- Klinikum
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Ein Krankenhaus (als organisatorischer Teilbereich auch Klinik/Klinikum und (veraltet) Hospital, in Österreich und der Schweiz auch oft Spital) ist eine Einrichtung, in der durch ärztliche und pflegerische Hilfeleistung die Krankheiten, Leiden oder körperlichen Schäden festgestellt und geheilt oder gelindert werden. Auch die Geburtshilfe und die Sterbebegleitung gehören zu den Aufgaben eines Krankenhauses.
Rechtlich wird in Deutschland unter einem Krankenhaus ein Betrieb im Sinne des Krankenhausfinanzierungsgesetzes (KHG) verstanden, in dem die zu versorgenden Personen untergebracht und verpflegt werden können.
Ein militärisches Krankenhaus wird Lazarett genannt.
Geschichte des Krankenhauses
Hauptartikel: Geschichte des Krankenhauses
Die Aufgaben eines Krankenhauses haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. Ursprünglich war die Medizin eng mit der Religion verbunden. So dienten die Tempel des Alten Ägyptens auch der Behandlung von Kranken. Die ersten eigenständigen Einrichtungen, die sich um Kranke kümmerten, sind aus Sri Lanka und später auch aus Indien bekannt. Die ersten Lehrkrankenhäuser entstanden im alten Persien.
Im europäischen Mittelalter diente ein Krankenhaus auch als Armenhaus oder Unterkunft für Pilger. Die damals verwendete Bezeichnung Hospital leitet sich vom lateinischen Wort hospes ab. Meistens wurde die Pflege von Mönchen oder Nonnen geleistet, so zum Beispiel im Hôtel-Dieu. Im 18. Jahrhundert kamen die ersten modernen Krankenhäuser auf. So wurde im Jahre 1710 die Charité als Pestkrankenhaus gegründet.
Seit der Gründung allgemeiner Krankenhäuser (z.B. in Wien um 1780) wurden die Hospitäler immer weniger eine Stätte der Versorgung für Arme, sondern ein Platz intensiver medizinischer Diagnostik und Therapie, sowie ein Platz der Lehre und Ausbildung.
Aufgaben eines Krankenhauses
Das moderne Krankenhaus ist ein Dienstleistungsanbieter im Sektor Gesundheitswesen und seine Aufgaben liegen darin, den kranken, leidenden und hilfesuchenden Menschen Diagnostik, Therapie und Pflege zum Zwecke der medizinischen Rehabilitation anzubieten. Diese Aufgabe wird als Krankenhausbehandlung bezeichnet und umfasst die Bereiche
- Notfallbehandlung
- vollstationäre und teilstationäre Behandlungen
- vorstationäre und nachstationäre Behandlungen sowie
- ambulante Behandlung.
Oft sind Krankenhäuser als Universitätsklinikum auch ein Zentrum von Lehre und Forschung.
Der Begriff Fachklinik wird für Krankenhäuser verwandt, die sich auf begrenzte, oft aber hochspezialisierte stationäre Gesundheitsdienstleistungen spezialisiert haben.
Da in Krankenhäusern immer neben der Pflege auch eine medizinische Versorgung rund um die Uhr gewährleistet wird, bieten sie auch eine medizinische Notfallversorgung an, meistens über eine Rettungsstelle oder über eine zentrale Notaufnahme, Ambulanz oder Poliklinik. Die Ausstattung und personelle Kapazität für diese Art der Notfallversorgung sind sehr unterschiedlich. So bieten spezialisierte Traumazentren bedingt durch Ausstattung und Übung eine bessere Versorgung an. Mehrere Studien zeigen, dass mit der Anzahl der Fälle auch die Qualität der Versorgung ansteigt.
Neben der Notfallversorgung wird auch bei geplanten Eingriffen zunehmend auf die Fallzahlen geachtet, und Zentren mit spezialisierter Diagnostik werden gebildet (z. B. Brustzentrum). Die sogenannten Allgemeinen Krankenhäuser, die ein großes Spektrum vielfältiger Krankheiten adäquat versorgen können, werden immer seltener.
Zum Ende eines Klinikaufenthalts müssen Überlegungen zur Nachsorge angestellt werden. Mit Pflegeüberleitung wird die Organisation und Koordination der häuslichen Versorgung und Pflege der entlassenen Patienten durch Mitarbeiter der Klinik und der Sozialstationen benannt. Evtl. folgt auch eine Heimaufnahme zur ständigen stationären Pflege (= Pflegeheim o. Ä.). Eine weitere Besonderheit ergibt sich in der Brückenpflege zur Versorgung onkologischer Patienten in deren häuslicher Umgebung durch Mitarbeitende der Klinik.
