- Otto Schenk
-
Otto Schenk (* 12. Juni 1930 in Wien) ist ein österreichischer Schauspieler, Kabarettist, Regisseur und Intendant.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Otto Schenk wurde 1930 als Sohn katholischer Eltern in Wien geboren. Da jedoch seine Großeltern väterlicherseits getaufte Juden waren, wurde sein Vater nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 nach den Nürnberger Gesetzen diskriminiert. Daher verlor er seinen bisherigen Arbeitsplatz als Jurist. Eine weitere Verfolgung blieb ihm erspart, da er mit einer „Arierin“ verheiratet war und dadurch in einer „privilegierten Mischehe“ lebte. Otto Schenk wiederum musste vorübergehend dem „Deutschen Jungvolk“ beitreten, wurde aber wenig später, da von den Nationalsozialisten als „Mischling“ eingestuft, wieder ausgeschlossen.
Nach seiner Ausbildung am Max-Reinhardt-Seminar begann er seine Karriere am Theater in der Josefstadt und am Wiener Volkstheater. Ab 1953 führte er bei verschiedenen Aufführungen in Wiener Theatern Regie. 1957 inszenierte er seine erste Oper (Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart) am Salzburger Landestheater. Schenk spielte und inszenierte an den bedeutendsten Schauspiel- und Opernhäusern der Welt, darunter am Wiener Burgtheater, den Münchner Kammerspielen, der Wiener Staatsoper, der New Yorker Metropolitan Opera, der Mailänder Scala und dem Royal Opera House in Covent Garden, London. Weitere Operninszenierungen erarbeitete er für die Deutsche Oper Berlin, die Bayerische Staatsoper oder die Hamburgische Staatsoper.
Von 1986 bis 1988 fungierte Schenk als Direktoriumsmitglied der Salzburger Festspiele, von 1988 bis 1997 war Otto Schenk Direktor des Theaters in der Josefstadt (gemeinsam mit Robert Jungbluth). Für seine ausdrucksstarken Wagner-Interpretationen erhielt er im Jahr 2009 den „Anton-Seidl-Preis“ (Anton-Seidl-Award) der „Wagner-Society of New York“.
Als Kabarettist trat Schenk schon in den 1950er-Jahren im Kabarett Simpl auf, begeisterte jedoch in den letzten Jahrzehnten sein Publikum im gesamten deutschen Sprachraum mit seinen Leseabenden unter dem Motto „Sachen zum Lachen“. Zahlreiche Schallplatten begleiten diese Tätigkeit, bei der er immer dieselbe Rolle spielt - den Schenk.
Theater
Regiearbeiten
Folgend eine Auswahl von Inszenierungen an Schauspielhäusern:
- 1957: „Die Zauberflöte“, Landestheater Salzburg, Debüt als Opernregisseur
- 1962: „Lulu“, Wiener Staatsoper; Durchbruch
- 1964: „Die spanische Stunde“, Wiener Volksoper (Dirigent: Peter Maag, mit Mimi Coertse als Concepción, Michel Senechal als Gonzalvo, Oskar Czerwenka als Ramiro und Marcel Cordes als Don Inigo Gomez. Durch den großen Erfolg wurde diese Vorstellung unter Schenks Regie für das Österreichische Fernsehen verfilmt).
- 1966: „Carmen“, Wiener Staatsoper (Dirigent: Lorin Maazel, mit Christa Ludwig als Carmen, James King als Don José, Eberhard Waechter als Escamillo)
- 1966: „Hoffmanns Erzählungen“, Wiener Staatsoper (Dirigent: Josef Krips, mit Anja Silja, danach Mimi Coertse in allen Frauenrollen um Waldemar Kmentt als Hoffmann).
