Mennoniten

Mennoniten

Mennoniten sind eine evangelische Glaubensgemeinschaft, die aus den Täuferbewegungen der Reformationszeit hervorgegangen ist. Der Name leitet sich von dem aus Friesland stammenden Theologen Menno Simons ab. Als täuferische Kirche sind die Mennoniten geschichtlich eng mit den Hutterern und Amischen verbunden.

In einigen Regionen sind Mennoniten auch als Alttäufer, Altevangelisch Taufgesinnte (in der Schweiz) oder Doopsgezinde (niederländisch für Taufgesinnte) bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Verbreitung der reformatorischen Täuferbewegung zwischen 1525 und 1550
Die Schleitheimer Artikel von 1527

Die Geschichte der Mennoniten wurzelt in der Täuferbewegung, die um 1525 in Zürich im Umfeld der Schweizer Reformation entstand. Von Zürich aus breitete sich diese Bewegung aus und auch in Süddeutschland entstanden erste Täufergemeinden. Die Täufer forderten ein Leben in der Nachfolge Jesu und sahen − wie die Reformatoren Luther und Zwingli − die Bibel als entscheidende Quelle des christlichen Glaubens. Sie übten Kritik am Zustand der etablierten Kirche und solidarisierten sich beispielsweise mit den Forderungen der aufständischen Bauern nach eigener Pfarrerwahl. [1] Anders als Luther und Zwingli kamen sie jedoch zu der Erkenntnis, dass die Taufe ausschließlich dann praktiziert werden sollte, wenn die zu Taufenden sich bewusst für den Glauben entscheiden (Gläubigentaufe). Dies lehnten sowohl die Katholische Kirche als auch die lutherischen und reformierten Reformatoren ab, die weiter an der Kindertaufe festhielten. Sowohl die Regierenden als auch die großen Kirchen sahen in den Täufern eine Gefahr für die Autorität von Staat und Kirche. So setzte bald eine umfassende Verfolgung (die auch von lutherischer und reformierter Seite unterstützt wurde) der noch jungen Bewegung ein. Zwingli forderte den Rat der Stadt Zürich beispielsweise auf, die Täufer mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auszurotten. Luther sah in den Täufern Rottengeister und Ketzer und riet dazu, sie unverhört und unverantwortet abzuurteilen. [2]

Im Februar 1527 fasste eine Konferenz von schwäbischen und Schweizer Täufern die Beschlüsse von Schleitheim. Im August desselben Jahres fand erstmals eine größere Täufersynode in Augsburg statt. Viele der Täuferführer wurden später wegen ihres Glaubens ermordet, weswegen die Synode bis heute als Augsburger Märtyrersynode bekannt ist. Bedeutende Täufer jener Zeit waren Konrad Grebel, Balthasar Hubmaier, Michael Sattler, Hans Hut, Hans Denck, Ludwig Hätzer und Melchior Rinck. Im Jahr 1529 wurde schließlich das Wiedertäufermandat beschlossen, das reichsweit die Todesstrafe für die Täufer festsetzte.

Über den Rhein kamen die Ideen der Täuferbewegung auch nach Norddeutschland und in die Niederlande, wo sich ihnen 1536 Menno Simons anschloss. Nach dem Scheitern der militanten und apokalyptischen Täufer von Münster sammelte Menno Simons den friedvollen Teil der Täuferbewegung und formulierte ausgehend von der Bergpredigt eine bewusst pazifistische Theologie. Menno Simons knüpfte damit an den christlichen Pazifismus der ersten Täufergemeinden der Schweiz und Süddeutschlands an. Zugleich einte und ordnete er die noch jungen Gemeinden. Nach ihm nannten sich viele Täufer nun Mennoniten. Der neue Name bot auch einen gewissen Schutz, denn auf ihn stand formell keine Todesstrafe. [3]