Klassifikation in Versorgungsstufen
Krankenhäuser kann man nach der Zahl der behandelten Patienten (weiter unterteilt nach Hauptdiagnose) oder (Plan-)Betten, nach dem Träger oder ihrem Tätigkeits- bzw. Forschungsschwerpunkt klassifizieren. Im internationalen Vergleich ist die Zahl der Betten jedoch nicht aussagekräftig, da beispielsweise durch eine kürzere Liegedauer und mehr ambulante Versorgung die Krankenhäuser außerhalb Deutschlands mit weniger Betten dennoch mehr Patienten versorgen können.
Sie können auch klassifiziert werden nach dem Krankenhausträger, ob öffentlich, freigemeinnützig oder privat. Öffentliche Träger können zum Beispiel Bund, Länder und Gemeinden sein, freigemeinnützige zum Beispiel Diakonie, Rotes Kreuz oder soziale Vereinigungen (z. B. Wohlfahrtsverbände): Ein Universitätsklinikum, ein Landeskrankenhaus, ein städtisches Haus, ein Kreiskrankenhaus, ein Bundeswehrkrankenhaus (Träger ist jeweils die gleichnamige Institution bzw. Gebietskörperschaft wie ein Landkreis); ein katholisches, evangelisches, jüdisches Haus, ein Krankenhaus einer privat geführten Krankenhauskette etc. Nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft wurden im Jahr 2004 von 2.166 Kliniken in Deutschland 36 Prozent von öffentlichen Trägern, 38,4 Prozent von freigemeinnützigen Trägern und 25,6 Prozent von privaten Unternehmen betrieben.
Sie können eingeteilt werden nach den angebotenen Leistungen, dem Leistungsspektrum, ob sie eine Fachklinik oder eher ein allgemeines Krankenhaus darstellen. Universitätskliniken vergeben an Krankenhäuser die an der Ausbildung beteiligt sind noch den Titel des akademischen Lehrkrankenhauses.
In der staatlichen Krankenhausplanung wird im Rahmen der Gesundheitsvorsorge nach verschiedenen Anforderungs- und Versorgungsstufen unterteilt:
- Krankenhaus der Maximalversorgung
- Krankenhaus der Schwerpunktversorgung
- Krankenhaus der Regelversorgung
- Krankenhaus der Grundversorgung
Seit dem 31. August 2005 müssen zugelassene Krankenhäuser nach § 108 SGB V strukturierte Qualitätsberichte veröffentlichen. Der Bericht muss im Abstand von höchstens zwei Jahren regelmäßig erstellt werden. Auf Grundlage der Berichte ist es Patienten und Ärzten möglich, die Kennzahlen der Krankenhäuser (z. B. die der Anzahl erfolgreich durchgeführter Operationen) zu vergleichen und damit die Güte der Patientenversorgung einzuschätzen.
Ein vor allem für die Weiterbildungsordnungen der Ärztekammern wichtiger Begriff ist der des Akutkrankenhauses. Unter einem Akutkrankenhaus versteht man ein Krankenhaus, bei dem für Akutfälle sowohl Tag- als auch Nachtaufnahmebereitschaft besteht und ein breites Spektrum akuter Behandlungsfälle vorliegt.
Krankenhaus-Statistik Deutschland
In Deutschland gibt es 2.087 Krankenhäuser mit insgesamt 506.954 Betten, in denen mehr als 17,1 Mio. Behandlungsfälle von mehr als 1 Mio. Beschäftigten, darunter 140.479 Ärzte und 392.711 Pflegekräfte, versorgt werden. Damit stehen für jeweils 1.000 Einwohner 6,2 Betten zur Verfügung und pro Bett werden durchschnittlich 2,1 Mitarbeiter beschäftigt.
Die durchschnittliche Verweildauer der deutschen Patienten in den Allgemeinkrankenhäusern hat sich seit 1990 von 13,2 Tagen auf 8,3 Tage verringert. Gleichzeitig hat die Anzahl der Krankenhäuser um 14,7 % von 2.447 auf 2.087 abgenommen. Im Rahmen eines kontinuierlichen Kapazitätsabbaus wurden darüber hinaus die Betten, ausgehend von 685.976 in 1990, um mehr als 26 % reduziert. Dabei werden gleichzeitig rund 20 von 100 Einwohnern pro Jahr in einem deutschen Krankenhaus behandelt. Datenquelle ist hierzu die Deutsche Krankenhausgesellschaft in ihrer neuen Ausgabe der jährlich erscheinenden Broschüre „Zahlen, Daten, Fakten“ (Datenbestand 2007).
