- Oliver Cromwell
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Oliver Cromwell (* 25. April 1599 in Huntingdon; † 3. September 1658 in Westminster), Gründer der englischen Republik, regierte als Lordprotektor England, Schottland und Irland während der kurzen republikanischen Periode der britischen Geschichte. Ursprünglich war er einfacher Abgeordneter des englischen Unterhauses. Im Bürgerkrieg des Parlaments gegen König Karl I. wurde Cromwell erst zum Organisator, dann zum entscheidenden Feldherrn des Parlamentsheeres. Mit der von ihm betriebenen Hinrichtung Karls endeten alle Versuche der Stuarts, England in einen absolutistisch regierten Staat umzuwandeln. Allerdings scheiterten am Ende auch Cromwells Bestrebungen, England dauerhaft in die Republik zu führen.
In der Geschichte der Britischen Inseln ist Cromwell eine umstrittene Persönlichkeit. Manche Historiker bewerten ihn als Königsmörder und Diktator, während er anderen als Freiheitsheld gilt. In einer Umfrage der BBC von 2002 wurde er als Zehnter unter den 100 Greatest Britons gewählt.[1] In Irland ist er wegen seiner Maßnahmen gegen irische Katholiken, die von manchen Historikern als „genozidal“ bezeichnet wurden, verhasst.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Herkunft
Oliver Cromwell wurde als Sohn des Landadligen Robert Cromwell (um 1560–1617) und dessen Frau Elizabeth Steward (oder Stewart; 1564–1654) in Huntingdon in der Grafschaft Huntingdonshire in East Anglia geboren. Sein Vater stammte von Catherine Cromwell ab, einer älteren Schwester Thomas Cromwells, der als Lordsiegelbewahrer Heinrichs VIII. die Loslösung der anglikanischen Kirche von Rom betrieben hatte. Vermutlich um die Verbindung zu dem berühmten Verwandten zu dokumentieren, nahmen die Kinder Catherines deren Nachnamen an, obwohl sie verheiratet war.
Anfänge als Parlamentarier
Während seines Studiums in Cambridge kam Oliver Cromwell erstmals mit den Ideen des Puritanismus in Berührung. Zum bekennenden Puritaner wurde er aber erst in den Jahren 1628/29, als er zum ersten Mal als Abgeordneter für Huntingdon im Unterhaus saß. In den elf Jahren von 1629 bis 1640, in denen Karl I. (engl. Charles I.) versuchte, ohne Parlament zu regieren, führte Cromwell in Huntingdon das Leben eines wohlhabenden Gutsbesitzers.
1640 berief der König das Parlament wieder ein, weil er für den Bischofskrieg gegen Schottland dringend Geld benötigte. Cromwell schloss sich sofort den Gegnern des Königs an, die die Bewilligung der geforderten Steuergelder an die Gewährung politischer Freiheiten knüpften. Im November 1641 gehörte er neben John Pym zu den Initiatoren der Großen Remonstranz, einer Beschwerdeschrift des Unterhauses, in der die Verfehlungen der Regierung Karls I. aufgelistet waren.
Am 4. Januar 1642 scheiterte der Versuch des Königs, die Führer der Opposition im Unterhaus zu verhaften. Dieser versuchte Staatsstreich löste zwei Bürgerkriege aus. Cromwell stellte ein schlagkräftiges Parlamentsheer, die New Model Army, auf, das wesentlich zum Sieg über die Royalisten beitrug.
Nach dem Sieg im zweiten Bürgerkrieg wurde dem König der Prozess gemacht; am 30. Januar 1649 wurde er vor seiner Residenz in Whitehall wegen Verrats, Mordes und Hochverrats hingerichtet und England zur Republik erklärt.
Als Staatsoberhaupt des Commonwealth
In der Friedenszeit nach den Bürgerkriegen regierte Cromwell das Commonwealth of England, ab dem 16. Dezember 1653 trug er den Titel eines „Lordprotektor von England, Schottland und Irland“. Er lehnte die Königswürde trotz des Angebots des Parlaments 1657 ab. Er unterdrückte gegen Ende des Krieges Meutereien und Aufstände in der Armee, die durch ausstehende Soldzahlungen ausgelöst wurden. Er zeigte auch keine Sympathien für die Bewegung der Levellers, der Gleichmacher, die sich für die Interessen des Kleinbürgertums einsetzten und von Teilen des Parlaments unterstützt wurden. Die True Levellers unter Führung von Gerrard Winstanley bekämpfte er sogar aktiv. 1653 entließ er sein Kabinett; seine Außenpolitik – insbesondere der Erlass der Navigationsakte – führte zum ersten Englisch-Niederländischen Krieg (1652–1654). Schrittweise näherte sich sein Regierungsstil einer Militärdiktatur an, der Titel des Lord Protector wurde sogar erblich.
