Groß-Rumänien-Partei

Groß-Rumänien-Partei

Die Partidul România Mare (PRM, deutsch etwa Großrumänien-Partei) ist eine politische Partei in Rumänien.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Partidul România Mare wurde im Juni 1991 gegründet. Dominante Persönlichkeit (und über weite Strecken auch Vorsitzender) war von Beginn an Corneliu Vadim Tudor.

In den 1990er Jahren nahm die Partei zunächst einen kontinuierlichen Aufschwung. 1994/95 war sie zwischenzeitlich sogar an der Regierung des Sozialdemokraten Nicolae Văcăroiu beteiligt.

Im Jahr 2000 wurde die Partidul România Mare zweitstärkste Partei im rumänischen Parlament. Gleichzeitig erreichte Corneliu Vadim Tudor bei den Präsidentschaftswahlen im ersten Wahlgang 20 Prozent der Stimmen und damit den zweiten Platz, unterlag in der Stichwahl jedoch deutlich dem ex-kommunistischen Sozialdemokraten Ion Iliescu.

Seitdem hat die Zustimmung der Wähler für die Partei nachgelassen.

Für einige Monate des Jahres 2005 hieß die Partei Partidul Popular România Mare (PPRM, etwa Großrumänien-Volkspartei), erhielt dann aber wieder ihren alten Namen.

Nach dem Beitritt Rumäniens zur Europäischen Union im Januar 2007 entsandte die Partidul România Mare fünf Abgeordnete in das Europäische Parlament. Dort gründeten sie mit rechtsextremen Abgeordneten aus anderen Ländern die Fraktion Identität, Tradition, Souveränität. Diese löste sich aber schon im November 2007 wieder auf, als die rumänischen Abgeordneten wegen Spannungen mit ihren italienischen Kollegen die Fraktion verließen.[1]

Im November 2008 verlor die PRM bei den Parlamentswahlen massiv an Stimmen und verfehlte den Wiedereinzug ins Parlament.

Wahlergebnisse

Jahr Wahl Ergebnis
1992 Parlament 3,9 %
1996 Parlament 4,5 %
2000 Parlament 19,5 %
2004 Parlament 12,9 %
2007 Europäisches Parlament 4,2 %
2008 Parlament 3,2 %

Politische Orientierung

Die Partei ist im politischen Spektrum Rumäniens als nationalistisch einzuordnen. Während sie in Westeuropa als rechtsextrem angesehen wird, wird sie in Rumänien als linksextrem eingestuft. Grund ist die Kontinuität der aus der Ceauşescu-Ära übernommenen Ideologien des Kommunismus und des Nationalismus.[2] Überlagert wird dieses Ideologiegemisch von religiösen Ideen.

Gemäß dem Parteinamen ist das Hauptziel die Wiederherstellung der Grenzen Rumäniens in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen („Großrumänien“), das heißt unter Einschluss Bessarabiens, der Nordbukowina und der Süddobrudscha.

Erklärte politische Vorbilder der Partei und ihres Vorsitzenden sind die Diktatoren Ion Antonescu und Nicolae Ceauşescu.[3]

Regelmäßig werden bestimmte Minderheiten zu Feinden erklärt und für Missstände im politischen und gesellschaftlichen Leben Rumäniens verantwortlich gemacht. Zu diesen Gegnern gehören Roma, Ungarn und Homosexuelle.[4]

Lange Zeit waren auch Juden regelmäßig Ziel verbaler Attacken der Partei. In diesem Zusammenhang leugneten führende Parteivertreter auch den Holocaust oder zumindest die rumänische Beteiligung an diesem. Anfang 2004 verkündete Tudor öffentlich seine Wandlung vom Antisemiten zum Philosemiten und engagierte einen israelischen Imageberater als Wahlkampfleiter.[5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. dokmz.wordpress.com 14. November 2007
  2. Daniela Oancea: Mythen und Vergangenheit. Rumänien nach der Wende. Dissertation. München, 2005, S. 10
  3. Almanahul România Mare, 1996
  4. Daniela Oancea: Mythen und Vergangenheit. Rumänien nach der Wende. Dissertation. München, 2005, S. 48
  5. Daniela Oancea: Mythen und Vergangenheit. Rumänien nach der Wende. Dissertation. München, 2005, S. 114

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rumänĭen — (hierzu Karte »Rumänien, Bulgarien, Serbien etc.«), Königreich an der untern Donau, aus der Walachei (s. d.) und Moldau (s. d.), den sogen. Donaufürstentümern, auf dem linken Donauufer, die 1859–78 als Fürstentum R. unter türkischer Oberhoheit… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Rumänien — Ru|mä|ni|en; s: Staat in Südosteuropa. * * * Rumäni|en,     Kurzinformation:   Fläche: 238 391 km2   Einwohner: (2000) 22,33 Mio.   Hauptstadt: Bukarest   Amtssprache …   Universal-Lexikon

  • Groß-Schenk — Cincu Groß Schenk Nagysink Hilfe zu Wappen …   Deutsch Wikipedia

  • Groß-Scheuern — Şura Mare Großscheuern Nagycsűr Hilfe zu Wappen …   Deutsch Wikipedia

  • Groß-serbien — Die von der serbischen Partei Srpska Radikalna Stranka angestrebten Grenzen von Großserbien (Virovitica Karlovac Karlobag Linie) Das Schlagwort Großserbien (Serbisch: Велика Србија/Velika Srbija, dt. das Große Serbien) wird verwendet, um ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Partei Freier Demokraten — Dieser Artikel beschreibt die Freie Demokratische Partei der Bundesrepublik Deutschland; zur gleichnamigen Partei in der DDR siehe Freie Demokratische Partei (DDR). Freie Demokratische Partei …   Deutsch Wikipedia

  • Magyaren in Rumänien — Gemäß der amtlichen Volkszählung von 2002 lebten in Rumänien rund 1.435.000 Magyaren (= Ungarn).[1] Die größte Gruppe unter den Magyaren in Rumänien ist die der Szekler (ungefähr 600.000 Personen oder 40% der rumänischen Ungarn).… …   Deutsch Wikipedia

  • CDU (Partei) — Christlich Demokratische Union Deutschlands Partei­vor­sit­zende …   Deutsch Wikipedia

  • Freie Demokratische Partei Bremen — Dieser Artikel beschreibt die Freie Demokratische Partei der Bundesrepublik Deutschland; zur gleichnamigen Partei in der DDR siehe Freie Demokratische Partei (DDR). Freie Demokratische Partei …   Deutsch Wikipedia

  • Liberale Partei des Rheinlands — Dieser Artikel beschreibt die Freie Demokratische Partei der Bundesrepublik Deutschland; zur gleichnamigen Partei in der DDR siehe Freie Demokratische Partei (DDR). Freie Demokratische Partei …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”