Nachfolgende Werte über die Anzahl der Einrichtungen, Betten und Patientenbewegungen zwischen 1991 und 2007 wurden vom Statistischen Bundesamt erhoben[1]. Die Zahlen für 1971 entstammen dem Fischer Weltalmanach 1973[2].
Jahr/Land Krankenhäuser Betten Fallzahl
in 1000Belegungstage
in 1000Durchschnittliche
Verweildauer in TagenDurchschnittliche
Bettenauslastung in Prozent1971 (nur BRD und Westberlin) 3.545 690.236 k. A. k. A. k. A. k. A. 1991 2.411 665.565 14.577 204.204 14,00 84,10 1992 2.381 646.995 14.975 198.769 13,20 83,90 1993 2.354 628.658 15.191 190.741 12,50 83,10 1994 2.337 618.176 15.498 186.049 11,90 82,50 1995 2.325 609.123 15.931 182.627 11,40 82,10 1996 2.269 593.743 16.165 175.247 10,80 80,60 1997 2.258 580.425 16.429 171.837 10,40 81,10 1998 2.263 571.629 16.847 171.802 10,10 82,30 1999 2.252 565.268 17.093 169.696 9,90 82,20 2000 2.242 559.651 17.263 167.789 9,70 81,90 2001 2.240 552.680 17.325 163.536 9,40 81,10 2002 2.221 547.284 17.432 159.904 9,20 80,10 2003 2.197 541.901 17.296 153.518 8,90 77,60 2004 2.166 531.333 16.802 146.746 8,70 75,50 2005 2.139 523.824 16.539 143.244 8,70 74,90 2006 2.104 510.767 16.833 142.251 8,50 76,30 2007 2.087 506.954 17.179 142.893 8,30 77,20 Davon (2007): Baden-Württemberg 297 59.982 1.959 16.308 8,30 74,50 Bayern 375 75.883 2.601 21.267 8,20 76,80 Berlin 71 19.627 705 5.871 8,30 82,00 Brandenburg 47 15.342 604 4.432 8,50 79,10 Bremen 14 5.434 196 1.542 7,90 77,70 Hamburg 46 12.029 403 3.466 8,60 78,90 Hessen 180 35.152 1.191 9.799 8,20 76,40 Mecklenburg-Vorpommern 33 10.299 391 3.007 7,70 80,00 Niedersachsen 197 42.107 1.506 12.471 8,30 81,10 Nordrhein-Westfalen 432 123.896 4.009 34.246 8,50 75,70 Rheinland-Pfalz 99 25.571 845 6.806 8,10 72,90 Saarland 25 6.822 257 2.088 8,10 83,80 Sachsen 80 26.480 927 7.698 8,30 79,60 Sachsen-Anhalt 50 16.754 580 4.757 8,20 77,80 Schleswig-Holstein 97 15.601 549 4.604 8,40 80,90 Thüringen 44 15.984 539 4.533 8,40 77,70 USA
2001Australien
2000Schweden
2000Deutschland
2004Akutbetten
pro 1000 Einw.2,9 3,8 3,2 5,7 Verweildauer
in Tagen5,8 6,1 5 8,7 Krankenhausfälle
pro 1000 Einw.112,4 157,7 162,6 191,6 In Deutschland liegt der Bettenstand im Vergleich mit anderen Ländern relativ hoch. Dabei ist ein kontinuierlicher Trend zum Bettenabbau zu verzeichnen. Auch bei der Einweisungsquote und Verweildauer sind die deutschen Zahlen vergleichsweise hoch. Dies ist in der unterschiedlichen Strukturierung des Gesundheitswesens der verschiedenen Länder begründet. Der Trend der letzten Jahren zur Verkürzung der Verweildauer setzte sich auch 2005 fort.[3] Eher unterdurchschnittlich sind in Deutschland die Kosten pro Fall, was man einerseits mit der eher niedrigen Personalausstattung, zum anderen mit der Verteilung der Kosten auf viele Fälle erklären kann. So sichern 10,8 Krankenhausmitarbeiter je 1.000 Einwohner die stationäre Versorgung in Deutschland, während zum Beispiel in Österreich 15,3, Irland 14,9 und Italien 12,3 Mitarbeiter pro tausend Einwohnern in der stationären Versorgung arbeiten. Den höchsten Personaleinsatz im Krankenhaus verzeichnen die USA mit einem Wert von 16,1.
Bei den Krankenhauskosten pro Fall wurden in Deutschland 2005 im Durchschnitt pro Patient 5.478 Dollar aufgewendet, während die Vereinigten Staaten 13.452 Dollar, Luxemburg 11.640 Dollar, Kanada 10.334 Dollar, Italien 6.803 Dollar oder Schweden 5.674 Dollar aufwendeten.
