- Grauer Bus
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Das Denkmal der grauen Busse ist ein zweiteiliges Denkmal, das 2006 für die Opfer der Krankenmorde der nationalsozialistischen „Aktion T4“ (so genannte „Euthanasie“) in der ehemaligen Heilanstalt Weißenau in Ravensburg errichtet wurde.
Das Denkmal nach dem Entwurf von Horst Hoheisel und Andreas Knitz ist „als Transportmittel der Erinnerung“ für die Euthanasie-Opfer des Nationalsozialismus gedacht und soll sowohl Opfer als auch Täter und die Tat reflektieren. Es besteht aus zwei Betonbussen, deren Vorbild die Transportfahrtzeuge der sogenannten „Gemeinnützigen Krankentransport GmbH“ (GEKRAT) sind, mit denen 1940 und 1941 allein 691 Patienten aus Weißenau als „lebensunwert“ in die Vernichtungsanstalt Grafeneck deportiert wurden. In Grafeneck starben 10.654 Männer, Frauen und Kinder. Insgesamt wurden in Deutschland im Rahmen der „Aktion T4“ ca. 70.000 psychisch kranke und geistig behinderte Menschen ermordet.
Bisherige Standorte des DenkmalsDas Denkmal besteht aus zwei Teilen:
- Einer der beiden begehbaren Betonbusse (jeder besteht aus vier tonnenschweren Betonsegmenten und einer Stahlbetonbodenplatte; Gesamtmaße je Bus: 8,70 m Länge, 2,40 m Breite, 2,50 m Höhe) steht an der „alten Pforte“ des Zentrums für Psychiatrie „Die Weissenau“ im Ravensburger Teilort Weißenau.
- Ein weiterer grauer Bus wechselt seine Standorte. Er stand zunächst 2007 in der Ravensburger Nordstadt (vor der Gewerblichen Schule). Geplant war ursprünglich, dass sich der zweite Bus mit der Zeit entlang der historischen Wegstrecke bis nach Grafeneck bewegt. Der Transport soll durch Spenden und öffentliche Gelder finanziert werden. Ab 18. Januar 2008 stand das mobile Denkmal der grauen Busse vor der Berliner Philharmonie, um an die Befehlszentrale der Geheimaktion „T4“ (= Tiergartenstraße 4) zu erinnern, die an dieser Stelle ihren Sitz hatte. Verantwortlich für die Aufstellung des Denkmals in Berlin war die Stiftung Topographie des Terrors und die Stiftung des Holocaust-Mahnmals. Seit 18. Januar 2009 ist das Denkmal in Brandenburg an der Havel zu sehen, dort war von den Nationalsozialisten eines der ersten Konzentrationslager errichtet worden.
Das Denkmal der grauen Busse zielt auf gedankliche Auseinandersetzung, die keinen Schlussstrich zieht. Es soll an die Betrachter konkrete Fragen weitergeben und eine öffentliche Diskussion anregen. Einige Künstler haben sich bereits auf den Diskurs eingelassen und ihre Eindrücke verarbeitet. So existieren begleitend einige Kurzfilme, ein Performance-Text von Michael Helming und weitere Beiträge gesellschaftlicher Auseinandersetzung.
Literatur
- Franz Schwarzbauer, Andreas Schmauder, Paul-Otto Schmidt-Michel (Hrsg.): Erinnern und Gedenken. Das Mahnmal Weißenau und die Erinnerungskultur in Ravensburg. (= Historische Stadt Ravensburg; 5). UVK, Konstanz 2007, ISBN 978-3-89669-625-0
Weblinks
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