Gickelche

Gickelche
Osthofen–Westhofen
Streckenlänge: 6,1 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Legende
6,1 Westhofen (Rheinhessen)
4,1 Neumühle
2,6 Mühlheim (Rheinhessen)
2,4 Seebach (Rhein)
1,4 Lorchsmühle
0,9 Steinmühle
von Mainz
Brücke über Wasserlauf (klein)
0,1 ehem. Altbach
Brücke über Wasserlauf (groß)
0,1 Seebach (Rhein)
Bahnhof, Station
0,0 Osthofen
Strecke – geradeaus
nach Ludwigshafen

Die Bahnstrecke Osthofen–Westhofen, im Volksmund Gickelche genannt, war eine rund sechs Kilometer lange Nebenbahn von Osthofen nach Westhofen. Betreiberin der Strecke war die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft.

Erste Pläne des Generalunternehmers und SEG-Gesellschafters Hermann Bachstein für eine Eisenbahnlinie zwischen Osthofen und Westhofen gab es bereits 1880; sechs Jahre später erhielt er die Konzession für den Bau, und nach zwei weiteren Jahren konnte der erste Zug rollen.

Ursprüngliche Pläne, die Bahn über Gundersheim bis Kirchheimbolanden zu verlängern, scheiterten aus Kostengründen und am geringen Interesse der Staaten Hessen und Bayern. Die Strecke wurde schließlich am 14. April 1888 eröffnet.

Ab Januar 1953 ging die Betriebsführung an die Deutsche Bundesbahn. Diese stellte im April 1953 den Personenverkehr und mit dem Ende der Zuckerrübenkampagne am 31. Dezember 1958 auch den Güterverkehr ein. Heute ist die Strecke abgebaut.

Inhaltsverzeichnis

Überreste

Brücke über die Bahntrasse zur Judenhohl

Am Osthofener Bahnhof kann man, anhand der Form eines Nebengebäudes für Bahnfunk, noch deutlich erkennen, wo einst die Strecke begann. Das Gleis lag auf der Rückseite des, damals etwas breiteren, Bahnsteigs 1 und überquerte nur wenige Meter weiter die See- und kurz darauf die Altbach.

Zwischen dem Ortsausgang Richtung Mettenheim und der Lorchsmühle befindet sich heute ein Spazierpfad der von der Bevölkerung gerne als Hundeklo missbraucht wird. Über dessen ersten Abschnitt, zwischen Ortsausgang Mettenheim und der Ludwig-Schwamb-Straße, führt eine noch heute erhaltene Brücke einen Wirtschaftsweg vom Ziegelhüttenweg zur Judenhohl. In den 50er Jahren brachten Lausbuben die Bahn von dieser Brücke aus zum stillstand, indem sie einen großen Schneeballen in den Schornstein warfen.

Verladestation der Steinmühle

Nach dem kreuzen der Ludwig-Schwamb-Straße führt die Trasse am Rande der Altstadt entlang und bildet noch heute den nördlichen Rand im hügeligen Teil Osthofens. Um die Bahn nicht über die Erhebungen weiter nördlich führen zu müssen wurde sie teilweise über Kellern der anliegenden Häusern erbaut die jedoch zur Bahn hin zugemauert wurden. In den 90er Jahren brach der Pfad über einem der Keller ein woraufhin dieser verfüllt wurde. In einer sanften Rechtskurve liegt ebenfalls noch heute sichtbar die Verladestation der Steinmühle welche mit einem Abstellgleis bedient wurde.

Sehenswert sind auch die Stützmauern aus Natursteinen wenige Meter weiter Richtung Westhofen, die schon beim Bau der Strecke der Erosion des Lössbodens Einhalt gebieten sollten. Heute müssen die Mauern jedoch selbst durch örtliche Naturschützer vor dem Verfall bewahrt werden.

Verladestation der Lorchsmühle von Westhofen aus gesehen. Hier war die Strecke Zweigleisig.

Gut 400 Meter weiter erhebt sich weithin sichtbar das Silo der Lorchsmühle. In ihrer ganzen Länge besitzt die Mühle eine Verladerampe an der früher ein Ausweichgleis entlang führte.

Eines der beiden alten Widerlager ist nur im Winter gut sichtbar.

Wenig bekannt sind die alten Widerlager der zweiten Brücke über die Seebach kurz vor der Verladestation Mühlheim. Sie befinden sich auf der Nordseite im Unterholz und wird auf der anderen Seite als Abstellplatz in einem Nutzgarten verwendet. Vor Mühlheim gab es ebenfalls ein Ausweichgleis jedoch kein Verladegebäude. In Westhofen ist auch heute noch der alte Bahnhof erhalten, allerdings als Raiffeisen-Tankstelle.

Verkehr

Der Verkehr wurde mit zwei beziehungsweise drei Dampflokomotiven, eben so vielen Personenwagen und drei beziehungsweise vier Güterwagen bewältigt. Beispielsweise wurde ein 1925 zugewiesener Triebwagen für den Personenverkehr 1927 wieder abgezogen.

Wie auf den meisten anderen Nebenbahnen war der Zuspruch im Personenverkehr nie besonders hoch. Meist waren nur fünf oder sechs Zugpaare am Tag unterwegs. Güterverkehrkunden waren die Möbelfabrik von Ludwig Kraft, die sogar ein Anschlussgleis besaß, sowie einige Landhandelsgesellschaften. Mit der Schließung der Lorscher Mühle im Jahre 1936 ging hier allerdings der größte Kunde verloren.

Literatur

  • Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen, Band 1 Rheinland-Pfalz/Saarland, Freiburg 1989

Weblinks


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