Träger
26 % der Krankenhäuser sind in privater (2000: 22,3 %), 36 % in öffentlicher und 38 % in freigemeinnütziger Trägerschaft.
Seit einigen Jahren existiert ein Trend hin zu Konzentration durch Klinikfusion und zur privaten Trägerschaft. Viele private Krankenhäuser sind Teil von größeren Krankenhausketten.
Private Klinikbetreiber in Deutschland 2006[4] Klinikbetreiber Umsatz (Mio. Euro) Asklepios 2.150 Rhön-Klinikum 1.933 Helios/Fresenius 1.673 Sana Kliniken 792 Damp Holding 422 Mediclin 378 Schön Kliniken 348 SRH Kliniken 342 Paracelsus Kliniken 284 Ameos 244 Kliniksterben
Kliniksterben ist ein in Deutschland in politischen Diskussionen verwendetes Schlagwort, mit dem Kritiker der Gesundheitsreform die abnehmende Zahl von Krankenhausbetten und die damit verbundene Schließung von Krankenhäusern und Kliniken bezeichnen.
Als Folge der langjährigen Reformbestrebungen im deutschen Krankenhausbereich, zuletzt der Einführung des DRG-Abrechnungssystems, traten strukturelle Veränderungen in der Krankenhauslandschaft ein, die auch nach Abschluss der Konvergenzphase 2009 noch weiter andauern werden. Das DRG-System ersetzt die früher individuell verhandelten Pflegesätze zunächst durch eine klinikspezifische, bis 2009 jedoch bundeslandweit einheitliche diagnoseabhängige Pauschalvergütung für jeden Behandlungsfall. Kliniken mit niedrigen Betriebskosten bzw. hoher Produktivität kommen damit gegenüber anderen Häusern besser zurecht.
Kritiker befürchten, dass es trotz intensiver Sanierungsanstrengungen und trotz Konzentration und Privatisierung zu zahlreichen Insolvenzen von Krankenhäusern kommen wird, was die flächendeckende Versorgung gefährde. Durch die Auswahl von Patienten, die ausreichende Einnahmen bei geringen Kosten erwarten lassen, werde versucht, den zunehmenden Einsparungsdruck auszuweichen. Ebenso werde versucht, Leistungen in die nachstationäre ambulante Versorgung zu verlagern, was polemisch Blutige Entlassung genannt wird. Die angestrebte integrierte Versorgung sei bisher noch nicht entwickelt.
Dabei ist auch der - fast ausschließlich privatwirtschaftliche - Markt der Rehabilitationskliniken zu sehen. Hier gab es bereits mehrere Insolvenzen, wie z. B. im Jahr 2003 die Münchner Sanitasgruppe. Infolge von Straftaten der Eigentümer wurde das Unternehmen von den Banken "zerschlagen", wobei einzelne Kliniken von Beratungsunternehmen fortgeführt werden.
Bisher haben nur wenige Krankenhäuser tatsächlich Insolvenz angemeldet, etwa im Jahr 2005 das Evangelische Krankenhaus Rheda-Wiedenbrück (70 Betten). Verkäufe und Schließungen von kommunalen, Landkreisen und von den Ländern (z. B. Universitätsklinika) betriebener Krankenhäuser an sogenannte Krankenhausketten und Fusionen kleinerer Anbieter sind ungleich häufiger. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist das Krankenhaus Moabit. Universitätsklinika werden zunehmend in andere Rechtsformen, z. B. als Anstalt des öffentlichen Rechts überführt, um Mitarbeiter nach Haustarifverträgen entlohnen zu können.
Nach Berechnungen der Unternehmensberatung McKinsey wird jede dritte der untersuchten Kliniken nach der Konvergenzphase ihre Kosten nicht mehr decken können. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft schätzt, dass in Deutschland bis 2014 ungefähr 330 von derzeit 2.200 Krankenhäusern überzählig sein werden; andere Schätzungen gehen bis zur doppelten Anzahl. Es besteht die Gefahr, dass in strukturschwachen Gebieten die flächendeckende Versorgung mit allen Leistungen nicht mehr gewährleistet werden kann (vgl. Lüngen, Lauterbach 2002).
Befürworter der Veränderungen sehen die zunehmende Reduzierung von Krankenhausbetten und Kliniken in Deutschland aus wirtschaftlichem und gesundheitspolitischem Blickwinkel als dringend notwendigen Abbau von Überkapazitäten, unter dem die Qualität der flächendeckenden Versorgung nicht leiden werde. Vielmehr werde damit ein wichtiger Beitrag zur Sicherung der Finanzierung des Gesundheitssystems geleistet.
