Gerhard Theissing

Gerhard Theissing

Gerhard Theissing (* 15. Juni 1903 in Waldenburg / Schlesien; † 28. November 1987 in Erlangen) war ein deutscher HNO-Arzt, Hochschullehrer, Direktor des HNO-Klinikums der Universität Erlangen und Autor zahlreicher wissenschaftlicher Veröffentlichungen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frühe Jahre

Als Sohn des Chirurgen Heinrich Theissing im schlesischen Waldenburg geboren, studierte Gerhard Theissing in Breslau, Tübingen, Köln und Bonn. 1926 wurde er an der Universität in Bonn promoviert und arbeitete dort an der Medizinischen Poliklinik, der Hautklinik und der HNO-Klinik, an der er neben seiner klinischen Tätigkeit schon früh die Leitung des histologischen Labors übernahm.

Beruflicher Werdegang

1934 wurde er Chefarzt der HNO-Klinik der Städtischen Krankenanstalten Ludwigshafen am Rhein. Die Berufung als Professor auf den ordentlichen Lehrstuhl für HNO-Heilkunde an der Universität in Erlangen erfolgte 1960. Hier bot sich ihm die Möglichkeit, die HNO-Klinik mit dem Bau eines neuen Operations- und Bettentrakts neu zu gestalten. Auch innerhalb der Medizinischen Fakultät übernahm er verschiedene Aufgaben. So war er 1964 Dekan, von 1965 bis 1969 Mitglied des Verwaltungsausschusses der Universität und von 1969 bis 1971 Dauervertreter der Fakultät beim Westdeutschen Fakultätentag.

Wissenschaftliche Tätigkeit

Schon mit 28 Jahren wurde Gerhard Theissing mit einer Arbeit über "Pathologisch-anatomische und experimentelle Untersuchungen zur Pathogenese der Mittelohrtuberkulose" habilitiert. Die Problematik des Morbus Koch, auch in Bezug auf Kehlkopf- und Lymphknotentuberkulose, stellte dann einen wissenschaftlichen Schwerpunkt seiner Lebensarbeit dar. In 20 Publikationen allein auf diesem Sektor brachte Theissing seine Forschungsergebnisse zum Ausdruck. Im Handbuch der Tuberkulose von Klein, Kleinschmidt und Ühlinger stellte er seine Erfahrungen auf diesem Gebiet zusammenfassend dar.

Auch in den Bereichen der weiteren, spezifischen Erkrankungen des HNO-Faches, namentlich von Lues, Aktinomykose und Toxoplasmose erwies sich Theissing als Experte. Besonders bekannt wurde seine zweibändige Operationslehre, die sich bei den in Weiterbildung befindlichen und fertigen HNO-Ärzten großer Beliebtheit erfreute.

Internationale Anerkennung erfuhr Gerhard Theissing aber auch auf anderen Gebieten seines Faches, beispielsweise in der Kehlkopfchirurgie. Hier hat er Operationsmodifikationen angegeben und auch die plastische Kehlkopfchirurgie gefördert. Neben 16 Publikationen über neue, eigene operative Möglichkeiten, hat er in zehn weiteren experimentellen und neun histologischen Arbeiten seine Grundlagenforschung dargelegt. Insgesamt umfassen seine wissenschaftlichen Publikationen 131 Titel.

Mitarbeit in Fachgremien

Gerhard Theissing stellte seine Kenntnisse und Erfahrungen mit großem persönlichen Einsatz immer wieder den verschiedensten Fachgremien zur Verfügung. So war er von 1950 bis 1968 Mitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, seit 1952 auch Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates des Bundesärztekammer und von 1953 bis 1963 Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, zeitweilig auch deren Präsident. Schließlich leitete er von 1965 bis 1971 als Vorsitzender die Vereinigung der Fachvertreter der HNO-Heilkunde an den westdeutschen Universitäten.

Auszeichnungen

  • Ehrenmedaille der Bundesärztekammer "Für Verdienste um die ärztliche Fortbildung"

Würdigung

Viele seiner Schüler und Mitarbeiter haben später selbst Karriere gemacht. In einem Artikel zum 70. Geburtstag von Gerhard Theissing schrieb Gerhard Kittel: G. Theissing war ein leidenschaftlicher Hochschullehrer. Im Hörsaal konnten ihm nicht einmal die chronisch Müden für ihren Schlafausfall böse sein. Sie saßen stets mit gestellten Ohren in seinen Vorlesungen, schon um keines seiner bonmots zu überhören. Durch seinen Mutterwitz, aber auch durch seine Wahrhaftigkeit, seinen Sinn für die Realitäten des Lebens und seine Aufgeschlossenheit für das Ehrliche und Neue war es ihm leicht, bei seinen Schülern und Studenten, denen er eine hervorragende Ausbildung gab, als Primus inter pares dazustehen und doch der Chef zu sein.

Publikationen (Auswahl)

  • "Pathologisch-anatomische und experimentelle Untersuchungen zur Pathogenese der Mittelohrtuberkulose", Habilitationsschrift, Verlag von Curt Kabitzsch, Leipzig 1932
  • "Fortschritte in der operativen Therapie des Kehlkopfkrebses", Sonderdruck in: Deutsches Ärzteblatt - Ärztliche Mitteilungen, Köln, 20. Juli 1968
  • "HNO-Operationslehre - Mit allen wichtigen Eingriffen", begründet von Gerhard Theissing, 3., von Jürgen Theissing überarbeitete und erweiterte Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-13-463703-0

Sonstiges

Die oben genannte "HNO-Operationslehre" von Gerhard Theissing, wurde inzwischen von seinem Sohn, Jürgen Theissing, ebenfalls HNO-Professor in Nürnberg-Erlangen, mehrfach überarbeitet und neu herausgegeben. Gerhard Theissing war seit 1921 Mitglied der katholischen Studentenverbindung A.V. Guestfalia Tübingen im CV.

Quellen

  • G.Kittel: "Prof. Dr. G. Theissing zum 70. Geburtstag", in: "Zeitschrift für Larygologie, Rhinologie, Otologie und ihre Grenzgebiete". Georg Thieme Verlag Stuttgart, 52. Jg. 1973, Heft 6
  • Nachruf in: "Deutsches Ärzteblatt" 85, Heft 8, 25. Februar 1988

Weblinks


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