben.

Um 1778 verzogen acht zumeist jüngere jüdische Familien von Horkheim in das Oberschloss im nahen Talheim und begründeten dort die Jüdische Gemeinde Talheim, nachdem es seit 1748 in Horkheim zu jahrzehntelangen Streitigkeiten mit dem Lehnsnehmer Johann Heinrich Buhl gekommen war, der ebenfalls seinen Wohnsitz in der Burg hatte.

Im 19. Jahrhundert gelangte die Burg an Württemberg und daraufhin an Privatbesitz. Der östliche Bereich des Burggrabens wurde verfüllt, die Schlossgasse mit Wohngebäuden bebaut. Ab 1811 ließen sich die Horkheimer Juden auch im Dorf nieder, 1828 sollen in Burg und Dorf Horkheim insgesamt 54 Juden gelebt haben, 1858 waren es 72 jüdische Einwohner. 1859 wurde in der Schlossgasse 5 eine Synagoge erbaut. Nach 1860 verzog die jüdische Gemeinde größtenteils ins benachbarte Heilbronn, die Synagoge in der Schlossgasse wurde zu einem Wohnhaus umgebaut.

Anlage

Historische Wasserburg, Rekonstruktion gemäß Infotafel vor Ort
Heutiger Baubestand

Die Burg liegt westlich des historischen Dorfkerns von Horkheim in einer Niederung am nördlichen Ende eines sich zwischen Talheim und Heilbronn nach Westen erstreckenden Bogens des Neckars. Da die Burg auf keiner Anhöhe liegt, ist sie vom Ort aus fast nicht wahrzunehmen. Jedoch vom Neckar aus und von Südwesten ist der 16 Meter hohe, viergeschossige Wohnturm (Steinhaus) eine der Landmarken des Ortes. Das Steinhaus und die teilweise erhaltenen Umfassungsmauern mit Überresten von zwei Ecktürmen sind die ältesten Teile der ursprünglich fünfeckigen Anlage, die von einem 10 Meter breiten Wassergraben umgeben war. Der Wassergraben, der von einer Zugbrücke überspannt wurde, ist teilweise verfüllt. Der noch erhaltene größere Teil des Grabens ist ausgetrocknet und wird als Garten genutzt.

Das Steinhaus befindet sich im Südwesten der Anlage, an seiner Außenfassade weist es noch mehrere mittelalterliche Fenster auf. Der östlich an das Steinhaus anschließende zweigeschossige Wohnbau mit Zierfachwerk im Obergeschoss wurde 1550 von Volmar Lemlin erbaut. Die Wohngebäude im Nordosten der Anlage erhielten ihre heutige Gestalt durch Baumaßnahmen des 19. Jahrhunderts, gehen aber auch bereits auf das 16. Jahrhundert zurück. Die Wirtschaftsgebäude im Westen stammen im Kern aus dem 18. Jahrhundert. Das klassizistische Gebäude Schlossgasse 18 im Osten der Anlage, das die rechte Torseite zum Innenhof bildet, wurde erst nach Abriss der dortigen Umfassungsmauer und Verfüllung des Schlossgrabens erbaut.

Bei einer Renovierung des Horkheimer Burgturms wurde als Relikt der früheren Synagoge innerhalb der Anlage eine hebräische Inschrift als Freskoarbeit freigelegt. Bemalungen zeigten den Toraschrein an. Der Text war auf Deutsch in hebräischen Buchstaben geschrieben.

Literatur

  • Wolfram Angerbauer und Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn. Landkreis Heilbronn, Heilbronn 1986 (Schriftenreihe des Landkreises Heilbronn. 1)
  • Eugen Knupfer (Bearb.): Urkundenbuch der Stadt Heilbronn. Kohlhammer, Stuttgart 1904 (Württembergische Geschichtsquellen. N. F. 5)
  • Beschreibung des Oberamts Heilbronn. Kohlhammer, Stuttgart 1901/1903

Weblinks


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