Seit der DRG-Einführung ist die Krankenhausverweildauer immer weiter gesunken: von 8,9 Tagen 2003 auf 8,7 Tage 2004 und 8,6 Tage 2005. Um die Kritiker der DRG-Einführung zu beruhigen, hat der Gesetzgeber in § 17 b Abs. 8 Krankenhausfinanzierungsgesetz festgelegt, bis Ende 2005 einen Begleitforschungsbericht vorlegen zu müssen. Dies ist bislang nicht erfolgt. Es wurden lediglich Datensätze seit 2004 gesammelt und veröffentlicht. Erst im Dezember 2008 wurde nach europaweiter Ausschreibung die Begleitforschung an die IGES Institut GmbH vergeben. Erste Ergebnisse werden in der zweiten Jahreshälfte 2009 erwartet.[5]
Privatisierung von Krankenhäusern
Es ist zu erwarten, dass die fortschreitende Privatisierung deutscher Krankenhäuser weiter anhalten wird. In Deutschland ist die Zahl privater Krankenhäuser von 1996 bis 2007 um knapp 42 Prozent gestiegen. Fast jede dritte der insgesamt rund 2.000 Kliniken wird von privaten Klinikketten wie Asklepios, Rhön, Sana und anderen betrieben, so eine aktuelle Studie, die vom RWI Essen und dem Institut für Gesundheitsökonomik in München im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Privatkliniken (BDPK) erstellt worden ist. Ein Hauptvorteil der privaten gegenüber öffentlichen oder freigemeinnützigen Kliniken sei, dass sie sich leichter mit Kapital versorgen könnten. [6]
Gliederung eines Krankenhauses
Organisatorische Gliederung
Sie können gegliedert werden nach den Fachabteilungen, z. B. Chirurgie, Innere etc. oder den Berufsgruppen, z. B. Ärzte, Pfleger, etc..
Dementsprechend setzt sich die Geschäftsführung oder Gesamtbetriebsleitung häufig noch paritätisch zusammen aus Ärztlichem und Pflege- und Verwaltungsdirektoren.
Darunter sind dann noch die Organisationsebenen „Kliniken“ entsprechend der wichtigsten bzw. dort vertretenen medizinischen Subspezialitäten anzutreffen (Ärztl. Direktor der … Klinik etc.).
Immer mehr gehen Krankenhäuser jedoch den Weg, sich von den historischen vertikalen hierarchischen Strukturen zu lösen und stellen die Prozessorganisation in den Vordergrund. Die daraus sich ergebenden Chancen zur Veränderung der Aufbau- und Ablauforganisation sind jedoch nicht einheitlich umsetzbar.
Neben der Ambulanz zur kurzen oder an mehreren einzelnen Tagen sich ergänzenden Behandlung sonst zuhause lebender Patienten gibt es die stationäre Krankenhausaufnahme. Dabei bezeichnet Aufnahme sowohl eine Verwaltungs-Abteilung im Krankenhaus zur Erledigung der Aufnahmeformalitäten wie auch diese Formalitäten selbst (Patientenaufnahme). Die Krankenhausaufnahme ist mit einem Vertragsabschluss verbunden, der neben der Krankenbehandlung Wahlleistungen, z. B. die Unterbringungsform, Chefarztbehandlung und deren Bezahlung umfassen kann. Bis zur Entlassung, im idealen Fall als Genesender, müssen durch die Verwaltung die verschiedenen Dienstleistungen dem Behandlungsverlauf entsprechend und zeitnah erfasst und in Rechnung gestellt werden. Dazu dient ein Krankenhausinformationssystem, das als Datenbank angelegt ist und vor allem den „Workflow“ nachvollziehbar macht (auch Koordinierendes Klinik Management genannt). Die gesammelten Informationen können den beteiligten Fachabteilungen (evtl. über das Controlling) durch das Rechenzentrum schnell und in ausreichend anonymisierter Form zu Verfügung gestellt werden.
Klassische Gliederung
Viele Krankenhäuser sind organisatorisch in verschiedene Abteilungen unterteilt. Eine Abteilung entspricht einer medizinischen Fachrichtung und wird als Klinik bezeichnet, z. B.: Chirurgische Klinik, Klinik für Innere Medizin, Klinik für Gynäkologie, Radiologie, Labor usw.
Viele Kliniken vereinen therapeutische, diagnostische und pflegerische Einrichtungen unter sich.
Neuere Gliederung
In einem sogenannten Modulsystem wird nur in therapeutische, diagnostische und pflegerische Bereiche unterschieden.
In der Krankenpflege von Patienten werden in diesem System folgende Bereiche unterschieden:
- Low Care Station
- Zur Aufnahme von nur geringfügig pflegebedürftigen oder kurzzeitig stationär behandelten, meist relativ mobilen Patienten.
