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Goi (hebräisch גוי, Plural גוים Gojim; jiddisch גוי Goj, Plural גוים Gojim) ist ein hebräisches Wort, das „Nation“ oder „Volk“ bedeutet.
Inhaltsverzeichnis
Formen, Bedeutungsentwicklung
Die hebräische weibliche Form für „gojische Frau“ ist Goja (Plural: Gojot; jiddisch: Goje, Gojte; Plural: Gojes, Gojtes), die adjektivische jiddische Form ist גוייִש (gojisch). Heute wird das Wort zumeist generell als Bezeichnung der Nichtisraeliten („Nichtjuden“, lo-jehudim) verwendet, obwohl der Begriff auch in der ursprünglichen Bedeutung („Volk“, „Nation“) gebräuchlich ist. Symbolische Bedeutungen des Wortes aus biblischer Zeit sind weiterhin „Heuschreckenschwarm“ und „alle Arten von Bestien“[1][2] sowie „Herden“[3] und „Tierschar“.[4]
Die Bezeichnung Goi tritt erstmals in der Tora in Genesis (hebr.: Bereschit) 10:1 in Bezug auf Nichtisraeliten auf. In Genesis 12:2 und vielen anderen Stellen der Bibel wird der Begriff auch für die Israeliten selbst gebraucht, etwa als Abraham erfährt, dass er Stammesvater eines goi gadol, eines „großen Volkes“, sein wird.
Obwohl die Gojim sich nicht an die Tora halten, wird in den Psalmen (etwa Psalm 67, 96, 98, 100) betont, dass „die Völker den Herrn“ besingen und loben.[5]
Gebrauch im Deutschen
Im Deutschen ist die Verwendung von Goi auch in pejorativer Form bekannt.[6] Wenn der Ausdruck Goi von Juden auf andere Juden angewendet wird, ist dies ein Hinweis auf „unjüdisches“ Verhalten wie etwa Missachtung von jüdischen Vorschriften, auf Verhaltensweisen im Widerspruch zum traditionellen Judentum oder ein Hinweis auf lasterhaftes oder unintelligentes Verhalten: Beispielsweise bedeutet Er hot a jidischen Kopp („Er hat einen jüdischen Kopf“, jiddisch) „Er ist intelligent“, wobei im Gegensatz Er hot a gojischen Kopp („Er hat einen gojischen Kopf“) für „Er ist dumm“ steht.
Als Schabbesgoi, Shabbesgoi oder auf Deutsch auch Sabbat-Goi wird eine nichtjüdische Hilfskraft bezeichnet, die für einen jüdischen Haushalt während des Sabbats untersagte Arbeiten ausführt. Ein Nichtjude, der in ansonsten rein jüdischen Gemeinschaften vorgeblich eine Art Alibifunktion erfüllen soll, wird auch abschätzig als Renommiergoi bezeichnet.
Literatur
- Hans Peter Althaus: Kleines Lexikon deutscher Wörter jiddischer Herkunft. Beck, München 2003. ISBN 3-406-49437-4. S. 86f., 174f.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ "גּוֹי (goy)", in: Francis Brown, S. Driver & C. Briggs, Brown-Driver-Briggs Hebrew and English Lexicon, Hendrickson Publishers (1996); ähnlich: "גּוֹי (gowy)", in: King James Version Old Testament Hebrew Lexicon (online)
- ↑ Im Buch Joel (1:6) wird der „Heuschreckenschwarm“ offensichtlich als Metapher für eine einfallende Armee verwendet (cp. Irene Belyeu, Revelation in Context: A Literary and Historical Commentary on the Book of Revelation with Supporting Referents and Notes, Xulon Press 2006, S. 205). Entsprechend erklärt das Brown-Driver-Briggs-Lexikon עם י als den goyim entgegenstehend und als „Menschen unter Waffen“, „mächtige Kraft“, „kämpfen“ und „im Konflikt [mit Übeltätern]“.
- ↑ "גּוֹי (gowy)", in: Robert L. Thomas, New American Standard Exhaustive Concordance of the Bible/Hebrew-Aramaic and Greek Dictionaries, Holman Bible Publishers (1981)
- ↑ "גּוֹי (goy)", in: S.T.D. James & L.L.D. Strong, Strong's Exhaustive Concordance of the Bible with Dictionaries of the Hebrew and Greek Words, MacDonald Publishing (1974/2006)
- ↑ Übersetzung nach Martin Luther
- ↑ Beispiel: „Auch voll assimilierte Juden, die sich nichts mehr gewünscht hätten als Anerkennung seitens der Nichtjuden, konnten bei Gelegenheit, etwa bei einer Provokation – wenn auch nur bei sich – das Wort Goi murmeln, jene verächtliche Bezeichnung für den Nichtjuden, den Außenstehenden, die stumpfe Seele.“ Fritz Stern: Gold und Eisen. Bismarck und sein Bankier Bleichröder. Ullstein 1978. S. 573.
Siehe auch
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