Alexandre Hay

Alexandre Hay

Alexandre Hay (* 29. Oktober 1919 in Bern; † 23. August 1991 in Genf) war ein Schweizer Jurist. Von 1966 bis 1976 war er Vizepräsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank. Anschliessend wurde er für die Jahre 1976 bis 1987 Präsident des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Alexandre Hay

Hay wurde am 29. Oktober 1919 als Sohn von Frédérik und Lydia Hay-Trachsler in Bern geboren. Den grössten Teil seiner Jugend verbrachte Hay im politisch gespannten Vorkriegsklima in Genf. Dort studierte er Jurisprudenz am Collège de Genève und bestand 1944 die Anwaltsprüfung. Von 1942 bis 1945 war er als Rechtsanwalt in Genf tätig.

1945 begann Hay für den diplomatischen Dienst des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in Paris zu arbeiten, ein Jahr später wurde er zum Attaché de légation, 1948 zum Legationssekretär II. Klasse befördert. In dieser Funktion war er für wirtschaftliche und finanzielle Fragen in Paris verantwortlich.

1952 wurde Hay für das Direktionskomitee der Europäischen Zahlungsunion vorgeschlagen. Ein Jahr später wechselte er als Abteilungsleiter in die Zürcher Filiale der Schweizerischen Nationalbank. Von 1955 bis 1966 war er Direktor und Assistent des Leiters der zweiten Abteilung der Bank in Bern. Von 1966 bis 1976 gehörte er als Vizepräsident und Generaldirektor des Direktoriums zum Vorstand der Bank.

Verheiratet war Hay seit 1945 mit der Französin Hélène Morin, mit der er zwei Söhne und zwei Töchter hatte. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1973 heiratete er 1980 in zweiter Ehe Verena Vogler.

IKRK-Präsidentschaft

1975 wurde Hay Mitglied des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). Ein Jahr später übernahm er ab dem 1. Juli 1976 als Präsident des Komitees die Nachfolge von Eric Martin. Bis zum Ende des Jahres teilte er dabei wie Martin die Führungsverantwortung mit Roger Gallopin, dem Präsidenten des Versammlungsrates, bevor er auch diese Funktion übernahm. Damit endete die ungewöhnliche De-facto-Doppelpräsidentschaft, die mit der Trennung dieser beiden Positionen durch die Wahl Martins und Gallopins im Jahr 1973 begonnen hatte.

Während seiner elfjährigen Präsidentschaft stieg das Budget des IKRK von 50 Millionen auf 250 Millionen Schweizer Franken, die Zahl der Mitarbeiter und Delegierten verdreifachte sich. Diese Entwicklung ist zu einem wesentlichen Teil auch darauf zurückzuführen, dass die Zahl und Dauer von bewaffneten Konflikten in dieser Zeit ständig zunahmen. Erschwerend für die Arbeit des IKRK kam hinzu, dass vermehrt auch Kriegspraktiken angewandt wurden, die den Genfer Konventionen und anderen Bestimmungen des humanitären Völkerrechts widersprachen.

In seine Amtszeit fällt die Evakuierung von 250.000 Flüchtlingen von Kambodscha nach Thailand im Jahr 1984. Rückblickend musste Hay für die Zeit seiner Präsidentschaft darüber hinaus aber auch zunehmende Unterschiede zwischen den Zusagen der an den Konflikten beteiligten Staaten und ihren tatsächlichen Handlungen konstatieren. Hierzu zählt beispielsweise auch der Einsatz von chemischen Waffen im Krieg zwischen dem Iran und dem Irak von 1980 bis 1988, obwohl beide Staaten Vertragsparteien des Genfer Protokolls von 1925 über das Verbot der Verwendung solcher Waffen waren. Diesbezügliche wiederholte Proteste durch Hay führten jedoch zu keinen nennenswerten Ergebnissen.