- Normalstation
- Dient zur Pflege und Behandlung bettlägeriger Patienten, die keiner Intensivpflege bedürfen.
- Überwachungsstation (Intermediate Care)
- Eine Station, in der nicht beatmete Patienten am Monitor intensivmedizinisch überwacht werden können, jedoch keine (umfassende) intensivmedizinische Betreuung möglich ist.
- Intensivstation (Intensive Care)
- Betreuen beatmungspflichtige Patienten und Langliegepatienten, die sehr pflegeintensiv sind.
Es gibt auch eine Bildung von Zentren, in denen man sich an Krankheitsbildern orientiert. Dadurch sollen die sogenannten Behandlungspfade in der Patientenversorgung optimiert werden.
Funktionelle Gliederung
Ein Krankenhaus lässt sich in sieben funktionale Bereiche gliedern:
- Untersuchung und Behandlung (Ambulanz, Poliklinik, Rettungsstelle (oder ZPA = Zentrale Patienten Aufnahme), Schockraum, Endoskopie, Operationssaal, Kreißsaal usw.)
- Pflege (Bettenstationen)
- Verwaltung (Leitung, Personalwesen, Technik, Betriebsrat usw.)
- Soziale Dienste (Pforte, Sozialdienst, Krankenhauskapelle, Cafeteria)
- Ver- und Entsorgung (Apotheke, Werkstätten, Lager, Sterilisation)
- Forschung und Lehre (Hörsaal, Unterrichtsräume)
- Sonstige Bereiche (z. B. Rettungswache, Fremdfirmen, Kindergarten)
In Deutschland regelt die DIN 13080 die Unterteilung eines Krankenhauses, ein Umstand, der bei der staatlichen Förderung von Krankenhäusern eine wichtige Rolle spielt.
Kostenstruktur eines Krankenhauses
Die Krankenhäuser gaben im Jahr 2005 56,8 Milliarden Euro aus. Die Brutto-Kosten (einschließlich der Kosten für nichtstationäre Leistungen wie Ambulanz, wissenschaftliche Forschung und Lehre) betrugen 64 Milliarden Euro. Die stationäre Behandlung eines Patienten kostete durchschnittlich 3.371 Euro pro Fall. Die Einnahme- und Ausgabestruktur wird anhand der Krankenhausbuchführungsverordnung ermittelt.
Einnahmen
Die Finanzierung kann monistisch, oder wie bei öffentlichen Häusern in Deutschland üblich über eine Duale Finanzierung durch die öffentliche Hand (Investitionszuschüsse der Länder) und Krankenkassen erfolgen. Zu diesen Einnahmen kommen noch zusätzliche sonstige Leistungen (z. B. Cafeteria). Für Abrechnungszwecke wurde das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus gegründet, das die Häuser bei der komplizierten Dokumentation von Fallgruppenpflege, Kodierung der Leistungen und der Kalkulation unterstützt.
Ausgaben
Die Ausgaben eines Krankenhauses lassen sich grob in zwei Positionen aufteilen:
- 64 % Personalkosten
- 35 % Sachkosten
Die Personalkosten sind den verschiedenen Funktionsbereichen (s.o.) und den Berufsgruppen zuordenbar. Würde das nicht geschehen, käme kein realistisches Bild über Entstehen (und Vermeiden Können) von Personalkosten als größtem Kostenblock zustande.
