Grant Morrison

Grant Morrison

Grant Morrison (* 31. Januar 1960 in Glasgow) ist ein schottischer Comicautor.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Arbeit

Grant Morrison (2006)

Morrison begann in den 1980er Jahren als hauptberuflicher Comicautor zu arbeiten. Nachdem er zunächst einzelne Kurzgeschichten für britische Comiczeitschriften wie Near Myths verfasste, erhielt er schließlich erste feste Engagements als Schreiber des Comicstrips Captain Clyde, der einmal wöchentlich in der Tageszeitung The Govan Press erschien, sowie der Sci-Fi-Serie DC Thompson's Starblazer.

Mitte der 1980er erhielt Morrison schließlich Gelegenheit für renommierte Comiczeitschriften wie 2000AD zu schreiben und sich so endgültig als gefragter Autor der britischen Comicszene zu etablieren. Eine besonders populäre Arbeit aus dieser Zeit ist die von ihm und Steve Yeowell geschaffene Reihe Zenith, die versuchte, das US-amerikanische Genre des Superhelden-Comics zu dekonstruieren.

1989 gelang es Morrison, auf dem amerikanischen Markt Fuß zu fassen, auf dem er einen ersten Achtungserfolg mit der bei DC-Comics erschienenen Graphic Novel Arkham Asylum: A Serious House on Serious Earth erzielen konnte. Sein künstlerischer Partner dabei war der Maler Dave McKean. Zur gleichen Zeit begann Morrison als Stammautor für die, sich in erster Linie an ein erwachsenes Publikum richtenden, Serien Doom Patrol und Animal Man zu betätigen, die in DCs Vertigo-Imprint erschienen. Hinzu kamen einige Ausgaben der Serie Batman: Legends of the Dark Knight (#6-10). Gemeinsam war all diesen Arbeiten die Neigung, Handlung und Charakterzeichnung der Figuren durch die Ergänzung surrealer Züge zu verzerren: In diesem Sinne stellte Morrison Batmans Erzfeind, den mörderischen Joker, in Arkham Asylum als einen Transvestiten dar, während er die bislang unidentifizierte, ominöse Krankheit des psychotischen Batman-Widersachers Clayface, die seit der Einführung der Figur stets als Hauptansporn für seine mörderischen Taten angeführt worden war, als eine Allegorie auf die in den 1980er Jahren grassierende Immunschwächekrankheit AIDS interpretierte.

Dem europäischen Markt blieb er indessen durch die Reihe St. Swithin's Day, die beim britischen Verlag Trident Comics erschien, verbunden. St. Swithin's Day und Morrisons folgendes Projekt, The New Adventures of Hitler, waren dabei während des Großteils ihrer Laufzeit von heftigen Kontroversen überschattet. So kritisierten britische Zeitungen und einige Parlamentarier, wie Teddy Tylor, die Anti-Thatcher-Haltung von St. Swithin's Day, während die Adventures of Hitler schon alleine aufgrund der Wahl des Hauptcharakters - des deutschen Diktators Adolf Hitler in seinen Jugendjahren - vielfach als eine Provokation gewertet wurde.

In den frühen 1990er Jahren widmete Morrison sich zunächst Projekten wie Kid Eternity (mit Duncan Fegredo) und Dan Dare (mit Zeichner Rian Hughes), bevor er gemeinsam mit dem Zeichner Daniel Vallely die in dem britischen Comicmagazin Crisis (#55-61) veröffentlichte Reihe Bible John - A Forensic Meditation schuf, die von den Taten eines Serienkillers handelt.

Gemeinsam mit Mark Millar gestaltete Morrison danach einige Geschichten der Reihen Judge Dredd und Big Dave für das Comicmagazin 2000AD bevor er sich schließlich voll auf seine Arbeit für das von DC ins Leben gerufene Vertigo-Imprint zu konzentrieren begann. Für Vertigo arbeitete er in den folgenden Jahren an Miniserien wie Sebastian O, Flex Mentallo (mit Zeichner Frank Quitely), Kill Your Boyfriend (mit Philip Bond) und der Graphic Novel The Mystery Play.