Anders als in den nördlichen Niederlanden, die unter den Oraniern schon 1579 die Toleranz einführten, wurden die Mennoniten in den meisten europäischen Territorien wie zum Beispiel in der Schweiz oder den südlichen Niederlanden weiter unterdrückt und durch Verfolgung, Ausweisung, Folter und Tod bedroht. Sie waren daher unter den ersten Deutschen, die nach Nordamerika auswanderten, wo bis heute die meisten Mennoniten leben. Viele Pfälzer Mennoniten ließen sich in Pennsylvania nieder, wo sie 1683 mit anderen deutschen Auswanderern den Ort Germantown (Deitscheschteddel) gründeten. Ein Teil von ihnen spricht auch heute noch Pennsylvania Dutch. Unter den nach Amerika ausgewanderten Mennoniten entstand auch die erste deutsche Ausgabe des Märtyrerspiegels. Die in Europa verbliebenen Täufer lebten in den folgenden Generationen als die Stillen im Lande. Schweizer Mennoniten siedelten beispielsweise zurückgezogen im Emmental und im Berner Jura. Viele wanderten auch ins Elsass oder in die Niederlande ab. In Städten wie Zürich oder Basel wurden die Mennoniten ausgerottet.

Viele niederländische Täufer siedelten sich im zur polnischen Krone gehörenden Königlichen Preußen an, wo sie die Niederungen des Weichsel-Nogat-Deltas kultivierten. Sie bauten Deiche und Kanäle und konnten auf diese Weise das Land für eine erfolgreiche Landwirtschaft nutzen. Da sie den Städten und Grundbesitzern wirtschaftliche Vorteile brachten, wurde ihre Religion geduldet. Volle Bürgerrechte konnten sie jedoch erst im 19. Jahrhundert erlangen. [4]

Unter den niederländischen und norddeutschen Mennoniten kam es bald zu Konflikten, beispielsweise um den Umgang mit dem Bann, und viele Gemeinden spalteten sich in waterländische, friesische und flämische Gemeinden. Später entstanden mit den Lammisten und den Sonnisten offenere arminianische und konservativere prädestinatianische Gemeinden. Mitte des 17. Jahrhunderts bildete sich die Gruppe der Dompelaars (Untertaucher), die für die Taufe das dreifache Untertauchen forderte. Die meisten Gemeinden schlossen sich später jedoch wieder zusammen. Unter den Schweizer und Elsässer Mennoniten spalteten sich im Jahr 1693 die Amischen ab, die sich nach ihrem Gründer Jakob Ammann nannten. Jakob Ammann stand für eine stärkere Abschottung von der Welt und betonte stark das Äußere wie schlichte Kleider. Die Amischen siedeln heute ausschließlich in eigenen Siedlungen in Amerika.

Die an der Weichsel lebenden Mennoniten kamen nach der Ersten Teilung Polens 1772 unter den preußischen Staat, welcher eine weitere mennonitische Ausbreitung behinderte. Viele wanderten so Ende des 18. Jahrhunderts in die Ukraine und nach Russland aus, wo sie die Russlandmennoniten begründeten. Hier entstanden nach 1860 auch die vom Pietismus beeinflussten Mennonitischen Brüdergemeinden. Nach Einführung der russischen Wehrpflicht im Jahr 1874 wanderten viele von ihnen wiederum weiter nach Nordamerika, wo sie neue Mennonitensiedlungen gründeten. Im 20. Jahrhundert gründeten sich auch in Lateinamerika Siedlungen, vor allem in Paraguay. Bis heute spricht ein großer Teil von ihnen den niederdeutschen Dialekt Plautdietsch.

Von den Russlandmennoniten lebt heute ein Großteil wieder in Deutschland, was auch auf die Unterdrückung der Mennoniten unter den kommunistischen Machthabern zurückgeht. Besonders viele Menschenleben forderten die Stalinschen Säuberungen Mitte des 20. Jahrhunderts. Es wird geschätzt, dass mehr als 200.000 Menschen russlandmennonitischer Herkunft heute in Deutschland leben. Die Anzahl der von Russlanddeutschen gegründeten mennonitischen Gemeinden übersteigt die der alteingesessenen inzwischen bei weitem.

Siehe auch Zeittafel zur Geschichte der Täufer und Mennonitische Auswanderung

Verbreitung

Mennoniten bilden zusammen mit Amischen, Hutterern und den von den Tunkern geprägten Brethren in Christ die täuferische Konfessionsfamilie. Nach Angaben der Mennonitischen Weltkonferenz gab es im Jahr 2009 weltweit etwa 1,6 Mio. Täufer [5].

