Grantler

Grantler

Grantler, von süddeutsch-österreichisch grantig ist ein umgangssprachlicher Ausdruck für einen Menschen mit mürrischer Grundstimmung vor allem in den bairischen Dialekten, der auch im weiteren deutschen Sprachraum zunehmend Verbreitung fand.[1]

Inhaltsverzeichnis

Wortherkunft

Die Herkunft von Grantler, abgeleitet von grantig – „übel gelaunt; ärgerlich, unmutig“ ist nicht ganz geklärt, vermutlich aber auf die Adjektive spitz, scharf zurückzuführen.[2] Grantig ist seit dem 16. Jahrhundert belegbar, vermutet wird auch, dass es dem oberdeutschen Verb grennen – „weinen“ entstammt.[3] Ebenso gibt es in den bairischen Dialekten Grant und Grantigkeit, die Übellaunigkeit und Unmut beschreiben. [4][5]

Im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm heißt es zu grantig:[6]

„Grantig, adj. , grandig, auch umgelautet gräntig, grändig, ein vornehmlich bair.-österr. wort im sinne von 'zänkisch, mürrisch, übellaunig' u. ä. seit dem 16. jh. belegbar, doch sieh noch grantigkeit. für die herleitung bieten sich verschiedene möglichkeiten an. von der bedeutung her läge beziehung zu grannen sehr nahe; dies aber gehört ins westl. sprachgebiet, und einer erklärung bedürfte auch der dental; die eher zu erwartenden ableitungen grannig [...] und grannisch (s. d.) stehen hinter grantig weit zurück. einer beziehung auf grand 'grober sand', das in abgeleitetem adj. grandig zu ähnlichen bedeutungen gelangt wie grantig, steht die regionale verbreitung der wörter im wege. Fick 43, 139 stellt grantig mit mnd. granten 'gierig sein' zur wurzel *grat 'spitzig, scharf sein', als bildungen mit eingeschobener nasalis oder als kreuzungsformen zwischen *grat und *granna 'scharf, dünn' [...]. einen weiteren herleitungsversuch sieh s. v. krantwerre und grand, adj. in jüngerem sprachstand, zumal in der mundart, finden zwischen grantig, grannig [...] offensichtlich austausch und grenzverwischung statt.“

Verwendung

Das Klischee des Grantelnden spiegelt sich vom deutschen Schwank und die Commedia dell'arte, wie sie von Autoren wie Nestroy, Raimund oder Karl Valentin, aber auch Molière rezipiert wurde, und den Heimatroman in volkstümlichen Theaterstücken bis in die heutigen Rundfunk- und Printmedien, z. B. im Komödienstadel sowie im Heimatfilmen wider. Beispiele typischer Grantler sind etwa bei Molière: Alceste in Der Menschenfeind, Argan in Der eingebildete Kranke in der hypochondrischen Variante; Alois Hingerl, der Münchner im Himmel oder Mundl aus der Fernsehserie Ein echter Wiener geht nicht unter.[7]

Ebenso werden Schauspielern oder Figuren der Charakter eines Grantlers zugeschrieben, wie etwa Karl Valentin als legendären Münchner Grantler oder Hans Moser, Otto Schenk und Fritz Muliar, die ein Inbegriff des Wiener Grantlers waren. Ebenso war ein bekannter Darsteller von grantelnden Charakteren der Schauspieler Walter Sedlmayr. Kabarettistisch wird die Figur des Grantlers durch Gerhard Polt oder Christian Springer verkörpert. Herr Hirnbeiß mit seinem Zamperl, ist ein von der Karikaturistin Franziska Bilek dargestellter Münchner Grantler.

Einzelnachweise

  1. Ulrich Ammon, Hans Bickel und Jakob Ebner: Variantenwörterbuch des Deutschen, Gruyter 2004, S. 305/306, online
  2. grantig auf duden.de, abgerufen am 24. Juni 2011
  3. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Auflage, Berlin 2002, Walter de Gruyter, S. 368.
  4. Grant duden.de, abgerufen am 24. Juni 2011
  5. Grantigkeit in duden.de, abgerufen am 24. Juni 2011
  6. Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Bd. 8, Sp. 1884 bis 1886, online
  7. Grantler, Piefkes und noch andere – Österreichs TV-Prolet „Mundl“ kommt ins Kino

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: grantig – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Grantler — Grantler,der:⇨Griesgram …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Grantler — Grạnt|ler 〈m. 3; oberdt.〉 grantiger Mensch * * * Grạnt|ler, der; s, (bayr., österr. ugs.): jmd., der zum Granteln neigt. * * * Grạnt|ler, der; s, (bayr., österr. ugs.): jmd., der zum Granteln neigt …   Universal-Lexikon

  • Grantler — Grạnt|ler …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Grantler, der — [grànnddlà] jmd., der ständig schlecht gelaunt ist; Nörgler, mürrischer, missmutiger Mensch Schimpf missmutiger, ständig grantiger Mensch; Nörgler …   Bayrische Wörterbuch von Rupert Frank

  • Ernst Happel —  Ernst Happel Spielerinformationen Voller Name Ernst Franz Hermann Happel Geburtstag 29. November 1925 Geburtsort Wien, Österreich Sterbedatum 14 …   Deutsch Wikipedia

  • Fonsi Wachtlinger — Christian Springer (* 31. Dezember 1964 in München) ist ein bayerischer Kabarettist und Autor. Bereits mit 19 Jahren gründete er 1983 zusammen mit Helmut Schleich das Kabarett Fernrohr. Gemeinsam mit Andreas Rüttenauer hatten sie bis 1997 über… …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Schramm — Georg Schramm, 2006 als Rentner Lothar Dombrowski Georg Schramm, 2007 als Oberstleutnant Sanftleben …   Deutsch Wikipedia

  • Grantlerin — Grạnt|le|rin, die; , nen: w. Form zu ↑ Grantler. * * * Grạnt|le|rin, die; , nen: w. Form zu ↑Grantler …   Universal-Lexikon

  • Achternbusch — Herbert Achternbusch (* 23. November 1938 in München; geboren als Herbert Schild) ist ein deutscher Schriftsteller, Filmregisseur und Maler. Er lebt abwechselnd in Buchendorf bei München und im Waldviertel. Achternbusch ist besonders für seine… …   Deutsch Wikipedia

  • Alois Hingerl — Ein Münchner im Himmel ist eine humoristische Satire des bayerischen Schriftstellers Ludwig Thoma, die 1911 veröffentlicht wurde. In ihr behandelt Thoma mit einem liebevollen Augenzwinkern das Klischee des typisch bayerischen, insbesondere… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”