Glasflügel 304

Glasflügel 304
Nachbau eines Glasflügel 304

Die Glasflügel 304 (manchmal auch Glasflügel H-304) ist ein Segelflugzeugmodell des Herstellers Glasflügel Segelflugzeugbau.

Im Winter 1980/81 begann der damals unter der Geschäftsführung von Erich Weinzierl stehende GFK-erfahrenste Segelflugzeughersteller mit der Entwicklung eines Mosquito-Nachfolgers. Dipl-Ing. Martin Hansen stützte sich dabei auf ein in Braunschweig besonders für dieses Flugzeug entwickeltes neues Tragflügelprofil mit Wölbklappen und auf Design-Studien von Detlev Kirchner (Köln) für den Cockpit-Bereich. Um das Risiko möglichst klein zu halten, wollte man bei Glasflügel das neue Profil an einem Flugzeug erproben. Dazu wurde ein Mosquito-Tragflügel mit Microballons auf die berechnete Profilkontur gebracht und dann mit einem Mosquito-Rumpf in Braunschweig vermessen. Die Erwartungen von K. H. Horstmann und A. Quast in ihr jüngstes Profil bestätigten sich. Nun konnte man Ende Februar an den Rumpf gehen. Die Nase und das Cockpit wurden vollständig umgestaltet. Während der folgenden Monate bis zum Erstflug (am 10. Mai mit M. Hansen in Nabern) wurde parallel am Rumpf und an den neuen Tragflügelformen gearbeitet. Übrigens wurden die Negativformen für den Flügel erstmals ganz in Kunststoff hergestellt. Glasflügel erreicht damit eine wesentlich bessere Formtreue und Langzeitstabilität.

Das Profil HQ 010-16,42 mit 16,42 % relativer Dicke ist in seinen Steigleistungen sehr viel besser als alle in den vergangenen Jahren für „Rennklassen“-Flugzeuge verwendeten Profile (geringstes Sinken bei 31 kg/m²: 0,57 m/s). Dennoch erreichte das Flugzeug eine Gleitzahl von sicher mehr als 42, wahrscheinlich sogar 43. Glasflügel entschied sich bewusst für die größere Dicke im Vergleich zu anderen neuen Profilen. Da die Schnellflugleistungen trotzdem günstig liegen, ergab sich zusätzlich der Vorteil, das Flugzeug mit einem vernünftigen Leergewicht (235 kg) ganz mit glasfaserverstärktem Kunststoff bauen zu können. Außerdem bietet sich die ideale Voraussetzung, bei gleichem Gesamtgewicht, die Tragflügel in CFK-(Kohlefaser)-Bauweise mit Ansteckflügel auf 17 m Flügelspannweite herzustellen, ohne dabei irgendwelche Einschränkungen in Kauf nehmen zu müssen (z. B. Abflugmasse und Höchstgeschwindigkeit). Dies hatte man sich für das nächste Frühjahr fest vorgenommen. Mit der spitzeren Rumpfnase folgte Glasflügel dem allgemeinen Trend, ohne dabei auf die Bugkupplung zu verzichten. Die „Revolution“ vollzog sich innerhalb der Rumpfschale: Bei der 304 klappt das Instrumentenbrett mit der vorne angelenkten Haube (unterstützt von einer Gasfeder) komplett nach oben. Ein vorher nicht gekanntes leichtes Ein- und Aussteigen wurde so möglich. Die Schläuche und Kabel für die Instrumente und das Funkgerät gehen durch den Drehpunkt der Haubenbefestigung und sind geschützt im Flugzeug verlegt. Es gibt auch damit im Rumpfboot keine störenden Teile mehr, und der Pilot braucht nur noch über den Knüppel einzusteigen, ohne die Beine einfädeln zu müssen. Die Sauerstoffüberwachungsanzeigen werden in einer Konsole unter dem Steuerknüppel eingebaut und sind leicht abzulesen.

Mit dem Konkurs von Glasflügel endete die Produktion der 304 nach 62 Stück.

Mitte der neunziger Jahre wurden die Formen zur Herstellung von der tschechischen Firma HpH übernommen und die 304 wurde wieder gebaut. Im Rahmen der Modellpflege entstand eine Version mit 17,4 m Spannweite und eine Standardversion ohne Wölbklappen mit Schempp-Hirth-Bremsklappen.

Literatur

  • Johnson R H, A Flight Test Evaluation of the 304CZ Sailplane, Soaring, July 2000 (englisch)
  • Thomas F, Fundamentals of Sailplane Design, College Park Press, 1999 (englisch)
  • Simons M, Segelflugzeuge 1965–2000, Eqip, 2004

Weblinks


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