1996 übernahm Morrison den Job des Autors für den erneuerten Superhelden-Klassiker Justice League of America, den er knapp vier Jahre lang bis ins Jahr 2000 betreute. Als künstlerische Partner wurden ihm der Zeichner Howard Porter und Tuschezeichner John Dell zur Seite gestellt. Parallel zu seiner Arbeit an JLA schrieb Morrison 1998 die Miniserie DC One Million, die den Kern eines serienübergreifenden Crossovers bildet, in dem die Hauptfiguren aus Morrisons JLA-Serie (Batman, Superman, Wonder Woman, Martian Manhunter u. a.) in die ferne Zukunft des 853. Jahrhunderts verschlagen werden und dort eine Reihe futuristischer Abenteuer bestehen müssen, die sich quer durch die Miniserie, sowie die einzelne Ausgaben der fortlaufenden eigenen Serien der verschiedenen Figuren zogen. Darüber hinaus skriptete Morrison zu dieser Zeit einige Ausgaben der Serien The Flash (Nr. 130-138) und Aztek. The Ultimate Man (Nr. 1-10) für DC, sowie die ambitionierte, mit politischen und popkulturellen Anspielungen und magischen Reflexionen angefüllte Serie The Invisibles für Vertigo.

Mit der Graphic Novel JLA: Earth 2 legte Morrison im Jahr 2000 seine vorerst letzte Arbeit für DC vor, bevor er zu Marvel Comics wechselte und dort die Serie New X-Men übernahm. Im Anschluss daran schrieb er die sechsteilige Miniserie Marvel Boy und einige Ausgaben der langlebigen Science-Fiction-Serie Fantastic Four

2004 kehrte Morrison mit drei neuen Miniserien zu Vertigo zurück: Seaguy, We3 und Vimanarama. Die Serien handeln von den Erlebnissen eines pikaresken Helden nach Art der Schelmenromane, dessen Abenteuer in einer nach-utopischen Welt angesiedelt sind, die keine Verwendung für ihn hat (Seaguy), kybernetisch „verbesserten“ Haustieren, die ihren Besitzern davonlaufen (We3), und einem antiken pakistanischen Mythos der den Erzählmöglichkeiten und der Ästhetik eines modernen amerikanischen Comics angepasst worden ist (Vimanarama). Zeichnerisch wurde er dabei unter anderem erneut von Quitely unterstützt.

2005 betätigte Morrison sich erneut als Autor von „Mainstream-Comics“ für DC. In diesem Zusammenhang verfasste er zunächst eine mehrteilige Geschichte für die Serie JLA: Classified, bevor er sich dem als magnum opus angelegten Projekt Seven Soldiers of Victory zu widmen begann. Seven Soldiers umfasste nach Abschluss des Projektes insgesamt sieben je vierteilige, miteinander verknüpfte Miniserien (The Manhattan Guardian, Mister Miracle, Klarion the Witch Boy, Bulleteer, Frankenstein, Zatanna und Shining Knight) und zwei „Bookend“-Hefte, die die Miniserien zusammenführen, also insgesamt dreißig Hefte, die neben einer breit angelegten Abenteuergeschichte mit phantasievollen Neuinterpretationen altbekannter Figuren aufwarten.

Zwischen 2006 und 2007 beteiligte Morrison sich an der von einem aus Keith Giffen, Jeph Loeb, Mark Waid, Greg Rucka und ihm bestehenden Autorenensemble betreuten Serie 52 (Nr. 1-52). Gleichzeitig übernahm Morrison die eigens für ihn ins Leben gerufene Serie All Star Superman, in der er eine Neuinterpretation der Herkunftsgeschichte und der Abenteuer des Science-Fiction-Helden vom Planeten Krypton präsentierte. All Star Superman wurde dabei nicht nur kommerziell ein großer Erfolg, sondern wurde auch von den Kritikern viel gelobt: So wurde sie unter anderem 2006 mit dem Eisner Award, dem bedeutendsten US-amerikanischen Comicpreis, in der Kategorie „Beste Neue Serie“, und 2007 mit dem Eisner Award als „Beste fortlaufende Serie“ prämiert.

Große Aufmerksamkeit, so etwa ausführliche Berichte in Online- und Printmedien wie Spiegel Online und Die Zeit, erreichte Morrisons 2006 begonnener Run an der Serie Batman. Diese Beachtung ist wohl vor allem der Verlagsankündigung vom Januar 2008 zu schulden, dass der Titelheld, der nächtliche Rächer Batman, in Morrisons Abschluss-Storyline Batman R.I.P. ums Leben kommen soll. Künstlerisch wird er bei dieser Arbeit von den Zeichnern Andy Kubert und Jesse Delperdang als Partner unterstützt.

