- Glossar der indischen Architektur
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Dieses Glossar soll einen Überblick über wichtige Termini der indischen Architektur geben. Die meisten der hier aufgeführten Begriffe stammen aus dem Sanskrit, Persischen oder Arabischen.
Sofern bekannt, ist hinter dem Stichwort das grammatische Geschlecht angegeben (f. Femininum bzw. weibliches Geschlecht, m. Maskulinum bzw. männliches Geschlecht, n. Neutrum bzw. sächliches Geschlecht).
A
- Amalaka m.
- scheibenförmiger, gerippter Schlussstein auf den Türmen nordindischer Tempel
- Anda n.
- sanskrit „Ei“; halbkugelförmiger Baukörper buddhistischer Stupas
- Antarala n.
- in nordindischen Tempeln kurzes Verbindungsstück zwischen Mandapa und Allerheiligstem
- Arthamandapa, Ardha Mandapa n.
- kleine Eingangshalle hinduistischer Tempel in Zentralindien
B
- Bada m.
- Erd- bzw. Sockelgeschoss nordindischer Tempeltürme
- Bagh
- persisch „Garten“
- Bangla
- in Bengalen übliche Dachform mit konvex gekrümmten Begrenzungslinien
- Basti
- jainistischer Tempeltypus in Südindien
- Betta
- jainistisches Heiligtum mit monumentaler Heiligenfigur in Südindien
- Bhog-Mandir, Bhog Mandir m.
- in hinduistischen Tempeln eine Halle, in der Opfergaben dargebracht werden
- Burj
- arabisch "Turm": Turm in der islamischen bzw. Mogul-Architektur, oft mit prachtvollem Oberbau
C
- Chaitya m.
- Stupa im Inneren buddhistischer Heiligtümer
- Chaityagriha m., Chaitya-Halle f.
- längliche Halle buddhistischer Heiligtümer oder Tempel, die einen Chaitya enthält
- Chajja
- überstehendes Schattendach
- Char Bagh
- persisch „vier Gärten“; durch ein Achsenkreuz viergeteilte, symmetrische Gartenanlage
- Chattra, Chatra
- schirmartige Bekrönung eines Stupa
- Chaumukha
- jainistische Tirthankara-Statue, die in alle vier Richtungen blickt
- Chaya f.
- konsolengestütztes Traufbrett
- Chhatri, Chatri, Chattri n.
- überkuppelter Stützenpavillon; ursprünglich als Kenotaph, später als Schmuckelement (einzeln stehend oder auf Dächern, Torbögen ...)
D
- Dagoba f.
- Variante des buddhistischen Stupa auf Sri Lanka
- Dargah
- Grabmal eines Sufi-Heiligen
- Darwaza
- persisch „Tor“; monumentaler Torbau der islamischen Architektur (v.a. in Nordwestindien, Pakistan)
- Diwan-i-Am
- öffentliche Audienzhalle islamischer Palastanlagen
- Diwan-i-Khas
- private Audienzhalle islamischer Palastanlagen
- Dravida
- südindischer Tempelstil
G
- Garbhagriha, Garbha Griha n.
- sanskrit „Schoßhaus“; kammerartiges, fensterloses Allerheiligstes hinduistischer Tempel
- Ghat m.
- Badetreppe, von Hindus beim rituellen Baden in einem für heilig erachteten Gewässer benutzt
- Gopuram, Gopura n.
- ursprünglich Dorf- oder Stadttor, später monumentaler Torbau südindischer Tempelanlagen
- Gudhamandapa, Gudha Mandapa n.
- Vorhalle nordwestindischer Hindu- oder Jaina-Tempel
H
- Harmika f.
- Reliquienschrein auf buddhistischen Stupas
- Haveli
- aufwändiges Wohnhaus reicher Kaufleute in Nordwestindien und Pakistan
- Huzrah
- oberirdischer, in der Regel überkuppelter Raum islamischer Grabmäler
I
- Imambara
- (urdu); Sakralbau der Schiiten zur Feier des Muharram-Festes.
- Iwan m.
- 1) dreiseitig geschlossene Halle einer Moschee
2) bogenförmige Nische der persischen Architektur; enthält oft ein Portal
J
- Jagamohan n.
- Vor- bzw. Versammlungshalle hinduistischer Tempel in Orissa
- Jali
- fein gearbeitetes Steingitterfenster oder -schirme
- Jama Masjid, Jami Masjid
- urdu „Freitagsmoschee“; große Moschee für das Freitagsgebet
- Jharokha
- balkonartiger Fenstererker der rajputischen und mogulischen Architektur
K
- Kalasha m.
- vasenförmige Spitze nordindischer Tempeltürme
- Kalyanamandapa, Kalyana Mandapa n.
- Halle für die mythische Hochzeit der Gottheiten Shiva und Parvati in südindischen Hindu-Tempeln
- Kudu
- hufeisenförmiges Sonnenfenster an der Giebelfassade buddhistischer Chaitya-Hallen
L
- Liwan m.
- siehe Iwan
M
- Madrasa
- arabisch „Schule, Lehrstätte“; Koranschule oder islamische Hochschule
- Mahal
- Haus, Palast
- Mahamandapa, Maha Mandapa n.
- sanskrit „große Halle“; Haupthalle nordindischer Hindu-Tempel
- Mahavihara m.
- buddhistische Klosteruniversität
- Mandapa n.
