- KZ Brandenburg
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Das KZ Brandenburg war ein frühes nationalsozialistisches Konzentrationslager in Brandenburg an der Havel. Es bestand im alten Zuchthaus an der Neuendorfer Straße von August 1933 bis Februar 1934.
Die ältesten Gebäude des ehemaligen Zuchthauses stammen aus dem Jahr 1790. Seit 1820 wurde es als preußische Strafanstalt genutzt. Aufgrund katastrophaler hygienischer Zustände wurde 1931 ein neues Zuchthaus im Stadtteil Görden gebaut und die alte Strafanstalt zunächst geschlossen.
Die Brandenburger Polizeiverwaltung schlug dem Potsdamer Regierungspräsidenten Ernst Fromm am 26. Mai 1933 die Errichtung eines Konzentrationslagers im alten Zuchthaus vor, da im neuen Zuchthaus, welches eine maximale Kapazität von 600 Häftlingen hatte, in wenigen Tagen 150 bis 200 Personen inhaftiert worden waren und somit Überfüllung drohte.
Im August 1933 wurde das KZ von der Polizeischule Brandenburg eingerichtet, dessen Direktor es nominell auch unterstand. Am 15. August wurde vom KZ Oranienburg eine Lagerordnung und Dienstvorschriften für das Wachpersonal angefordert. Der Brandenburger Magistrat stimmte dem Aufbau des KZ am 16. August unter dem Vorbehalt, dass es sich um eine temporäre Lösung handeln sollte, zu. Die Bewachung wurde der SS übertragen, deren Mannschaft von einem Hauptsturmführer namens Tank kommandiert wurde. Dieser war faktisch auch Kommandant des Lagers, da ihm vom Direktor der Polizeischule freie Hand gelassen wurde.
Am 24. August 1933 traf ein erster Transport von 90 Häftlingen im KZ Brandenburg ein. In den folgenden Wochen erhöhte sich die Belegungsstärke auf 1.000 bis 1.200 Gefangene. Im Rahmen der Zentralisierungsbestrebungen zur Vereinheitlichung des Konzentrationslagerwesens in Preußen wurde das KZ Brandenburg per Erlass Ludwig Grauerts vom 14. Oktober 1933 neben den Lagern Lichtenburg, Papenburg und Sonnenburg als staatliches Konzentrationslager anerkannt.
Die Lebensbedingungen der Häftlinge waren durch katastrophale sanitäre Zustände, Schikanen und Misshandlungen durch das Wachpersonal geprägt. Mindestens drei Häftlinge (die kommunistische Stadtverordnete Gertrud Piter sowie die Kommunisten Otto Ganzer und Georg Ziersch) wurden zu Tode gefoltert.
Zu Weihnachten 1933 wurden zwischen 300 und 500 Häftlinge entlassen, am 31. Januar 1934 wurde das KZ aufgelöst und die Häftlinge in die Konzentrationslager Lichtenburg, Papenburg und Oranienburg verlegt. Die letzten Transporte verließen das KZ Brandenburg am 2. Februar 1934.
Bekannte Häftlinge
- Kurt Hiller (1885–1972), Schriftsteller und Publizist
- Werner Hirsch (1899–1941), kommunistischer Funktionär und Sekretär Ernst Thälmanns
- Ferdinand Kobitzki (1890–1944), deutscher Gewerkschaftsführer
- Hans Litten (1903–1938), Rechtsanwalt
- Bruno Lösche (1898–1963), deutscher Politiker (SPD)
- Erich Mühsam (1878–1934), Schriftsteller
- Theodor Neubauer (1890–1945), Reichstagsabgeordneter (KPD)
- Fritz Ohlig (1902–1971), deutscher Politiker und späterer Abgeordneter des Bundestages (SPD)
- Georg Wendt (1889–1948), Reichstagsabgeordneter (SPD)
Spätere Verwendung
1940 diente das ehemalige Zuchthaus und KZ während der nationalsozialistischen Krankenmorde, der Aktion T4, als Tötungsanstalt; insgesamt 9.772 Menschen wurden hier ermordet.
Literatur
- Johannes Tuchel: Konzentrationslager. Organisationsgeschichte und Funktion der„Inspektion der Konzentrationslager“ 1934-1938., Boppard, 1991.
- Volker Bendig: „Von allen Höllen vielleicht die grausamste“ Das Konzentrationslager in Brandenburg an der Havel 1933-1934 in: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Instrumentarium der Macht, Band 3 der Reihe Frühe Konzentrationslager 1933-1937 Berlin: Metropol, 2003, S. 103-109.
52.41070812.550555Koordinaten: 52° 24′ 38,5″ N, 12° 33′ 2″ O
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