Hay trat während seiner Tätigkeit für eine offene Informationspolitik des IKRK ein, um auf diese Weise zur Verbreitung des humanitären Völkerrechts beizutragen. Eine weitere Besonderheit seines Wirkens war ein besonders ausgeprägtes Interesse an guten Kontakten zu den nationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften, das vor allem in regen Reise- und Besuchsaktivitäten zum Ausdruck kam.

Sein Nachfolger im Amt des IKRK-Präsidenten wurde Cornelio Sommaruga, der das Amt im Mai 1987 antrat. Hay blieb noch bis 1989 Mitglied im IKRK und übernahm in dieser Zeit noch einige Missionen für das Komitee.

Auszeichnungen

Literatur

  • Georges-André Chevallaz, Alexandre Hay, Gaston Gaudard: Helvetische Perspektiven: 1291 - 1991. Ed. Libertas, Biel 1989
  • Alexandre Hay: Die Tätigkeit der OCDE. Verband Schweizerischer Holding- und Finanzgesellschaften, Zürich 1962
  • Caroline Moorehead: Dunant's dream: War, Switzerland and the history of the Red Cross. HarperCollins, London 1998, ISBN 0-00-255141-1 (gebundene Ausgabe); HarperCollins, London 1999, ISBN 0-00-638883-3 (Taschenbuch-Ausgabe)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Alexandre Hay — (29 de octubre de 1929 23 de agosto de 1991) fue un abogado suizo. De 1966 a 1976 fue presidente de la directiva del Banco Nacional Suizo. Posteriormente, de 1976 a 1987 fue presidente del Comité Internacional de la Cruz Roja (CICR) …   Wikipedia Español

  • Alexandre Hay — (October 29, 1919 August 23, 1991) was a Swiss lawyer. From 1966 to 1976 he was Vice President of the Board of the Swiss National Bank. Later, from 1976 to 1987 he was President of the International Committee of the Red Cross (ICRC).BiographyHay… …   Wikipedia

  • Hay — ist der Name folgender Personen: Alex Hay (1933–2011), schottischer Golflehrer und kommentator Alexandre Hay (1919–1991), Schweizer Jurist; Präsident des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) Barry Hay (* 1948), indisch… …   Deutsch Wikipedia

  • Alexandre Falguière — Retrato del escultor, en 1885 por Alexis Axilette[1] Nombre de nacimiento …   Wikipedia Español

  • Alexandre Stuart (ecclésiastique) — Alexandre Stuart Biographie Nom de naissance Alexander Stewart Naissance 1493 Décès Flodden Field Évêque de l Église catholique Archevêque de St. Andrews …   Wikipédia en Français

  • Alexandre Pierre François Boëly — Alexandre Pierre François Boëly. Alexandre Pierre François Boëly fue un compositor francés nacido en Versalles el 19 de abril de 1785 y fallecido en París el 27 de diciembre de 1858. Hijo de un músico (su padre Jean Françoise ( …   Wikipedia Español

  • Alexandre Ganoczy — (né en 1928 à Budapest (Hongrie)), est un théologien et écrivain hongrois. Il a enseigné la théologie dogmatique à l Institut catholique de Paris, puis aux universités allemandes de Münster et de Würzburg. Il vit aujourd hui dans les Alpes de… …   Wikipédia en Français

  • Hay de Bonteville — Auguste Hay de Bonteville Auguste Hay de Bonteville Surnom Gustave Naissance 9 décembre 1775 Ernée Décès …   Wikipédia en Français

  • Alexandre Saint-Yves d'Alveydre — Este artículo o sección necesita referencias que aparezcan en una publicación acreditada, como revistas especializadas, monografías, prensa diaria o páginas de Internet fidedignas. Puedes añadirlas así o avisar …   Wikipedia Español

  • Hay, Sir Gilbert — ▪ Scottish translator also called Sir Gilbert Of The Haye flourished 1456       Scottish translator of works from the French, whose prose translations are the earliest extant examples of literary Scots prose.       Hay may have been the Gylbertus …   Universalium

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”