Die Sachkosten wiederum untergliedern sich wie folgt:
- Investitionskosten
- Arzneimittelkosten
- Kosten für Fremdinstitute, z. B. Spezielle Laboruntersuchungen
- Medizinische Verbrauchsgüter, z. B.:
- Implantate wie Herzschrittmacher
- Knochenprothesen
- Medizinische Einmalartikel, z. B. Spritzen, Tupfer
- Strom, Wasser, Energie, Gase
- Reinigung, Entsorgung
- Verwaltungskosten
- Versicherungen, z. B.:
- Arzt- und Mitarbeiterhaftpflichtversicherung
- Gebäude- und Geräteversicherungen
- Instandhaltungskosten
- Geräteinstandhaltung
- Umbau von Gebäudeteilen
- Reparaturkosten an den Gebäuden
Bettenbelegung
Die OECD in Paris hat die durchschnittliche Belegungsrate in Akutkrankenhäusern erhoben. 2005 belief sie sich in 17 erfassten OECD-Ländern auf durchschnittlich 74,2 % (2000: 73,6 %). Die Rangliste für 2005: Norwegen 87,5, Schweiz 86,1, Irland 85,6, Großbritannien 83,9, Japan 79,2, Österreich 79, Ungarn 75,7, Deutschland und Tschechische Republik 75,6, Frankreich 73,4, Portugal 73,2, USA 67,4, Slowakische Republik 66,7, Luxemburg 64,7, Türkei 64,5, Niederlande 63,9 und Mexiko 61 %. (OECD Health Data 2007, OECD Paris 2007)
Risiken im Krankenhaus
Eine Auswertung von zahlreichen Studien ergab, dass pro Jahr im Krankenhausbereich mit 5–10 % unerwünschter Ereignisse, 2–4 % Schäden, 1 % Behandlungsfehler und 0,1 % Todesfälle, die auf Fehler zurückgehen, zu rechnen ist. Bei jährlich 17 Millionen Krankenhauspatienten entspricht dies 850.000 bis 1,7 Mio unerwünschten Ereignissen, 340.000 Schäden (vermeidbare unerwünschte Ereignisse), 170.000 Behandlungsfehler (mangelnde Sorgfalt) und 17.000 auf vermeidbare unerwünschte Ereignisse zurückzuführende Todesfälle. Der gesamte ambulante Bereich ist darin nicht enthalten. (Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, „Kooperation und Verantwortung“, BMG 2007)
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit schätzt, dass 0,1% aller im Krankenhaus behandelten Patienten an unerwünschten Nebenwirkungen sterben. Bei 17 Millionen Krankenhauspatienten im Jahr wären das allein in Deutschland 17.000 Todesfälle.[7] Im Jahr 2000 hat eine Analyse des Institute of Medicine ("To Err is Human") ergeben, dass es in den USA jährlich zu 44.000 bis 98.000 (Krankenhaus-) Todesfällen komme, die durch Fehler verursacht werden [8], womit die tödliche Komplikationsrate, bezogen auf die Einwohnerzahl, ähnlich hoch wie in Deutschland liegen dürfte. Die Zahl der "unerwünschten Ereignisse" liege, laut Süddeutscher Zeitung, vermutlich zwischen 5 und 10% der jährlich 17 Millionen behandelten (Krankenhaus-) Patienten in Deutschland.[9].
Daten nach § 21 KHEntgG
Nach dem deutschen Krankenhausentgeltgesetz KHEntgG muss jedes deutsches Krankenhaus spätestens bis zum 31.03. eines jeden Jahres bestimmte Krankenhaus- und fallbezogene Daten an die DRG-Datenstelle übermitteln. Zu diesen Daten gehören u. a. das Alter des Patienten, Aufnahme- und Entlassungszeitpunkt, Diagnosen, Prozeduren etc. Nicht übermittlungspflichtig sind z. B. Angaben über ambulant behandelte Patienten.
Auszug aus § 21 KHEntgG: „Das Krankenhaus übermittelt auf einem maschinenlesbaren Datenträger jeweils zum 31. März für das jeweils vorangegangene Kalenderjahr die Daten nach Absatz 2 an eine von den Vertragsparteien nach § 17b Abs. 2 Satz 1 des Krankenhausfinanzierungsgesetzes zu benennende Stelle auf Bundesebene (DRG-Datenstelle)“
Zusätzlich übermitteln einige sog. „Kalkulationshäuser“ ihre Kostendaten zu diesen Fällen. Die übermittelten Daten werden vom InEK (Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus) zur Kalkulation der DRG-Fallpauschalen genutzt (DRG = Diagnosis Related Groups).
Durch die Einführung der Übermittlungspflicht werden von den deutschen Krankenhäusern vergleichbare Daten übermittelt. Dies ermöglicht Benchmarks, die sowohl vom Bund als auch von einzelnen Krankenhäusern im Zweckverband durchgeführt werden.
Da die Daten von jedem Krankenhaus erhoben werden, gibt es auch zahlreiche (kostenpflichte) Programme, die die erhobenen Daten für die Krankenhäuser aufbereiten und für diverse Zwecke zu Verfügung stellen, sei es für Reportingzwecke oder für die Erstellung von Qualitätsberichten.
Damit sind die Daten mittlerweile eine Datenquelle, die aus dem Krankenhaus kaum noch wegzudenken ist, da sie aufgrund der gesetzlichen Normvorgabe gerade der Einsatz von diversen Programmen verschiedenster Hersteller in breiter Masse erst ermöglichen.