Morrisons jüngste Arbeiten sind die unter DCs „Wildstorm-Imprint“ erfolgten Neuauflagen der Serien Wildcats und The Authority die visuell on den Zeichnern Gene Ha und Jim Lee umgesetzt werden.

Für 2009 ist die Veröffentlichung einer autorisierten Biografie Morrisons aus der Feder des britischen Journalisten Craig McGill vorgesehen, der die Arbeit an dem Werk 2003 begann.

Arbeiten außerhalb der Comicbranche

Arbeiten, die Morrison für andere Medien verfasst hat, sind die Rahmenhandlungen der Videospiele Predator: Concrete Jungle und Battlestar Galactica (erschienen bei Vivendi Universal), sowie die Bühnendramen Red King Rising (1989) und Depravity about Aleister Crowley. Beide Stücke wurden von dem Edinburgher Theater Oxygen House umgesetzt. Während Red King Rising sich der Beziehung zwischen Lewis Carroll und Alice Liddell, dem Vorbild für die Hauptfigur von Carrolls Kinderbuch Alice im Wunderland, widmet, handelt Depravity about Aleister Crowley vom Leben des gleichnamigen Mystikers. Beide Stücke wurden mit dem First Award, einem britischen Theaterpreis für unabhängige Produktionen, sowie mit dem Evening Standard Award in der Kategorie „Neues Drama“ prämiert und in gesammelter Form in dem Prosaband Lovelyy Biscuits (1999) als Buch veröffentlicht.

Im selben Jahr besorgten Morrison und Quitely das Design für Verpackung und Cover von Robbie Williams' Album Intensive Care, das sie mit intrikaten Tarotkartenmotiven versahen.

Momentan schreibt er das Drehbuch zu Area 51, einer Verfilmung des gleichnamigen Videospiels von Midway. [1]

Preise und Auszeichnungen

Die Betreiber und Kunden des Brancheninformationsdienstes „Comic Book Resources“ wählten Morrison 2006 zum zweitbeliebtesten „Comicautor aller Zeiten“, einen Platz hinter Alan Moore und einen Platz vor Neil Gaiman.

Einzelnachweise

  1. Fictionbox: "Area 51": Grant Morrison schreibt Drehbuch, 19. Oktober 2008

Weblinks

 Commons: Grant Morrison – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Grant Morrison — at the 2006 San Diego Comic Con International. Born 31 January 1960 (1960 01 31) (age 51) …   Wikipedia

  • Grant Morrison — en San Diego ComiCon (2006) Nacimiento 31 de enero de 1960 Glasgow …   Wikipedia Español

  • Grant Morrison — (Glasgow, Escocia, 1960) es un guionista de cómics escocés, que trabaja principalmente para el mercado estadounidense. Es considerado uno de los más originales e inventivos autores de cómics de los últimos tiempos. En su obra se compaginan los… …   Enciclopedia Universal

  • Grant Morrison — Pour les articles homonymes, voir Morrison. Grant Morrison …   Wikipédia en Français

  • Morrison — ist der Familienname folgender Personen: Adam Morrison (* 1984), US amerikanischer Basketballspieler Aileen Morrison (* 1982), irische Triathletin Alexander Morrison (1849–1913), australischer Botaniker Allie Morrison (1904–1966), US… …   Deutsch Wikipedia

  • Morrison (surname) — Morrison is a surname. In some cases it is derived from a patronymic form of the personal name Morris.[1] This personal name is a variant of Maurice, and was quite popular in the Middle Ages.[2] The surname is common throughout Ireland, but… …   Wikipedia

  • Morrison — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Personnalités Andrew Amers Morrison, entraîneur de football britannique. Dean Morrison (1980 ), surfeur australien. Denny Morrison (1985 ), patineur… …   Wikipédia en Français

  • Morrison Remick Waite — (* 29. November 1816 in Lyme (Connecticut); † 23. März 1888) war Oberrichter der USA von 1874 bis 1888. Leben Morrison Remick Waite Waite war der Sohn von Henry Matson Waite, der ein Richter und bei …   Deutsch Wikipedia

  • Morrison County, Minnesota — Location in the state of Minnesota …   Wikipedia

  • Morrison City, Tennessee — Morrison City is an unincorporated community in Sullivan County, Tennessee, United States. Named for pioneer settler Peter Morison, Morrison City developed with the industrial growth of nearby Kingsport, Tennessee in the 1930s. Peter Morison, his …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”