Geraer Höhler

Geraer Höhler
Eingang zum Höhlermuseum

Die Geraer Höhler sind ein System von künstlich angelegten Hohlräumen unter fast allen Häusern der Altstadt von Gera, die früher zur Lagerung von Bier genutzt wurden. Höhler gibt es auch in anderen Städten Mitteldeutschlands (z. B. in Zeitz), doch nur in Gera dienten sie zur Bierlagerung. Umgekehrt gibt es in manchen Städten unterirdische Bierlagerstollen, die nicht „Höhler“ genannt wurden.

Inhaltsverzeichnis

Historische Grundlagen

Schon im ältesten überlieferten Stadtrecht von Gera aus dem Jahr 1487 war das Braurecht genau geregelt - das Brau- und Schankrecht stand jedem zu, der in Gera ein Haus besaß. Doch wurde bis ins 16. Jahrhundert in der Gegend von Gera in erster Linie Weinbau betrieben, woran u. a. noch der Weinberg bei Untermhaus erinnert. Durch verschiedene Gründe – u. a. Klimaveränderungen – wich der Wein jedoch etwa ab 1600 dem Hopfenanbau. Dadurch wuchsen die Anforderungen an die Bierbrauer. Die kleinen Keller unter den schmalen Häusern der Altstadt waren nicht groß und auch nicht kühl genug, um das Bier optimal zu lagern. Darum baute man „Keller unter den Kellern“ – sogenannte Höhler.

Der Bau der Höhler

Die Höhler wurden professionell durch Bergleute errichtet, was zum Teil ebenfalls den veränderten wirtschaftlichen Bedingungen dieser Zeit geschuldet ist. Die geringen Kupfer- und Silbervorkommen des Geraer Raumes, wo seit dem Mittelalter Bergbau betrieben wurde, waren im 17. Jahrhundert so gut wie ausgebeutet. Der Bau der Höhler bot den Bergleuten eine neue Arbeitsmöglichkeit.

In ganz Gera entstanden so etwa 220 Höhler mit einer Gesamtlänge von neun Kilometern. In der Regel liegen sie fünf bis acht, manchmal auch bis zu zehn Meter unter der Erde. Teilweise bestehen auch zwei Sohlen übereinander.

Nutzung

Vor der Industrialisierung waren die Höhler für das Geraer Brauwesen unabdingbar. Nach dem großen Stadtbrand von 1780 verzichtete man auf eine grundlegende Neugestaltung der Stadt, sondern behielt die alte Aufteilung der Straßenzüge und Grundstücke im Wesentlichen bei – u. a. aus dem Grund, da die Zuschüttung von Höhlern aus wirtschaftlicher Sicht unvertretbar gewesen wäre.

Im Zweiten Weltkrieg erhielten die Höhler eine neue Bedeutung als Luftschutzkeller. Zu diesem Zweck wurden viele Höhler – die bislang alle nur vom Haus aus erreichbar gewesen waren – durch neue Tunnel miteinander verbunden. Im Zuge der nationalsozialistischen Kriegsplanungen war schon 1935 damit begonnen worden, die Höhler auf ihre Tauglichkeit als Luftschutzbunker zu prüfen und zu optimieren.

Nachdem zwischen 1976 und 1978 von der Bergsicherung Ronneburg eine grundlegende Vermessung des Höhlersystems durchgeführt worden war, erfolgte von 1986 bis 1989 der Ausbau von zehn Höhlern mit einer Gesamtlänge von 250 Metern zum Museum. Ihnen angegliedert ist heute der Höhler Nr. 188 als Außenstelle des Naturkundemuseums mit einer Ausstellung zur Mineralienwelt Ostthüringens.

Ein weiterer Höhler, der sich unter dem Geraer Rathaus befindet, ist ebenfalls öffentlich zugänglich – hier ist seit 1973 das Kabarett Fettnäppchen untergebracht.

Literatur

  • Siegfried Mues/Klaus Brodale: Stadtführer Gera. Gondrom Verlag, Bindlach 1995, ISBN 3811208217

Weblinks


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