- 1967: „Don Giovanni“, Wiener Staatsoper (Bühnenbild und Kostüme: Luciano Damiani; Dirigent: Josef Krips; mit Cesare Siepi als Don Giovanni, Gundula Janowitz/Mimi Coertse als Donna Anna, Peter Schreier/William Blankenship als Don Ottavio, Sena Jurinac/Wilma Lipp als Donna Elvira, Erich Kunz/Wladimiro Ganzarolli als Leporello, Graziella Sciutti/Renate Holm als Zerlina, Heinz Holecek/Herbert Lackner als Masetto sowie Franz Crass/Gottlob Frick als Commendatore): Diese Produktion geriet wegen der deutlichen Unzufriedenheit von Krips und Teilen des Publikums mit der scheinbar naiven, ironisch gebrochenen Regie und Ausstattung zum Premierenskandal. Schenks Regie und Damianis Ausstattung orientierten sich an der Commedia dell'arte, den Rahmen dazu boten ein deutlich verkleinertes Portal sowie eine perspektivisch nach hinten verjüngte Kulissenbühne samt Bretterboden und gleißendem Horizont, vor dem die Sänger immer wieder wie Schattenrisse erschienen. Nur fünf Jahre nach der Premiere wurde die umstrittene Produktion durch eine der Aufführungstradition stärker folgende, manieristisch-romantische Neuinszenierung von Franco Zeffirelli ersetzt, die erneut von Josef Krips dirigiert wurde.
- 1968: „Der Rosenkavalier“, Wiener Staatsoper (Bühnenbild: Rudolf Heinrich, Kostüme Erni Kniepert, Dirigent: Leonard Bernstein)
- 1970: „Fidelio“, zunächst Theater an der Wien, dann Wiener Staatsoper (Bühnenbild: Günther Schneider-Siemssen, Dirigent: Leonard Bernstein)
- 1972 „Der Rosenkavalier“, München (Bühnenbild und Kostüme: Jürgen Rose)
- 1972 „Die Lustige Witwe“, Frankfurt, u. a. mit Anja Silja, Harald Serafin, Franz Muxeneder, Dirigent: Christoph von Dohnányi
- 1972: „Die Fledermaus“, Frosch
- 1973: „Romeo und Julia“, München, Residenztheater (mit Klaus Maria Brandauer als Romeo und Christiane Schröder als Julia).
- 1974: „Le nozze di Figaro“, Mailänder Scala (Bühnenbild: Günther Schneider-Siemssen; Kostüme: Leo Bei; Dirigent: Claudio Abbado; mit Mirella Freni als Gräfin, Daniela Mazzucato als Susanna, Teresa Berganza als Cherubino, José van Dam als Figaro)
- 1978: „Tannhäuser“, Metropolitan Opera
- 1981: „Andrea Chenier“, Wiener Staatsoper (Bühnenbild: Rolf Glittenberg, Kostüme Milena Canonero, Dirigent Nello Santi, mit Plácido Domingo in der Titelpartie)
- 1981: „Baal“ von Friedrich Cerha, Uraufführung, Salzburger Festspiele, später auch Wiener Staatsoper (Bühnenbild und Kostüme: Rolf Langenfass; mit Theo Adam als Baal)
- 1983: „Der Freischütz“, Bregenzer Festspiele
- 1986: „Ring des Nibelungen“, Metropolitan Opera (Bühnenbild: Günther Schneider-Siemssen, Kostüme Rolf Langenfass, Dirigent James Levine)
- 1986: „Manon Lescaut“, 1986, Wiener Staatsoper, (Bühnenbild und Kostüme Rolf Langenfass, Dirigent: Giuseppe Sinopoli; mit Mirella Freni als Manon, Peter Dvórsky als Des Grieux, Bernd Weikl)
- 1988: „Die Zauberflöte“, Wiener Staatsoper (Bühnenbild und Kostüme: Yannis Kokkos; Dirigent: Nikolaus Harnoncourt; mit Jerry Hadley als Tamino, Mikael Melbye als Papageno, Matti Salminen als Sarastro, Luciana Serra als Königin der Nacht, Hermann Prey als Sprecher)
