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Alexander Gerschenkron (* 1904 in Odessa; † 26. Oktober 1978 in Cambridge, Massachusetts) war Ökonom und Wirtschaftshistoriker. Er war rund 25 Jahre lang Professor für Volkswirtschaftslehre (Wirtschaftsgeschichte) an der Harvard University.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Gerschenkron wurde 1904 in Odessa geboren und verließ mit seiner Familie Russland im Jahre 1920. Er studierte Wirtschafts- und Politikwissenschaften an der Universität Wien und wurde dort 1928 zum Dr. rer. pol. promoviert. Bis 1938 war er in Wien in der Privatwirtschaft und später bei verschiedenen Forschungsinstituten tätig. Außerdem lehrte er an der Volksuniversität. Nach dem Anschluss 1938 emigrierte er mit seiner Familie in die USA, wo er bis 1944 an der University of California in Berkeley forschte, ohne jedoch eine reguläre Stelle innezuhaben. Von 1944 bis 1948 arbeitete er in der Statistik- und Forschungsabteilung des Federal Reserve System. 1948 wurde er an die Harvard University berufen.
In den Folgejahren erhielt er zahlreiche Ehrenmitgliedschaften und Ehrenämter, unter anderem war er Präsident der Economic History Association.
Werk
Gerschenkron beschäftigte sich vor allem mit dem Prozess der Industrialisierung, d.h. mit seinen Bedingungen, Verläufen und der statistischen Messung ökonomischer Größen für das 19. Jahrhundert.
Über die Grenzen der Wirtschaftsgeschichte hinaus wurde Gerschenkron durch zwei nach ihm benannte Phänomene bekannt, die er erstmals beschrieb.
Der Gerschenkron-Effekt bezeichnet die Tatsache, dass die Wachstumsrate einer Zeitreihe durch das Verschieben des Basisjahres verändert werden kann. In seinem Frühwerk beschäftigte sich Gerschenkron mehrmals mit derartigen statistischen Gesetzmäßigkeiten. Der Hintergrund war ein politischer: Die Sowjetunion machte sich derartige Phänomene regelmäßig zunutze, um das vermeintliche Funktionieren der sozialistischen Wirtschaftsordnung nach außen zu dokumentieren.
Ebenfalls nach ihm benannt ist die Theorie der „Vorteilhaftigkeit der Rückständigkeit“. In seinem Werk Economic Backwardness in Historical Perspective zeigte er 1962 auf, inwiefern eine moderate Rückständigkeit im Vergleich zu anderen Nationen die rasche ökonomische Entwicklung eines Landes begünstigen kann. Diese „Gerschenkronian backwardness“ wurde ironischerweise auch bemüht, um die aus damaliger Sicht erstaunliche Entwicklung der UdSSR zu erklären.
Veröffentlichungen
- Bread and Democracy in Germany, 1943
- Economic Relations with the USSR, 1945
- Economic Backwardness in Historical Perspective, 1962
- Continuity in History and Other Essays, 1968
- Europe in the Russian Mirror, 1970
- An Economic Spurt that Failed, 1977
Über Gerschenkron
- Nicholas Dawidoff: The Fly Swatter: How My Grandfather Made His Way in the World, Pantheon Books, New York u.a., 2002, ISBN 0375400273.
- Henry Rosovsky: Alexander Gerschenkron: A Personal and Fond Recollection, in: Journal of Economic History Jg. 39, H. 4 (Dezember 1979), S. 1009-1013.
- Henry Rosovsky (Hrsg.): Industrialization in Two Systems, New York 1966. (Festschrift für Alexander Gerschenkron)
- Literatur von und über Alexander Gerschenkron im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Personendaten NAME Gerschenkron, Alexander KURZBESCHREIBUNG Ökonom und Wirtschaftshistoriker GEBURTSDATUM 1904 GEBURTSORT Odessa STERBEDATUM 26. Oktober 1978 STERBEORT Cambridge (Massachusetts)
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