Girodet-Trioson

Girodet-Trioson
Anne-Louis Girodet-Trioson:
Selbstbildnis, 1824,
Orléans, Musée des beaux-arts

Anne Louis Girodet-Trioson (* 5. Januar 1767 in Montargis (Loiret); † 9. Dezember 1824 in Paris; eigentlich Anne Louis Girodet de Roussy Trioson oder Roucy-Trioson) war ein französischer Historien- und Porträtmaler des Klassizismus sowie Illustrator klassischer literarischer Werke.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Anne-Louis Girodet wurde sehr jung nach Paris geschickt, dort unter die Vormundschaft des Dr. Trioson gestellt und nach dem Tod seines Vaters von diesem adoptiert. Im Verlauf seiner klassischen Schulausbildung zeigte er früh eine literarische und künstlerische Begabung und trat gegen Ende des Jahres 1784 im Alter von 17 Jahren in die Klasse des Historienmalers Jacques-Louis David ein, der im Vorjahr in die Académie royale de peinture et de sculpture aufgenommen worden war und an der École des Beaux-Arts, die der Akademie angeschlossen war, unterrichtete. Als einer der besten Schüler Davids bereitete Girodet-Trioson sich auf den Wettbewerb um den Prix de Rome vor, mit welchem er, wenngleich nach drei unfruchtbaren Versuchen (1786, 1787, 1788), so doch bereits vier Jahre später für sein Gemälde Joseph, von seinen Brüdern wiedererkannt (1789) anlässlich des Pariser Salons ausgezeichnet wurde.[1] Verbunden mit dem Preis war ein Stipendium des Königs und ein Studienaufenthalt in Rom, wo die Académie de France à Rome damals das Palais Mancini als Residenz zur Verfügung stellte. [2]

Girodet, dem es somit möglich war, Paris einige Monate nach dem Ausbruch der Revolution zu verlassen, traf am 30. Mai 1790 in Rom ein und verbrachte fast fünf Jahre in Italien. Zu den für seine Karriere wichtigen Begegnungen in Rom zählte jene mit den Architekten Charles Percier und Pierre-François-Léonard Fontaine, die ihn später mit Aufträgen begünstigten. Als die Villa Medici (Rom) am 13. Januar 1793 von einer über die Ereignisse der französischen Revolution empörten Menschenmenge gestürmt und geplündert wurde, flohen die Stipendiaten aus Rom. Girodet verschlug es, gemeinsam mit seinem Kameraden, dem Landschaftsmaler Jean-Pierre Péquignot zunächst nach Neapel. Dort erkrankte der völlig mittellose Künstler schwer an der Syphilis.

Nach seiner Rückkehr aus Italien ließ sich Girodet-Trioson als freischaffender Künstler in Paris nieder. Einer seiner wichtigsten Schüler in diesen Jahren war Achille Devéria. Ebenso studierte Marie-Denise Villers bei ihm. Bei der Jubiläumsausstellung des Pariser Salons 1810 wurde sein Gemälde Die Sindflut mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Mit diesem Werk, das bereits 1806 entstanden war, konnte er seinen Lehrer David übertrumpfen, dessen Raub der Sabinerinnen nur lobend erwähnt worden war.

Girodet-Trioson sah - nach eigenen Aussagen - sein Gemälde Atalas Begräbnis als sein wichtigstes Werk an. Er schuf es um 1808 nach der Lektüre von Atala, der Novelle von François-René de Chateaubriand. Außerdem zeichnete er viele Illustrationen zu Werken antiker Schriftsteller.

Anne Louis Girodet-Trioson starb im Jahr 1824 im Alter von 57 Jahren in Paris. Er ruht dort auf dem Friedhof Père Lachaise. Einige Monate nach seinem Tod hielt Quatremère de Quincy eine Trauerrede in der Académie royale des beaux-arts.

Stil

Weniger von seinem Lehrer David als von den antiken Meister beeinflusst, ist sein Bildaufbau zu sehen. Seine Effekte mit Licht und Farbe überraschen, lassen es aber an einer gewissen Lebendigkeit fehlen.