Deutschland

In Deutschland leben heute etwa 40.000 Mennoniten in circa 190 Gemeinden. Die meisten Gemeinden befinden sich im westdeutschen Raum. Einen Schwerpunkt bilden hier die Regionen Baden und Pfalz, wo bis heute Nachfahren der aus der Schweiz vertriebenen Täufer (Schweizer Brüder) leben. Die vor der Vertreibung in und um Danzig befindlichen Gemeinden bestehen heute nicht mehr.

Nach dem Mauerbau etablierte sich auch in der DDR eine mennonitische Gemeinde, die im Jahr 1962 von staatlicher Seite anerkannt wurde. Gottesdienste fanden in Berlin und auch in Rostock, Halle, Erfurt und anderen Orten Ostdeutschlands statt. Die Mennoniten in der DDR waren auch ökumenisch in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der DDR engagiert. Im Jahr 1984 konnten sechs Mennoniten aus der DDR an der Mennonitischen Weltkonferenz in Straßburg teilnehmen.

Viele Gemeinden sind heute in der 1990 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden (AMG) miteinander vernetzt. Die AMG besteht aus drei autonomen Regionalverbänden. Dies sind die Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden (VDM) Im Norddeutschland, die Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden (ASM) in Südwestdeutschland und der Verband deutscher Mennonitengemeinden (VdM) in Süddeutschland. Daneben gibt es die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Brüdergemeinden (AMBG). Nach Zuwanderung von Russlandmennoniten entstanden parallel weitere Gemeinden, die zum Teil im Bund Taufgesinnter Gemeinden (BtG) vernetzt sind. Zudem gibt es noch kleinere regionale Gemeindezusammenschlüsse und auch völlig unabhängige Gemeinden. Mennoniten mit russlanddeutschen Wurzeln bilden inzwischen die Mehrheit der in Deutschland lebenden Mennoniten. Einen Überblick über zurzeit bestehende Zusammenschlüsse gibt die folgende Tabelle:[6] [7]

Verband Anzahl der Gemeinden Mitgliederzahl
AGAPE-Gemeindewerk Mennonitische Heimatmission e. V. (AGW-MHM) 6 200
Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Brüdergemeinden in Deutschland e. V. (AMBD) 15 1.633
Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland K. d. ö. R. (AMG) 57 6.000
Arbeitsgemeinschaft zur geistlichen Unterstützung in Mennonitischen Gemeinden (AGUM) 23 5.400
Bund der Europäisch-Mennonitischen Brüdergemeinden 13 5.600
Bund Taufgesinnter Gemeinden 27 6.500
Unabhängige Mennonitenbrüdergemeinden (kein Verband) 45 13.300
Unabhängige Mennonitenkirchengemeinden (kein Verband) 5 1.700
Missionsgemeinde Bad Pyrmont 1 15
Verband der Evangelischen Freikirchen Mennonitischer Brüdergemeinden in Bayern e. V. (VMBB) 7 250
WEBB-Gemeinden (Arbeitsgemeinschaft der Gemeinden in Wolfsburg,
Espelkamp, Bechterdissen, Bielefeld)
4 1.600

Österreich

Die mennonitischen Gemeinden in Österreich sind heute größtenteils in der Mennonitischen Freikirche Österreichs zusammengeschlossen. Bereits in der Reformationszeit entstanden erste Täufergemeinden in Tirol, die jedoch später wieder vertrieben wurden.

Schweiz

Die vierzehn Gemeinden der Konferenz der Mennoniten der Schweiz mit ihren 2.500 Mitgliedern liegen alle im Nordwesten der Schweiz. Die größten Gemeinden sind diejenigen im Berner Jura, im Emmental, in Muttenz und um Neuenburg herum.[8] In Liestal befindet sich das täuferische Ausbildungs- und Tagungszentrum Bienenberg (vormals Europäische Mennonitische Bibelschule). Die Schweizer Mennoniten werden auch als Alttäufer bezeichnet.

Andere Länder

Singelkerk in Amsterdam

Weltweit gibt es derzeit ungefähr 1,6 Millionen Täufer in 80 Ländern (Stand 2009).[9] Von diesen leben mit 37 % die meisten in Afrika. In den USA und Kanada leben 32 %, in Asien und Australien 16 % und in Lateinamerika und der Karibik etwa 10 %. In Europa, wo die mennonitische Bewegung entstanden ist, leben heute nur noch etwa 4 % der Mennoniten. Mennonitische Zusammenschlüsse und Kirchen innerhalb Europas finden sich unter anderem in den Niederlanden, in Frankreich und in Luxemburg.

