- Gläubigentaufe
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Mit Gläubigentaufe (auch: Glaubenstaufe; sachlich unscharf auch Erwachsenen-, Heranwachsenden- und Mündigentaufe) wird eine Taufe bezeichnet, die an Taufbewerbern vollzogen wird, die ihre Taufe bewusst selbst begehren.
Sie ist in vielen taufgesinnten Kirchen, Freikirchen und christlichen Gemeinschaften die Regel. Die traditionellen Kirchen und einige Freikirchen taufen dagegen Menschen unabhängig davon, ob sie ihren Glauben selbst ausdrücken können (siehe Kindertaufe).
Inhaltsverzeichnis
Zum Begriff
In Kirchen, die sowohl Erwachsene als auch Kinder taufen, wird eher der Begriff „Erwachsenentaufe“ im Unterschied zur „Kindertaufe“ anstelle des Begriffs „Gläubigentaufe“ verwendet. Kirchen und Gemeinschaften, die vorwiegend die Gläubigentaufe praktizieren, lehnen den Begriff „Erwachsenentaufe“ jedoch ab, da er suggeriere, dass ein Taufbewerber erst nach seinem Eintritt ins Erwachsenenalter getauft werden könne. Auch die Kirchen, in denen die Bezeichnung Erwachsenentaufe üblich ist, machen die Taufe eines Menschen jedoch nicht von seinem Alter, sondern immer vom Bekenntnis zu Jesus Christus abhängig. In der Form der Erwachsenentaufe spenden sie die Taufe auch Kindern und Jugendlichen, die das „Unterscheidungsalter“ (d. h. sobald sie zwischen Gut und Böse unterscheiden können) erreicht haben und somit ihren persönlichen Glauben bekennen können.
In interkonfessionellen Gesprächen zum Beispiel der Baptisten und Mennoniten[1][2] mit den Lutheranern wird in diesem Zusammenhang die Frage diskutiert, ob der persönliche Glaube des Täuflings für die Gültigkeit der Taufe konstitutiv ist.
Überblick
Heranwachsenden- und Erwachsenentaufen werden in allen christlichen Kirchen praktiziert. In den Volkskirchen sind sie in Deutschland gegenwärtig eher die Ausnahme, da in diesen die Kindertaufe die Regel ist. In der katholischen Kirche geht der Taufe von Schulkindern, die kirchenrechtlich als Erwachsene gelten, von Heranwachsenden und Erwachsenen eine in der Regel einjährige Vorbereitungszeit, der Katechumenat, voran.
In vielen Freikirchen, wie zum Beispiel bei den Baptisten, den Brüdergemeinden, den Freien evangelischen Gemeinden, den Gemeinden Christi, den Mennoniten, den Pfingstgemeinden, den Siebenten-Tags-Adventisten, ist die Gläubigentaufe nach Unterweisung im Glauben und Bibelstudium die Regel (siehe auch Taufgesinnte). Sie geschieht hier meist nach biblischem Vorbild durch vollständiges Untertauchen in Wasser.
Einige der genannten Freikirchen erkennen eine Säuglingstaufe nicht als gültige christliche Taufe an, da ihr das persönliche Glaubensbekenntnis des Täuflings als wesentliches Qualitätsmerkmal fehle. Zu diesen Freikirchen gehören u. a. die Baptisten, Mennoniten, Pfingstler und Adventisten. In der von diesen Gruppen praktizierten erneuten Taufe bereits als Kind Getaufter sehen Kritiker die so genannte Wiedertaufe.
Auch die Zeugen Jehovas und die Mormonen lehnen die Säuglingstaufe ab. Die von ihnen durchgeführten nicht-trinitarischen Taufen werden allerdings in der Regel von den anderen Kirchen nicht als christliche Taufen anerkannt.
Geschichte
Im Neuen Testament wird nur von Glaubenstaufen explizit berichtet, wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass bei den Haustaufen im Neuen Testament auch Kinder mit einbezogen waren. In der frühen Kirche etablierte sich die Kindertaufe als ein Normalfall. Erwachsenentaufen gab es vor allem beim Übertritt von einer anderen Religion zum Christentum, aber auch bei Abkömmlingen christlicher Eltern wie zum Beispiel bei Augustinus (Taufaufschub). Im Zuge christlicher Mission kam es begrenzt auch zu Zwangstaufen.
Seit dem 16. Jahrhundert gibt es Bestrebungen, welche die Gläubigentaufe favorisieren. In der Reformationszeit war es die Täuferbewegung, aus der die Mennoniten, Amischen und Hutterer hervorgingen. Im 17. Jahrhundert bildeten sich die aus dem englischen Puritanismus hervorgegangenen Baptisten und im 18. Jahrhundert folgten die aus dem Radikalen Pietismus hervorgegangenen Tunker. Später kamen weitere Kirchen und Freikirchen wie die Adventisten hinzu. Doch auch in evangelischen Kirchen, die die Kindertaufe praktizieren, gibt es seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vermehrt Taufen Heranwachsender oder Erwachsener. In den säkularisierten Gesellschaften Europas spielt die Erwachsenentaufe auch deshalb wieder eine größere Rolle, weil viele Menschen keiner christlichen Kirche mehr angehören und viele Kinder deswegen nicht getauft wurden.
Kirchen mit Gläubigentaufe
Kirchen, die heute ausschließlich die trinitarische Gläubigentaufe praktizieren, sind unter anderem:
- Baptisten wie zum Beispiel Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden
- Brüderbewegung
- Freie evangelische Gemeinde
- Gemeinde Gottes (FBGG)
- Gemeinden Christi
- Hutterer
- Mennoniten wie zum Beispiel Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden
- Pfingstbewegung
- Siebenten-Tags-Adventisten
Literatur
- Wolfram Kerner: Gläubigentaufe und Säuglingstaufe (Diss. Heidelberg, Norderstedt, 2004)
Einzelnachweise
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