Das Begräbnis der Atala, 1808, Paris, Louvre

Auszeichnungen

  • 1789: Prix de Rome für Joseph, von seinen Brüdern wiedererkannt
  • 1808: Ritter der Ehrenlegion
  • 1810: Goldmedaille des Pariser Salons für Die Sindflut (1806)

Ausstellungen

  • 2005: Au-delà du maître. Girodet et l'Atelier de David, Montargis, Musée Girodet (20. September bis 31. Dezember 2005), 40 Werke
  • 2005/07: Girodet 1767-1825, Paris, Chicago, New York (14. Mai bis 27. August 2006), Montréal (12. Oktober 2006 bis 21. Januar 2007)

Werke (Auswahl)

Porträts:

  • 1789: Joseph, von seinen Brüdern wiedererkannt (Öl auf Leinwand, 120 x 155 cm, Paris, École nationale supérieure des beaux-arts)
  • 1789: Kreuzabnahme (Montesquieu-Volvestre, Haute-Garonne, Kirche St. Victor)
  • 1791: Der schlafende Endymion (Öl auf Leinwand, 49 x 62 cm, Paris, Louvre)
  • 1793: Hippokrates, die Geschenke des persischen Königs zurückweisend (Paris, École de médecine)
  • 1798: Danaë, Öl auf Leinwand, 170 x 87,5 cm, Leipzig, Museum der Bildenden Künste)
  • 1801: Die Apotheose der französischen Helden (Öl auf Leinwand, 192 x 182 cm, Rueil-Malmaison, Schloss Malmaison)
  • 1801/02: Ossian beschwört die Geister beim Klang seiner Harfe (Öl auf Leinwand, 180,5 x 198,5 cm, Rueil-Malmaison, Schloss Malmaison)
  • 1804: Die Sindflut (441 x 341 cm)
  • 1808: Das Begräbnis der Atala
  • 1808: Die Übergabe Wiens an Napoleon
  • 1810: Die Revolte in Kairo (Öl auf Leinwand, 339 x 507 cm, Versailles, Musée national du château du Trianon)
  • 1819: Pygmalion und Galatea
  • 1790: Porträt des Docteur Trioson (Montargis, Musée Girodet)
  • 1798: Porträt des Benoît Agnès Trioson
  • 1795: Selbstbildnis (Versailles)
  • 1799: Mademoiselle Lange als Danae oder Die moderne Danae (Öl auf Leinwand, Minneapolis, The Minneapolis Institue of Art)
  • 1800: Porträt der Comtesse de Bonneval
  • 1804: Porträt des Barons Dominique Jean Larrey (Paris, Louvre)
  • 1808: Porträt des René de Chateaubriand
  • 1810: Porträt der Madame Bertin de Vaux
  • 1819: Pörträt des Mustapha (Öl auf Leinwand, 56 x 46 cm, Montargis, Musée Girodet)
  •  ???: Porträt des Jean-Baptiste Belley

Literatur

  • Sylvain Bellenger (Hrsg.): Girodet 1767-1825. Ausstellungskatalog, Gallimard-Musée du Louvre, Paris 2005, ISBN 2-07-011827-4. (französisch)
  • Pierre Alexandre Coupin (Hrsg.): Oeuvres posthumes de Girodet-Trioson. 1829.
  • Thieme-Becker Band 14, 1921, Seite 180.
  • Jean-Philippe Breulle (Hrg.): Dictionnaire de la peinture française. Larousse, Paris 1991, ISBN 2-03-740011-X. (französisch)
  • Au delà du maître, Girodet et l'atelier de David. Ausstellungskatalog der Somogy éditions d'art. 2005, ISBN 2-85056-893-7. (französisch)

Weblinks

Fußnoten

  1. Im Jahr 1786 weigerte sich die Jury des Prix de Rome, in Anbetracht der Einförmigkeit der eingereichten Werke, einen Kandidaten zu nominieren. Im darauffolgenden Jahr wurde Girodet ausgeschlossen, nachdem sein Kamerad Fabre verraten hatte, dass Girodet regelwidrig Zeichnungen in die Loge, das heißt das Atelier, eingeführt hatte, in dem die Kandidaten arbeiteten. Im Jahr 1788 gewann er mit der Ermordung Tatius durch die Lavinier den zweiten Preis.
  2. Die Villa Medici (Rom) stand den Stipendiaten des Prix de Rome erst ab 1803 zur Verfügung.



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