Siehe auch
Belegarzt – Deutsche Krankenhausgesellschaft – Grenzverweildauer – Maßregelvollzug – Patientenaufnahme – Pflegedienstleitung – Pflegepersonal – Pflegestandard – Pflegeskandal – Studienhospital – Tagesklinik – Visite- Krankenhausapotheke
Verschiedene Krankenhausarten: Anthroposophisches Krankenhaus – Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik – Fachkrankenhaus – Privatklinik - Psychiatrische Klinik – Psychosomatische Klinik - Sanatorium - Unfallkrankenhaus
Literatur
- Michael Arnold, Jürgen Klauber, Henner Schellschmidt: Krankenhaus-Report 2002. Schattauer, Stuttgart 2002, ISBN 3-7945-2219-2 (Periodikum)
- Ernst Bruckenberger: Dauerpatient Krankenhaus: Diagnosen und Heilungsansätze. Lambertus, Freiburg im Breisgau 1989, ISBN 3-7841-0440-1
- Peter Eichhorn, Hans-Jürgen Seelos, Johann-Matthias G Schulenburg (Hrsg.): Krankenhausmanagement. Urban und Fischer, München und Jena 2000, ISBN 3-437-21590-6
- M. Eversmeyer: Das DRG-System stoppt in Australien nicht den Ausgabenanstieg in: f&w, Führen und Wirtschaften im Krankenhaus, 3(2001), 230–232
- Michel Foucault: Die Geburt der Klinik. 1963 (Taschenbuchausgabe: Fischer, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-596-27400-1)
- Dieter Jetter: Grundzüge der Krankenhausgeschichte. 1800–1900. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977, ISBN 3-534-07278-2
- Ludwig Klasen: Grundriss-Vorbilder von Gebäuden aller Art. Abth.IV. Gebäude für Gesundheitspflege und Heilanstalten. Baumgartner, Leipzig 1884 (Digitalisat)
- Jürgen Klauber, Bernt-Peter Robra, Henner Schellschmidt (Hrsg.): Krankenhaus-Report 2006 – Schwerpunkt: Krankenhausmarkt im Umbruch. Schattauer, Stuttgart 2006, ISBN 3-7945-2490-X
- M. Lüngen, K. Lauterbach: Führen DRG zur Spezialisierung von Krankenhäusern? in: Gesundheitsökonomie und Qualitätsmanagement 7 (2002), 93–95
- Bernhard Mann: Krankenhaussoziologie und Gesundheitswesen. Soziologische Revue. Jahrgang 27 (2004), S. 480–491, ISSN 0343-4109
- Axel Hinrich Murken: Vom Armenhospital zum Grossklinikum. Die Geschichte des Krankenhauses vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. DuMont, Köln 1988, ISBN 3-7701-2134-1
- Barbara Schmidt-Rettig, Siegfried Eichhorn; Krankenhausmanagementlehre. Theorie und Praxis eines integrierten Konzepts. Kohlhammer, Stuttgart. ISBN 978-3-17-019914-9
- Norbert Andersch: "Krankenhausentwicklung und gewerkschaftliche Krankenhauspolitik : eine Übersicht unter besonderer Berücksichtigung der ÖTV" / . - Marburg : Verl. Arbeit & Gesellschaft, 1990. - 301 S. Zugl.: Frankfurt (Main), Univ., Diss., 1990 ISBN 3-89419-010-8
Quellenangaben
- ↑ Erhebung des Statistischen Bundesamtes
- ↑ Fochler-Hauke, G. (Hrsg., 1972): Der Fischer Weltalmanach 1973 – Zahlen, Daten, Fakten, Fischer, Frankfurt/M., S. 62
- ↑ Pressemitteilung des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg – Nr. 016: Sachkosten nahmen relativ stärker zu als Personalkosten. 12. Januar 2007
- ↑ Süddeutsche Zeitung vom 19.10.2007
- ↑ DRG-Evaluation beginnt – Forschungsauftrag vergeben Gemeinsame Pressemitteilung der Deutsche Krankenhausgesellschaft und des GKV-Spitzenverbandes
- ↑ Klinikmarkt: Private haben kräftig zugelegt. Ärzte Zeitung vom 24. Februar 2009, zuletzt eingesehen 25. Februar 2009
- ↑ Operationsfeld Patient, Süddeutsche Zeitung, 4. Juni 2008, Seite 2
- ↑ Operationsfeld Patient, Süddeutsche Zeitung, 4. Juni 2008, Seite 2
- ↑ Operationsfeld Patient, Süddeutsche Zeitung, 4. Juni 2008, Seite 2
Weblinks
- Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V. (DKG)
- Bundesverband Deutscher Privatkliniken e. V. (BDPK) (Sitz in Berlin, vertritt mehr als 1.000 Kliniken)
Krankenhausverzeichnisse
- Verzeichnis für Deutschland, Österreich und die Schweiz
- Verzeichnis für über 2200 Klinken und Krankenhäuser in Deutschland
- Verzeichnis für Deutschland
- Verzeichnis für Österreich
- Verzeichnis für die Schweiz
Archive
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