Geschichte Nordirlands

Geschichte Nordirlands

Bereits zur Zeit Oliver Cromwells (1599–1658) kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Diese Unterschiede waren vor allem sozialer und politischer Natur, fielen jedoch mit ethnischen und religiösen Unterschieden weitgehend zusammen. Aufgrund der zögerlichen, aber dennoch stattfindenden Vermischung der einzelnen Bevölkerungsteile wurde die "saubere" Einteilung der Bevölkerung in Gruppen bald kaum mehr möglich. Daher wurde es bald (und bis heute) üblich, das rein oberflächliche, aber gut zu überschauende Kriterium der Religionsunterschiede zur eigentlichen Konfrontationslinie zu erheben. Es gab aber auch vor allem im 19. Jahrhundert eine ganze Reihe bekannter und unbekannter protestantischer Nationalisten und katholischer Unionisten.

Am 12. Juli 1690 besiegte Wilhelm von Oranien in der Schlacht am Boyne (Battle of the Boyne) das irisch-französische Heer des katholischen englischen Königs James II. Dem Sieg in dieser Schlacht wird heute jährlich in der sommerlichen marching season (dt. ‚Marschsaison‘) gedacht. In den nordirischen Städten marschieren dann Anhänger des pro-britisch-unionistisch-protestantischen Oranier-Ordens (Orange Order) auch durch Wohnviertel von Katholiken.

Inhaltsverzeichnis

Vereinigung Irlands mit Großbritannien und Spaltung

Das Königreich Irland und das Königreich Großbritannien verschmolzen am 1. Januar 1801 durch den Act of Union zum Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland.

Während des Irischen Unabhängigkeitskrieges (Anglo-Irischer Krieg von 1919 bis 1921) wurde Irland durch die 2. Home Rule in zwei Gebiete geteilt. Damit hatte das irische Parlament aufgehört zu existieren, die Exekutive blieb bis 1922 bestehen. Die 26 südlichen Grafschaften bildeten fortan den Irischen Freistaat und traten aus dem Vereinigten Königreich aus. Die Regierungen Südirlands und Nordirlands unterstanden weiterhin dem Parlament des Vereinigten Königreichs.

Der Osteraufstand von 1916 war ein Versuch irischer Republikaner, die Unabhängigkeit von Großbritannien gewaltsam zu erzwingen. Er gilt als Wendepunkt in der Geschichte Irlands, der dann letztlich zur Unabhängigkeit führte. Der Aufstand war die Geburtsstunde der „Irischen Republikanischen Armee“ (IRA).

Der Dominion-Status vom 6. Dezember 1921 garantierte größere innenpolitische Eigenständigkeit Südirlands. Am 18. April 1949 schied Irland aus dem Commonwealth aus.

Eskalation der Gewalt

Am 30. Januar 1972 kommt es im Zuge des eskalierenden Nordirlandkonfliktes zum so genannten Blutsonntag (Bloody Sunday): In Derry werden bei einer Demonstration gegen die Internment-Politik mindestens 14 Katholiken, darunter sechs Minderjährige, von britischen Fallschirmjägern getötet. In der Folge kam es zu einem starken Zulauf zur IRA und zu Terrorakten verschiedener Gruppierungen (auf Seiten der irischen Nationalisten v. a. der IRA, auf Seiten der Unionisten beispielsweise die Ulster Defence Association), denen viele Zivilisten zum Opfer fielen. Im März löste die britische Regierung das nordirische Parlament auf und Nordirland wurde ab dem 24. März von London aus durch einen Nordirland-Minister regiert („Direct Rule“).

Am 21. Juli 1972 (Bloody Friday) verübte die IRA mindestens 21 Bombenattentate. Dabei wurden neun Menschen sofort getötet und 130 verletzt. Zwei weitere Personen erlagen später ihren Verletzungen.

In einem Referendum entschieden sich am 8. März 1973 57,4 Prozent der Abstimmberechtigten für einen Verbleib beim Vereinigten Königreich und gegen ein Zusammengehen mit der Republik Irland. Die mäßige Wahlbeteiligung von 58,6 Prozent hing mit dem Boykott der Abstimmung durch viele Katholiken zusammen.[1]

Entspannung

Am 10. April 1998 schlossen die Regierungen Irlands, Großbritanniens sowie die nordirischen Parteien (Ulster Unionist Party, Social Democratic and Labour Party und Sinn Féin) das Karfreitagsabkommen. Es führte zu einer deutlichen Entspannung. Nordirland bekam wieder die Selbstverwaltung, die Republik Irland strich das Verfassungsgebot der Vereinigung mit Nordirland (was nicht bedeutet, dass das politische Ziel einer friedlichen Einheit mit Zustimmung der Mehrheit der nordirischen Bevölkerung aufgegeben wird).

Im Einzelnen:

  • gibt es in Nordirland wieder die Selbstverwaltung
  • wird eine Entwaffnung der katholischen (vor allem der IRA) und protestantischen (Ulster Defence Association, Ulster Volunteer Force) paramilitärischen Verbände festgelegt
  • wird die Entlassung von Untergrundkämpfern aus dem Gefängnis gefordert
  • wird eine Verringerung der britischen Truppenpräsenz in Nordirland festgelegt
  • wird eine Reform der nordirischen Polizei, der Royal Ulster Constabulary (RUC), gefordert (z. B. Erhöhung des Anteils der Katholiken)
  • wird festgelegt, dass der Verfassungsanspruch Irlands auf Nordirland aufgehoben wird, einer entsprechenden Verfassungsänderung stimmen in einem Referendum 94% der Wähler zu
  • wird eine Wiedervereinigung mit der Republik Irland ermöglicht, wenn sich die Mehrheit der Nordiren dafür ausspräche

Einzelnachweise

  1. Aktuelle Krisenherde. In: Die Zeit, Nr. 12/1973

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