Die mennonitischen Gemeinden in den Niederlanden sind in der Algemene Doopsgezinde Sociëteit (Taufgesinnte Gesellschaft) zusammengeschlossen.

Die mennonitischen Gemeinden in Frankreich und Belgien sind in der Association des Églises Évangéliques Mennonites de France zusammengeschlossen. Vor allem in der Region um Montbéliard (deutsch Mömpelgard) gibt es mennonitische Gemeinden mit zum Teil eigenen Friedhöfen. In Luxemburg gibt es zwei Mennonitengemeinden mit etwa 110 Mitgliedern, die in der Association Mennonite Luxembourgeoise zusammengeschlossen sind. Die italienischen Mennoniten sind in der Chiesa Evangelica Mennonita Italiana und die spanischen in der Asociación de Menonitas y Hermanos en Cristo en España vernetzt.

Traditionelle mennonitische Bauern im mexikanischen Hopelchén, Campeche.

Bekannte mennonitische Kirchen in Nordamerika sind die 2000 gegründete Mennonite Church Canada und die 2002 gegründete Mennonite Church USA. Neben diesen gibt auch mennonitische Brüdergemeinden (Mennonite Brethren Churches), die von den Tunkern beeinflussten Brethren in Christ und konservativere Gruppierungen wie die Altmennoniten (Old Order Mennonites) und Altkolonier (Old Colony Mennonites). Die letzten beiden Gruppen weisen zum Teil Gemeinsamkeiten mit den Amischen auf. Zentrum der mennonitschen Auswanderung nach Amerika war in den ersten Jahren vor allem Pennsylvania.

Mit der Emigration nach Nord- und später auch nach Lateinamerika entstanden hier zum Teil größere mennonitische Siedlungen. Bekannt sind heute vor allem die Kolonien Menno, Neuland und Fernheim in Paraguay. Auch bedeutsam sind die Mennonitensiedlungen in Argentinien (Colonia del Norte, Colonia Pampa de los Guanacos), Uruguay (El Ombú, Gartental, Delta, Colonia Nicolich)[10] und Brasilien (Colonia Nova und Colonia Witmarsum). In Mexiko siedelten sich Plautdietsch sprechende Mennoniten in den Bundesstaaten Chihuahua, Durango, Zacatecas und Campeche an.

Prinzipien

Gläubigentaufe in der Amsterdamer Singelkerk (Anfang des 18. Jahrhunderts; Darstellung von S. Fokke um 1743)

Wesentliche Merkmale der Mennoniten sind die Gläubigentaufe, die Ablehnung des Eides und des Militärdienstes, die Gemeindeautonomie, das Priestertum aller Gläubigen und die Forderung nach der Trennung von Staat und Kirche. Entscheidend für Glauben und Leben ist die Bibel. Eine zentrale Stelle für das mennonitische Glaubensverständnis nimmt die Bergpredigt ein.

Aus der Bergpredigt und dem Jakobusbrief erklärt sich auch das mennonitische Engagement für Frieden und Gewaltfreiheit. Die Verbindung von Ethik und Ekklesiologie ist charakteristisch für die mennonitische Theologie. Die Mennoniten werden traditionell auch den Friedenskirchen zugeordnet. Viele Mennoniten sind diakonisch in politischen Krisengebieten aktiv.

Aus ihrer Geschichte erklärt sich das Eintreten für Glaubens- und Gewissensfreiheit. Die Mennoniten haben sich bewusst als Freikirche außerhalb von staatlichen Strukturen zusammengeschlossen und verstehen sich wie andere Freikirchen als Freiwilligkeitskirche. Sie betonen die Entscheidungsfreiheit des Einzelnen und lehnen die Prädestination, wie sie besonders im Calvinismus vertreten wird, ab.

Sakramente im Sinne von Heil vermittelnden Handlungen gibt es nicht. Taufe und Abendmahl werden stattdessen als Bundeszeichen verstanden. Das Abendmahl wird symbolhaft aufgefasst.

