- Giannozzo Manetti
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Giannozzo Manetti (* 1396; † 1459) war ein italienischer Humanist und Politiker.
Der aus Florenz stammende Manetti war ein brillanter Redner, beherrschte als seltene Ausnahme seiner Zeit perfekt alle drei klassischen Sprachen (d. h. außer dem üblichen Latein und Griechisch auch Hebräisch), war vielseitig gebildet und besaß eine der bedeutendsten Renaissancebibliotheken, die im Wesentlichen immer noch innerhalb des Palatina-Fonds im Vatikan beisammen ist. Sein Werk umfasst unter anderem Reden, Biographien (von Dante, Petrarca und Boccaccio und so weiter), historiographische Werke, Übersetzungen aus dem Griechischen und Hebräischen (nach Hieronymus war er der erste, der den Psalter aus dem Hebräischen neu übersetzte) und philosophische Traktate. Besonders wichtig ist seine Übersetzung des Aristoteles. Er verkörpert wie nur wenige den Geist des italienischen Renaissance-Humanismus.
Das Menschenbild der Renaissance findet einen bedeutenden Niederschlag in Manettis Traktat De dignitate et excellentia hominis (Über die Würde und Erhabenheit des Menschen; 1452). Manetti präsentiert den Menschen hier als fast vollkommenes Wesen. Schon der menschliche Körper, den Manetti bis in die Einzelteile anatomisch korrekt beschreibt, wird ob seiner Funktionalität und perfekten Anordnung in höchsten Tönen gelobt. An der menschlichen Seele hebt Manetti vor allem die Intelligenz hervor, die ihn zu gewaltigen schöpferischen Kulturleistungen befähigt. So herrscht der Mensch nahezu wie ein Gott auf Erden über die ihm dienstbare Welt. Manetti wendet sich damit gegen die im Mittelalter verbreitete Überzeugung vom „Elend des Menschen“ (miseria hominis), wie sie etwa in Lothars von Segni verbreiteten Traktat De miseria humanae conditionis (Vom Elend des menschlichen Daseins, Ende des 12. Jahrhunderts) zum Ausdruck kommt. Manettis Werk enthält viele für die beginnende Renaissance neuartige Ideen, wurde aber trotzdem kaum von anderen Autoren rezipiert. Als Quelle genutzt wurde es etwa in Pierre Boaistuaus Bref discours de l’excellence et dignité de l’homme, Anklänge finden sich auch in Fernán Perez de Olivas Diálogo de la dignidad del hombre.[1] Thematisch eng verwandt ist die ungleich berühmtere Abhandlung von Giovanni Pico della Mirandola mit dem Titel Über die Würde des Menschen.
Manetti war Schüler von Manuel Chrysoloras in Konstantinopel. Er schrieb auch eine Biographie Papst Nikolaus' V., in dessen Diensten er selbst stand. Er wurde auch durch den florentinischen Buchhändler Vespasiano da Bisticci beim Aufbau seiner Bibliothek unterstützt. Dieser wiederum schrieb über Manetti eine Biographie.[2]
Werke
- Über die Würde und Erhabenheit des Menschen. Herausgegeben und eingeleitet von August Buck, übersetzt von Hartmut Leppin. Meiner, Hamburg 1990, ISBN 978-3-7873-0958-0.
Literatur
- Christoph Dröge: Giannozzo Manetti. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 5, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-043-3, Sp. 662–665.
- Martin Schmeisser: „Wie ein sterblicher Gott...“. Giannozzo Manettis Konzeption der Würde des Menschen und ihre Rezeption im Zeitalter der Renaissance. Wilhelm Fink Verlag, München 2006, ISBN 978-3-7705-4213-0 (mit aktueller Bibliografie).
- Heinz-Willi Wittschier: Vespasiano da Bisticci und Gianozzo Manetti. In: Romanische Forschungen. Band 79, 1967, S. 271–287.
- Heinz-Willi Wittschier: Giannozzo Manetti. Das Corpus der Orationes. Köln-Graz 1994.
Weblinks
- englischsprachige Quellensammlung zu Manetti (PDF-Datei; 92 kB)
Anmerkungen
- ↑ Zur Neuartigkeit von Manettis Darstellung und deren Rezeption vgl. Martin Schmeisser, „Wie ein sterblicher Gott...“. Giannozzo Manettis Konzeption der Würde des Menschen und ihre Rezeption im Zeitalter der Renaissance, Wilhelm Fink Verlag, München 2006, passim, Zusammenfassung S. 244–246.
- ↑ Vgl. die Ausgaben Vespasiano da Bisticci, Lebensbeschreibungen berühmter Männer des Quattrocento, ausgewählt, übersetzt und eingeleitet von Paul Schubring, Diederichs, Jena 1914 und Vespasiano da Bisticci, Grosse Männer und Frauen der Renaissance: achtunddreissig biographische Porträts, ausgewählt, übersetzt und eingeleitet von Bernd Roeck unter Mitarbeit von Monika Pelz und Marcella Tantardini, München 1995.
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