Gustav Wiedemann

Gustav Wiedemann

Gustav Heinrich Wiedemann , (* 2. Oktober 1826 in Berlin; † 23. März 1899 in Leipzig) war ein deutscher Physiker.

Als Sohn eines Berliner Kaufmanns besuchte Wiedemann anfangs eine Privatschule und ab 1838 das Cöllnische Humanistische Gymnasium. Sein anschließendes Studium der Physik, Chemie und Mathematik absolvierte er an der Berliner Universität, wo er sich mit Hermann von Helmholtz anfreundete. Nach dem er sich 1851 dort auch habilitiert hatte, lehrte er zunächst als Privatdozent in Berlin und ab 1854 als Hochschullehrer in Basel, Braunschweig und Karlsruhe. 1871 wechselte er zur Universität Leipzig, wo er 1887 als Direktor das Physikalische Institut der Universität übernahm. Seit 1883 war er korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften.

Wiedemann beschäftigte sich vor allem mit der Polarisation des Lichts sowie mit Fragen der Elektrizität und des Magnetismus. Dabei fand er 1853 zusammen mit Rudolph Franz in Berlin den Zusammenhang zwischen der elektrischen Leitfähigkeit und der Wärmeleitfähigkeit von Metallen. Das nach ihnen benannte Wiedemann-Franzsche Gesetz besagt, dass das Verhältnis von elektrischer Leitfähigkeit und Wärmeleitfähigkeit bei allen reinen Metallen bei konstanter Temperatur nahezu gleich ist.

Zu den wichtigen Arbeiten Wiedemanns in Leipzig zählt auch die Bestimmung des absoluten elektrischen Widerstands des Quecksilbers mit Geräten von Wilhelm Eduard Weber und Karl Friedrich Zöllner, die er noch verbesserte. Wiedemann bestimmte hierbei die Länge einer Quecksilbersäule, die bei einem Querschnitt von 1 mm² einen Widerstand von 1 Ohm aufweist: Die genaue Länge dieser Quecksilbersäule ermittelte er mit 1,0626 m. Auf der Grundlage dieses Messergebnisses wurde 1893 die international gültige Maßeinheit Ohm als verbindlich festgelegt.

Weiterhin entdeckte Wiedemann die Torsion eines stromdurchflossenen magnetischen Stabes, später als Wiedemann-Effekt bezeichnet. Das von ihm verfasste Handbuch "Die Lehre von der Elektrizität" galt in der Physik für längere Zeit als Standardwerk. Als Nachfolger von Johann Christian Poggendorff übernahm er nach dessen Tod die Herausgabe der "Annalen der Physik und Chemie".

Aus seiner Ehe mit seiner Frau Clara geb. Mitscherlich, Tochter des Berliner Chemikers Eilhard Mitscherlich, die Söhne Eilhard Wiedemann (Physiker) und Alfred Wiedemann (Ägyptologe).

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wiedemann-Franz law — In physics, the Wiedemann Franz law states that the ratio of the thermal conductivity ( K ) to the electrical conductivity ( sigma; ) of a metal is proportional to the temperature ( T ). :frac{K}{sigma}=LTTheoretically, the proportionality… …   Wikipedia

  • Gustav Heinrich Wiedemann — (* 2. Oktober 1826 in Berlin; † 23. März 1899 in Leipzig) war ein deutscher Physiker. Werdegang Als Sohn eines Berliner Kaufmanns besuchte Wiedemann anfangs eine Privatschule und ab 1838 das Cöllnische Humanistische Gymnasium. Sein anschließendes …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Heinrich Wiedemann — était un physicien allemand, né à Berlin le 2 octobre 1826, décédé à Leipzig le 24 mars 1899. Après avoir suivi des études au lycée de Cologne, il entre à l Université Humboldt de Berlin en 1844 et en obtient son diplôme de doctorat trois ans… …   Wikipédia en Français

  • Gustav Heinrich Wiedemann — Nacimiento 2 de octubre de 1826 Berlín, Alemania Fallecimiento 24 de marzo de 1899 Leipzig, Alemania Residencia Alemania …   Wikipedia Español

  • Wiedemann — is a Bavarian (German) surname.People*Christian Rudolph Wilhelm Wiedemann (1770 1840) physician, historian, naturalist *George Wiedemann (1833 1890) brewer *Gustav Heinrich Wiedemann (1826 1899) physicist *Kent M. WiedemannThings*Wiedemann Franz… …   Wikipedia

  • Wiedemann — ist der Name folgender Personen: Albert Wiedemann (1880–1952), deutscher Politiker (DVP, DNVP), MdR Alfred Wiedemann (Ägyptologe) (1856–1936), deutscher Ägyptologe Alfred Wiedemann (Schriftsteller) (1867–1920), deutscher Schriftsteller Alfred… …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Adolf Michaelis — nach einem Gemälde von Karl Aubel aus dem Jahr 1820 Gustav Adolf Michaelis (* 9. Juli 1798 in Harburg; † 8. August 1848 in Lehrte) war ein deutscher Mediziner und Geburtshelfer. Er war der Vater des Archäologen Adolf Michaelis (1835–1910) …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Heinrich Wiedemann — (October 2, 1826 March 24, 1899), German physicist, was born at Berlin.After attending the Cologne gymnasium, he entered the university of Berlin in 1844, and took his doctor s degree there three years later. His thesis on that occasion was… …   Wikipedia

  • Wiedemann — Wiedemann,   1) Ferdinand Johann, Sprachwissenschaftler, * Haapsalu (Estland) 30. 3. 1805, ✝ Sankt Petersburg 29. 12. 1887; schrieb grundlegende deskriptive Grammatiken sowie Wörterbücher zu verschiedenen finnougrischen Sprachen. Auf die… …   Universal-Lexikon

  • Wiedemann — Wiedemann, 1) Ferdinand Johann, Sprachgelehrter, geb. 18. März (a. St.) 1805 zu Hapsal in Esthland, gest. 29. Dez. 1887 in St. Petersburg, studierte in Dorpat, wurde 1830 Lehrer am Gymnasium in Mitau, 1837 Oberlehrer des Griechischen am Gymnasium …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”