Unterschiedliche Positionen bestehen heute zum Beispiel bei der Ordination von Frauen, der Akzeptanz von Homosexualität und Scheidungen. Hier haben sich progressive und konservative Richtungen herausgebildet.

Die mennonitische Lehre in der Tradition der Täufer beinhaltet folgende Prinzipien:

  • Die Bekehrung ist entscheidend, um das Heil in Jesus Christus anzunehmen. Bekehrung meint die bewusste Abkehr vom Leben unter der Macht der Sünde und die Hinkehr zu Gott und zum Leben unter seiner Leitung durch Jesus Christus und durch die Wirkung des Heiligen Geistes. Nicht das Bekehrungserlebnis, sondern das Bekehrtsein ist entscheidend (vgl. Johannes Evangelium 3, 1-21).
  • Die Glaubenstaufe wird denen zu teil, die sich bewusst für Jesus Christus entschieden haben. Kindertaufen werden abgelehnt und nicht praktiziert. Die Taufe kann durch Untertauchen, Begießen oder Besprengung praktiziert werden. Einige Mennonitengemeinden taufen auch außerhalb der Kirchen in Seen oder Flüssen. Vor der Taufe findet meist ein Taufunterricht statt. Immer ist die Taufe ein öffentliches Bekenntnis der Bekehrung und der Wiedergeburt gegenüber Gott und den Menschen. Durch die Taufe wird die Bekehrung besiegelt.
  • Die Gemeindedisziplin meint den Umgang mit Sünden. Sie kann bis zum Bann aus der Gemeinde führen. Über ein Sündenbekenntnis können Sünder wieder in die Gemeinde aufgenommen werden. In der Diskussion über den Bann entwickelten sich im 17. Jahrhundert konservative und liberale Positionen.
  • Das Abendmahl wird nach evangelisch-reformiertem Verständnis als Gedächtnismahl unter den getauften Gläubigen gefeiert. Es soll an die Leiden und den Tod Christi erinnern.
  • Es wird das Priestertum aller Gläubigen praktiziert. Nach dem Prinzip des Priestertums aller Gläubigen sind in Mennonitengemeinden neben ausgebildeten Theologen oft auch Laienprediger aktiv.

Zu den frühesten Glaubensbekenntnissen zählen die am 24. Februar 1527 angenommenen Schleitheimer Artikel. Später entstanden weitere Glaubensbekentnisse wie das in den Niederlandenen entstandene Dordrechter Bekenntnis von 1632, das später von vielen mennonitischen Gemeinden und Kirchen übernommen wurde. Mit ihnen suchten die Mennonitengemeinden immer wieder ein gemeinsames Bekenntnis zu formulieren. Entscheidend für den Glauben des einzelnen sind diese Bekenntnisse nicht.

Siehe auch Bekenntnisse der Täufer

Praxis

Die Lebensweise und religiöse Praxis in den einzelnen Gemeinden weicht zum Teil stark voneinander ab. Gemeinsam ist ihnen allen die täuferische Tradition.

Die Gestaltung der Gottesdienste ist an keine feste Liturgie gebunden. Im Mittelpunkt eines täuferisch-mennonitischen Gottesdienstes steht jedoch immer die Predigt. Die Kirchen oder Bethäuser sind entsprechend als schlichte Predigtkirchen mit einer zentralen Kanzel konzipiert. Die Predigt kann von ausgebildeten Pastoren wie auch von Laienpredigern gehalten werden. Eine große Rolle spielt das gemeinschaftliche Singen, wobei die Musik modern wie auch traditionell gestaltet sein kann [11]. Das Abendmahl wird nach reformierten Verständnis als Gedächtnismahl praktiziert. Statt eines zentralen Altars gibt es in mennonitschen Kirchen einen Abendmahlstisch. Im Zusammenhang des Abendmahls wird in einigen Gemeinden auch die Fußwaschung praktiziert. Die Taufe kann durch vollständiges Untertauchen (Immersion), durch Begießen (Affusion) oder Besprengen (Aspersion) durchgeführt werden. Gottesdienste finden in Bethäusern, Kirchen oder in Privathäusern statt. Neben den Gottesdiensten treffen sich oft auch kleinere Gruppen in privaten Hauskreisen. Titel werden untereinander nicht verwendet.