- Halle hinduistischer und jainistischer Tempel
- Mandir
- hinduistischer Tempel
- Maqbara
- monumentales islamisches Grabmal oder Mausoleum
- Maqsura, Maqsurah f.
- arkadenartige Wand oder Fassade islamischer Bauwerke
- Masjid
- arabisch „Moschee“
- Medhi f.
- Sockelgeschoss buddhistischer Stupas
- Meghanadamandapa, Meghanada Mandapa n.
- große Kuppelhalle jainistischer Tempel
- Mihrab m.
- nach Mekka weisende Gebetsnische in Moscheen
- Mithuna m.
- Liebespärchen; häufig als plastische Darstellung an Tempeln
- Mukhamandapa, Mukha Mandapa n.
- kleine Vor- oder Eingangshalle hinduistischer Tempel
- Mukhashala f.
- Versammlungsraum vor nordindischen Tempeln
- Mulaprasada
- alternative Bezeichnung für das Garbhagriha (siehe dort)
- Muqarnas
- in der islamischen Architektur Netz spitzbogiger Nischen am Übergang eckiger Räume zum Rund der Kuppel; bisweilen zu kunstvollen Hängezapfen ausgebildet
N
- Nagara n.
- 1) sanskrit „Stadt“
2) nordindischer Tempelstil - Nat-Mandir n.
- Tanzhalle hinduistischer Tempel
- Navaratna n.
- sanskrit „neun Edelsteine“; Tempel mit neun (Dach)Türmen, besonders in Bengalen
P
- Paga m.
- pilasterartiger Vorsprung an nordindischen Tempeltürmen
- Pancharatna n.
- sanskrit „fünf Edelsteine“; fünftürmiges Heiligtum, besonders in Bengalen
- Panchayatana n.
- sanskrit „fünf Heiligtümer“; Tempel mit vier Nebentempeln in den Ecken des Tempelbezirks
- Pida m.
- terrassenartig abgestuftes Pyramidendach hinduistischer Tempel in Orissa
- Pida-Deul
- von einem Pida überdachter Baukörper hinduistischer Tempel in Orissa
- Pishtaq m.
- Portalbau islamischer Bauwerke, der sich über die Dachlinie erhebt
- Pradakshinapatha m.
- Umwandlungs- oder Prozessionspfad buddhistischer und hinduistischer Heiligtümer
Q
- Qabr
- Grabkammer; unterirdische Steinkammer islamischer Mausoleen, in der der Leichnam des Verstorbenen beigesetzt ist
- Qila
- Festung
R
- Rangamandapa, Ranga Mandapa n.
- Tanzpavillon jainistischer Tempel
- Ratha m.
- 1) Tempelwagen für Prozessionen
2) solchen Tempelwagen nachgestaltete hinduistische Tempel - Ratna
- sanskrit „Juwel, Edelstein“; Turm bengalischer Tempel
- Rekha-Deul
- Baukörper hinduistischer Tempel in Orissa, der das Allerheiligste enthält und einen shikaraförmigen Umriss hat
S
- Sabhamandapa, Sabha Mandapa n.
- Vor- bzw. Versammlungshalle hinduistischer oder jainistischer Tempel
- Sahn
- Moscheehof
- Senana
- siehe Zenana
- Shikhara m.
- bienenkorbförmiger Turm nordindischer Tempel
- Stambha m.
- monumentale, oft freistehende Säule
- Stupa m.
- buddhistischer Kultbau in der Form eines Grab- oder Reliquienhügels
- Stupika
- haubenartige Spitze südindischer Tempeltürme
T
- Tala
- Stockwerk hinduistischer Tempel
- Thabha n.
- senkrechter Pfosten an den Steinzäunen buddhistischer Stupas
- Torana n.
- Tor buddhistischer und hinduistischer Heiligtümer
U
- Urushringa
- risalitartiger Vorsprung an der Fassade nordindischer Tempeltürme, der in verkleinerter Form den Hauptturm wiederholt
V
- Vedika f.
- ursprünglich Holzzaun vedischer Dörfer; später Steinzaun buddhistischer Stupas
- Vesara
- sanskrit „Mischung, Kreuzung“; hinduistischer Tempelstil auf dem westlichen Dekkan, der Elemente des nordindischen Nagara-Stils und des südindischen Dravida-Stils verbindet
- Vihara m.
- buddhistisches Kloster
- Vimana m.
- südindischer Tempel in der Form einer Stufenpyramide
Y
- Yasti f.
- Steinmast bzw. -achse buddhistischer Stupas
Z
- Zarih
- Kenotaph in der Mitte des überkuppelten Hauptraumes (Huzrah) islamischer Grabmäler
- Zenana
- Frauenhaus, Frauengemächer oder Harem in indischen Palastanlagen
Quellen
- Klaus Fischer, Michael Jansen, Jan Pieper: Architektur des indischen Subkontinents. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1987, ISBN 3-534-01593-2.
- Manfred Görgens: Kleine Geschichte der indischen Kunst. DuMont Verlag, Ostfildern 1986, ISBN 3-770-11543-0.
- Andreas Volwahsen: Indien. Bauten der Hindus, Buddhisten und Jains. Aus der Reihe: Architektur der Welt. Benedikt Taschen Verlag, Köln 1994, ISBN 3-822-89532-6.
Weblinks
- Glossar der indischen Architektur (in englischer Sprache)
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