- 2006: „Don Pasquale“, Metropolitan Opera, New York (Bühnenbild und Kostüme: Rolf Langenfass, Dirigent: Maurizio Benini, mit Anna Netrebko als Norina, Juan Diego Flórez als Ernesto und Simone Alaimo als Don Pasquale). Diese letzte Operninszenierung Schenks wurde von Anthony Tommasini am 3. April 2006 in der New York Times sehr gelobt.[1]
Schauspielrollen
Folgend eine Auswahl von bedeutenden Rollen:
- 1963: „Warten auf Godot“, Wladimir
- 1966: „Ein Sommernachtstraum“, Salzburger Festspiele, Thisbe
- 1984: „Der Bockerer“, Münchner Volkstheater, Bockerer
- 1987: „Der Bauer als Millionär“
- 1988: „Ich bin nicht Rappaport“
- 1989: „Das Mädel aus der Vorstadt“
- 1991: „Amadeus“
- 1991: „Der Schwierige“
- 1993: „Der Geizige“
- 1993: „Die Sternstunde des Josef Bieder“, Josef Bieder
- 1994: „Grillparzer im Pornoladen“ von Peter Turrini, Rabenhof Theater
- 1996: „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“
Filmografie (Auswahl)
- 1955: Dunja
- 1960: Der brave Soldat Schwejk
- 1961: Der Bauer als Millionär
- 1962: Das haben die Mädchen gern
- 1972: Immer Ärger mit Hochwürden
- 1973: Was Ihr wollt (Regie)
- 1973: Der Reigen
- 1978: Sechs Personen suchen einen Autor
- 1984: Eine blaßblaue Frauenschrift
- 1988: Starke Zeiten
- 1994: Tafelspitz, Regie: Xaver Schwarzenberger
- 1995: Unser Opa ist der Beste, Regie: Helmuth Lohner
- 1997: Ein Schutzengel auf Reisen von Lida Winiewicz, Regie: Peter Weck
- 1997: Ein Herz wird wieder jung
- 1997: Mein Opa und die 13 Stühle, Regie: Helmuth Lohner
- 1999: Late Show, Regie: Helmut Dietl
- 1999: Sonny Boys
- 2001: Zwei unter einem Dach, Regie: Peter Weck
- 2002: August, der Glückliche, Regie: Joseph Vilsmair
- 2002: Hochwürden wird Papa
- 2007: Mein alter Freund Fritz, Regie: Dieter Wedel
Bücher
- Garantiert zum Lachen. Witzesammlung. Piper, 2003.
- Nach außen bin ich ja viel jünger. Ein Stück aus meinem Leben. Piper, 2006.
- Sachen zum Lachen. Ein Lesebuch. 16. Auflage. Piper, 2006.
- Wer kocht, ist selber schuld. Angefressene Memoiren. Amalthea, 2007.
Auszeichnungen
- 1991: Nestroy-Ring
- 1991: Romy als Beliebtester Schauspieler
- 1993: Bayerischer Filmpreis
- 1994: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
- 1995: Karl-Valentin-Orden
- 1995: Romy als Beliebtester Schauspieler
- 1997: Ehrenring der Stadt Wien
- 2000: Nestroy-Theaterpreis für sein Lebenswerk
- 2005: Undine Award für das Lebenswerk eines Nachwuchsförderers
- 2010: Bürgerurkunde der Stadt Wien[2]
Quellen
- ↑ http://www.nytimes.com/2006/04/03/arts/music/03pasq.html?ex=1182484800&en=3846f08052fc19b6&ei=5070
- ↑ Mailath überreicht Otto Schenk Bürgerurkunde von Wien Rathauskorrespondenz vom 11. Juni 2010 (Abgerufen am 11. Juni 2010)
Weblinks
Commons: Otto Schenk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Otto Schenks offizielle Webseite
- Literatur von und über Otto Schenk im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Otto Schenk in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Biographie (ORF-Information)
- Otto Schenk. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
Kategorien:- Person (Wien)
- Theaterschauspieler
- Schauspieler
- Kabarettist (Österreich)
- Theaterregisseur
- Theaterintendant
- Nestroypreisträger
- Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich
- Ehrenringträger der Stadt Wien
- Österreicher
- Geboren 1930
- Mann
Wikimedia Foundation.