Mennonitische Armenspeisung Hamburg 1949

Die Gemeinde ist demokratisch verfasst. Entscheidungen werden von der Gemeindeversammlung getroffen. Aus ihrer Mitte werden auch die Ältesten, die Prediger oder Pastoren und die Diakone gewählt. Finanziert werden die Gemeinden ausschließlich über freiwillige Spenden und Mitgliederbeiträge.

Kennzeichnend ist zum Teil auch eine gewisse Schlichtheit im Lebensstil. Einige orthodoxe Gruppen wie zum Beispiel in Amerika, Russland oder Kirgisistan leben in Distanz zur umgebenden Gesellschaft, stehen moderner Technik skeptisch gegenüber und versammeln sich am Sonntag als Hausgemeinde in Privathäusern statt in Kirchen. Diese Gruppen stehen in vielen Punkten den Amischen nahe. Die meisten Mennoniten leben jedoch modern und weltoffen.

Mennoniten sind oft auch in Diakonie und sozialen Projekten engagiert. Eine große Rolle spielt bis heute das friedenspolitische Engagement. In Deutschland wurde 1956 das Deutsche Mennonitische Friedenskomitee gegründet. International arbeiten Mennoniten in den gemeinsam mit anderen Friedenskirchen gegründeten Christian Peacemaker Teams mit. Zudem wurden Hilfsorganisationen wie das Mennonite Central Committee, die Mennonitischen Hilfswerke oder der Mennonitische Katastrophendienst (englisch Mennonite Desaster Service) gegründet, um Hilfsbedürftige, ohne Rücksicht auf deren Religion, zu unterstützen. Über das Projekt Ten Thousand Villages arbeiten Mennoniten auch im Fairen Handel mit. Unterstützt werden Hilfsprojekte von Freiwilligen der Christlichen Dienste (Mennonite Voluntary Service).

Struktur

Die mennonitischen Gemeinden und Kirchen sind kongregationalistisch aufgebaut, was bedeutet, dass die einzelnen Gemeinden autonom sind. Auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene haben sich die Mennoniten jedoch oft zu Arbeitsgemeinschaften und Vereinigungen zusammengeschlossen. Die lokale Gemeinde spielt im Selbstverständnis der Mennoniten aber nach wie vor die entscheidende Rolle. Die Führung einer Gemeinde liegt in der Regel in den Händen von Ältesten, Predigern und Diakonen.

1990 wurde in Deutschland die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden gegründet, die die Arbeit vieler Mennonitengemeinden in Deutschland koordiniert. Daneben gibt es die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Brüdergemeinden und den Bund Taufgesinnter Gemeinden. In der Schweiz besteht die Konferenz der Mennoniten der Schweiz und in Österreich die Mennonitische Freikirche Österreich.

International sind weltweit 99 mennonitische Kirchen und Arbeitsgemeinschaften in der Mennonitischen Weltkonferenz zusammen geschlossen.[12]. Auf europäischer Ebene findet zudem alle sechs Jahre die Mennonitisch-Europäische Regionalkonferenz statt [13]. Mennonitische Brüdergemeinden sind auf internationaler Ebene seit 1990 im International Committee of Mennonite Brethren (ICOMB) miteinander vernetzt.

Ökumene

Die meisten Mennoniten fühlen sich mit anderen Christen verbunden. Die deutschen und schweizerischen Mennoniten sind entsprechend in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen vertreten. Die deutschen Mennoniten sind zudem in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland vertreten. Ein Großteil der mennonitischen Kirchen sind Mitglieder im Ökumenischen Rat der Kirchen.

Am Ende des 20. Jahrhunderts fanden mehrere interkonfessionelle Dialoge mit anderen christlichen Gemeinschaften und Kirchen statt. Zu nennen wären unter anderem der Mennonitisch-Lutherische Dialog[14] und der Mennonitisch-Katholische Dialog. Zwischen 1989 und 1992 fand mit Vertretern des Baptistischen Weltbundes und der Mennonitischen Weltkonferenz auch ein erster mennonitisch-baptistischer Dialog statt. Im Frühjahr 2011 soll auf Weltebene der erste bilaterale Dialog zwischen Mennoniten und den im 19. Jahrhundert entstandenen Siebenten-Tags-Adventisten stattfinden.[15]

Es finden sich auch konservative Mennoniten, die eine Kooperation mit anderen Kirchen und Gemeinden ablehnen und stattdessen die Autonomie der einzelnen Gemeinde betonen.

