- Grundgesamtheit
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Inhaltsverzeichnis
Definition
Statistik
In der Statistik bezeichnet die Grundgesamtheit (auch Population) die Menge aller statistischen Einheiten (auch Merkmalsträger, Erhebungseinheit[1]) mit übereinstimmenden Identifikationskriterien (sachlich, zeitlich und örtlich). Die statistische Einheit ist Träger der Informationen für die statistische Untersuchung. Statistische Einheiten können natürliche Einheiten (Personen, Tiere, Pflanzen, Werkstücke), aber auch künstliche Einheiten, zum Beispiel sozio-ökonomische Einheiten (Familien, Haushalte, Unternehmen) oder Ereignisse, sein.
Aus praktischen Erwägungen wird normalerweise nicht die Grundgesamtheit, sondern eine Stichprobe untersucht, die beispielsweise durch Zufallsauswahl aus der Grundgesamtheit gezogen wird.
Ein Beispiel für eine Grundgesamtheit sind alle Personen (statistische Einheiten), die am 1. Januar 2009 (zeitliche Identifikation) mit ihrem Hauptwohnsitz (sachliche Identifikation) in Berlin (örtliche Identifikation) gemeldet sind.
Empirische Forschung
In der empirischen Forschung bezeichnet die Grundgesamtheit (auch Population, Zielpopulation oder target population) die Menge aller potentiellen Untersuchungsobjekte für eine bestimmte Fragestellung. Aus pragmatischen Erwägungen wird normalerweise nicht die Grundgesamtheit, sondern eine Stichprobe untersucht, die für die Grundgesamtheit repräsentativ ist.
Zum Beispiel wird in der Wahlforschung nicht die gesamte wahlberechtigte Bevölkerung nach ihrer Parteienpräferenz befragt, sondern eine Stichprobe, die in ihren Eigenschaften (Alter, Geschlecht, Wohnsitz usw.) die Verhältnisse widerspiegelt, die in der Grundgesamtheit herrschen. Die durch Befragung der Stichprobe erfassten Daten werden mit Hilfe statistischer Verfahren auf die Grundgesamtheit hochgerechnet und ergeben so eine Wahlprognose.
Zielpopulation und faktische Grundgesamtheit
Die definierte Zielpopulation (z. B. alle Deutschen ab 18 Jahren) ist oft nicht identisch mit der faktischen Grundgesamtheit, aus der die Stichprobe, beispielsweise für eine Wahlumfrage, gezogen wird.[2] Das liegt daran, dass manche Elemente der Grundgesamtheit gar keine oder eine kleinere Chance haben, in die Stichprobe zu gelangen als andere. Dazu gehören Menschen in Anstalten (z. B. Studentenwohnheimen, Strafanstalten, Kasernen), mobile Personen wie Binnenschiffer, aber auch manche Obdachlose (Undercoverage).
In der Praxis wird der Schluss von der Stichprobe auf die Zielpopulation zusätzlich durch Nonresponse (auch bezeichnet als Dropout) erschwert. Darunter versteht man das Nichtantworten auf eine Befragung durch Elemente der Grundgesamtheit, die bereits in die Stichprobe gelangt sind.
Vollerhebungen
In bestimmten Fällen werden jedoch auch Untersuchungen durchgeführt, die sich auf die Grundgesamtheit insgesamt richten (sog. Vollerhebung, auch Totalerhebung [3]). Dies ist dann der Fall, wenn die Grundgesamtheit so klein ist, dass eine Vollerhebung mit realistischem Aufwand durchgeführt werden kann (z. B. Meinungsumfrage in einem Sportverein), oder wenn aufgrund besonderer Umstände die Teilnahme an der Untersuchung erzwungen werden kann (z. B. innerbetrieblich angeordnete Teilnahme an einer Befragung, gesetzlich angeordnete Volkszählung).
Quellen
- ↑ Peter P. Eckstein: Repetitorium Statistik. 6. Auflage. Gabler, 2006, S. 4.
- ↑ Schnell, Rainer (1991): Zur faktischen Grundgesamtheit bei "allgemeinen Bevölkerungsumfragen": Undercoverage, Schwererreichbare und Nichtbefragbare. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 43, S. 106-137.
- ↑ Karl Bosch, Basiswissen Statisitik: Einführung in die Grundlagen der Statistik mit zahlreichen Beispielen, Überungsaufgaben und Lösungen, München 2007, Oldenburg Wissenschaftsverlag online
Kategorien:- Statistischer Grundbegriff
- Stichprobentheorie
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