- Goldschmiedehaus
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Das Deutsche Goldschmiedehaus ist das ehemalige Rathaus der Altstadt Hanau, das seit dem 19. Jahrhundert museal genutzt wird.
Inhaltsverzeichnis
Historischer Baubestand als Altstädter Rathaus
Das Deutsche Goldschmiedehaus wurde als Fachwerkbau an der Längsseite des Altstädter Marktes zwischen zwei steinernen Giebelwänden und auf einem steinernen Sockelgeschoss errichtet. Es entstammt der Spätgotik und Frührenaissance und wird durch eine Bauinschrift auf das Jahr 1538 datiert. Sein funktionaler Vorgängerbau als Rathaus aus dem 15. Jahrhundert stand an der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes. Eine Gedenktafel am Haus „Altstädter Markt 1“ erinnert daran. Als Baumeister ist Konrad Speck bekannt, sowie die Steinmetzen Hans von Gießen, Peter von Aschaffenburg und Hans von Lich.
Die zweiläufige Freitreppe am Deutschen Goldschmiedehaus wurde nach einem Entwurf von Christian Ludwig Hermann aus dem Jahr 1742 angefügt. Zahlreiche in der Fassade eingelassene Reliefsteine aus dem 14. – 16. Jahrhundert zeigen Anspielungen auf Narrheit und Eigenliebe sowie Darstellungen von Fabelwesen oder des klugen Bürgertums – ein noch dem Mittelalter verpflichtetes Bildprogramm. Ursprünglich enthielt das Erdgeschoss laubenartige Verkaufshallen, der erste Stock den Ratssaal, Stube und Diele und das Obergeschoss eine Lagerhalle. In der Fassade als Eisenstab eingelassen ist eine Hanauer Elle, die für den Markt zum Einsatz kam.
Spätere Nutzung
Nachdem im dritten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts die Stadtverwaltungen der Altstadt und der Neustadt Hanau zusammengelegt worden waren, war das Gebäude als Rathaus überflüssig. Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Zweiten Weltkrieg diente es als Museum des Hanauer Geschichtsvereins.
Bei den Luftangriffen auf Hanau 1945 brannte das Gebäude bis auf die Grundmauern und die beiden Giebelwände nieder.
Spätere bauliche Änderungen
Das heute zu sehende Fachwerk ist somit eine Rekonstruktion aus den Jahren 1955 – 1958. Ein neues Treppenhaus wurde damals an die Rückseite angefügt. Entsprechend seiner Nutzung als Ausstellungsraum wurde beim Wiederaufbau auf die ursprüngliche Raumeinteilung verzichtet. In den letzten Jahren wurde an die Rückseite ein moderner Anbau für einen behindertengerechten Zugang und moderne Sanitäranlagen zugefügt.
Heutige Nutzung
Hanau bezeichnet sich auch als Stadt des edlen Schmuckes, weist eine bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts zurückreichende Tradition des Goldschmiede-Handwerks auf, ist mit der Staatlichen Zeichenakademie Sitz einer führenden Einrichtung zur Ausbildung von Goldschmieden und ebenso Sitz der Deutschen Gesellschaft für Goldschmiedekunst. In einer engen Kooperation zwischen diesen Einrichtungen, bei guten Verbindungen in die Berliner Partei- und Führungsspitze dieser Zeit, wurde am 18. Oktober 1942 das Deutsche Goldschmiedehaus gegründet und erhielt seinen Sitz in dem Gebäude, wozu das damals dort befindliche Museum des Hanauer Geschichtsvereins in das Stadtschloss verlagert wurde. Heute werden im Deutschen Goldschmiedehaus Wechselausstellungen, insbesondere Präsentationen von Schmuck gezeigt.
Literatur
- Carolin Krumm: Kulturdenkmäler in Hessen – Stadt Hanau . Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Wiesbaden 2006, S. 141. ISBN 3-8062-2054-9
- Magnus Backes: Hessen. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler („Dehio“). 2. Aufl. 1982. ISBN 3-422-00380-0
Weblinks
50.1366666666678.9177777777778Koordinaten: 50° 8′ 12″ N, 8° 55′ 4″ O
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