Katholische Kirche

Zwischen 1998 und 2003 fanden unter dem Stichwort Unterwegs zu einer Heilung der Erinnerungen mehrere offizielle Treffen zwischen Vertretern der Mennonitischen Weltkonferenz und dem Vatikan statt. Sie waren seit dem 16. Jahrhundert die ersten offizielle Begegnungen beider Kirchen.[16]

Evangelische Landeskirchen

Zwischen 2006 und 2009 fand in der Schweiz unter dem Stichwort Christus ist unser Friede ein Dialogprozess zwischen dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund und den Schweizer Mennoniten statt. Ebenfalls bis 2009 tagte eine internationale lutherisch-mennonitischen Studienkommission. Trotzdem ist das Augsburger Bekenntnis, in dem die Täufer unter anderem für ihre Gewaltfreiheit verdammt werden und das somit die Verfolgung der Täufer im protestantischen Raum mindestens legitimierte,[17] noch immer gültige Bekenntnisschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland. Jedoch erklärte die VELKD im Jahr 1992, dass die Verwerfung der Friedenskirchen im Augsburger Bekenntnis die Mennoniten heute nicht in demselben Maße treffe wie die Täufer der Reformationszeit.[18] Im Jahr 2009 erklärte der Rat des Lutherischen Weltbundes tiefes Bedauern und Kummer über das begangene Unrecht und bat die Mennoniten um Vergebung.[19] Im Juli 2010 schloss sich die Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds in Stuttgart dieser Erklärung an und entschuldigte sich (zum Teil kniend[20]) öffentlich für die brutale Verfolgung im 16. und 17. Jahrhundert.[21]

Quäker

Siehe Hauptartikel: Mennonitisch-Quäkerische Ökumene

Die Beziehungen zu den im 17. Jahrhundert entstandenen Quäkern sind traditionell gut, auch wenn die Intensität stark geschwankt hat. Bei den ersten Aufeinandertreffen der beiden Konfessionen im niederländisch-norddeutschen Raum kam es teilweise noch zu verbalen Tumulten. Von Beginn an gab es auch starke Konversionsbewegungen zwischen den beiden Gruppen. Das führte unter anderem zu einem anhaltenden Konflikt unter Historikern, ob die 13 Krefelder Familien, die unter der Führung des deutschen Quäkers Franz Daniel Pastorius nach Pennsylvania auswanderten, quäkerisch oder mennonitisch gewesen waren.[22] Es gab zum Teil auch überkonfessionelle Partnerschaften, gemeinsam verfasste Dokumente wie auch gemeinsam genutzte Versammlungshäuser. Auch die Verfolgungen beider Gruppen forcierte die Zusammenarbeit. Bei theologischen Themen wie Friedensarbeit, Betonung der Laien, Sakramentsverständnis und Ablehnung von Eid und Kriegsdienst gibt es bis heute Berührungspunkte.[23]

Bekannte Mennoniten

Aus einem mennonitischen Elternhaus kommen:

Literatur

  • Alfred Neufeld: Was wir gemeinsam glauben. Täuferisch-mennonitische Überzeugungen. Neufeld Verlag, Schwarzenfeld 2008, ISBN 978-3-937896-68-7
  • Diether G. Lichdi: Die Mennoniten in Geschichte und Gegenwart. Von der Täuferbewegung zur weltweiten Freikirche. 2. Auflage. Weisenheim 2004, ISBN 3-88744-402-7
  • Harry Loewen (Hrsg.): Warum ich mennonitisch bin. Kümpers, Hamburg 1996, ISBN 3-930435-06-3 (Taschenbuch)
  • Phyllis Pellman Good, Merle Good: 20 Most Asked Questions about the Amish & Mennonites. Good Books, Intercourse/PA 1995, ISBN 1-56148-185-8
  • Horst Penner, Horst Gerlach: Weltweite Bruderschaft. Ein mennonitisches Geschichtsbuch. 5. Auflage. Weierhof 1995
  • Walter Quiring, Helen Bartel: Als ihre Zeit erfüllt war. 150 Jahre Bewährung in Russland, Modern Press, Saskatoon, 1974 [1963]. Photogeschichte der Mennoniten in Russland.
  • Wilhelm Mannhardt: Die Wehrfreiheit der altpreussischen Mennoniten. Eine geschichtliche Erörterung. Marienburg: Im Selbstverlag der Altpreußischen Mennonitengemeinden, 1863 (Google eBook)
  • Fernando Enns (Hrsg.): Heilung der Erinnerungen - befreit zur gemeinsamen Zukunft. Mennoniten im Dialog. Berichte und Texte ökumenischer Gespräche auf nationaler und internationaler Ebene, Verlag Otto Lembeck, Frankfurt am Main 2008 ISBN 978-3-87476-547-3/ Bonifatius Verlag, Paderborn 2008 ISBN 978-3-89710-393-1
  • Mennonitisches Lexikon

