Geschlechterdemokratie

Geschlechterdemokratie

Geschlechterdemokratie ist ein dem Gender Mainstreaming verwandter Begriff. Er bezeichnet die Absicht, demokratische Verhältnisse zwischen Frauen und Männern in der Gesellschaft als Ganzer wie auch konkret in Unternehmen und Organisationen herzustellen. Um dies zu erreichen werden u.a. Gendertrainings durchgeführt, die das Bewusstsein für Ungleichheiten schärfen und Wege zur Demokratisierung der Geschlechterverhältnisse aufzeigen sollen. Der Begriff Geschlechterdemokratie wurde u.a. von der Berliner Soziologin Halina Bendkowski entwickelt und geprägt. [1]

Inhaltsverzeichnis

Ziele und Ansätze

Ziel der Geschlechterdemokratie ist es, dass Männer und Frauen gleichberechtigt an Politik, Wirtschaft, Gesellschaft teilhaben können. Dazu sollen undemokratische Strukturen verändert und gewaltförmige Herrschaft abgebaut werden. "Demokratie" hat hierbei einen erweiterten Sinn: Gleiche Rechte und Chancen für verschiedenartige Menschen werden durchaus anerkannt. Da es eine Vielzahl von geschlechtlichen Identitäten gibt, wird auch die Dichotomie Mann / Frau abgelehnt, da jeder Mensch, unabhängig davon, welches Geschlecht er hat, die Möglichkeit haben müsse Lebensweg und Beziehungen selbstbestimmt zu gestalten - und das jenseits von stereotypen Vorstellungen über „die“ Männer beziehungsweise „die“ Frauen. [2] In einer geschlechterdemokratischen Praxis müssen Formen gefunden werden, die die vermeintlich "männerdominierte" Struktur der staatlichen Demokratie erkennen und brechen können. Das demokratische Repräsentationsprinzip und der Staat an sich seien mit der Trennung in eine öffentliche (wo auch durch Diskurse Macht und Herrschaft durchgesetzt aber auch kritisiert werden können) und eine private (Hausarbeit) Sphäre Garant für die bleibende geschlechtliche Trennung, die es zu überwinden gelte, indem eine geschlechtergerechte Partizipation, Artikulation und Präsentation durchzusetzen sei. Im Gegensatz zu der Praxis von Gender Mainstreaming wird hierfür auch der Zugang zu adäquaten Ressourcen berücksichtigt sowie die Struktur des Staates selbst hinterfragt. (Sauer 2003)

Literatur

  • Heinrich-Böll-Stiftung (Hg.): Geschlechterdemokratie wagen!, Königstein/Taunus, 2002
  • Helga Lukoschat: Das Konzept der Geschlechterdemokratie und seine Umsetzung in Organisationen, in: Gleichstellungsstelle der Landeshauptstadt Stuttgart (Hg.): Chancen und Risiken der Verwaltungsreform für Frauen, Stuttgart 1998, S. 6–13
  • Ministerium für Arbeit, Frauen, Gesundheit und Soziales: Gender Mainstreaming in Sachsen-Anhalt, Magdeburg 2001
  • Birgit Sauer: Staat, Demokratie und Geschlecht - aktuelle Debatten. in: gender...politik...online: http://web.fu-berlin.de/gpo/birgit_sauer.htm , 2003

Weblinks

Anmerkungen


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