Gottesstrafe

Gottesstrafe
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Als Gottesstrafe wird bezeichnet, was Glaubende an persönlichem Leiden oder Gruppen an allgemeinem Unglück erfahren. Der Begriff wird von Personen(-gruppen) gewählt, die eine andere Bezeichnung ausschließen wollen und das erlittene Missgeschick als Strafe Gottes interpretieren.

Inhaltsverzeichnis

Gebrauch

Der Sprachgebrauch orientiert sich an der Intention des Sprechers, in der Regel wird das Erlittene als Warnung für die Umwelt verwendet oder soll zur geistlichen Läuterung der Betroffenen beitragen. Häufig ist dann zu beobachten, dass der Aussprechende die Gottesstrafe als Rechtfertigung benutzt, seinerseits Hilfe zu verweigern oder gar Anderen zu verbieten, den Betroffenen zu helfen.

Die Akzeptanz, persönliche oder weitreichende Katastrophen als Gottesstrafe aufzufassen, hängt natürlich eng mit dem persönlichen und kulturellem Verständnis von Glaube und Gott ab.

Während im Altertum eine weltliche Herrschaft ohne Akzeptanz einer Priesterschaft oder Gottheit nicht denkbar war, wurde die Gottesstrafe vor allem als Druckmittel des obersten Priesters auf den oder die Herrscher gebraucht. Eine Krankheit oder auch ein militärisches/organisatorisches Missgeschick des Führers wurde als Strafe für vergangene Vergehen oder nachlassendem Religionseifer ausgelegt. Das zwang bis zum Mittelalter in Europa einen König oder Herzog sich erneut dem Papst oder Bischof unterzuordnen und sicherte die Macht der Kirche.

Mit dem Aufkommen des Verständnisses von einem gnädigen und gütigen Gott späterer Jahre war das nicht immer vereinbar, weshalb die Intention der Gottesstrafe dann eher in Richtung der geistlichen Erneuerung und (Rück-)Führung auf den „rechten Weg“ interpretiert wurde.

Mit zunehmender Aufklärung der modernen Bevölkerung ist der Gebrauch des Wortes und die Akzeptanz eines Ausspruchs zurückgegangen und fast verschwunden.

Leiden

Im persönlichen Bereich werden neben Krankheiten und Unfällen auch berufliche Misserfolge und ererbte Fehlbildungen oder sogar erlittenes Unrecht von dritter Seite als Strafe Gottes angenommen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei für die Betroffenen selbst, dass sie ihr Schicksal leichter annehmen und sich auch mit ihrem Leben aussöhnen.

In heutiger Zeit und westlicher Hemisphäre praktisch nicht mehr akzeptiert sind Gottesstrafen, die eine andere Person als den Akteur des unterstellten Fehlverhaltens treffen. Während die Argumentation vormals durchaus Gewicht haben konnte, dass z. B. Geschwister oder Kinder gestraft würden, wenn man sich nicht der kirchlichen Doktrin unterwirft, lässt sie sich mit dem heutigen Kirchenbild und dem individuellen Glauben an Gott kaum mehr widerspruchsfrei vereinigen.

Unglück

Im gesellschaftlichen Bereich wurden neben den Missetaten von Königen und anderen Adeligen auch das Verhalten ganzer Volksgruppen oder bestimmter Bevölkerungsteile mit Gottesstrafen belegt. So werden Naturkatastrophen, Dürrezeiten und Epidemien noch heute in glaubenden Gesellschaftsteilen als Strafe einer Gottheit angesehen, solange das religiös vertretbar oder politisch nützlich erscheint.

Verarbeitung

Bevor die Menschen die Hintergründe eines unerwarteten Ereignisses zu begreifen imstande sind, solange sind sie aus unterschiedlichen Gründen bereit zu akzeptieren, dass es sich deswegen um eine Strafe handeln müsse. Wenn die von einem höheren (göttlichen) Wesen gesendet worden ist, so besteht die Hoffnung, dass diese Gottheit durch Opfer oder wohlfeiles Verhalten besänftigt werden kann.

Die scheinbar wahllose Zerstörung, die Naturkatastrophen über ganze Landstriche bringt, lassen sich psychisch leichter verarbeiten, wenn man damit einen höheren Willen verkünden kann; eigenes Leiden wird erträglicher, wenn es dadurch zum Teil eine Buße wird; das Individuum kann Verzweiflung abschütteln, wenn es sich als Bestandteil einer übergeordneten Idee verstehen darf. Häufig werden diese Ereignisse damit zu einem Werkzeug, die religiösen Einflüsse auszuweiten und politische Ansprüche zu formulieren (siehe z. B. auch die sieben Plagen im Alten Testament der Christen).

Aspekte

Neben der Ebene individueller Psyche lässt sich mit der Gottesstrafe trefflich argumentieren. Der Verkünder rückt sich selbst näher zu Gott, er unterstellt den Betroffenen natürlich fehlende Nähe. Aus dieser Perspektive erscheint dann fast alles möglich. So kann sich der Verkünder im nachhinein besonders gnädig erweisen und dem Sünder zurück zu Gott helfen. Natürlich lässt sich der Begriff hervorragend zur Denunziation verwenden, so werden unliebsame Rivalen oder auch nur unbequeme Zeitgenossen zur Strecke gebracht.

Obwohl sich das objektive Leid der Betroffenen durch die Interpretation als Strafe Gottes somit vergrößert, schafft die Verwendung des Begriffs auch ein Leidensventil. Der sinnlose Tod von Angehörigen oder der Untergang eines Lebenswerks bekommt eine Deutung, sie sind nicht mehr sinnlos sondern haben eine Zukunft. Der Fingerzeig eines Gottes - so grausam er auch ist - kann wärmer wirken als sein Schweigen.

Schlussendlich schiebt der Mensch die Verantwortung ab. Er kann eigene Versäumnisse ertragen oder das Fehlverhalten anderer entschuldigen, indem er sich solidarisiert in der neuen Aufgabe, das Wohlwollen der göttlichen Macht wieder zu erlangen.

Historie

Das im Kirchenglauben und der Bibel wohl bekannteste Beispiel für Die Strafe Gottes ist die Sintflut.

Beispiele für das Spannungsverhältnis zwischen weltlicher Macht und Kirche finden sich zuhauf, eines der bekannteren dürfte der Gang nach Canossa sein.

Mythen und Sagen führen die Gottesstrafe im Programm, es gibt unzählige Erzählungen über die verschiedensten Arten von Interpretation und Anwendung des Begriffs. In der Regel war und ist die Auflehnung gegen die Verurteilung ein revolutionärer aber auch heldenhafter Akt. Der Widerstand gegen die Vorsehung und damit dem Willen und Einfluss Gottes als das Durchbrechen gesellschaftlicher Normen ist Thema zeitloser Literatur.


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