- Giustino
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Giustino oder Justin (HWV 37) ist eine Oper in drei Akten von Georg Friedrich Händel.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Der Stoff für den Operntext basiert auf einer Dichtung von Nicolò Beregan. Diese erzählt frei von historischen Persönlichkeiten des byzantinischen Reiches: Kaiser Anastasios I. und seinem Nachfolger Justin I.. Die Beregan-Dichtung hatte mehrmals als Vorlage für Opern gedient: 1683 Giovanni Legrenzi, 1711 Tomaso Albinoni und 1724 Antonio Vivaldi. Das von Händel benutzte Libretto wurde von einem unbekannten Dichter auf der Basis des Textes erstellt, den Pietro Pariati für Albinoni geschrieben hatte.
Giustino entstand während eines sehr arbeitsreichen Jahres. Händel begann am 14. August 1736 mit der Arbeit und wurde am 3. September mit dem zweiten Akt fertig. Bevor er die Oper beendete, komponierte er von Mitte September bis Mitte Oktober die komplette Musik für Arminio. Erst danach setzte er sich wieder an Giustino und beendete das Werk am 20. Oktober. Mitte Dezember fing er anschließend noch mit der Komposition von Berenice an.
Die Uraufführung fand am 16. Februar 1737 im Covent Garden Theatre statt.
Personen
Die Besetzung wurde bei der Uraufführung von folgenden Sängern gesungen:
- Anastasio - Gioacchino Conti, genannt „Gizziello“ (Kastrat)
- Arianna, Witwe von Kaiser Zenon - Anna Maria Strada (Sopran)
- Giustino - Domenico Annibali (Altkastrat)
- Leocasta - Francesca Bertolli (Alt)
- Amanzio - Maria Caterina Negri (Alt)
- Vitaliano - John Beard (Tenor)
- Polidarte - Thomas Reinhold (Bass)
- La Fortuna - ein Knabensopran
Handlung
Erster Akt
Nachdem Anastasios von Ariadne zum Kaiser gekrönt worden ist, wird er von Amanzio ermahnt, dass Vitalian mit seiner Armee das byzantinische Reich bedrohe. Polidartes tritt als Bote Vitalians ein und bietet einen Friedensschluss an unter der Bedingung, dass Anastasios Ariadne abtrete. Anastasios lehnt empört ab.
In einer ländlichen Gegend pflügt Justin ein Feld. Er sehnt sich danach, als Krieger zu Ruhm zu kommen, sieht aber sein Schicksal darin, in der Landwirtschaft sein Leben zu fristen. Da erscheint Fortuna und fordert ihn auf, in die Schlacht zu ziehen und seinem Wert gemäß die Hütte gegen den Palast zu tauschen. Der erste Schritt dazu wird auch sogleich eingeleitet: Beim Abgehen sieht er Leocaste verfolgt von einem Bären und tötet diesen. Als Dank nimmt sie ihn mit in den Palast.
In ihrem Gemach fordert Ariadne Amansios auf, ihr zu helfen, ihrem Gatten in den Kampf zu folgen. Amansios überlegt sich unterdessen, durch eine List auf den Thron zu gelangen.
Anastasios macht Justin zu seinem Ritter und befiehlt ihm, Ariadne zu befreien, die bei einem nächtlichen Angriff auf Vitalians Heer in die Hände der Feinde gefallen ist.
In Vitalians Heerlager wird Ariadne dem Vitalian vorgeführt. Er bittet sie nun direkt, seine Frau zu werden, aber sie schwört ihre Treue. Darauf befiehlt er Polidartes, sie einem Untier zum Fraß vorzuwerfen.
Zweiter Akt
Anastasios und Justin stranden mit ihrem Schiff und gehen in eine Hütte an Land, um sich auszuruhen. Polidartes taucht auf und lässt Ariadne an einen Fels ketten, wo sie das Untier erwarten soll. Als die Bestie herankommt, wird sie von Justin getötet, und es kommt zu einer Wiedervereinigung von Ariadne und Anastasios.
Wieder macht die Handlung einen Sprung. Justin hat inzwischen Vitalian besiegt und führt ihn in Ketten vor den Kaiser. Anastasios dankt ihm und schickt Vitalian zu Ariadne, die ihn in einen Turm sperren lässt.
Dritter Akt
Vitalian wird von seinen Leuten befreit und schwört Rache. Inzwischen versucht Amansios in Anastasios Misstrauen gegenüber Justin zu säen, der nun als neuer Rebell die Macht an sich zu reißen versuchen könnte.
Ariadne teilt Justin ihre Bewunderung für seinen Mut mit und schenkt ihm einen juwelenbesetzten Gürtel, den Anastasios ihr zuvor geschenkt hat. Amansios erzählt dem Kaiser von dem Geschenk und deutet es als Zeichen einer Liebe zwischen den beiden. Daraufhin entbrennt Anastasios in Missgunst gegenüber Justin. Als Justin zusammen mit Ariadne und Leocaste vor ihm erscheint, lässt er ihn abführen.
Leocaste, die Amansios für den Verräter hält, überlegt sich, wie sie Justin retten kann, in den sie sich verliebt hat. Amansios freut sich unterdessen, dass sein Plan gelungen ist.
Nachdem Justin von Leocaste befreit worden ist, irrt er umher. In einer Bergschlucht findet Vitalian ihn schlafend vor. Als er ihn töten will, tut sich der Berg auf und die Stimme Vitalians des Älteren verkündet ihm, dass Justin sein Bruder sei. Die beiden versöhnen sich und beschließen, den Verrat Amansios' zu rächen.
Inzwischen hat Amansios Anastasios, Ariadne und Leocaste in Ketten legen lassen und sich selbst zum Kaiser gemacht. Nun dringen Justin und Vitalian ein und lassen ihn wiederum abführen. Eine Versöhnungsfeier beginnt.
Verfilmung
1985: Giustino, Fernsehfilm, Deutschland, 120 min. – Regie: Annelies Thomas, mit Jochen Kowalski und Dagmar Schellenberger
Weblinks
- Partitur von Giustino (Händel-Werkausgabe, hrsg. v. Friedrich Chrysander, Leipzig 1883)
- Handlung von Giustino (Händel-Haus London)
- Giustino in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Literatur
- Silke Leopold: Händel die Opern. Bärenreiter 2009, ISBN 978-3-7618-1991-3
- Albert Scheibler: Sämtliche 53 Bühnenwerke des Georg Friedrich Händel, ISBN 3-928010-05-0
Kategorien:- Oper nach Titel
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