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Mennoniten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

 Portal:Täuferbewegung – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Täuferbewegung

Einzelnachweise

  1. Geschichte der Täufer/Mennoniten. Mennonitischer Geschichtsverein e.V., abgerufen am 24. April 2011.
  2. Clarence Baumann: Gewaltlosigkeit als Kennzeichen der Gemeinde. In: Hans-Jürgen Goertz (Hrsg.): Die Mennoniten. Evangelisches Verlagswerk, Stuttgart 1971, S. 129.
  3. Horst Penner: Weltweite Bruderschaft - Mennonitisches Geschichtsbuch, Weierhof 1984
  4. Geschichte der Täufer/Mennoniten. Mennonitischer Geschichtsverein e.V., abgerufen am 24. April 2011.
  5. New global map locates 1.6 million Anabaptists. Mennonite World Conference, abgerufen am 5. Februar 2010.
  6. Mennonitische Weltkonferenz, Stand 2006
  7. Arbeitsgemeinschaft mennonitischer Gemeinden: Mennoniten in Deutschland
  8. Konferenz der Mennoniten der Schweiz: Gemeinden
  9. Weltweite Mitgliederstatistik der Mennonitischen Weltkonferenz 2009
  10. Uruguayische Mennonitengemeinde (auf Deutsch und Spanisch)
  11. Mennonites and Music. Third Way Café, abgerufen am 2. September 2011.
  12. Über die MWK. Mennonitische Weltkonferenz, abgerufen am 25. September 2010.
  13. Die MERK in Kürze. Mennonitisch-Europäische Regionalkonferenz 2012, abgerufen am 12. September 2011.
  14. Das lutherisch-mennonitische Gespräch in der Bundesrepublik Deutschland 1989-1992. online auf pkgodzik.de, abgerufen am 15. Mai 2011.
  15. Mennonitisch-Adventistischer Dialog im Frühjahr 2011. Mennonews.de, abgerufen am 3. September 2010.
  16. Arbeitsgemeinschaft mennonitischer Gemeinden: Dialog
  17. Fernando Enns: Heilung der Erinnerungen - befreit zur gemeinsamen Zukunft. Mennoniten im Dialog. Verlag Otto Lembeck, 2008, ISBN 978-3-87476-547-3, S. 146.
  18. Fernando Enns: Heilung der Erinnerungen - Befreit zur gemeinsamen Zukunft. Mennoniten im Dialog. Verlag Otto Lembeck, 2008, ISBN 978-3-87476-547-3, S. 173.
  19. LWB-Rat verabschiedet einstimmig Erklärung, in der Mennoniten um Vergebung gebeten werden. Mennonews.de, abgerufen am 12. Februar 2010.
  20. Weblog "Wolfgangs Notizen", Artikel "Holzeimer und Handtuch", 13. August 2010, von Wolfgang Krauß
  21. SWR: Lutheraner entschuldigen sich bei Mennoniten
  22. Olaf Radicke: rp-online: "Krefelder Protest gegen Sklaverei". The Independent Friend, abgerufen am 12. Februar 2010.
  23. Einführung in das Quäkertum / Mennonitische Kontakte. Wikibooks, abgerufen am 12. Februar 2010.

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  • Mennonitisch — Mennoniten sind eine evangelische Glaubensgemeinschaft in der Tradition der Täufer. Der Name leitet sich von dem aus Friesland stammenden Theologen Menno Simons ab. In einigen Regionen sind sie auch als Alttäufer, Altevangelisch Taufgesinnte (in… …   Deutsch Wikipedia

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