Krieg hatte Cromwell zuvor auch in Schottland und Irland (siehe: Rückeroberung Irlands) geführt und beide Länder – im Prinzip unabhängige Königreiche – durch englische Truppen besetzen lassen. Nach der Eroberung Droghedas wurden 3500 Menschen ermordet: etwa 2700 königstreue Soldaten und alle waffentragenden Männer der Stadt, egal ob Zivilisten, Gefangene oder katholische Priester. Dieses Massaker und die brutale Unterdrückung der Royalisten in Irland im Jahr 1649 belasten noch heute die irisch-englischen und katholisch-protestantischen Beziehungen. Cromwell hielt seinen Tötungsbefehl für gerechtfertigt, da die Verteidiger Droghedas entgegen geltendem Kriegsrecht weiterkämpften, nachdem die Mauern der Stadt gebrochen waren.
Cromwell starb am 3. September 1658 an Malaria, an der er sich in Irland infiziert hatte,[2] kombiniert mit „Stein“-Beschwerden (Nieren- und Blasensteinen). Kurz zuvor war seine Lieblingstochter Elisabeth gestorben. Cromwells Sohn Richard, der von seinem Vater als Nachfolger vorgesehen war, blieb erfolglos, da er es nicht verstand, die Armee zu kontrollieren. Er gab seine Regentschaft im April 1659 auf und ging ins Exil nach Paris.[2]
Das Parlament verlieh danach 1660 Karl II. die Königswürde. 1661 wurde der Leichnam Oliver Cromwells zusammen mit denen Henry Iretons und John Bradshaws aus Westminster Abbey exhumiert und einer postumen symbolischen Hinrichtung als Königsmörder zugeführt. Die Köpfe der drei wurden auf Stangen gegenüber von Westminster Hall zur öffentlichen Abschreckung ausgestellt. Später geriet der Kopf Cromwells in die Hände von Sammlern, die ihn für Geld vorzeigten. Schließlich wurde der Schädel (dessen Authentizität allerdings bezweifelt wurde) 1960 in Sidney Sussex College in Cambridge bestattet, wo Cromwell studiert hatte.[2]
In einer Umfrage der BBC wurde Cromwell zum zehntbeliebtesten Briten gekürt. Eine Statue von Oliver Cromwell steht vor dem Palace of Westminster in London sowie am Genfer Reformationsdenkmal.
Künstlerische Rezeption
- Cromwell (Victor Hugo, 1827)
- Cromwell (Film, 1970)
- Cromwell und andere Stücke (Christoph Hein, 1981)
- To Kill a King (2003) (Film, 2003)
- The Devil´s Whore (2008) (BBC - Miniserie, 2008)
- Young Ned of the Hill von The Pogues
- Oliver Cromwell von Monty Python
- Cromwell von Reverend Bizarre
Werk
- The Writings and Speeches of Oliver Cromwell. Edited by W.C. Abbott. 4 Bände, Cambridge/Massachusetts 1937–1947
Literatur
- Antonia Fraser: Cromwell: Our Chief of Men. Methuen, London 1985, ISBN 0-413-57390-7.
- Michael Freund: Oliver Cromwell. Biographische Skizze. Coleman, Lübeck 1933.
- Peter Gaunt: Oliver Cromwell. Blackwell 1996, ISBN 0-631-18356-6.
- Christopher Hill: God’s Englishman. Oliver Cromwell and the English Revolution. Littlehampton Book Services, London 1970, ISBN 0-297-00043-8.
- Theodor Kolde: Cromwell, Oliver. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 4, Hinrichs, Leipzig 1898, S. 333–343.
- Peter de Mendelssohn: Das Gewissen und die Macht. In: ders.: Die Geburt des Parlaments. Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1986, ISBN 978-3-596-22524-8.
- Karl Heinz Metz: Oliver Cromwell. Muster-Schmidt, Göttingen 1993, ISBN 3-7881-0142-3.
- Roger Howell: Cromwell - Ein absolutistischer Puritaner. Wilhelm Heyne Verlag, München 1981.
- Martyn Bennett: Oliver Cromwell. Routledge, Abingdon 2006, ISBN 978-0-415-31921-8
Weblinks
Commons: Oliver Cromwell – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikiquote: Oliver Cromwell – Zitate- Druckschriften von und über Oliver Cromwell im VD 17
- Die Cromwell-Familie
- Oliver Cromwell. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Webseite der Cromwell Association
- WDR-Reportage zum 350. Todestag Cromwells
- Oliver Cromwell Song
Einzelnachweise
- ↑ BBC: Ten greatest Britons chosen
- ↑ a b c Eva Kötting: Podcast Kalenderblatt auf Bayern2.
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